In einem erfreulichen Börsenumfeld kann die nebag AG das Geschäftsjahr 2021 mit einem Gesamtergebnis von CHF 7.2 Mio. abschliessen. Die Nettoperformance betrug in der Berichtsperiode 9.6%. Während die Anleger auch im zweiten Jahr der Pandemie die Technologieaktien und Standardwerte bevorzugt hätten, sei das Interesse in dem von der nebag AG bevorzugten Segment der ausserbörslich gehandelten Titel sowie der Substanzwerte allerdings eher gering gewesen, schreibt die Beteiligungsgesellschaft in einer Pressemitteilung. Die nebag AG sei aber trotz der Euphorie für Wachstumswerte ihren Grundsätzen treu geblieben und investiere ihre Mittel sorgfältig in Unternehmen, die weiterhin über eine hohe Substanz verfügen, so die Gesellschaft weiter.
Besonders positiv schnitt 2021 die Anlagekategorie Beteiligungen mit einem Plus von 13,6% ab. In ihr sind die Investitionen in die Plaston Holding AG und die Thurella Immobilien AG gebündelt. Hier verdiente die nebag AG 2.18 Mio. CHF bei einem durchschnittlichen Kapitaleinsatz von 16 Mio. CHF.
Die langfristigen Finanzanlagen machen 62% des Portfolios der nebag aus. Sie bieten den Aktionären ein Engagement vorwiegend im OTC-Markt. Im Geschäftsjahr 2021 waren durchschnittlich 51.2 Mio. CHF in dieser Anlagekategorie investiert. Nach einem eher schwierigen Umfeld im Vorjahr habe sich sich der Markt in der Berichtsperiode erholt, was zu einem positiven Performancebeitrag von 8,6% oder 4.4 Mio. CHF geführt habe, schreibt das Unternehmen.
Bei den kurzfristigen Anlagen in Obligationen in die Währungen CHF, EUR und USD konnte ebenfalls eine positive Performance erreicht werden.
Die Beteiligungsgesellschaft geht davon aus, dass 2022 aufgrund einer veränderten Inflationserwartung sowie steigender Zinsen Überraschungen in sich bergen wird. Das Portfolio werde sich aber aufgrund der defensiven Ausrichtung sowie der massvollen Bewertung auch in einem volatilen Umfeld ansprechend verhalten, schreibt die nebag AG.
Die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik werde fortgesetzt und der Generalversammlung vom 6. Mai 2022 eine Ausschüttung von 0.50 CHF (Vorjahr: 0.40 CHF) je Namenaktie beantragt. Die Ausschüttung erfolgt wie in den Vorjahren im Rahmen einer Kapitalherabsetzung.
Per Ende 2021 lag der Net Asset Value (NAV) bei 9.60 CHF pro Aktie. Die Aktien der Nebag sind an der SIX kotiert. Zuletzt wurden 9.50 CHF für eine Aktie bezahlt.
Wasserkraft – im Bild die Südmauer des Lago Bianco im Puschlav – macht den grössten Anteil an der Eigenproduktion von Repower aus. Bild: Repower AG
Es sind stürmische Zeiten in der Energiebranche. In den Wintermonaten drohen Versorgungsengpässe, ausgelöst durch den Atomausstieg und die gleichzeitig noch nicht in genügend grossem Volumen vorhandenen erneuerbaren Energien. Unlängst erst präsentierte Energieministerin Simonetta Sommaruga einen Plan zur Verhinderung einer solchen Strommangellage. Nebst Wasserkraftreserven beinhaltet dieser Plan auch den Bau mehrerer Gaskraftwerke. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine scheint nun aber auch die Gasverfügbarkeit durch den grossen Anteil Russlands am Markt nicht mehr garantiert. Inmitten dieses heraufordernden Umfeldes informiert das Bündner Energieunternehmen Repower – selbst Betreiberin eines Gaskombikraftwerkes im italienischen Teverola – über das Geschäftsjahr 2021 und die Aussichten für das Unternehmen und die Branche.
Italien trägt weiter Löwenanteil zum EBIT bei
Höhere abgesetzte Mengen Strom und Gas sowie die stark gestiegenen Energiepreise liessen die Gesamtleistung von Repower um 89% auf 3.3 Mrd. CHF hochschnellen. Da Repower im Rahmen ihrer Absicherungsstrategie den Strom aus den eigenen Kraftwerken zu grossen Teilen im Voraus verkauft, konnte das in Poschiavo domizilierte Unternehmen bisher nur punktuell von den gestiegenen Strompreisen profitieren. So stiegen gleichsam mit den Erlösen auch die Kosten für die Energiebeschaffung auf 2.9 Mrd. CHF (+107%). Während der Stromabsatz auf 21’446 GWh (+23%) deutlich zunahm, verharrte die Eigenproduktion mit 2’923 GWh annähernd auf Vorjahresniveau. Mit 42% entfällt der grösste Anteil daran auf den Bereich Wasserkraft, gefolgt von thermischer Energie mit 39%. Windkraft und Photovoltaik nehmen mit 7% respektive 1% nur eine geringe Bedeutung am Gesamtmix ein, werden jedoch laufend ausgebaut. Kernenergie macht über eine Beteiligung 11% der Produktion von Repower aus.
Auf Stufe EBIT gelang Repower eine erfreuliche Steigerung auf 81.8 Mio. CHF (+6%). Das Segment Markt Italien hat 57.0 Mio. CHF (-21%) zum EBIT beigetragen. Insbesondere die um 29 Mio. CHF tiefere Marge aus der Bereitstellung von Regelenergie durch den Betrieb des Gaskombikraftwerkes Teverola belastete das Ergebnis. Dafür resultierten Steigerungen im Geschäft mit erneuerbaren Energien und im Endkundengeschäft, dessen Nachfrage sich 2021 nach einem Rückgang zu Beginn der Covid-Pandemie wieder erholt hat.
