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SPI-Musterdepot: Klare Outperformance 2015, Starrag und Schweiter neu im Depot

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starrag sanet
Starrag Group: Hauptsitz in Rorschacherberg am Bodensee.

Das Aus beim Euro-Mindestkurs gleich Mitte Januar 2015 brachte dem SPI-Musterdepot von schweizeraktien.net schon kurz nach dem Start einen schweren Stand. Wir hatten etwa mit Rieter, Burckhardt Compression oder auch Kudelski eine Reihe von Titeln im Portfolio, die nach der Frankenexplosion stark unter Druck geraten waren. Zwar konnten diese Titel im Laufe des Jahres an Boden gut machen, und es gab auch Abgänge aus dem Depot wie IVF Hartmann oder Mobilezone, die schönen Gewinn brachten, doch fast das ganze Jahr über hatte das Musterdepot zu kämpfen.

Jetzt allerdings in den letzten Wochen 2015 kam es dann doch zur erhofften Erholung. In einem schwachen Dezember mit einem Kursrückgang im SMI von rund 3 Prozentpunkten legten vor allem Huber+Suhner, Kudelski und Rieter ganz klar gegen den Trend zu, und auch Valiant sowie Flughafen Zürich konnten den Monat mit Kurssteigerungen abschliessen. Vor allem aber: Ein Übernahmeangebot für Micronas Semiconductor Mitte Dezember brachte der Aktie des Halbleiterkonzerns einen gewaltigen Schub. Der japanische Elektronikriese TDK bietet für jede Micronas-Aktie 7,50 Franken in bar. Per Ende 2015 notierte der Tech-Titel zwar noch leicht unter dem Angebotspreis, aber wir steigen dennoch aus und realisieren ein schönes Plus von 25,3%.

SMI – Outperformance legt weiter zu

Insgesamt schaffte das Depot mit einem Jahresplus von 5,6% dann letztendlich doch noch eine versöhnliche Outperformance zum SMI seit Januar von 8,8 Prozentpunkten. Und aktuell, heute im schwachen Markt, baut das Depot diese Outperformance bezogen auf den Start Anfang 2015 sogar noch weiter auf 9.3 Prozentpunkte aus.

Nicht zu retten war allerdings die Turnaround-Spekulation auf Schmolz+Bickenbach. Die Aktie des Stahlunternehmens hatte sich anfänglich zwar gut entwickelt, doch im Laufe des Jahres kam es mehr und mehr zu operativem Gegenwind und einem dicken Minus der Position. Risikofreudige Anleger bleiben zwar an Bord und setzen auf einen Rebound von der psychologischen Marke von 0,50 Franken, doch wir steigen aus und investieren die dadurch und auch aus dem Micronas-Verkauf gewonnene Liquidität in zwei vielversprechende Depotneuzugänge.

Valiant – Kurs nach wie vor unter Buchwert

Dazu gleich mehr. Zuerst noch ein kurzer Überblick über weitere aktuelle Positionen. Die Aktie von Valiant war auch in den letzten Wochen des Jahres nicht zu bremsen und brachte im Depot einen Wertzuwachs seit Aufnahme von 42,9%. Die Aktie der Bank notiert aber nach wie vor unter dem Eigenkapital von geschätzt rund 130 Franken per Ende 2015. Wir setzen darauf, dass dieser Wert spätestens bei Präsentation der Jahreszahlen am 16. Februar erreicht wird.

Während Flughafen Zürich im vergangenen Jahr mit einem Plus von 9.7% ebenfalls eine schöne Outperformance zum breiten Aktienmarkt brachte und sogar noch weiteres Potential besitzt, zeigte sich Burckhardt Compression nicht nur sehr volatil, sondern auch schwach. Die Aktie des Maschinenbauers lieferte ein Jahresminus von 20.0%. Allerdings: Der Titel notiert jetzt an der Unterstützung und psychologischen Marke von 300 CHF. Das bietet für Neueinsteiger eine schöne und schon kurzfristige Rebound-Chance.

Starrag – da dürfte alles Negative im Kurs drin sein

Für die beiden oben genannten Abgänge aus dem Depot nimmt die Redaktion von schweizeraktien.net Starrag und Schweiter neu in das Portfolio auf. Starrag zählt mit einem Kursminus von rund 30% im 2015 zwar zu den schwächsten SPI-Mitgliedern. Der Hersteller von Präzisions-Werkzeugmaschinen litt im vergangenen Jahr nämlich insbesondere unter dem Aufschub von Kundenprojekten im Bereich Transportation und dem schwachen Euro. Auch die Neuaufträge aus dem Sektor Aerospace blieben unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. So verzeichnete der Maschinenbauer aus Rorschacherberg im Kanton St. Gallen in den ersten neun Monaten insgesamt einen Rückgang der Aufträge um 14% auf 229.8 Mio. CHF und bei den Umsätzen um 6.4% auf 269.9 Mio. CHF. Bereinigt um negative Währungseinflüsse lag das Minus mit 7.1% bei den Orders und beim Umsatz sogar mit einem Zuwachs um 1.2% aber weit besser.

Auf der Gewinnseite hinterlies der schwache Euro allerdings noch tiefere Spuren. Nicht abgesicherte Europositionen brachten in den ersten drei Quartalen einen Rückgang beim Reingewinn von 9.4 auf 5.5 Mio. CHF. Das Ergebnis je Aktie fiel entsprechend von 2.76 auf 1.60 CHF. Immerhin: Im Segment Aerospace haben Grosskunden des Unternehmens Investitionen auf der Agenda, Starrag rechnet dort mittelfristig mit einer positiven Entwicklung. Zudem wurden bereits im Halbjahr der Vertrieb gestärkt und das Produktportfolio optimiert. Und auch das Thema „Euro“ spielt zunehmend eine geringere Rolle. Seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses hat der Maschinenbauer die Abhängigkeit vom Franken mehr und mehr zurückgefahren und erzielt derzeit drei Viertel seiner Wertschöpfung an ausländischen Standorten. Obwohl Starrag profitabel arbeitet und sich die operative Entwicklung bessern dürfte, notiert der Titel um rund 20% unter dem Buchwert von rund 55 CHF je Aktie. Da bietet sich deutliches Turnaroundpotenzial. Kurse um 60 CHF wie noch im August könnten hier ganz schnell wieder drin sein.

Schweiter – die Geschäfte laufen rund

Während Depotneuling Starrag noch zu kämpfen hat, präsentiert sich unser zweiter Neuzugang – Schweiter Technologies – operativ und auch charttechnisch stark. Die Aktie des Herstellers von Textilmaschinen und von Verbundwerkstoffen insbesondere für Windenergieanlagen kletterte in den letzten sechs Monaten um rund 15% und hat nun fast wieder das 14-Jahreshoch vom April bei 863.50 CHF erreicht. Auslöser für den starken Lauf waren die Mitte August präsentierten Halbjahreszahlen. So steigerte die Gruppe ihren Umsatz in den sechs Monaten um 15% auf 431.0 Mio. CHF. Darin enthalten waren auch drei Monate der im 2015 akquirierten Töchter. In lokalen Währung lag das Umsatzplus sogar bei 18%. Besonders stark lief es dabei im Segment Verbundwerkstoffe mit einem währungsbereinigten Anstieg der Erträge um 22%. Zwar war das Ergebnis durch die Aufwertung des Frankens und durch Integrationskosten der Akquisitionen mit rund 8.0 Mio. CHF belastet und lag dadurch mit 18.7 Mio. CHF um rund 10% unter dem Wert des Vorjahreszeitraums von 20.8 Mio. CHF. Doch operativ zeigen die Zeichen nach oben.

Schweiter rechnet für das zweite Halbjahr mit einem Geschäftsverlauf zumindest auf dem Niveau des ersten Semesters und infolge entsprechender Massnahmen mit einer vollen Kompensation der negativen Währungseffekte. Da sich die Zukäufe im zweiten Halbjahr voll bei Umsatz und Ergebnis zeigen, ist für 2015 insgesamt mit einem Gewinnanstieg zu rechnen – mit weiter steigender Tendenz in diesem Jahr. Nach einem Umsatz von 765.6 Mio. CHF im 2014 könnten die Erträge von Schweiter bei dreimonatiger Konsolidierung der neuen Töchter schon im 2015 annähernd in den Bereich von 1.0 Mrd. CHF gelandet sein und das bei einem geschätzten Ergebnis je Aktie von etwa 32 CHF. Infolge des Wegfalls der negativen Effekte aus dem ersten Halbjahr ist dann im 2016 mit einem Gewinnschub auf mehr als 40 CHF je Aktie zu rechnen. Angesichts der hohen Dividende – für 2015 scheint erneut eine Zahlung von 40 CHF je Aktie wahrscheinlich – und der entsprechenden Dividendenrendite von 4.8% sowie wegen des starken operativen Laufs könnte das 2015er-Hoch bald wieder drin sein.

Musterdepot SPI “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 116,2 135,00 135 15.687,00 CHF 40,8%
236106 Starrag 46,00 46,00 60,00 200 9.200,00 CHF Neuaufnahme
3038073 Huber+Suhner 41,90 45,50 49,50 285 12.967,5 CHF 8,6%
1056796 Flughafen Zürich 687,00 744,00 830,00 15 11.160,0 CHF 8,3%
2553602 Burckhardt Compression 385,00 301,75 490,00 26 7.845,50 CHF -21,6%
367144 Rieter 161,50 183,30 225,00 62 11.364,6 CHF 13,5%
1100359 Carlo Gavazzi 228,20 209,00 275,00 44 9.196,00 CHF -8,4%
2620586 Looser Holding 63,70 42,00 85,00 156 6.552,00 CHF -34,1%
1226836 Kudelski 12,85 14,10 16,50 780 10.998,0 CHF 9,7%
1075492 Schweiter 826,50 826,5 980,00 10 8.265,00 CHF Neuaufnahme
Cash 712,64 CHF
Performance gesamt 103.948,24 CHF 3,9%
SMI 9105,70 8615,58 -5,4%
Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 4.1.16

Rigi Bahnen AG: Besucherrekord im Jahr 2015 mit 785’000 Gästen

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Die Rigi Bahnen AG vermelden in einer Medienmitteilung vom 4. Januar 2016 einen neuen Besucherrekord auf der Rigi für das Jahr 2015. Mit einem Plus von 130’000 Gästen oder 20% auf 785’000 Besucher wurde ein bisher noch nie annähernd so hoher Wert erreicht, schreibt das Unternehmen. Profitieren konnte das Unternehmen von der Dualastrategie Schweiz/Asien und dem prächtigen Sommer 2015, lässt sich Direktor Peter Pfenninger zitieren.

