Rolf Schaffner, CEO Rapid: «In der Landwirtschaft herrscht aufgrund von zwei Initiativen viel Verunsicherung.»

Guter Start ins Geschäftskahr 2019.

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Rolf Schaffner wurde 2013 CEO der Rapid Gruppe. Zuvor war er schon seit 1997 in dem Unternehmen tätig, u.a. als Betriebsleiter. Bild: schweizeraktien.net

Für Rolf Schaffner ist 2019 das wohl wichtigste Jahr in seiner sechsjährigen Karriere als CEO der Rapid Holding. Denn binnen zweier Monate akquirierte der Hersteller von handgeführten Einachsgeräten für die Landwirtschaft gleich zwei Unternehmen, um in seiner Nische weiter expandieren zu können: die deutsche KommTek und den Mitbewerber Brielmaier Motormäher in Friedrichshafen. Nach dem Verkauf der Immobiliensparte im Jahr 2014 hatte Rapid angekündigt, das überschüssige Kapital entweder in Zukäufe zu investieren oder an die Aktionäre auszuschütten. Es habe einige Zeit gedauert, bis man die angekündigten Akquisitionen nun umsetzen konnte, sagte Schaffner vor den Medien. Zusammen mit KommTek (Umsatz: 4.5 Mio. EUR) und Brielmaier (Umsatz: 9 Mio. EUR) dürfte der Umsatz nun um rund 14 Mio. CHF zunehmen. 2018 erzielte Rapid einen Umsatz von 43,1 Mio. CHF, und der Reingewinn erreichte 2.6 Mio. CHF.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net erläutert Schaffner, wie Rapid nun neue Märkte erschliessen möchte und welche Rolle dabei KommTek und Brielmaier spielen. Ausserdem zeigt er die Abhängigkeit der Rapid Gruppe von den Entwicklungen in der Landwirtschaft auf.

In den vergangenen Jahren fielen die Verkäufe bei Rapid im 1. Semester wesentlich höher aus als in der 2. Jahreshälfte. Ist dieses saisonale Muster erhalten geblieben? 2018 wuchsen die Umsätze in der ersten Jahreshälfte mit 20%, gefolgt von einem deutlich gebremsten 2. Semester.

Dieses saisonale Muster wird erhalten bleiben. In der Ausprägung war das letzte Geschäftsjahr aufgrund der Lancierung von sechs neuen Maschinen jedoch sehr extrem.

Trifft dieses saisonale Bestellmuster eigentlich auch auf den an Bedeutung gewinnenden Exportmärkten zu?

Ja, dieses Bestellmuster trifft auch auf die Exportmärkte in Bezug auf das Marktsegment Landwirtschaft zu. Die übrigen Marktsegmente wie Kommunal und Gartenbau haben nicht diese extreme Ausprägung.

Wie wollen Sie eine „Glättung“ der Umsätze erreichen?

Wir haben verschiedene Massnahmen, um eine Glättung zu erreichen. Wir versuchen, unser Frühbezugssystem genügend attraktiv zu gestalten, wir wollen den Gartenbau mit einem attraktiveren Programm besser bedienen, und es sind erste Versuche am Laufen, um auch durch geografische Marktentwicklung diese Thematik zu entschärfen.

Derzeit ist Rapid vorrangig im Alpenraum vertreten. Sehen Sie auch Expansionschancen jenseits des Alpenraumes?

Unser Ziel ist es, die Abhängigkeit vom Alpenraum zu entschärfen. Aus diesem Grund sind die neuen Themen wie Gartenbau und Grünlandpflege für uns so wichtig.

Die Wetterbedingungen scheinen auch 2019 für die Landwirte widrig auszufallen. Was können Sie zur Investitionsneigung für landwirtschaftliche Maschinen sagen?

In den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres sind wir sehr gut gestartet und haben einen überdurchschnittlichen Auftragseingang verzeichnet. In den letzten drei Wochen ist die Visibilität nach vorne etwas verloren gegangen und entsprechend schwierig abzuschätzen. Wir sind der Meinung, dass in der Landwirtschaft aktuell aufgrund der zwei Initiativen, «Initiative für sauberes Trinkwasser» und «eine Schweiz ohne synthetische Pestizide», eine Verunsicherung vorhanden ist. Zusätzlich ist man gespannt auf die Vorschläge des Bundes im Zusammenhang mit der Agrarpolitik 22+. Dies führt sicher nicht zu einem höheren Investitionsverhalten bei den Bauern.

Vergangenes Jahr kam es ja zu einem Bestellboom aus der Halbleiterindustrie für Ihre Contract Manufacturing Tochter im 1. Halbjahr, gefolgt von einem harten zyklischen Abschwung. Was können Sie zur Entwicklung in diesem Jahr sagen?

Im Contract Manufacturing wird das Jahr 2019 sehr viel ausgeglichener sein als das Jahr 2018. Die Auftragsentwicklung in der Bahnindustrie wie auch in der Elektromobilität ist sehr positiv, und auch in der Halbleiterindustrie sind erste positive Meldungen zu verzeichnen.

Trotz der Abschwächung im 2. Semester lag ja die Wachstumsrate beim Umsatz bei 15,5%. Was erwarten Sie für 2019 und, soweit einschätzbar, für 2020?

Wir rechnen aufgrund der oben genannten offenen Punkte für die Landwirtschaft mit einer Abschwächung im Schweizer Markt. In den Exportmärkten ist kein einheitliches Muster feststellbar. Es gibt Märkte, die aktuell sehr volatil sind und im Moment schwer abschätzbar und andere mit sehr gutem Wachstum. In der Summe ist die Situation jedoch eher verhalten.