Das Segment Markt Schweiz steuerte 36.8 Mio. (+127%) zum EBIT bei, wobei mit 21 Mio. ein grosser Teil davon als einmaliger Ertrag aus einer Kaufpreisanpassung im Zusammenhang mit der 2013 erfolgten Überführung der Höchstspannungsnetze an Swissgrid stammt. Aus dem Bereich «Übrige Segmente und Aktivitäten» stammt ein negativer EBIT-Beitrag von -12.0 Mio. CHF. Unter dem Strich konnte Repower den Gruppengewinn auf 47.1 Mio. (+14,2%) steigern, was den Verwaltungsrat dazu veranlasst, der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende von 3.00 CHF auf 4.50 CHF je Aktie zu beantragen.
Bei rund 233 Mio. Kubikmeter Gas lag der Verbrauch im Kraftwerk Teverola 2021. Volumenmässig könnte so der oben gezeigte Lago Bianco knapp 13 Mal gefüllt werden. Bild: Repower AG
Über 100 Mio. CHF investiert ins Stromnetz und erneuerbare Energien
Bemerkenswert ist die Verdoppelung der Bilanzsumme per Ende 2021 auf 4.0 Mrd. CHF. Zurückzuführen ist dieser massive Anstieg auf positive und negative Wiederbeschaffungswerte von Energiederivaten. Die Buchwerte dieser Held-for-Trading-Positionen schnellten zusammen mit den Preisanstiegen am Energiemarkt um das 17- respektive 19-fache in die Höhe und machten per Stichtag mit 1.8 Mrd. CHF rund 45% der Bilanzsumme aus. Als Konsequenz sank die Eigenkapitalquote auf 22% (Vorjahr 44%), obschon das Eigenkapital effektiv um 2% auf 0.9 Mrd. zugenommen hat. Langfristig erwartet das Unternehmen aber eine Rückkehr der Quote in den Zielbereich von 35% bis 45%.
Insgesamt 104 Mio. CHF investierte Repower 2021 in ihre Sachanlagen, wovon 74 Mio. auf die Schweiz entfallen. Nebst den rund 25 Mio., die ins Stromnetz flossen, wurde insbesondere in die Stärkung der Erneuerbaren investiert. Die Gesamterneuerung des Wasserkraftwerkes Robbia im Puschlav ist weit fortgeschritten und soll eine Produktionssteigerung um 10% ermöglichen. Über 200 neue Photovoltaik-Anlagen wurden 2021 ans Repower-Netz angeschlossen. Erwähnenswert ist der Einsatz von bifazialen Modulen an mehreren italienischen Standorten. Damit ist Repower einer der ersten Energiedienstleister, der sich die Technologie zunutze macht, und erwartet dank der höheren Effizienz und des beidseitigen Einfangens der Sonnenstrahlen eine Produktionssteigerung um 44% bei gleichbleibender Fläche. Zu guter Letzt nahm Repower im Sardinischen Sassari einen neuen Windpark in Betrieb.
Plug’n Roll sichert sich mehrere Grossaufträge
In Sachen Energiewende engagiert sich Repower nicht nur durch die Produktion von erneuerbaren Energien, sondern bietet über die Marke Plug’n Roll auch Ladelösungen für die Elektromobilität an. 2021 konnte mit dem Kanton Zürich ein neuer Grosskunde gewonnen werden. Bis 2025 sollen die kantonalen Liegenschaften von Plug’n Roll mit rund 880 Ladestationen ausgerüstet werden. Auch für die Elektroauto-Flotte der SBB wird Plug’n Roll in den nächsten Jahren an 175 Standorten bis zu 600 Ladepunkte installieren. Ein Auftrag, bei welchem sich Plug’n Roll bei einer öffentlichen Ausschreibung gegen 18 Mitbewerber durchgesetzt hat. Detailliertere Informationen zur Nachhaltigkeit bei Repower finden sich im 2021 erstmalig erstellten und 40 Seiten starken Nachhaltigkeitsbericht.
Unklare Aussichten in Italien trotz sichergestellter Gasversorgung
Der Blick nach vorne zeigt viele Unsicherheiten auf. Die konkreten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Energiewirtschaft sind noch nicht vollständig absehbar, Repower erwartet jedoch, dass diese die Branche prägen und verändern werden. Die Gasversorgung des Kraftwerkes Teverola ist sichergestellt, da das Gas von den Importströmen aus dem Süden über Algerien und Libyen und von der transadriatischen Pipeline aus Aserbaidschan stammt. Aufgrund der unklaren Auswirkungen der Einführung eines Kapazitätsmarktes für Regelenergie in Italien auf die Leistung von Teverola kann das Unternehmen keine konkrete Prognose zum Ergebnisbeitrag von Teverola und Italien auf das Ergebnis 2022 abgeben. Dank den hohen Energiepreisen rechnet Repower 2022 mit steigenden Einnahmen aus dem Stromverkauf. Dies wird gemäss Unternehmensangaben aber nur ein kurzfristiger Effekt bleiben, denn bereits mittelfristig gehe der Markt wieder von deutlich niedrigeren Strompreisen aus.