Mit total 550’000 Schweizern auf dem Berg dürfte die Rigi nach wie vor der von Schweizern am meisten frequentierte Berg sein. Mit zum Erfolg beigetragen habe die Akzeptanz des Generalabonnements (neu: Swiss Pass). Für das laufende Jahr rechnet die Gesellschaft mit einer stabilen Besucherentwicklung.

Ausserbörsliche Aktien 2015: Kurse entwickeln sich stabil, HBB Holding legt 337% zu – Schweizer Zucker verliert 43%

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Der OTC-X Premium-Index entwickelte sich 2015 weniger volatil, als der SPI. Quelle: www.money-net.ch
Der OTC-X Premium-Index entwickelte sich 2015 weniger volatil, als der SPI. Quelle: www.money-net.ch
Der OTC-X Premium-Index entwickelte sich 2015 weniger volatil, als der SPI. Quelle: www.otc-x.ch

Der ausserbörsliche Aktienmarkt konnte im Jahr 2015 nicht an die sehr gute Entwicklung des Vorjahres anknüpfen. Allerdings schloss der Grossteil der Indizes der OTC-X-Index-Familie das Jahr wiederum mit einem Plus ab. Lediglich der Subindex OTC-X Bergbahnen musste ein deutliches Minus von 11.1% hinnehmen. Ebenfalls negativ entwickelte sich mit minus 3.2% der OTC-X Transport/Verkehr/Logistik. Diese rückläufige Entwicklung widerspiegelt die schwachen Ergebnisse zahlreicher Transportunternehmen. Nicht ohne Spuren blieb dies auch beim OTC-X-Top-50, der binnen Jahresfrist um 1.6% verlor. Als wertstabil erwies sich indessen der OTC-X Liquidity-Index, der um 0.2% avancierte. Leicht zuzulegen vermochten der OTC-X All Share-Index, der sämtliche der 315 auf OTC-X gehandelten Werte beinhaltet, und der OTC-X Premium-Index mit einem Plus von 1.1% respektive 1.0%.

Der markbreite OTC-X All Share-Index und der Liquidity-Index lagen 2015 leicht im Plus. Quelle: www.money-net.ch
Der marktbreite OTC-X All Share-Index und der Liquidity-Index lagen 2015 leicht im Plus. Quelle: www.otc-x.ch

Wie bereits im Vorjahr verlief die Entwicklung der ausserbörslich gehandelten Papiere in sehr ruhigen Bahnen. Dies im Gegensatz zu den kotierten Werten, die nach der Mitteilung der Schweizerischen Nationalbank am 15. Januar, die Unterstützung des Euros aufzugeben, deutliche Einbrüche erlitten. Trotz der schnellen Gegenbewegung nach oben konnte der die grosskapitaliserten Werte umfassende SMI bis zum Jahresende die Verluste nicht mehr aufholen und schloss mit einem Minus von 1.8% ab. Deutlich besser entwickelte sich der SPI, der nach einem anfänglichen Minus das Jahr mit einem Plus von 2.7% abschloss.

Handelsvolumen rückläufig

Die Umsätze im ausserbörslichen Handel konnten im Jahr 2015 nicht an die Rekordwerte des Vorjahres anknüpfen. Deutlich rückläufig waren vor allem die Abschlusszahlen, die um 19.6% auf 7’039 fielen. Etwas weniger stark fielen die Umsätze mit minus 16.6% auf 119.3 Mio. CHF. Dieser Wert entspricht demjenigen des Jahres 2012, in welchem allerdings nur 6’499 Abschlüsse verzeichnet wurden. Dennoch war es auch im vergangenen Jahr wieder möglich, mit der richtigen Selektion von Titeln eine hervorragende Performance zu erzielen. Als Beispiel kann das von schweizeraktien.net per 6. Januar 2015 gestartete Musterdepot mit ausserbörslichen Aktien herangezogen werden. Dieses konnte bis zum Jahresende 2015 um beachtliche 15.8% zulegen. Über die Performance unserer Musterdepots werden wir in den kommenden Tage noch berichten und allfällige Anpassungen vornehmen.

HBB Holding, Bank von Roll und Rigi Bahnen bilden Spitzentrio

Bildquelle: HBB Holding AG
Bildquelle: HBB Holding AG

Wie in den Vorjahren haben wir wiederum nur Titel in die Tabelle mit den Gewinnern und Verlierern aufgenommen, die im Berichtsjahr Umsätze von mindestens 100’000 CHF erreichten. Die absolute Spitzenperformance erreichten die Aktien der HBB Holding mit einem Kursplus von 337.5% im vergangenen Jahr. Die Gesellschaft befand sich in einer nahezu auswegslosen Lage und konnte nur dank einer Umwandlung von Schulden in Eigenkapital überleben. Wir berichteten in einem Blogbeitrag, der hier nachgelesen werden kann, über die Situation bei der HBB. Auch nach der erfolgreichen Durchführung der Kapitalerhöhung befindet sich das Unternehmen in einer schwierigen Lage. Operativ ist HBB hingegen gut unterwegs, weswegen es nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass die finanziellen Schwierigkeiten gelöst werden können und die Fima auf den Erfolgspfad einbiegt. Der Kursanstieg spiegelt die Hoffnungen der Investoren auf eine erfolgreiche Zukunft der Gesellschaft wider. An zweiter Stelle der Spitzenreiter taucht die wohl nur wenigen Anlegern bekannte Bank von Roll mit einem Kursplus von 81.8% auf. Der Kursanstieg geht auf das Konto eines Übernahmeangebots des aus Deutschland stammenden Investors August François von Finck für die wenigen im Publikum verbleibenden Aktien des von der Familie von Finck beherrschten Finanzhauses. Ebenfalls stark gesucht waren im vergangenen Jahr die Papiere der Rigi Bahnen AG. Nach einem Rekordjahr 2014 setzten die Aktien zu einem wahren Höhenflug an. Auch für das Jahr 2015 wird trotz der sehr schwierigen Situation, in der sich die Tourismusbranche befindet, ein Rekordergebnis erwartet. Die Gesellschaft plant einerseits grössere Investitionen und will andererseits für 2015 eine Dividende ausschütten. Für das laufende Jahr steht eine Kapitalerhöhung auf der Agenda. Wir berichteten wiederholt im Blog über die Gesellschaft, letztmalig hier.

Parkresort Rheinfelden und Menzi Muck-Gruppe stark im Plus

Ein grosses Interesse bei den Investoren fanden auch die Aktien der Parkresort Rheinfelden AG. Den regelmässigen Lesern unseres Blogs sind die Aktien als ein Titel, der in unserem Musterdepot enthalten ist, bekannt. Die Investoren kamen bei diesem Papier in den Genuss eines Kursanstiegs von 38.5%. Zusätzlich erhielten sie noch eine ansehnliche Bardividende von 30 CHF pro Aktie.

Wie im Vorjahr waren die Titel der Beteiligungsgesellschaft Menzi Muck Gruppe (vormals Rheintal Assets) im Fokus der Anleger. Nachdem die Aktien im Vorjahr unter den Verlieren zu finden waren, wendete sich im 2015 das Blatt. Mit einem Kursplus von 33.9% legten die Titel deutlich zu. Der Grossteil der Kursentwicklung war wie im Vorjahr in den letzten Monaten des Jahres zu beobachten. Das Plus verlief allerdings weniger spektakulär als der Rückgang im Vorjahr. Stattdessen stiegen die Kurse im letzten Quartal bei hohen Umsätzen an. Über die genauen Gründe ist wenig bekannt, da die Gesellschaft bisher nicht mit Transparenz glänzte.

Schweizer Zucker führt Verliererliste an

An erster Stelle der Verlierer des Jahres 2015 stehen die Titel der Schweizer Zucker AG mit einem Kursminus von 43.3%. Wie wir in unserem Blog mehrfach berichteten, leidet die Gesellschaft unter dem sehr schwierigen Marktumfeld der gesamten Zuckerbranche. Weltweit sind die Preise für Zucker wegen der Überproduktion auf einem sehr tiefen Niveau, woran sich auch so schnell nichts ändern dürfte. Es besteht das Risiko, dass die sehr hohen Rückstellungen, welche die Gesellschaft besitzt, eingesetzt werden, um die Zuckerproduktion weiterhin aufrechtzuerhalten.

Ebenfalls zu den Verlierern gehören die Titel des Luzerner Medienhauses LZ Medien mit einem Minus von 38.3%. Die Aktien beendeten das Jahr bei sehr geringen Umsätzen im Dezember auf Tiefstkursen. Das Unternehmen leidet unter der allgemeinen Schwäche der gesamten Medienbranche, die auch vor der Zentralschweiz nicht Halt macht. So verzeichneten auch die Printprodukte der LZ Medien Rückgänge bei der Auflage und tiefere Werbeeinnahmen.

Kongresshaus-Aktie leidet aufgrund bevorstehender Sanierung

Deutliche Kursrückgänge mussten auch die Besitzer der Aktien des Kongresshauses Zürich verzeichnen. Der Kursrücksetzer von 30% kann mit der Sondersituation der Gesellschaft begründet werden. Die Gesellschaft ist lediglich Betreiberin des Kongresshauses in Zürich und besitzt nur sehr rudimentäre Sachanlagen. Das Haus in Zürich muss saniert werden, was nur mit einer Schliessung möglich ist. Anstelle des von der Gesellschaft erhofften temporären Umzugs in ein Provisorium wird während der Sanierungsphase, die rund drei Jahre andauern soll, die Geschäftstätigkeit nahezu komplett eingestellt. Dies bedeutet erhebliche finanzielle Einbussen, die sich im Aktienkurs niederschlugen.

Auch die Aktien des Edelmetallverarbeiters Cendres+Métaux sind mit einem Kursrückgang von 27.1% unter den Verlierern des Jahres 2015 zu finden. Die Gesellschaft ist von verschiedenen Seiten unter Druck: Ein hoher Margendruck in der Medizinaltechnologie gepaart mit einem Paradigmenwechsel bei den Materialien (weg vom Metall hin zu Kunststoffen) und das Ende der Wachstumsphase der Luxusbranche drücken auf die Einnahmen. Hinzu kommt die seit dem 15. Januar 2015 bestehende ungünstige Wechselkurssituation beim Euro. Allerdings fielen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2014/15 dank Restrukturierungs- und Optimierungsmassnahmen weniger schlecht aus als befürchtet, wie wir vor wenigen Wochen in unserem Blog hier berichteten.