Können Sie einen Zwischenbericht geben zu Ihrer seit letztem Jahr verstärkten Human-Resources-Strategie? Was haben Sie erreicht, was streben Sie an?

Wir sind nach wie vor in der Phase der Bestandesaufnahme und am Erarbeiten von Massnahmen. Konkrete Resultate sind im Moment nicht kommunizierbar.

Würden Sie bitte die industrielle Logik hinter der Akquisition von KommTek erläutern? Tut sich mit den funkgesteuerten Land- und Kommunalmaschinen ein neues Wachstumsfeld auf?

Der funkgesteuerte Land- und Kommunalmaschinen-Markt ist am Wachsen, und demzufolge gibt es auch immer mehr Wettbewerber. Für uns ist jedoch zukünftig wichtig, diese Produkte im Portfolio zu haben, damit wir für unsere Vertriebskanäle attraktiv sind und bleiben. Aus diesem Grund erhoffen wir uns nicht nur ein Wachstum im Bereich der funkgesteuerten Geräte, sondern einen positiven Impact für das ganze Sortiment.

Was sind die wichtigsten Gründe für die Übernahme der Mehrheit an Brielmaier Motormäher?

Durch den Zukauf von Brielmaier wird die Rapid Gruppe zum Marktführer im Bereich des Breitspurmähens. Bild: schweizeraktien.net

Durch die Übernahme von Brielmaier erreichen wir die
Marktführerschaft im Bereich des Breitspurmähens. Ausserdem erhalten wir ein etabliertes Vertriebssystem in den Hauptmärkten, einen Entwicklungs- und Produktionsstandort in Deutschland, den Zugang zu einer modernen Blechfertigung sowie einen Produktionsstandort in Rumänien. Dies stärkt unsere Wettbewerbsposition enorm. Zudem konnten wir so verhindern, dass Brielmaier an einen Konkurrenten verkauft wurde.

Durch die beiden Akquisitionen sind ja zahlreiche neue Märkte dazugekommen: Rumänien, Frankreich, UK, USA, Skandinavien. Wieviel Prozent des Umsatzes werden in drei Jahren noch in der Schweiz anfallen?

Aktuell machen wir 50% des Umsatzes im Export. Wir gehen davon aus, dass dieser Anteil noch wachsen wird. Was unter dem Strich im Export drin liegen wird, wird auch davon abhängen, wie sich die Situation in der Schweiz primär mit KommTek-Produkten auswirken wird und vor allem auch, wie sich das Contract Manufacturing im Schweizer Markt entwickelt.

Läuft die Integration rund, oder könnten auch Schwierigkeiten auftreten?

Wir haben einen Plan, wie die Integration laufen soll. Das Closing mit Brielmaier war am 1.7.19, und demzufolge starten wir erst jetzt mit diesem Prozess. Unser primäres Ziel ist es nicht, durch eine möglichst hohe Integration möglichst viel Kosten zu sparen. Unser Ziel ist es, durch möglichst stabile Verkaufskanäle und -Prozesse möglichst hohe Umsätze zu generieren. Aus diesem Grund werden wir in einem ersten Schritt vorwiegend im administrativen Bereich näher zusammenarbeiten. In allen übrigen Bereichen sind die Unternehmen so unterschiedlich aufgestellt, dass es gar nicht so viel zu integrieren gibt.

Planen Sie weitere Akquisitionen? Wird die Liquidität, die durch die üppigen Dividenden an die Aktionäre zurückgeführt wird, angesichts des Kapitalbedarfs vielleicht reduziert?

Zu diesen Themen werden wir im Halbjahresbericht Ende August Stellung nehmen.

Fazit

Die Akquisitionen von Rapid sind zu begrüssen. Denn ohne diese Zukäufe wäre für Rapid als Nischenanbieter das Risiko, alleine geografisch expandieren, zu gross gewesen. Dank der Zukäufe gewinnt Rapid nicht nur an Umsatz, sondern kann auch gemeinsam mit den zwei neuen Marken KommTek und Brielmaier bestehende Märkte besser bearbeiten und neue Märkte erschliessen. Zudem dürften in der Entwicklung und Produktion Synergien genutzt werden können. Wichtig ist weiterhin, dass sich Rapid durch die Zukäufe den Zugang zu den zukunftsweisenden Technologien funkgesteuerte und autonome Führung der Geräte sichert. Mit den zwei Akquisitionen hat Rapid ausserdem die Voraussetzung für weitere akquisitorisches Wachstum geschaffen und kann in dem Nischenmarkt als Plattform agieren.

Über die Kaufpreise ist bisher nichts bekannt. Ebenso wurden noch keine konkreten Aussagen zur künftigen Ausschüttungspolitik gemacht. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich die Höhe der Ausschüttungen nach dem Kauf reduzieren wird. Im Gegenzug kann der Aktionär dank der Zukäufe und der Wachstumspläne eine kontinuierliche, bei einem positiven Geschäftsverlauf auch wieder steigende Dividendenzahlung erwarten. Akquisitionsbedingt könnte der Umsatz in 2019 auf 55 bis 60 Mio. CHF steigen. Nach dem starken Kursanstieg im letzten Jahr sind die Aktien bei Kursen von 670 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie gezahlt wurden, schon jetzt mit einem KGV von weit über 20 bewertet. Dies dürfte sich zumindest kurzfristig nicht ändern. Attraktiv sollte allerdings weiterhin die Dividendenrendite bleiben. Selbst wenn die Ausschüttung um die Hälfte auf 25 CHF je Aktie reduziert würde, erreicht diese immer noch einen attraktiven Wert von 3.7%. Für Value-Investoren bleiben die Rapid-Aktien daher weiterhin ein interessantes Investment, auch wenn das Potenzial für kurzfristige Kurssteigerungen eher limitiert scheint.

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