Repower erwartet 2022 steigende Einnahmen aus dem Stromverkauf dank den rekordhohen Strompreisen, auch wenn diese nur von kurzer Dauer sein werden. Grafik: Repower AG
Fazit
Es sind herausfordernde Zeiten für Repower. Gerade die Zukunft des für das EBIT wichtigen Kraftwerkes in Teverola ist von zahlreichen Fragezeichen geprägt. Auch wenn die Gasversorgung sichergestellt sei, dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis sich Preise und Verfügbarkeiten wieder normalisiert haben. Welche langfristigen Konsequenzen die Energiepolitik aus dem Krieg in der Ukraine ziehen wird, ist ebenfalls noch nicht abzuschätzen. Aus politisch unsicheren Ländern stammendes Gas als Energiequelle wird aber sicherlich nicht an Attraktivität gewinnen. Auch die Einführung des Kapazitätsmarktes für Regelenergie in Italien könnte den Beitrag des Marktes Italien zum EBIT beeinflussen.
Etwas konkreter sind die Aussichten im Schweizer Markt. Hier wird weiterhin die Wasserkraft das Zugpferd sein. Der Kanton Graubünden will im Rahmen seiner Wasserkraftstrategie die Wertschöpfung der Wasserkraft im Kanton erhöhen. Repower, welches das einzige entlang der ganzen Strom-Wertschöpfungskette aktive Bünder Energieunternehmen ist, bietet sich als Partnerin bei der Umsetzung an. Die Energiewende wird auch mittelfristig für neue Geschäftsmöglichkeiten für Repower sorgen, sei es in der Stromproduktion oder über andere Geschäftsfelder wie die Elektromobilität.
Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 136 CHF. Daraus berechnen sich ein KGV von 21.3 und ein KBV von 1.14. Damit ist die Bewertung nicht gerade günstig, die Dividendenrendite von 3,3% ist dafür verhältnismässig attraktiv. Es gilt aber sicherlich die weitere Entwicklung insbesondere im italienischen Geschäft genau im Auge zu behalten.
Seit dem Wechsel von der SIX zu OTC-X im Jahr 2016 zeigt der Kurstrend der Repower Aktien konstant nach oben. Chart: otc-x.ch
Eisige Stimmung am IPO-Markt. Bild: stock.adobe.co
Schön war die Hausse der letzten zwei Jahre und gross der Optimismus, dass sich der Boom an den IPO-Märkten auch 2022 fortsetzen würde. Der Januar war noch der stärkste seit 21 Jahren, so EY im Quartalsbericht, doch danach sank die Stimmung mit Beginn des unerwarteten Kriegsgeschehens schnell. Die weiteren Aussichten für Börsengänge sind nach dem schwachen ersten Quartal nun deutlich eingetrübt.
Der IPO-Enthusiasmus von 2021 dürfte sich 2022 nicht fortsetzen. Grafik: ey.com
In Europa sanken die Emissionserträge auf gerade noch 2.7 Mrd. USD bei 47 IPOs. Das entspricht 5% des globalen Emissionsvolumens und 15% nach Anzahl. In der Schweiz fand im ersten Quartal kein Börsengang statt. Mit XLife Sciences gab es zwar einen Neuzugang an der SIX und das erste Listing im neuen Segment Sparks, doch ein öffentliches Angebot gab es nicht. Die Aktie war zuvor im Freiverkehr der Börse München gehandelt worden. Die Performance lässt zu wünschen übrig. Seit Februar fiel die Aktie von 52 CHF auf unter 40 CHF. Global betrachtet gab es im ersten Quartal 2022 insgesamt 321 IPOs, die ein Emissionsvolumen von 54.4 Mrd. USD generierten. Verglichen mit dem ersten Quartal 2021 ist das ein Rückgang von 37% nach Anzahl und von 51% nach Erträgen.
Primärmarkt-Klima ändert sich
Verschiedene Faktoren spielten zusammen. So hebt EY hervor, dass weniger Mega-IPOs, weniger SPAC-Emissionen, weniger Unicorn-Börsengänge und grenzüberschreitende IPOs das Quartal geprägt haben. Weiterhin gab es zahlreiche Verschiebungen von IPOs. Neben den Kriegsaktivitäten an der Peripherie Europas dämpften auch steigende Preise für Energie und Rohstoffe sowie die daraus resultierenden Inflations- und Zinsängste das Interesse an neuen IPOs.
Regionale Divergenzen
Dabei gab es dennoch grosse regionale Unterschiede. In Nordamerika fiel der Rückgang sogar noch dramatischer aus als in Europa. Die Emissionserlöse fielen um 95% auf 2.4 Mrd. USD, die Anzahl um 72% auf 37 IPOs. Im Kontrast dazu stiegen die Emissionsvolumina in der Asien-Pazifik Region um 18% auf 42.7 Mrd. USD, obwohl die Anzahl der Börsengänge um 16% auf 188 zurückging. Davon entfallen allein 30.1 Mrd. USD auf Greater China, also inklusive Hongkong. Vier der sieben IPOs mit Emissionserlösen von über 1 Mrd. USD fanden an den chinesischen Börsen statt. In Japan dagegen schrumpften die Emissionsvolumina auf nur noch 0.2 Mrd. USD, den Primärmarkt nahmen nur kleine Unternehmen in Anspruch.
IPO-Emissionserträge nach Sektoren. Grafik: ey.com
Energie- und Tech-IPOs auf Spitzenrängen
Technologie-IPOs blieben beliebt und führen nach Anzahl unter den Sektoren. Mit Blick auf die Emissionserträge schob sich allerdings Energie mit einem Volumen von 12.2 Mrd. USD bei 15 Börsengängen auf den ersten Rang. Technologie folgt mit 9.9 Mrd. USD bei 58 IPOs. Auf Rang drei findet sich Materials mit ebenfalls 58 IPOs und 5.9 Mrd. USD, gefolgt von Industrials mit 57 IPOs und 5 Mrd. USD Volumen.