AZ Medien ebenfalls unter Druck

Mit den Titeln der AZ Medien-Gruppe findet sich ein weiteres Unternehmen der Medienbranche auf der Verliererliste. Die Aktien verloren im Jahresverlauf um 18.4%. Nach der Publikation tiefroter Zahlen für das Jahr 2014, über die wir hier berichteten, fielen die Kurse der Aktien deutlich. Neben den schwachen Zahlen mussten die Anteilseigner auch erstmalig seit langem auf eine Dividende verzichten. Das Unternehmen trieb in der Vergangenheit zahlreiche kostenintensive Expansionsprojekte voran, die auch weiterhin nur wenig Erträge abwerfen dürften. Zu nennen ist hier die Newsplattform Watson, die im 2014 lanciert wurde.

Für das laufende Jahr 2016 erwarten wir eine leicht positive Entwicklung der Aktienmärkte. Zwar sind die Risiken angesichts der teilweise hohen Bewertungen deutlich angestiegen, was auch die Reaktion der Märkte auf die Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die schweizerische Nationalbank im Januar zeigte, aber gleichzeitig bestehen für die Anleger keine valablen Anlage-Alternativen zu Aktien. Im letzten Jahr wurde auch wieder deutlich, dass die nicht kotierten Aktien weniger stark auf derartige einschneidende Nachrichten reagieren. Der Grossteil der Titel erwies sich als sicherer Hafen für Investoren.

Anleger sollten sich bei der Auswahl nicht kotierter Aktien weiterhin auf Papiere mit einer hohen und nachhaltigen Dividendenrendite fokussieren. Ebenfalls ein wichtiges Auswahlkriterium wird der Substanzwert der Unternehmen und die Solidität der Bilanzen sein. Gerade unter den ausserbörslichen Aktien finden sich hier einige sehr interessante Papiere, die diesen Kriterien perfekt entsprechen. Wir werden in den nächsten Tagen ein Update zu unserem Musterdepot publizieren, in dem unsere Favoriten für 2016 enthalten sein werden. Ebenfalls werden wir unser SPI-Musterdepot mit kotierten Titeln weiterführen. Anlegern wünschen wir schon jetzt viel Erfolg bei ihren Investments im neuen Jahr.

Gewinner und Verlierer 2015 – Ausserbörsliche Aktien
Valoren-Nr. Titel Bid CHF Last 2014 Bid CHF Last 2015 Performance
Gewinner
2312421 HBB Holding AG 11.5 8.00 29.5 35.00 337.50%
4958812 Bank von Roll AG 550 550.00 950 1’000.00 81.82%
1629001 Rigi Bahnen AG, Goldau 4.25 4.50 6.6 7.20 60.00%
199228 Parkresort Rheinfelden Holding AG, Rheinfelden 650 650.00 850 900.00 38.46%
1406921 Menzi Muck Gruppe AG 110 130.00 174 174.00 33.85%
Verlierer
623401 Schweizer Zucker AG 30 30.00 17 17.00 -43.33%
205500 LZ Medien Holding AG, Luzern 2005 2’350.00 1350 1’450.00 -38.30%
151450 Kongresshaus Zürich AG, Zürich 2500 2’700.00 1717 1’890.00 -30.00%
157936 Cendres+Métaux Holdg. SA, Biel 8500 8’500.00 6100 6’200.00 -27.06%
3088868 AZ Medien AG, Aarau 1950 1’900.00 1450 1’550.00 -18.42%
Quelle: www.otc-x.ch

AEK Energie: BKW verfügt über Vorkaufsrecht – Kommt es zu einem Übernahmeangebot an den Streubesitz?

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Der Hauptsitz der AEK Energie AG in Solothurn. Bild: AEK Energie AG
Der Hauptsitz der AEK Energie AG in Solothurn. Bild: AEK Energie AG
Der Hauptsitz der AEK Energie AG in Solothurn. Bild: AEK Energie AG

Nachdem die an der SIX kotierte europäische Energiegruppe Alpiq Holding AG bereits Mitte November 2015 im Rahmen einer Pressemitteilung darüber informiert hatte, dass sie den Verkauf ihrer Beteiligung von zuletzt 38.7% an der auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) gelisteten AEK Energie AG mit Sitz in Solothurn prüft, gab es einige Spekulationen rund um den regionalen Energieversorger im Schweizer Mittelland. Ziel der Veräusserung sei es, mit den aus dem Verkauf frei werdenden Mitteln auf Ebene Alpiq die Nettoverschuldung weiter zu reduzieren. Die bereits 1894 als «Gesellschaft des Aare- und Emmenkanals» gegründete AEK versorgt im Raum Solothurn rund 40’000 Endkunden mit Strom (vgl. auch Studie von OTC-X-Research zur AEK Energie AG, 08-2015).

Mehrere Interessenten für AEK

Das Oltner Tagblatt berichtete Ende November 2015 in einem lesenswerten Beitrag über die „attraktive Braut“ AEK und verschiedene lokale Akteure aus der Energiewirtschaft, die aus den unterschiedlichsten Gründen ein Interesse am Aufbau oder der Aufstockung einer AEK-Beteiligung haben könnten. Als mögliche Interessenten an einem Anteilserwerb genannt wurden Regio Energie Solothurn sowie die genossenschaftlich organisierten Elektra Birseck Münchenstein (EBM) und Elektra Baselland Liestal (EBL). Pikant daran ist, dass die genannten Interessenten bereits heute schon direkt oder auch indirekt mehr oder weniger grössere „Kleinaktionäre“ der AEK Energie AG sind (EBM, EBL) bzw. waren (Regio Energie Solothurn).

Beteiligungsverhältnisse bei der AEK Energie AG. Quelle: Eigene Abbildung, © schweizeraktien.net, 2015.
Beteiligungsverhältnisse bei der AEK Energie AG. Quelle: eigene Abbildung, © schweizeraktien.net, 2015.

Unser Schaubild zeichnet die bestehenden, vielfältigen Verästelungen im Aktionariat der AEK Energie AG nach. EBM und EBL sind heute bereits direkt mit 4.1% (EBM) bzw. 2.7% (EBL) an der AEK beteiligt. Daneben halten sowohl EBM wie EBL auch eine Beteiligung von 13.6% (EBM) bzw. 7.1% (EBL) an der Alpiq, und über die Alpiq sind sie dann zusätzlich zur direkten Beteiligung auch indirekt über die rechnerische Zuordnung in grösserem Umfang an der AEK Energie AG beteiligt. Die aufgrund komplementärer geografischer Ergänzungen in den Versorgungsgebieten als mögliche Kaufinteressentin erwähnte Regio Energie Solothurn, die sich vollständig im Besitz der Einwohnergemeinde Solothurn befindet und das Stadtgebiet Solothurn mit Strom versorgt, geniesst insofern eine Sonderrolle, als dass sie 2008 ein 4%-Paket an der AEK Energie AG an die BKW AG verkauft hat und damit zum Vorteil der BKW AG zum „Königsmacher“ im AEK-Aktionariat wurde. Seit dieser Transaktion ist die BKW AG mit 39.5% grösste Aktionärin, dicht gefolgt von der Alpiq Holding AG mit dem nun zum Verkauf stehenden Aktienpaket von 38.7%. Weniger als 15% des Aktienkapitals bzw. weniger als 900 Aktien befinden sich im Streubesitz.

BKW-Chefin bekräftigt im Interview ihr Interesse

Theoretisch sind viele Konstellationen denkbar, und es erscheint auch möglich, dass die Energielandschaft im Grossraum Solothurn mit den Alpiq-Planspielen plötzlich in Bewegung gerät. Allerdings hat die BKW AG und ihre CEO Suzanne Thoma bei allen Gedankenspielen über „wer-mit-wem“ und mögliche Mitbieter in einem Interview mit der Berner Zeitung vom 19.12.2015 (Online-Ausgabe) klargestellt, dass die BKW gemäss einem Vertrag aus dem Jahr 1928 (!) ein Vorkaufsrecht auf den von der Alpiq gehaltenen Anteil hat und auch interessiert ist, dieses Paket zu übernehmen. Thoma lobt die AEK als „gut geführte Firma, die Gewinne schreibt“ und skizziert die Vorteile einer Partnerschaft mit der BKW auch für die AEK und ihre Kunden. Sie macht deutlich, dass „bis jetzt zwei gleich starke Aktionäre das Sagen (gehabt haben), die in gewissen Fragen nicht immer die gleiche Meinung haben“ – und hofft, dass diese „strategisch anspruchsvolle Situation“ nun „geklärt“ werden kann.

Welche Rolle spielen Strombezugsverträge bei der Bewertung?

Falls die BKW ihren Hut in den Ring wirft (wovon wir nach diesem Interview ausgehen) und zum Zuge kommt, hält die BKW im Anschluss knapp 80% der AEK-Anteile. Dies schränkt faktisch die weiteren Planspiele erheblich ein – auch wenn Suzanne Thoma betont, dass ein Erwerb der Alpiq-Anteile nur erfolgt, „sofern der Preis auf einer vernünftigen betriebswirtschaftlichen Bewertung beruht.“ Über den „vernünftigen betriebswirtschaftlichen Preis“ kann man im Fall der AEK länger philosophieren, da u.a. der Strombezug als wichtigster (grösster) Aufwandsposten über langfristige Energiebezugsverträge mit den Hauptaktionären BKW und Alpiq (noch) geregelt wird. Nach Kenntnis des Verfassers sind die Details dieser Strombezugs- und -lieferverträge nicht öffentlich, was eine Bewertung der AEK Energie AG zumindest aus Sicht der aussenstehenden Aktionäre erschwert und im Falle einer weitergehenden Strukturmassnahme – etwa einem Übernahmeangebot an den Streubesitz – zu berücksichtigen ist. 2014 wurden immerhin 97% der Energie (Vj. 98%) bei den Hauptaktionären beschafft (Quelle: GB 2014, S. 56). Unabhängig davon: In jedem Fall wird die BKW an der AEK beteiligt bleiben und ihrerseits keine Aktien verkaufen. Wie CEO Thoma – früher selbst im Verwaltungsrat der AEK Energie AG und politisch auch im Kanton Solothurn gut vernetzt – im Gespräch mit der Berner Zeitung weiter ausführt, prüft die BKW auch – wenn sie in eine Mehrheitsposition bei der AEK kommt – die Abgabe eines Übernahmeangebots an die anderen beteiligten AEK-Aktionäre.