Asien-Pazifik steigert Marktanteil
Regional hat sich somit das Schwergewicht der Primärmarktaktivität erneut nach Asien-Pazifik verlagert, nachdem im Vorjahr erstmals seit fünf Jahren Nordamerika Marktanteile zurückerobert hat. 78% der globalen Emissionserträge entfallen im ersten Quartal 2022 auf Asien-Pazifik. Ob der gegenwärtige totale Lockdown in der 26 Mio. Menschen zählenden Metropole Shanghai die Primärmarktaktivitäten dämpfen wird, bleibt abzuwarten. Für die Marktpsychologie ist es jedenfalls nicht positiv, nachdem China ja bislang verhältnismässig gut durch die über zwei Jahre währende Pandemie gekommen ist.
Marktumfeld
Hohe Volatilität und hohe Bewertungen an den Börsen, steigende Inflation und Zinsen und dann noch der überraschende Krieg Russlands gegen die Ukraine haben das Klima an den IPO-Märkten merklich eingetrübt, insbesondere in Europa und den USA. Der Trend bei den Renditen der 10jährigen US-Staatsanleihen ist bei aktuell 2,5% steil nach oben gerichtet. Eine schwache Tendenz an den Bondmärkten ist kein gutes Zeichen für die Aktienbörse, weder für den Sekundär- noch den Primärmarkt.
SPAC-Gesellschaften unter Zeitdruck
Emittenten werden daher alternative Wege wie M&A oder Trade Sales verfolgen. Eigentlich ein konstruktives Umfeld für die über 600 SPAC-Gesellschaften, die Zielgesellschaften suchen. Dort tickt die Uhr laut, denn üblicherweise müssen innerhalb von 24 Monaten nach der SPAC-Emission die von Investoren aufgenommenen Mittel investiert werden. Wie EY schreibt, wird bei mehr als einem Viertel davon später dieses Jahr die Frist ablaufen, wonach die aufgenommenen Mittel in Ermangelung eines Deals an die Investoren zurückgezahlt werden müssen. Bei über 60% der SPACs droht das gleiche Szenario in 2023. Beim ersten und bisher einzigen Schweizer SPAC VT5 reicht die 24-Monats-Frist bis Dezember 2023. Ob die geplanten weiteren 200 SPAC-Emissionen, vor allem in den USA, stattfinden werden, bleibt ungewiss. Immerhin wollen sie 44 Mrd. USD an Kapital aufnehmen, so der spezialisierte Branchendienst www.spacanalytics.com .
Ausblick
Der Ausblick für den Schweizer Primärmarkt ist nicht wesentlich schlechter geworden, denn schon vor dem Ausbruch des Krieges gab es keine konkreten und öffentlich bekannten IPO-Pläne. Bei einer Besserung des Börsenklimas kann sich das IPO-Fenster durchaus schnell wieder öffnen. Allerdings werden die Börsenaspiranten die Erstzeichner zunächst einmal vom Investment Case überzeugen müssen. Abspaltungen von Konzernen haben weiterhin gute Karten, solang sie profitabel, wachstumsstark und in den richtigen, das heisst als vielversprechend eingestuften, Industrien aktiv sind. Die angekündigten Spin-offs von ABB etwa erfüllen das Profil.
Gastronomie und Seilbahn von Pandemie besonders betroffen – Hotel erfolgreich
Durch diese schwierigen Jahre, aber auch durch die sehr erfolgreichen davor, führte CEO Bruno Vattioni das Unternehmen. Jetzt geht er in Pension. Beim Rückblick auf «sein» letztes Geschäftsjahr zeigt er sich vor allem von der Frequenz der Schwebebahn enttäuscht. So seien nur 293’000 Personen auf den Säntis transportiert worden, im Rekordjahr 2018 waren es 436’000. Das Umsatzergebnis sei mit 4.8 Mio. CHF auf tiefem Niveau, verglichen wiederum mit Vorkrisenzeiten, als der Verkehrsertrag z.B. 2018 knapp über 6 Mio. CHF lag. Auch der Ertrag im Gastronomiebereich macht Vattioni keine Freude, lag er doch mit 2.5 Mio. CHF um 33% tiefer als in einem durchschnittlichen Jahr. Auf der anderen Seite habe sich der Hotelbetrieb erfolgreich entwickelt, die Anzahl der Logiernächte auf der Schwägalp konnte um 39% auf 28’700 gesteigert werden. Damit lag der Umsatz des Hotels über 1.5 Mio. CHF höher als im Vorjahr und trug 8.1 Mio. CHF zum Ertrag bei.
Unter dem Strich erwirtschaftete das Unternehmen einen Betriebsertrag von 18 Mio. CHF (2020: 17.3 Mio. CHF). Darin enthalten ist eine Härtefall- bzw. Ertragsausfallentschädigung von 817’000 CHF. Diese Härtefallentschädigung und die Möglichkeit, auf staatliche Unterstützung aufgrund der Kurzarbeitsregelung zurückzugreifen, habe dem Unternehmen geholfen und sei sehr willkommen gewesen, schreibt Vattioni im Geschäftsbericht.
Steigender Betriebsaufwand, auch weil keine Entlassungen vorgenommen wurden
Der Betriebsaufwand lag mit 14.7 Mio. CHF leicht über dem Vorjahr. Dass man selbst während der langen Phase der Betriebsschliessung der Säntisbahn kein Personal entlassen hätte, habe natürlich Auswirkungen auf den auf 9 Mio. CHF angestiegenen Personalaufwand, so Vattioni. Auf der anderen Seite ging der Warenaufwand für die Gastronomie zurück.
Man habe trotzt aller Widrigkeiten ein Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA von 3.2 Mio. CHF erreicht, erläutert Vattioni, und hätte so auch im anspruchsvollen Krisenjahr 2021 mehr als die betriebsnotwendigen Abschreibungen vornehmen können.