Alpiq als börsenkotierte Firma muss im Interesse der eigenen Aktionäre nach schwierigen Jahren alle möglichen (Verkaufs-)Optionen gründlich und insbesondere auch nach finanziellen Kriterien prüfen. Alpiq hat nichts zu verschenken. Auch „politische Aspekte“ sollten hier im Interesse der eigenen Aktionäre und der eigenen Unternehmenssituation bei der Entscheidung über den Käufer diesmal keine Rolle spielen. Wenn sich Alpiq für einen Verkauf entschieden hat, muss es das Ziel der Gesellschaft sein, die knapp 39% zu einem möglichst hohen und nicht zu einem politischen Preis zu veräussern. Deshalb war es aus Sicht der Alpiq auch richtig, den beabsichtigten Verkauf der Position öffentlich zu machen – und die AEK-Beteiligung faktisch mit der Medienmitteilung vom November „ins Schaufenster“ zu stellen. Nur so lassen sich überhaupt marktgerechte Preise erzielen, wenn es potenziell mehrere Interessenten gibt – ungeachtet bestehender Vorkaufsrechte, die augenscheinlich nur das Vorkaufsrecht an sich festlegen, nicht aber ex ante den Preis definieren. Die AEK als „attraktive Braut“ (Oltner Tagblatt) ist nicht nur geografisch aufgrund ihres Versorgungsgebiets attraktiv, sondern auch wirtschaftlich – und attraktive Bräute haben eben ihren Preis. Gleichwohl gehen wir davon aus: An der BKW führt hier kein Weg vorbei, und die BKW macht am Ende das „Rennen“, das vielleicht gar keines ist, um das Alpiq-Paket.

Die Aktie der AEK Energie AG wurde auf OTC-X zuletzt zu 26’000 CHF (18.12.2015) gehandelt. Die Titel werden aktuell (22.12.2015) zu 24’250 CHF gesucht und zu 29’000 CHF angeboten. Auf Basis der zuletzt für das GJ 2014 bezahlten Dividende (800 CHF) liegt die Dividendenrendite bei attraktiven 3% (Ausschüttungsquote um 50%). Die AEK-Aktie notiert auf Basis der zuletzt bezahlten Preise moderat unter Buchwert. Angesichts der absehbaren Veränderungen im Aktionariat und einer möglichen „Neuausrichtung“ in Richtung BKW empfehlen wir bereits investierten Anlegern, engagiert zu bleiben. Die Kursrisiken erscheinen uns auf diesem Niveau nicht zuletzt mit Blick auf die Dividende und die effektive Gewinnsituation, die sogar höhere Dividenden erlauben würde, als begrenzt. Zu beachten ist in jedem Fall die strukturell bedingt sehr tiefe Handelsliquidität in der AEK-Aktie – eine direkte Folge der Aktionärsstruktur.

Rigi Bahnen: Gesellschaft bestätigt Ausblick für 2015

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Ein perfekter Winter auf der "Königin der Berge". Bild: www.rigi.ch
Ein perfekter Winter auf der "Königin der Berge". Bild: www.rigi.ch
Ein perfekter Winter auf der „Königin der Berge“. Bild: www.rigi.ch

Die Rigi Bahnen AG erfreute ihre Aktionäre kurz vor Weihnachten mit einem Aktionärsbrief, in dem sie die bisher gemachten Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr bestätigte. Für 2015 zeichne sich ein weiteres Top-Ergebnis ab, so die Bahn. Mit rund 1.5 Mio. Frequenzen würde ein neuer Frequenzrekord erzielt, erklärte die Gesellschaft weiter und fügte hinzu: „Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem Ertrag von rund 21 Mio. CHF und einem EBITDA von rund 6 Mio. CHF“. Dieses Ergebnis hatte Verwaltungsratspräsident Karl Bucher bereits am Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net und in einem anschliessenden Interview in Aussicht gestellt.

Auch für das kommende Geschäftsjahr sei die Rigi Bahn optimistisch, teilte das Unternehmen in dem Aktionärsbrief mit. Dank höherer Beiträge aus dem direkten Verkehr würden die Erträge nochmals ansteigen. Karl Bucher wies in dem Brief auch darauf hin, dass die gute Entwicklung der Finanzzahlen überhaupt erst die Voraussetzungen schaffe, die grossen finanziellen Herausforderungen der Zukunft stemmen und ebenso den Aktionär für sein Engagement über die bis anhin geleisteten Aktionärsvergünstigungen hinaus mit einer Bardividende entschädigen zu können.

Die Aktien der Rigi Bahnen AG wurden zuletzt ausserbörslich auf OTC-X zu Kursen von 7.20 CHF gehandelt. 

Daniel Frei, VRP Kursaal Bern: „Wir haben Ass, Nell und Bauer noch nicht gespielt“

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Der Interlakner Daniel Frei (69), ist Inhaber des Schulungs- und Beratungsunternehmens Institut Frei und seit 2004 Verwaltungsratspräsident der Kongress+Kursaal Bern AG. Abgeschlossene Berufsausbildungen weist der vielseitige Tourismusfachmann als Koch, Hotelier-Restaurateur und als Generalstabsoffizier auf. Mit dem Kursaal Bern ist Frei seit 30 Jahren verbunden. Bild: www.kursaal-bern.ch
Der Interlakner Daniel Frei (69), ist Inhaber des Schulungs- und Beratungsunternehmens Institut Frei und seit 2004 Verwaltungsratspräsident der Kongress+Kursaal Bern AG. Abgeschlossene Berufsausbildungen weist der vielseitige Tourismusfachmann als Koch, Hotelier-Restaurateur und als Generalstabsoffizier auf. Mit dem Kursaal Bern ist Frei seit 30 Jahren verbunden. Bild: www.kursaal-bern.ch
Der Interlakner Daniel Frei (69), ist Inhaber des Schulungs- und Beratungsunternehmens Institut Frei und seit 2004 Verwaltungsratspräsident der Kongress+Kursaal Bern AG. Abgeschlossene Berufsausbildungen weist der vielseitige Tourismusfachmann als Koch, Hotelier-Restaurateur und als Generalstabsoffizier auf. Mit dem Kursaal Bern ist Frei seit 30 Jahren verbunden. Bild: www.kursaal-bern.ch

Das Geschäftsjahr 2015 verlief für die Kongress+Kursaal Bern AG recht turbulent. Insbesondere der schnelle Abgang der erst vor einem Jahr eingesetzten CEO Elisabeth Dalucas, aber auch die Verschiebungen im Aktionariat, sorgten für Gesprächsstoff. Verwaltungspräsident Daniel Frei beruhigt im Gespräch mit schweizeraktien.net die Gemüter und betont, dass diese Unruhephase nun vorbei sein dürfte. Für die nächsten beiden Geschäftsjahre erwartet er noch „keine spektakuläre“ Entwicklung. Ab 2018 soll der Gruppenumsatz dann auf 89 Mio. CHF steigen. Frei schaut zudem weit voraus und erwartet bis zum 125-Jahr-Jubiläum des Kursaals in 2028 grosse Veränderungen in der Branche, auf die sich der Kursaal in den nächsten Jahren vorbereiten müsse.

Die Kursaal Bern AG hat in den vergangen Jahren durch einen hektischen Kursverlauf ihrer Aktien, abrupte Managementwechsel und grosse Veränderungen im Aktionariat von sich reden gemacht, wird das so weiter gehen?

Daniel Frei: Hoffentlich nicht. Die erwähnten unsteten Entwicklungen sind zwar nicht zu bestreiten. Doch die Phase der Unruhe dürfte nun vorbei sein. Eine Berner Unternehmergruppe, die daran interessiert ist, den bernischen Charakter des Kursaals zu verstärken, hat in den letzten Monaten ihren Anteil am Unternehmen systematisch ausgebaut. Damit sind nun starke und stabile Ankeraktionäre vorhanden.

Handelt es sich bei dieser Gruppe tatsächlich um die Investorengruppe um die Industriellen Bruno Marazzi und Willy Michel, wie oft spekuliert wird, und wie hoch ist deren Beteiligung mittlerweile?

Von mir werden Sie keine Namen hören. Nachdem verschiedene Namen in der Öffentlichkeit zirkuliert haben, liegt Ihre Vermutung aber wohl nicht ganz falsch. Bestätigen kann ich hingegen, dass die Beteiligungsquote dieser Aktionäre heute auf über einen Drittel gestiegen ist.

Da ist es wohl naheliegend, dass der Wechsel im Management von Elisabeth Dalucas zu Kevin und Karin Kunz mit dieser Änderung im Aktionariat zusammenhängt.

Nicht direkt. Der Kursaal-Verwaltungsrat und die Aktionäre haben diesen Führungswechsel gemeinsam beeinflusst. Dies mit dem Ziel, den bernischen Charakter stärker hervorzuheben. Zudem: Eine Unternehmensgruppe, die vor allem in der Restauration und in der Hotellerie tätig ist, bedingt eine örtliche Vernetzung.

Zu den nicht besonders erhebenden Zahlen: Das Gästeaufkommen, der Umsatz und der Ertrag haben in den letzten Jahren stagniert. Woran liegt das?

In erster Linie ist dies auf die lange Bauzeit, die mit dem Anbau Süd beendet wird, zurückzuführen, in zweiter auf die reduzierte Nutzung wegen den Bauimmissionen und in dritter auf das wirtschaftliche Umfeld, das nicht gerade stützend wirkte.

Trotzdem: Auf den ersten Blick verfügt die Kursaal-Gruppe mit Hotellerie, Gastronomie, Events und dem Glücksspiel über eine überaus attraktive Angebotspalette. Und dies an zentralster Lage in der Schweiz. Diese Trümpfe müssten doch besser stechen.

Das werden sie auch. Wegen der intensiven Bauphase haben wir aber in den vergangenen Jahren nicht mit voller Kraft fahren können. Erst nach Abschluss des Anbaus Süd Ende des nächsten Jahres werden wir unsere Kapazitäten ganz ausnützen können und sind dann auch deutlich flexibler. Wir können die Anlässe dann beispielsweise dichter planen als bisher. Mit andern Worten: Ass, Nell und Bauer haben wir noch in der Hand und werden sie bald ausspielen können.

Die Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr werden aber noch verhalten ausfallen.

Ja, in den beiden nächsten Geschäftsjahren wird die Entwicklung noch nicht spektakulär verlaufen. Die Eckdaten wie Umsatz und Ertrag werden auf dem Niveau des vergangenen und des laufenden Jahres liegen und sich nachher kontinuierlich entwickeln.

Und dann wird die Kursaal-Gruppe abheben?

Davon gehen wir aus. Im Geschäftsjahr 2018 erwarte ich eine merkliche Zunahme des Gruppenumsatzes von heute 86 auf 89 Millionen Franken. Der Kursaal allein wird sich ebenfalls von 36 auf 38 bis 39 Millionen steigern können. Das Bruttospielergebnis der beiden Casinos in Bern und Neuenburg dürfte von heute 74 auf 75 bis 76 Millionen zunehmen. Was immer wieder zu erwähnen ist: 35 Millionen davon werden an die AHV gehen.

Suchen Sie auch schon nach neuen Geschäftsfeldern?

Im Prinzip nein, oder nun dann, wenn wir damit unser Kerngeschäft stützen können. Denkbar wären Akquisitionen beispielsweise im Bereich eines Shuttle-Service, der Parkplatzbewirtschaftung und Hotelbetten in unserer näheren Umgebung.

Was sind die Eckpunkte Ihrer neuen Strategie?

Wir werden den vollendeten Anbau Süd für einen Sprung nach vorne nutzen und das gäste- und kundennahe Management verstärken. Dazu soll eine konsequente Drei-Schienenkommunikation betrieben werden: Der Gast aus der Region Bern, aus der Schweiz und von jenseits der Landesgrenzen muss unterschiedlich angesprochen werden. Unsere Devise: hohe Qualität ohne Luxus. Eine zusätzliche Herausforderung ist die neue Positionierung der Casinos, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen durch das revidierte Geldspielgesetz und für die Online-Spiele bekannt sind.

Die ganze Branche klagt über die massive Frankenaufwertung. Wie sind Sie betroffen?

Ganz ohne Währungssorgen geht es auch bei uns nicht. Beim individuellen Hotelgast sind die Auswirkungen allerdings gering. Professionelle Veranstalter verlangen dagegen häufig Währungsrabatte oder weichen in den günstigeren Euroraum aus, etwa nach Salzburg, Stuttgart oder Lyon.

Wie hoch ist der Anteil der Auslandgäste, und was unternehmen Sie, um diesen Anteil zu steigern und insbesondere bei den Asiaten zu punkten?

Der Anteil ausländischer Gäste beträgt rund 60 Prozent, ein Viertel sind Europäer und 17 Prozent Asiaten. Der Anteil der inländischen Gäste macht 40 Prozent aus. In den kommenden Jahren wollen wir nicht, wie viele andern, in erster Linie bei den Asiaten punkten. Unser Ziel ist es, den Anteil der Europäer und den noch kleinen Anteil von USA-Gästen zu steigern sowie den Anteil der Asiaten zu halten. Mit Gästen aus dem arabischen Raum kommunizieren wir gezielt.

Was sind die wichtigsten langfristigen Grossprojekte?

Mit dem Abschluss des Anbaus Süd Ende November 2016 endet eine lange Aus- und Umbauphase. Dann haben wir Ruhe. Das nächste grössere Renovationsprojekt wird dann die Erneuerung der Zimmer des Hotels Allegro sein. Dies in fünf bis acht Jahren.

An welchen sehr erfolgreichen Unternehmen der Branche orientiert sich die KKB?

An keinem. Mit 60’000 Logiernächten pro Jahr und einer Auslastung von 73 Prozent brauchen wir uns gewiss nicht zu verstecken. Damit liegen wird klar über dem Branchendurchschnitt. Und die Kombination von Casino, Hotel und Restaurationsbetrieben, wie wir sie anbieten können, gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Um Spitzenleistungen bieten zu können, setzt die Kursaal-Gruppe auf ein dichtes internes Kontroll- und Vergleichsnetz, auf Führungskompetenz auf allen Ebenen und holt zudem regelmässig die Meinung von Gästen und Branchenexperten ein.

In etwas mehr als sieben Jahren feiert der Kursaal sein 120-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll?

Wir blicken bereits weiter voraus. Für uns viel wichtiger wird nämlich das Jahr 2028 sein, wenn der Kursaal sein 125-Jahr-Jubiläum feiern kann. Auf diesen Zeitpunkt hin erwarte ich grosse Veränderungen. Vieles wird nicht mehr so sein wie heute. Das Kongress- und Veranstaltungsgeschäft wird im Wesentlichen IT-beherrscht sein, es wird eine neue Casino-Generation Einzug halten, und rund die Hälfte der traditionellen Gäste, die uns heute besuchen, wird in zwölf bis fünfzehn Jahren nicht mehr da sein. Deshalb wird 2028 der Kursaal Bern innen wiederum anders aussehen. Uns gehen also die Hausaufgaben nicht aus.

Die internen Turbulenzen und der starke Franken dürften nicht ohne Auswirkungen auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 bleiben. Allerdings rechnen wir in dem für die Kursaal-Gruppe sehr wichtigen Casinogeschäft in Bern und Neuenburg mit einer stabilen Entwicklung, so dass für die gesamte Unternehmung mit stagnierenden oder nur leicht rückläufigen Zahlen zu rechnen ist. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftet die Gruppe einen konsolidierten Umsatz von 86.3 Mio. CHF und einen Reingewinn (exkl. Minderheiten) von 2.3 Mio. CHF. Nach dem starken Kursanstieg im Sommer, der auf den Einstieg neuer Aktionäre zurückzuführen ist, kam der Aktienkurs wieder zurück. Die Aktien wurden zuletzt auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB zu Kursen um die 490 CHF gehandelt. Damit notiert der Titel deutlich unter dem per 31.12.2014 ausgewiesenen Buchwert von 719 CHF pro Aktie. Aufgrund der Aussagen von Daniel Frei im obigen Interview sind die kurzfristigen Wachstumsaussichten der Kursaal-Unternehmungen und damit auch das Potenzial für die Aktie begrenzt. Spielt die Gesellschaft mittelfristig ihre Trümpfe jedoch aus, dürfte sich dies ändern.

Raurica Wald AG: CEO Michael Tobler verlässt Unternehmen – Nachfolger gesucht

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Raurica vermarktet Schweizer Holz im In- und Ausland. Bild: www.rauricawald.ch
Raurica vermarktet Schweizer Holz im In- und Ausland. Bild: www.rauricawald.ch
Raurica vermarktet Schweizer Holz im In- und Ausland. Bild: www.rauricawald.ch

Die in der Waldwirtschaft tätige Raurica-Gruppe gab in einer Medienmitteilung bekannt, dass ihr Geschäftsführer Michael Tobler auf eigenen Wunsch das Unternehmen per 30. Juni 2016 verlassen wird. Tobler hatte in den letzten zehn Jahren den Aufbau der Raurica von einer Holzvermarktungsorganisation der Waldbesitzer hin zur heutigen Gruppe begleitet. Zur Raurica Wald AG gehören heute neben der Raurica Holzvermarktung eine Beteiligung an der Holzkraftwerk Basel AG, die Hamutt AG, die ARBA AG sowie eine kleine Beteiligung an der Fagus Jura SA. Ein erklärtes Ziel der Raurica-Gruppe sei es, die Konkurrenzfähigkeit der regionalen Waldwirtschaft zu stärken und den Holzabsatz sowie die Wertschöpfung zu steigern, erklärte das Unternehmen an der Generalversammlung (siehe auch Interview mit VR-Präsidentin Stephanie Oetterli vom 24. Juni 2015). Dazu sei auch eine Stärkung der Führung notwendig. Aus diesem Grund werde die Geschäftsleitung der Raurica Wald AG mit zusätzlichen Kompetenzen für die Führung der Gesamtgruppe ausgestattet und die Stelle im kommenden Jahr neu besetzt, so der Verwaltungsrat der Raurica Wald AG.

Kapitalerhöhung zurückgestellt

Ausserdem nahm die Raurica Wald AG zum Stand der geplanten Kapitalerhöhung Stellung, die im Zusammenhang mit der ersten Finanzierungsrunde an der Fagus Jura SA steht. Von den insgesamt 240 Aktionären der Raurica Wald AG hätten rund 110 Kaufabsichten im Umfang von 1.1 Mio. CHF geäussert. Da derzeit allerdings nur rund 50% des Eigenkapitals zugesagt seien, welches für die erste Etappe bei Fagus Jura benötigt werde, habe der Verwaltungsrat der Raurica Wald AG in Absprache mit der Fagus Jura SA entschieden, mit der Umsetzung der beschlossenen Kapitalerhöhung zuzuwarten und diese erst auszulösen, sobald die restliche Finanzierung der Fagus Jura AG gesichert sei. An einem Informationsanlass im ersten Quartal 2016 soll darüber informiert werden.

Die Aktien der Raurica Wald AG wurden zuletzt ausserbörslich auf OTC-X zu Kursen von 590 CHF gehandelt.

Jörg Frei, VRP Plaston: „Wir erwarten für das laufende Geschäftsjahr schwarze Zahlen“

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Jörg Frei ist Verwaltungsratspräsident der Plaston Holding AG. Bild: zvg
Jörg Frei ist Verwaltungsratspräsident der Plaston Holding AG. Bild: zvg

Der im St. Galler Rheintal ansässige Kunststoffspezialist Plaston Holding produziert Aufbewahrungslösungen für Elektrowerkzeuge, technische Teile im Kunststoffspritzguss und Luftbehandlungsgeräte. Während der Bereich Plaston Koffer (u.a. rote Hilti-Koffer) und technischen Teile umfasst, werden die Luftbefeuchter und -reinigungsgeräte unter der Marke „Boneco“ angeboten. Im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende: März 2015) erzielte die Plaston-Gruppe einen Brutto-Verkaufsertrag von 89.7 Mio. CHF und konnte einen Gewinn von 1.8 Mio. CHF ausweisen. Bedingt durch die Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses und die Saisonalität im Geschäft mit den Luftbefeuchtern erwirtschaftete Plaston im 1. Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres bei Brutto-Umsätzen von 32.5 Mio. CHF einen Verlust. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt Verwaltungsratspräsident Jörg Frei, wie das Unternehmen auf den schwachen Euro reagiert hat, wo Plaston Wachstumspotenzial sieht, und mit welcher Entwicklung er für das Gesamtjahr rechnet.

Herr Frei, die Plaston-Gruppe hat in ihrem Halbjahresbericht für das Geschäftsjahr 2015/16 über die Auswirkungen des starken Frankens auf die Margen berichtet und geschrieben, dass Sie die mit dem SNB-Entscheid geschürten Unsicherheiten noch länger beschäftigen würden. Mit welchen Folgen rechnen Sie konkret für das laufende Geschäftsjahr, und welche Massnahmen haben Sie ergriffen?

Diese Situation wird die ganze Schweizer Industrie und allen voran die KMU weiter beschäftigen. Durch den SNB-Entscheid haben sich die Rahmenbedingungen für den Produktionsort Schweiz natürlich verschlechtert, da unsere Kostenbasis in Franken im Vergleich zum Euro-Raum teurer geworden ist. Allerdings haben wir dem Thema schon vor Jahren höchste Aufmerksamkeit geschenkt und waren durch ein natürliches Hedging in vielen Bereichen auf die Situation vorbereitet. Nach dem 15. Januar wurden nochmals alle unsere Kostenpositionen analysiert und optimiert. Dazu gehörte auch die Erhöhung der Arbeitszeit von 42.5 auf 44 Stunden pro Woche. Diese Arbeitszeitverlängerung konnten wir allerdings erst per 1. August umsetzen, so dass diese und andere Massnahmen erst vollständig im 2. Halbjahr ihre Wirkung entfalten.