Antizyklische Investitionen
Gleichzeitig investierte die Säntisbahn mit 1.3 Mio. CHF antizyklisch, wie es Vattioni ausdrückt. Man habe damit den strategischen Ausbau der Angebote am Säntis fortgeführt. Trotzdem sei die Bilanzsumme um 1.8 Mio. CHF auf 42.6 Mio. CHF gesenkt worden. 1.5 Mio. CHF an Schulden konnten getilgt werden, aktuell stehen noch 9.3 Mio. Schulden in den Büchern. Die Eigenkapitalquote stieg gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozentpunkte auf 64%.
Ausblick
Im Dezember 2021 hat die Säntisbahn das Dossier für das Plangenehmigungsverfahren für den Ersatz der bald 50-jährigen bestehenden Schwebebahn eingereicht. Mit der neuen Bahn, basierend auf einer zeitgemässen Technologie, könnten die Betriebs- und Unterhaltskosten in den nächsten Jahren massiv gesenkt werden, so Vattioni. Auch würden so die Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit verbessert. 2023 soll der Baustart für die neue Säntis-Schwebebahn erfolgen, vorausgesetzt, dass die Finanzierung des Ersatzprojekts sichergestellt werden könne, fügt Vattioni an. Mit der Durchführung dieses Projekts wird Vattioni dann allerdings nichts mehr zu tun haben; sein Nachfolger Martin Sturzenegger wird sich darum kümmern, der ab Anfang Mai das Zepter von Vattioni übernimmt.
So sieht der Geschäftsbericht, der wie schon im vergangenen Jahr in Zeitungsformat erscheint, den Stabwechsel von Bruni Vattioni zu Martin Sturzenegger. Bild: saentisbahn.ch/Silvan Wegmann
Fazit
Die Säntisbahn ist im Gegensatz zu anderen Bergbahnbetrieben, wie z.B. den Jungfraubahnen und der Titlisbahn, regional aufgestellt. Dies sowohl bezüglich Kundschaft als auch Aktionariat, wo sich 17’874 Aktionäre die 48’000 im Umlauf befindlichen Aktien teilen. Gleichzeitig sind viele dieser Aktionäre auch Kunden der Säntisbahn. Im letzten Jahr ist das Aktionariat nochmals um 355 neue Aktionäre gewachsen, was veranschaulicht, wie stark das Unternehmen mit der Region verbunden ist. Diese Verwurzelung in der Ostschweiz bringt dem Unternehmen viele Vorteile, insbesondere, wenn es jetzt darum gehen wird, kräftig ins neue Bahnprojekt zu investieren. Noch stehen allerdings keine Informationen zur Verfügung, in welcher Höhe investiert werden soll. Hilfreich dürfte aber sein, dass die Eigenkapitalquote weiter anzieht und jetzt sehr solide 64% erreicht.
Dass 2021 eine schwarze Null geschrieben wurde, hat natürlich auch mit den Härtefallzahlungen des Bundes zu tun; ohne sie wäre die Säntisbahn in die Verlustzone gerutscht. Nach drei Jahren, in denen sie ohne eigenes Verschulden mit den Unbillen der Natur (Viren und Wetter) zu kämpfen hatte, könnte aber ein wieder normal verlaufendes Geschäftsjahr in Zukunft auch eine deutlich verbesserte Ertragslage nach sich ziehen.
Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Säntisbahn-Aktie. Quelle: otc-x.ch
Der Markt jedenfalls ist zuversichtlich, dass es bei der Säntisbahn aufwärts geht. Die auf OTC-X gehandelte Aktie notiert derzeit bei 985 CHF, deutlich über dem Stand vor dem Lawinenunglück im Winter 2019. Auch die Pandemie konnte den Kurs nicht nachhaltig beeinträchtigen.
Aufgrund der Härtefallzahlungen des Bundes muss die Säntisbahn auf eine Gewinnausschüttung verzichten. Wie schon in den vorangegangen Jahren gehen die Aktionäre, zumindest was die Bardividende anbelangt, leer aus.
Die 2017 gegründete Investmentgesellschaft Real Unit Schweiz AG hat an der ordentlichen Generalversammlung vom 5. April 2022 eine weitere Kapitalerhöhung beschlossen. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, stimmten die Aktionärinnen und Aktionäre einer ordentlichen Kapitalerhöhung im Umfang von maximal 7 Mio. CHF und einer genehmigten Kapitalerhöhung im Umfang von maximal 10‘155‘375 CHF zu. Die letzte Kapitalerhöhung im 1. Quartal 2022 sei um rund einen Drittel überzeichnet worden, begründet die Gesellschaft den Schritt. Das Kapital soll in das weitere Wachstum von Real Unit fliessen, die auf Anlagen in Sachwerte setzt. Den Schwerpunkt der Anlagetätigkeit bilden nach Angaben der Gesellschaft Schweizer Anlagen und der direkte Besitz von Sachwerten.
Ausserdem wurden an der Generalversammlung der gesamte Verwaltungsrat und die Mitglieder des Vergütungsausschusses einstimmig für ein weiteres Jahr wiedergewählt. «Die im Jahr 2021 verabschiedete Wachstumsstrategie sowie die Neubesetzung des Führungsteams haben sich bewährt», so Fidelis Götz, Verwaltungsratspräsident der RealUnit Schweiz AG.
Die Aktien der Real Unit AG sind an der BX Swiss kotiert. Zuletzt wurde 1.14 CHF für eine Aktie bezahlt.
Die im thurgauischen Aadorf beheimatete Griesser Gruppe erzielte 2021 mit ihren Sonnenschutzprodukten ein hervorragendes Resultat. Bild: Griesser AG
Die Sonne scheint in Aadorf. Hatten vergangenes Jahr eine Cyber-Attacke im April und Schwierigkeiten entlang der Lieferketten im Herbst die Stimmung bei der Griesser Gruppe zwischenzeitlich getrübt, so fallen die Zahlen der Spezialistin für Sonnenschutzprodukte für das Geschäftsjahr 2021 dennoch äusserst positiv aus.
Internationales Wachstum übersteigt Erwartungen
Nebst der Marke Griesser gehört durch eine 76,5%-Beteiligung auch die deutsche Firma weinor zur Griesser Gruppe. Durch die beiden Marken erwirtschaftete der Konzern 2021 einen Umsatz von 370.1 Mio. CHF (+11,1%). Insbesondere die auf Sonnen- und Wetterschutzprodukte für Terrassen spezialisierte weinor profitierte auch im zweiten Pandemiejahr von dem gesteigerten Bedürfnis vieler Menschen, ihr Zuhause mangels Ausgehmöglichkeiten gemütlicher einzurichten. Mit einem Anteil von 72% (Vorjahr 76%) stammt der Grossteil des Gruppenumsatzes aus der DACH-Region. Deutlich überproportional stiegen im Berichtsjahr mit 27% die Umsätze im übrigen Europa. So schreibt Griesser im Geschäftsbericht von einem Umsatzwachstum deutlich über den Erwartungen insbesondere in Frankreich und Italien. Durch die internationale Tätigkeit haben Währungsschwankungen teils starken Einfluss auf das Resultat von Griesser. 2021 war dieser Einfluss positiv, doch auch währungsbereinigt und somit organisch lag das Umsatzwachstum der Gruppe noch bei 9,2%.
weinor als Stütze der Gewinnentwicklung
Um die gesteigerte Nachfrage bewältigen zu können, investierte Griesser einerseits in den Ausbau der Produktionskapazitäten. So steht die Erweiterung des Werks am Hauptsitz in Aadorf mit automatisiertem Profillager und neuer Pulverbeschichtungsanlage kurz vor dem Abschluss. Zudem startete weinor im September mit dem Ausbau des Werks in Möckern bei Magdeburg. Bis 2023 sollen die Kapazitäten durch Investitionen in Höhe von 13 Mio. EUR an diesem Standort annähernd verdoppelt werden. Andererseits ging mit der höheren Nachfrage auch ein Ausbau des durchschnittlichen Personalbestandes auf gut 1’500 Mitarbeitende (Vorjahr 1’400) einher. Neu ist die Gruppe mit 3 Mitarbeitenden auch in Grossbritannien vertreten. Entsprechend stieg auch der Personalaufwand auf 150.9 Mio. CHF (+9,6%) an.
Noch deutlicher wuchs der Materialaufwand auf 126.8 Mio. CHF (+14,7%), mitunter eine Konsequenz der steigenden Preise und knappen Verfügbarkeit von Rohmaterial und Komponenten im zweiten Semester 2021. Das EBITDA legte um 5,8% auf 35.5 Mio. zu, die EBITDA-Marge sank leicht auf 9,6% (Vorjahr 10,1%). Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn vor Minderheiten von 14.2 Mio. CHF (+6,2%). Rund 4.1 Mio. (+21,8%) davon entfallen auf Minderheitsanteile, welche wohl als Anteil der Minderheitsaktionäre an weinor interpretiert werden dürfen. Somit hat weinor scheinbar auch 2021 einen grossen Teil des Gruppenerfolges beigesteuert. Dies deckt sich mit Aussagen von Griesser CEO Urs Neuhauser im Interview mit schweizeraktien.net Ende letzten Jahres, wonach weinor auf ein weiteres Rekordergebnis zusteuerte. Wie im Vorjahr beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 25 CHF je Aktie.
Dass die Marke Griesser nicht mehr zum Resultat beisteuern konnte, lag nebst der Covid-Pandemie und den hohen Materialpreisen auch an der Cyber-Attacke im April. Verschiedene IT-Systeme mussten heruntergefahren werden, um die Ausbreitung der Schadsoftware zu begrenzen. Trotz der schnellen Reaktion folgte ein mehrtägiger Betriebsausfall.
Elektroflotte neuster Schritt in Nachhaltigkeitsstrategie
Schon seit längerem ist Nachhaltigkeit zentraler Bestandteil der Strategie der Griesser Gruppe und insbesondere der Marke Griesser. Auf Kundenseite reduzieren die Sonnenschutzprodukte den Energieverbrauch deutlich. Auf Unternehmensseite wurde 2021 die Umstellung der 400 Fahrzeuge umfassenden Firmenflotte auf Elektroantrieb gestartet. Ein erstes Pilotprojekt in der Region Luzern sparte so insgesamt 120 Tonnen CO2 und über 45’000 Liter Diesel ein. Spätestens 2030 soll die Umstellung abgeschlossen sein, und bis 2050 will die Marke Griesser komplett klimaneutral sein. Die zentrale Bedeutung der Nachhaltigkeitsstrategie für Griesser widerspiegelt sich auch in der von schweizeraktien.net im letzten Frühling durchgeführten ESG-Bewertung von ausserbörslich gehandelten Unternehmen. Insbesondere in den Bereichen Umwelt und Soziales schnitt Griesser hervorragend ab, während es in der Governance noch Luft nach oben gibt.
Mit 22 von 30 möglichen Punkten rangiert Griesser auf Platz 4 von 38 teilnehmenden Unternehmen in der ESG-Bewertung von schweizeraktien.net. Grafik: schweizeraktien.net
Fazit
Trotz aller Schwierigkeiten der Pandemie kann Griesser auf zwei erfolgreiche Jahre zurückblicken. Insbesondere weinor profitierte auch von den vermehrten Investitionen vieler Menschen in die eigenen vier Wände und war massgeblich an den guten Resultaten beteiligt. Mit zunehmenden Lockerungen der Corona-Massnahmen und Einschränkungen des internationalen Reiseverkehrs könnte dieser Effekt 2022 dem Ende zugehen. Ob weinor den starken Wachstumstrend im laufenden Jahr weiterführen kann, scheint deshalb nicht gesichert. Zudem hätte ein allfälliges starkes Ansteigen des Zinsniveaus im europäischen Raum negative Auswirkungen auf die gesamte Baubranche und somit auch auf die Griesser Gruppe. Bisher hält sich dieser Anstieg noch in Grenzen, weshalb die Konsequenzen noch nicht abschliessend eingeordnet werden können.