Ist die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland für Plaston eine Option?

Von aussen betrachtet wäre dies eine Option, denn auch wir verfügen über alternative Produktionsstandorte. Da wir in der Kofferherstellung aber möglichst nahe bei unseren Kunden produzieren müssen, ist eine Produktionsverlagerung nur bedingt möglich. Denn die Logistikkosten für den Transport der Koffer wären bei längeren Transportwegen rasch höher als die Einsparungen auf der Produktionsseite. Selbstverständlich setzen wir Produktionsverlagerungen in einem kleineren Rahmen und in Absprache mit den Kunden laufend um.

Wo sehen Sie weiteres Sparpotenzial?

Wir sehen weitere Möglichkeiten in der kontinuierlichen Prozessoptimierung und im Ausbau des Lean-Managements. Allerdings dürfte das Sparpotenzial langsam ausgeschöpft sein. Wir müssen daher vor allen Dingen wieder auf der Umsatzseite wachsen.

Sie haben sich im letzten Jahr wieder von der wez Kunststoffwerk AG getrennt. Der Bereich Kunststoffspritzguss wurde jedoch schon in die Plaston AG integriert. Wie zufrieden sind Sie mit der Akquisition und der anschliessenden Integration?

Die Firma wez bestand aus den zwei Bereichen `technische Teile‘ und `Logistikbehälter‘. Den Bereich der technischen Teile haben wir bei uns integriert, die übrige Firma wez restrukturiert und den verbleibenden Bereich der Logistikbehälter an die Firma Scherer verkauft. Wir sind sehr zufrieden mit der Akquisition und der anschliessenden Integration. Das Geschäft mit den technischen Teilen konnte damit gestärkt werden und entwickelt sich äusserst erfreulich. Gleichzeitig wurde die wez auf gesunde Beine gestellt und für sie eine langfristige Zukunftslösung gefunden.

Welchen Einfluss hat der Bereich der technischen Teile aus der wez auf den Geschäftsbereich Plaston?

Dazu möchten wir keine Angaben machen. Was wir hingegen sagen können ist, dass wir die ehemaligen wez-kunden von unseren Leistungen überzeugen konnten und sie am Ausbau der Geschäftsbeziehungen interessiert sind. Dies zeigt sich insbesondere in der starken Zunahme von neuen Projekten. Zudem sind wir überzeugt, dass wir in Zukunft insbesondere auch im Bereich der technischen Teile weiter wachsen können. Das 2. Halbjahr dürfte sich in diesem Segment besser als das 1. Halbjahr entwickeln. Allerdings ist bei allen neuen Projekten zu berücksichtigen, dass am Anfang eines Projektes nur Engineering-Umsätze stehen und erst in den kommenden Jahren dann die deutlich höheren Umsätze aus der Serienfertigung folgen. Insgesamt sind wir davon überzeugt, dass der Bereich der technischen Teile für unser Unternehmen noch an Bedeutung gewinnt. Es ist durchaus möglich, dass wir komplette Baugruppen für unsere Kunden oder sogar fertige Produkte herstellen. Dies tun wir heute bereits für unsere Tochterfirma Boneco bei den Luftbehandlungsgeräten.

Im Halbjahresbericht schreiben Sie für den Bereich der Kunststoffkoffer von einer „generellen Marktabschwächung“. Handelt es sich dabei um einen strukturellen oder lediglich um einen konjunkturellen Rückgang?

Dies sind temporäre Schwankungen, die es immer wieder gibt. Das 2. Halbjahr zeigt sich bis jetzt erfreulich, und wir gehen bei Plaston von einem höheren Umsatz im 2. Halbjahr aus.

Also gibt es keine Trends im Markt, welche sich negativ auf den Absatz der Koffer auswirken könnten?

Ein Trend geht im Bereich der Elektrowerkzeuge hin zu leichteren, kompakten Geräten. Dies hat allerdings keinen Einfluss auf Plaston. Im Gegenteil: Da die Geräte immer komplexer werden, steigen auch die Anforderungen an die Aufbewahrungsbehälter für diese Geräte. Generell können wir sagen, dass sowohl bestehende Kunden als auch potenzielle Neukunden den Wert eines Koffers nicht nur in der sicheren Aufbewahrung ihrer Geräte und Instrumente sehen, sondern immer mehr auch als wichtiges Instrument zur Markenprofilierung und zur Steigerung des Wiedererkennungswertes. Hier sehen wir auch weiteres Potenzial. Dies wollen wir nutzen, indem wir für unsere Kunden nicht einfach nur ein Spritzgiesser für Kunststoffkoffer sind, sondern zu einem Lösungsanbieter werden. Diesen 360-Grad-Service stellt auch der dynamische Ring im neuen Plaston-Logo dar.

Für den Bereich Kunststoffkoffer weisen Sie in Ihrem Halbjahresbericht auch auf die Neuausrichtung auf die Sanitärbranche hin. Was verstehen Sie darunter genau, und wie gross ist hier das Potenzial?

Dies ist keine grundsätzliche Neuausrichtung. Die Sanitärbranche und auch jene der Vermessungsindustrie wurden schon vor längerer Zeit als Branchen mit Potenzial identifiziert. In beiden Fällen handelt es sich um Aufbewahrungslösungen für Werkzeuge und Instrumente, welche in den Branchen bei Montagearbeiten oder bei der Vermessung genutzt werden.

Für den Bereich der Luftbehandlungsgeräte, Boneco, sprechen Sie von ersten positiven Signalen in Russland. Wie entwickelt sich das Russlandgeschäft aktuell, und welchen Einfluss wird dies auf das Boneco-Geschäft im gesamten Geschäftsjahr haben?

Nachdem das Russlandgeschäft im Verlaufe des vergangenen Jahres durch äussere Faktoren stark eingebrochen ist, gingen wir mit einer vorsichtigen Erwartungshaltung ins neue Jahr. Diese Annahmen wurden übertroffen. Allerdings werden wir im Vergleich zum Vorjahr in Russland nochmals einen Rückgang zu verzeichnen haben. Insgesamt ist der Markt in Russland um über 70% eingebrochen.

Das China-Geschäft von Boneco leide unter der verbesserten Luftqualität in China, schreiben Sie. Wie sieht hier die aktuelle Entwicklung aus? Insbesondere der Smog in Städten wie Peking müsste Boneco doch zu ausserordentlichen Verkäufen verhelfen.

Grundsätzlich ja. Jedoch werden die grössten Mengen in China insbesondere mit Produkten im unteren bis mittleren Preissegment gemacht. Boneco ist jedoch im Segment der Premium-Luftreinigungssysteme vertreten. Hier müssen wir unseren Platz gegenüber den etablierten Marken erst noch erkämpfen.

Wie teilen sich die Umsätze bei Boneco auf die Sommer- und Wintermonate auf?

Bei Boneco haben wir ein sehr saisonales Geschäft. Etwa zwei Drittel der Umsätze werden in den Herbst- und Winter-Monaten von Oktober bis März erzielt. Daher schliessen wir unser Geschäftsjahr auch immer Ende März ab. Mit dem Ausbau unseres Ganzjahres-Sortimentes durch Luftreinigungssysteme wird das Umsatzverhältnis zwischen Winter und Sommer mittelfristig entschärft. Jedoch taucht die Smog-Problematik in China ebenfalls vor allem in den Wintermonaten auf, so dass das Geschäft immer eine Saisonkomponente beinhalten wird.

Boneco sollte eigentlich der Wachstumstreiber der Plaston-Gruppe werden. So haben Sie dies jedenfalls vor zwei Jahren gesagt. Halten Sie an dieser Aussage fest? Und wo sehen Sie weitere Wachstumsfelder für die Plaston-Gruppe?

Zur ersten Frage: ein klares Ja. Wir sind überzeugt, dass uns die weltweit steigende Sensibilisierung in Sachen Luftqualität und die Zunahme von Allergikern und Atemwegserkrankungen in die Hände spielt. Zur zweiten Frage: Für die Plaston AG ist die Boneco bereits heute ein wichtiger Kunde, der weiter an Bedeutung gewinnen wird. Darüber hinaus sehen wir aber auch bei Plaston, wie zuvor bereits erwähnt, ein grosses Potenzial im Bereich der kundenspezifischen Koffer und der technischen Teile.

Mittlerweile haben wir Dezember. Das Geschäftsjahr dauert nur noch etwa drei Monate. Wie schätzen Sie die Entwicklung für das Gesamtjahr 2015/16 ein?

Eine konkrete Aussage dazu ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da die Hauptumsätze bei Boneco in den Wintermonaten erzielt werden. Allerdings hat uns der sehr milde Herbst und Winter bisher nicht gerade geholfen. Sollte sich die Witterung ändern und nun ein langer, kalter Winter folgen, dürfte sich das Boneco-Geschäft noch positiv entwickeln. Insgesamt werden die wirtschaftlichen Einflüsse der letzten Monate, insbesondere die veränderte Währungssituation, nicht spurlos an uns vorüber gehen. Dennoch erwarten wir, dass wir trotz all dieser Herausforderungen für 2015/16 schwarze Zahlen schreiben werden.

Welche Auswirkungen hat das Ergebnis auf Ihre Dividende?

Wir halten generell an unserer Ausschüttungspolitik fest. Dass heisst, dass rund ein Drittel des Jahresgewinns der Plaston-Gruppe an die Aktionäre ausgeschüttet wird. In den letzten zwei Jahren haben wir Sondereffekte, welche sich negativ auf die Zahlen auswirkten, berücksichtigt und klar mehr als einen Drittel ausgeschüttet. Wichtig ist bei unserem Entscheid die langfristige Entwicklung unserer Unternehmung. Diese steht vor dem kurzfristigen Renditedenken.

Erwarten Sie Veränderungen im Aktionariat Ihrer Gruppe, nachdem der Aktienkurs in den letzten Monaten massiv verloren hat?

Uns sind keine grösseren Änderungen bekannt. Der Aktienkurs notiert aktuell klar unter dem Substanzwert. Mit einer hohen Nettoliquidität und einer Eigenkapitalquote von über 70% sind wir langfristig solide aufgestellt.