Ende 2021 stockte die Griesser Gruppe als Antwort auf die geringere Verfügbarkeit von Rohmaterial und Komponenten ihre Vorräte auf. Diese strategische Erhöhung könnte sich 2022 aufgrund der sich zuspitzenden Lage und steigender Inflation als Glücksgriff erweisen. Auch wenn die flüssigen Mittel zugunsten der Vorräte deutlich abnahmen, überstiegen sie per Jahresende mit gut 34 Mio. CHF die Finanzverbindlichkeiten um beinahe das Vierfache. Mit 68% ist die Eigenkapitalquote inklusive Minderheitsanteilen ebenfalls komfortabel.
Die Aktien der Griesser Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 1’140 CHF. Damit sind die Titel mit einem KGV von 6.4 respektive 9.0 unter Ausklammerung der Minderheitsanteile günstig bewertet. Das KBV von 0.68 respektive 0.72 exklusive Minderheitsanteilen bestätigt die attraktive Bewertung. Mit der beantragten Dividende von 25 CHF je Aktie errechnet sich eine Ausschüttungsrendite von ordentlichen 2,2%. In Anbetracht der günstigen Bewertung, der guten Nachhaltigkeitsperformance und der positiven Geschäftsentwicklung in jüngster Vergangenheit bieten die Griesser-Titel eine attraktive Anlagemöglichkeit, auch wenn 2022 mit steigenden Zinsen und Preisen, der weiter schwierigen Beschaffungslage mancher Materialien und der geopolitischen Lage nicht mit Herausforderungen geizt.
Die Covid-Pandemie hat den Kursverlauf der Griesser-Aktie nur kurzfristig ausgebremst. Seit Anfang 2020 haben die Titel um 31% zugelegt. Chart: otc-x.ch
Im Juni 2021 wurde ein neuer Triebwagen der Pilatus-Bahn angeliefert. Bild: pilatus.ch
Im Juni 2021 wurde ein neuer Triebwagen der Pilatus-Bahn angeliefert. Bild: pilatus.ch
Auch 2021 prägten die Corona-Pandemie und ihre Folgen für den Tourismus sowie das Wetter die Geschäftsentwicklung der Pilatus-Bahnen. So begann das Jahr mit viel Schnee, geschlossenen Restaurants und Bahnbetrieben. Als im April die Terrassen wieder öffnen durften, war es kalt und nass. Dieses Wetter zog sich auch durch den Sommer. Im Winter 2021/22 verbreitete sich die neue Virusvariante «Omikron» mit stark ansteigenden Fallzahlen. Alles in allem waren das im Jahr 2021 schwierige Umstände für die Pilatus-Bahnen. Im Geschäftsbericht erklären Verwaltungsratspräsident Bruno Thürig und CEO Godi Koch, wie sie es geschafft haben, trotzdem ein positives Ergebnis zu erwirtschaften.
Mehr Gäste als im Vorjahr
Die Pilatus-Bahnen erzielten 2021 insgesamt Frequenzen von 1’345’694 Personen. Das entspricht zwar rund 100’000 Gästen mehr als im Vorjahr, jedoch erst knapp der Hälfte vom Rekordjahr 2019, in dem 3’156’923 Gäste am Pilatus gezählt wurden.
Bei den Übernachtungsgästen wurde sogar ein Rekord geschrieben. Reisende aus der ganzen Schweiz und in der zweiten Jahreshälfte auch Gäste aus Europa und Übersee übernachteten auf dem Luzerner Hausberg. Unternehmen führten Geschäftsanlässe und Seminare auf dem Pilatus durch und nutzten so die Hotelanlagen.
In der Gastronomie sah es ein wenig anders aus. Auf Fräkmüntegg wurde zwar von einer rekordverdächtigen Anzahl Besuchern die Vielfalt in Erlebnis und Gastronomie geschätzt, in den anderen Restaurants war der Betrieb jedoch bescheiden. Da Schweizerinnen und Schweizer ihre Tagesausflüge meistens spontan und je nach Wetterlage planen, kehrten im verregneten Sommer nicht allzu viele Gäste in den Restaurants rund um den Pilatus ein.
Neben 250 Schulklassen, die im Frühjahr die Pilatus-Region besuchten, gab nur der Herbst Anlass für einen Hoffnungsschimmer. Er wartete mit einem Wetterhoch auf und lockte damit mehr Gäste auf den Pilatus. Sogar Cars mit Gästen aus Nordamerika reisten wieder an. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer, da Ende Jahr die neue Virusvariante auf der Bildfläche erschien.
Gute Qualität am Pilatus und neues Reservationssystem RESY
Dank ihrer flexiblen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten die Pilatus-Bahnen eine konstant gute Qualität ihrer Dienstleistungen erreichen. Zahlreiche Gäste-Feedbacks und positive Bewertungen auf Online-Portalen bestätigen das. Alle Arbeitsplätze blieben dank Kurzarbeit erhalten.
Was die Arbeit der Mitarbeitenden wie auch die Buchungen der Dienstleistungen in Zukunft erleichtern wird, ist das neue Reservationssystem RESY. Dessen Einführung wurde 2021 finalisiert und in das Tagesgeschäft implementiert. Mit RESY können Bahnreservationen und Buchungen für Erlebnisse auf dem Fräkmüntegg getätigt werden. Es ist effizient und für alle Beteiligten einfach handzuhaben.