Auch die Plaston-Gruppe leidet unter dem Währungsschock. Dank frühzeitiger Internationalisierung und der Produktion in Tschechien und China wird das Unternehmen durch den starken Franken im Exportgeschäft nicht ganz so stark getroffen wie andere Unternehmen. In der 2. Jahreshälfte dürften sich auch die eingeleiteten Sparmassnahmen positiv auf die Rechnung auswirken. Einen viel stärkeren Einfluss auf das Jahresergebnis als der Währungseffekt dürfte allerdings der Umsatzrückgang im Geschäft mit den Luftbehandlungsgeräten haben. Neben den schwachen Verkäufen im bisher wichtigen russischen Markt leidet der Absatz von Boneco-Luftbefeuchtern unter der milden Witterung in weiten Teilen der Welt. Hinzu kommt, dass die Luftreiniger im Premium Segment im wachsenden chinesischen Markt noch zu wenig bekannt sind. Mittelfristig bieten jedoch alle drei Geschäftsbereiche – Kunststoffkoffer, technische Teile und Luftbehandlungsgeräte – interessante Wachstumsperspektiven. Der Kurs der Plaston-Aktie auf OTC-X hat seit Jahresbeginn um fast einen Drittel verloren und notiert mit 3’400 CHF deutlich unter dem Buchwert von 5’170 CHF pro Aktie (Ende März 2015). In dieser Bewertung sind viele der Marktrisiken wohl schon enthalten. Obwohl konkrete Aussagen zum Geschäftsverlauf 2015/16 noch nicht möglich sind, so dürfte ein Engagement für langfristig agierende, unternehmerisch denkende Investoren nicht uninteressant sein. Wer das Risiko scheut, wartet lieber bis zur Bekanntgabe der Jahreszahlen für 2015/16.

Macro Perspective: Abgeschmiert – das Jahr des Öls, und warum die Zukunft nicht mehr ist, was sie zu sein schien

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Abb. 2: Über 70% der Staatsanleihen in der Schweiz weisen einen Negativzins auf.

„Als zum ersten Mal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!“ Karl Kraus, 1874-1936, Publizist, Literat, Sprach-, Kultur- und Medienkritiker, erklärter Kriegsgegner.

Drohnen unter dem Weihnachtsbaum, Robo-Advising bei Banken, ein NATO-Mitglied, das den fundamentalistischen Terror finanziert und ein sozialistischer Präsident, der seinen Wählern empfiehlt, den konservativen Kandidaten zu wählen, um Schlimmeres zu vermeiden – nein, das ist kein alptraumhaftes Delirium, sondern unsere Welt Ende 2015.

Öl – der Nexus aller Entwicklungen

Bereits in der ersten Macro Perspective im Dezember 2014 war die ölige Spur des damals schon fünf Monate andauernden Preiszerfalls, ein regelrechtes Abschmieren, aufgezeigt worden. Der Preis befand sich noch in den niedrigen 60ern. Die Prognose war negativ, und der Preiszerfall hat sich weiter fortgesetzt aus den genannten Gründen wie Wachstumsabschwächung in China und anderen Ländern, der fortgesetzten Dollarstärke, des Überangebots durch die OPEC-Länder, vor allem Saudi-Arabien, im Kampf um Marktanteile. Ein Jahr weiter lotet der Preis neue Tiefen aus, mit 35 USD ist der niedrigste Stand seit der Finanzkrise 2008 erreicht, doch die Lagerbestände sind die höchsten seit 80 Jahren. Und die OPEC führt unverdrossen weiter den Kampf um Marktanteile mit dem Ziel, Produzenten mit höheren Kosten aus dem Markt zu drängen. Mit Erfolg. Über das ganze Jahr war in der Macro Perspective der Blick auf

Abb. 1: Die Renditen von High Yield Bonds befinden sich auf höchsten Niveau.
Abb. 1: Die Renditen von High Yield Bonds befinden sich auf höchsten Niveau.

die neuralgischen Punkte gerichtet. High Yield Bonds, in erster Linie solche von Emittenten aus dem Öl- und Gasbereich, würden als erste den Stress spüren. Inzwischen ist sogar der erste spezialisierte High Yield Bond Fund dazu übergegangen, keine Auszahlungen an Investoren mehr zu tätigen, weil die fire sale Verkäufe der illiquiden Junk Bonds die verbleibenden Anleger überproportional schädigen würden. Eine Detailbetrachtung der Segmente, Ausfallquoten und Zinsentwicklung am richtungsweisenden US High Yield Bond Markt zeigt deutliche Krisensymptome wie zuletzt 2008 (siehe auch Abb. 1). Multimilliardär und Wall Street Wolf Carl Icahn äussert sich dazu in einem Video mit den Worten „Danger ahead“.

Die Zentralbanken und der Ölpreis

Selbst wenn es irgendwo in den Gütermärkten Preissteigerungen geben sollte, würde der Preiszerfall des hochgewichteten „Schmierstoffs“ der Wirtschaft den statistischen Effekt mehr als kompensieren. Also haben die Fed und auch die Bank of England zugewartet mit den angekündigten Zinserhöhungen. Die Bank of Japan ist zuversichtlich, mit den asset purchasing Programmen (QE) bald die Deflationshaltung in Japan zu brechen und sieht sich auf gutem Weg, das 2% Inflationsziel zu erreichen, wenn endlich die Löhne erhöht werden, was aber bisher nicht der Fall ist. Die EZB wollte dem folgen, doch Anfang Dezember passierte dann, was Super Mario und der ihm blind folgende Markt nicht erwartet hätten: dass Jens Weidmann und Sabine Lautenschläger, die beiden deutschen voting members im 24 Köpfe umfassenden Gremium, und etliche andere nicht auf der Mario-Linie blieben. Folge war, dass das QE nur verlängert, aber nicht erhöht wurde sowie dass die Negativzinsen auf Bankeinlagen bei der EZB nur von 0.2% auf 0.3% erhöht wurden, statt auf 0.4%, wie erwartet. Der Euro fiel nicht, wie erwartet im „most-crowded trade“, auf die Parität zum Dollar, sondern stieg um 4 Cents auf 1.10 USD (Chart Euro/USD 01.12.-08.12). Und die Aktienbörsen purzelten.

Abb. 2: Über 70% der Staatsanleihen in der Schweiz weisen einen Negativzins auf.
Abb. 2: Über 70% der Staatsanleihen in der Schweiz weisen einen Negativzins auf.

Zwischenzeitlich weisen auch 40% aller europäischen Regierungsanleihen eine negative Verzinsung auf, die Schweiz steht mit einem Anteil von über 70% wenig überraschend vor Deutschland an der Spitze (Abb. 2). Pikanterweise hatte Goldman Sachs noch Stunden vor dem EZB-Entscheid die Trommel gerührt, es sei noch nicht zu spät, den Euro zu shorten, also leer zu verkaufen. Einen Tag später kam ein seltener Rückzieher von Goldman Sachs und eine Relativierung der Europrognose auf 0.90 USD statt, wie zuvor, 0.80 USD. Dass die Schweizer Notenbank überaus erfolgreich in diesem Ozean von sich brechenden divergierenden QE-Wellen und hoher Volatilität bei den wichtigen Währungen navigiert und Schaden von der Schweizer Volkswirtschaft abwendet, zeigt sich u.a. in dem wieder erreichten Wechselkursniveau, das die Frankenstärke nach dem 15.01.2015 zu einem grossen Teil abgefangen hat. Der Effekt wird, wie schon öfter in der Vergangenheit, sein, dass die Schweizer Unternehmen durch die Anpassungsprozesse noch effizienter und wettbewerbsfähiger geworden sein werden. Die Buchverluste aus Devisenpositionen bei der SNB dürften daher zum Jahresende weit weniger ausmachen als über das Jahr befürchtet wurde.

Die Klimakatastrophe und der Ölpreis

Obwohl glaubwürdige Forscher und Institutionen seit langem vor den Gefahren der Klimaerwärmung warnen, fanden sich doch bislang stets genügend Think Tanks und andere Wissenschaftler, die solche Kritik kategorisch zurückwiesen. Im heissesten Jahr, seit es weltweite Temperaturaufzeichnungen gibt, scheint sich jedoch nun das Pendel in die andere Richtung zu verlagern. Spätestens seit Mark Carney, Governor der Bank of England, die „stranded assets“ Hypothese ausformuliert und damit sicher gestellt hat, dass die Botschaft auch bei den Unternehmen, Investoren und Regierungen ankommt, ist das Thema De-Carbonisierung der Wirtschaft auch auf der Agenda der Investoren. In der Macro Perspective im Oktober wurde die Tragweite aus dem Blickwinkel der Investoren eingehend untersucht. Zwischenzeitlich hat sich auch die Allianz Versicherung dem Carbon Divestment Movement angeschlossen und zunächst den Ausstieg aus Kohleinvestments verkündet. Mit dem Thema scheinen sich alle ausserhalb von Kontinentaleuropa ernsthaft zu beschäftigen, z.B. HSBC, Standard Life oder Generation Foundation. In Deutschland sind die Beamtenpensionen jedoch nach wie vor in Carbon Investments angelegt, wie das Mitglied des EU Parlaments Reinhard Bütikofer auf seiner Homepage enthüllt. Vor dem gegebenen Hintergrund wurde daraufhin die Ölpreisprognose auf 10 bis 25 USD bis 2020 angepasst. Inzwischen haben mit Blick auf die wirtschaftliche Abschwächung in China, aber auch in Brasilien, Argentinien, Venezuela, Nahost, Russland und Europa viele Experten ihre Prognosen zurückgenommen. Am fundamentalen Ungleichgewicht von Überproduktion und schwächerer Nachfrage hat sich bislang nichts zum Besseren geändert. Nach der Pariser Klimakonferenz scheint zudem durch die Selbstverpflichtung der wichtigsten Länder ein unmissverständliches Signal gesetzt zu sein, zumal selbst kritische NGOs die Ergebnisse begrüssen und würdigen.

Deflatorische Entwicklungen

Es ist ja nicht nur der schwache Ölpreis, der das allgemeine Preisniveau sinken lässt. Die Baisse bei Rohstoffen wie Eisenerz, Zink, Kupfer usw. hat ja mit 85 000 Entlassungen z.B. bei Anglo American weitreichende Folgen, darunter auch die Aussetzung der Dividendenzahlung. Auch bei Rio Tinto, BHP-Billiton, Glencore sieht es ähnlich aus. Dazu kommt der Deflationsexport durch Währungskriege und interne Abwertungen durch Lohndumping wie in Griechenland und Deutschland. Der angesehene Ökonom Heiner Flassbeck sieht darin sogar die eigentliche Tragödie in Europa begründet. Was 15 Jahre nach der Internet Revolution gerne übersehen wird, ist der grosse deflatorische

Abb. 3: Langfristchart Amazon SA. Chart: www.moneynet.ch
Abb. 3: Langfristchart Amazon SA. Chart: www.moneynet.ch

Impuls, wie ihn besonders deutlich Amazon (siehe Abb. 3) repräsentiert. Zwar hat das Unternehmen kaum je nennenswerte Gewinne verzeichnet, aber das war ja nie das Geschäftsmodell. Stattdessen wurde und wird in einem brutalen Verdrängungswettbewerb das US-Prinzip des catagory killers hin zum Monopolisten erhöht. Es geht auch schon lange nicht mehr nur um Bücher, sondern um alles, was man liefern kann. Arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen wie in den letzten Jahren wird es auf mittlere Sicht wohl nicht mehr geben, denn Amazon steht an der vordersten Front beim Einsatz von Drohnen und Robotern. Die Börsenbewertung von rund 315 Mrd. USD lässt auch mit einem weiten Horizont kaum einen Wettbewerber erkennen. Ernstzunehmende Prognosen sagen bis 2025-2030, also in nur 10 Jahren, voraus, dass bis zu 80% aller Arbeitsplätze in den USA in Folge der Substitution durch Drohnen und Roboter verschwunden sein werden. Selbst das MIT, das an der Speerspitze der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotern steht, reflektiert neuerdings diesen sozialen Sachverhalt. 

Sharing Economy und Uber-Monster

Was zunächst irgendwie sozial und ressourcenschonend klingt und auch so gedacht ist, mutiert schon kurz nach dem Säuglingszeitalter in den USA zu einer Monsterindustrie. So führte Uber eine weitere private Finanzierungsrunde durch und weist jetzt nach 51 Mrd. USD noch vor einigen Wochen schon eine Bewertung von 62.5 Mrd. USD aus. Und dies, obwohl ein Richter in San Francisco jetzt auch Sammelklagen zugelassen hat. Die Regulierung ist in den meisten Ländern noch ungeklärt. Klar ist jedoch, dass Uber sowie das nächstgrösste Decacorn Airbnb mit 20 Mrd. USD Bewertung es darauf anlegen werden, ihre Geschäftsmodelle in den diversen Jurisdiktionen durchzusetzen. Wie sich zeigt, ist das zeitweilige Teilen der Wohnungen für die meisten Amerikaner eine schiere finanzielle Notwendigkeit. Denn viele Haushalte sind verschuldet und haben wenig Aussicht auf Besserung.

Das Ende der Mittelklasse

Zu diesen Ergebnissen kommt auch Angus Deacon, der diese Tage den Nobelpreis für Ökonomie erhalten hat. Seine Forschungsergebnisse reflektiert sein Vorgänger Joseph Stiglitz hier, darunter die geringere Lebenserwartung der Amerikaner vs. den Franzosen, der Afro-Amerikaner vs. den Weissen und der schwindenden Mittelklasse vs. den Spitzen der Gesellschaft. Was für die USA gilt, trifft auch auf Europa zu. Hier ist eine Art Verteilungskampf im Gange, wobei Entwicklungen auftreten, die noch vor einem Jahr kaum jemand vorhergesagt hätte, insbesondere mit Blick auf die beschleunigte Desintegration der EU, die schon in der Macro Perspective vom Dezember 2014 thematisiert wurde. Nachrichten wie ‚Hollande ruft den Krieg aus‘ – gegen eine Terrororganisation – sind schon recht irrational. Wenn dann noch ein totalitärer Polizeistaat installiert wird, kritisiert dies der Front National zu Recht. Und weil Hollande, der unbeliebteste und unbedeutendste Präsident der französischen Republik, nichts von einem sozialistischen Präsidenten in der Tradition Mitterands hat, wenden sich die verarmenden Franzosen in ihrer Not der Rechten zu, die wie schon immer einfache Parolen und Lösungen bereithält, die jedem historisch halbwegs Gebildeten erschreckend bekannt vorkommen müssen. Den Machtverlust an die Rechte wollte Hollande vermeiden und rief seine Wähler erfolgreich auf, im letzten Wahlgang Sarkozys Republikaner zu wählen. Die Briten fürchten ähnliche Umwälzungen und kehren der EU offen den Rücken zu. Unterdessen wird die deutsche Kanzlerin Merkel vom TIME Magazin wegen ihres „Leaderships“ in der Flüchtlingspolitik zu Recht zur Person des Jahres gekürt, just wenn ihre Umfragewerte in Folge der dümmlichen Medienberichterstattung und dem Gekläffe aus Bayern und Sachsen nach unten gehen. Alle Welt sieht die historische Grösse und zollt Respekt, doch Seehofer führt sie in München wie einen begossenen Pudel vor. Was die wirklichen Gefahren für Europas Wohlstand und Frieden sind, nennt der Ökonom Nouriel Roubini die Barbaren im Inneren. Dieser Nachrichtenbericht aus Sachsen zeigt, was gemeint ist: http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video315696.html. In Sachsen Alltag.

Europa von aussen betrachtet

NATO und EU sind nicht identisch und haben unterschiedliche Zielsetzungen. Dennoch herrschen bei den unterschiedlichen Mitgliedsländern Konfusion und Missverständnisse vor, die zu zahlreichen Konflikten führen. Hier agiert auch Kanzlerin Merkel äusserst unklug. Offensichtlich sind die osteuropäischen Länder nie an einer demokratischen Wertegemeinschaft mit dem Westen interessiert gewesen, wie sie auch der Präsident des EU Parlaments Martin Schulz zunehmend vehement von ihnen einfordert, sondern lediglich an den ökonomischen Vorteilen der EU-Mitgliedschaft sowie dem Schutzschild der NATO. Die Verbindlichkeit der Genfer Flüchtlingskonvention verdrängen die osteuropäischen Regierungen, und nicht nur die, und weil die gleichgeschalteten Medien nur dem Populismus und den Demagogen folgen, wird auch in der Bevölkerung kein kritischer Diskurs in Gang gesetzt – solange es nicht ins Bewusstsein gerückt wird. Hier sollten eigentlich die fehlenden Meinungsbildner aus dem Vakuum auftreten. Wenn osteuropäische Länder keine oder nur christliche Flüchtlinge aufnehmen wollen und sich hinter NATO-Stacheldraht verschanzen, ist das in Europa keine akzeptable Politik. Wahrhaft abgründig und erschreckend ist jedoch, was zuletzt in Lettland zutage trat. Die Regierung trat zurück, weil sich die Koalition über die Aufnahme von 776 Flüchtlingen laut EU Quote zerstritten hatte. Im Vorfeld hatten 22 000 Lehrer gegen die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen gestreikt und lautstark protestiert. Dies zeigt ohne weitere Erläuterung, wie weit entfernt Osteuropa mit Blick auf die Vermittlung der Respektierung der Menschenrechte wirklich ist. Denn Lehrer sollten ja eigentlich demokratische Werte vermitteln. Während Papst Franziskus die Christenmenschen auffordert, den vor Krieg und Vernichtung fliehenden Flüchtlingen ohne Ansehen der Religion beizustehen, unterstützen der Erzbischof von Budapest und weitere hohe Kleriker in Polen und anderen Visegrad-Staaten die nationalistische Politik von Orban und Co. Die Historikerin Diana Pinto zieht eine klare Trennlinie, die auch dringend erforderlich ist. Bezüglich der wirtschaftlichen Aspekte zeigen eine Umfrage unter Ökonomen durch Bloomberg sowie diverse Studien, dass Flüchtlinge das Wachstum generell beflügeln und auch Investitionen mit sich bringen. Dies gilt für Europa noch stärker als für die USA, weil die demografische Entwicklung in Europa dem gleichen Schrumpfungsprozess unterworfen ist, der Japan schon seit 25 Jahren in seinem deflatorischen Würgegriff hält. Dies ist auch eine Folge der japanischen Xenophobie, kaum 1% der Bevölkerung sind Nicht-Japaner.

Türkei – Erdogan im Cäsarenwahn

Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind in der Türkei bereits aufgehoben. Die Untersuchungen über Verwicklungen der Türkei in den IS Ölhandel waren bereits in der Macro Perspective vom August Gegenstand. Hier wird im Dezember dieselbe Quelle angeführt. Auch die offensichtliche Verwicklung von Saudi-Arabien und Qatar wird international offen diskutiert, allerdings nicht in den deutschsprachigen Medien. Inzwischen hat Russland weitere Beweise über die verwerfliche Rolle der Türkei bei der z.T. unverhohlenen Unterstützung für den Golem IS vorgelegt, die auch in den USA sehr ernst genommen und offen diskutiert werden, Obama fordert von Erdogan Erklärungen. Der hat kürzlich noch seinen Schwiegersohn als Energieminister eingesetzt, um die Posse wirklich bühnenreif aufzuführen. Und um das Mass voll zu machen, paktieren jetzt noch die Empfängerländer von EU Steuermitteln, Türkei und Ukraine, um Russland zu bekämpfen. Zeitgleich befinden sich neben den USA auch Frankreich und UK in einer militärischen Allianz mit Russland. Mittlerweile haben sich unter Führung von Saudi Arabien 34 muslimische Staaten zum Kampf gegen den Terrorismus zusammengeschlossen.

Wäre die Lage nicht wirklich hochexplosiv, könnte man über Karl Kraus auf die meisten Protagonisten höchst zutreffendes Zitat lachen: „Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.“

Feintool: Research Partners startet Abdeckung mit „Halten“-Rating – Kursziel 90 CHF

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Feintool ist ein schweizer Technologieunternehmen. Bild: www.feintool.com
Feintool ist ein Schweizer Technologieunternehmen. Bild: www.feintool.com

Das Technologieunternehmen Feintool aus dem Berner Mittelland konnte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015 den Umsatz trotz des negativen Währungseinflusses um 1.3% auf 374.2 Mio. CHF steigern. In Lokalwährungen betrug das Plus sogar 5.6% (siehe Medienmitteilung vom 27.10.15). Dabei kompensierte das Wachstum im Serienteilegeschäft den Rückgang im Investitionsgütergeschäft. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen, zu dessen Kunden insbesondere die Automobilindustrie gehört, einen Umsatz im Bereich von 500 Mio. CHF und eine EBIT-Marge von 6 bis 7%. 2014 lag der Gesamtumsatz von Feintool bei 503.4 Mio. CHF. Der Gewinn auf Stufe EBIT erreichte 35.2 Mio. CHF, was einer Marge von knapp 7% entspricht.

Die Analysten der unabhängigen Analyseboutique Research Partners bezeichnen in ihrer jüngst publizierten Studie die Feintool-Gruppe als solides Mid Cap-Unternehmen, das in den kommenden Jahren weitere Werte für die Aktionäre schaffen sollte. Allerdings werde es einige Zeit benötigen, bis sich die Massnahmen zur Verbesserung der Profitabilität auszahlen würden. Research Partners startet daher die Abdeckung des Titels mit einem „Halten“-Rating sowie einem Kursziel von 90 CHF.

Zuletzt wurden die Aktien der Feintool Holding AG an der SIX Swiss Exchange zu 84.30 CHF (Stand: 14.12.15) gehandelt.

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