Defensives Budget bestätigte sich
Die Pilatus-Bahnen budgetierten bewusst defensiv und berücksichtigten das Ausbleiben von asiatischen und nordamerikanischen Gästen. Schon im Jahr 2020 lag der Gesamtumsatz um ca. 50% tiefer als vor Corona. 2021 veränderte sich das nicht. Trotzdem erwirtschafteten die Pilatus-Bahnen ein positives EBITDA von CHF 2.8 Mio., was 13,5% des Gesamtumsatzes ausmacht und um 21% über dem Vorjahreswert liegt.
Wie sich die Coronasituation in Zukunft entwickeln wird, ist unklar. In naher Zukunft stehen einige Ersatzinvestitionen an, beispielsweise das Grossprojekt «Neukonzeption Zahnradbahn» sowie die Sanierung von Direktorenhaus und Panorama-Gondelbahn. Die Pilatus-Bahnen beantragten beim Kanton Obwalden Härtefallgelder, um diese Kosten, trotz der Umsatzverluste in den vergangenen beiden Jahren, tragen zu können. Dank Härtefallgeldern und Kurzarbeitsentschädigungen von insgesamt CHF 2.5 Mio. sowie eines strikten Kostenmanagements konnte 2021 wieder ein positives Ergebnis von etwas über 1 Mio. CHF erzielt werden. Im Vorjahr lag der Verlust bei rund 1 Mio. CHF, sodass über die beiden «Corona-Jahre» ein ausgeglichenes Ergebnis resultierte.
Ersatzinvestitionen in Zahnradbahn und Panorama-Gondelbahn
Die neue Zahnradbahn ist ein Jahrhundertprojekt. Um in Zukunft vier Triebwagen in Doppelkomposition gleichzeitig in die Talstation einfahren lassen zu können, müssen die Gleisanlagen angepasst werden. Die Arbeiten haben schon begonnen: Als die Triebwagen im Winterschlaf weilten, wurde in Alpnachstad mit dem Bau begonnen. Der Fels wurde abgetragen, eine Stützmauer erstellt und zwei neue, massgeschneiderte Gleiswender aus dem Emmental auf den Schienen angebracht. Ein erster neuer Triebwagen wurde schon in Betrieb genommen und sorgte für ein Wow-Erlebnis.
Bei der Panorama-Gondelbahn müssen die elektrischen Komponenten ersetzt werden, um weiterhin einen störungsfreien Betrieb gewährleisten zu können. Der Auftrag wurde bereits vergeben, Vorarbeiten erfolgten während der Herbstrevision. Der Austausch der Komponenten findet Anfang 2022 statt.
Fazit
Mit einer Rückkehr der für die Pilatus-Bahnen wichtigen chinesischen Gäste wird 2022 noch nicht gerechnet. Gäste aus dem nahen Ausland und aus den USA dürften jedoch wieder vermehrt auf den Pilatus kommen. Langfristig werden sich die Übersee-Märkte erholen, denn die Vierwaldstättersee-Region ist und bleibt ein beliebtes Reiseziel. Ausserdem haben die Pilatus-Bahnen den Berg und ihre Anlagen noch attraktiver gemacht, indem sie in die neue Zahnradbahn und das neue Reservationssystem RESY investieren werden bzw. investiert haben.
Der Aktienkurs der Pilatus-Bahnen erholt sich auf den Sommer hin wieder, jedoch verlor er seit Ende März erneut um CHF 100.00. Quelle: www.otc-x.ch
Der Aktienkurs der Pilatus-Bahnen auf OTC-X hat sich während der Corona-Pandemie jeweils im Sommer ein wenig erholt und ist im Winter wieder gesunken. Auch dieses Jahr konnte man schon einen steilen Anstieg beobachten, da der März mit ununterbrochen schönem Wetter gesegnet war. Mit dem erneuten Wintereinbruch in den letzten Tagen ist auch der Aktienkurs wieder um CHF 100.00 gesunken. Durch die Auflösung der Corona-Einschränkungen und den nahenden Sommer dürfte sich der Geschäftsgang wieder verbessern, und so dürften die Aktien auch wieder an Wert gewinnen. Aufgrund der Härtefallentschädigung, welche die Pilatus-Bahnen 2021 bezogen haben, resultiert ein ausserordentlicher Ertrag von 1.58 Mio. CHF. Die gesetzlichen Vorschriften erlauben es nicht, beim Bezug von Härtefallgeldern Dividenden auszuzahlen. Daher müssen die Aktionäre auch für 2021 auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten.
Aufgrund der vielen Unsicherheiten und der hohen Investitionen erscheint die leichte Erholung des Aktienkurses verfrüht, die Bewertung auf diesem Niveau eher hoch. Ein Kauf drängt sich daher aktuell nicht auf. Der Titel bleibt vor allem für Personen mit einem Bezug zur Bahn und der Region interessant, die an der Generalversammlung teilnehmen können und dort eine Freikarte für die Fahrt auf den Pilatus im Wert von 72 CHF erhalten.
Die Metall Zug-Gruppe ist ist verschiedenen Branchen wie Medizintechnik und Automobilindustrie tätig. Bild: Metall Zug AG
Das Konzernergebnis der Metall Zug-Gruppe erreichte im Geschäftsjahr 2021 mit 53.3 Mio. CHF den besten Wert seit drei Jahren. Der Umsatz fiel zwar um 19,6% auf 661.9 Mio. CHF, doch bereinigt um die Abspaltung von V-Zug, Währungs- und Akquisitionseffekte errechnet sich ein organisches Wachstum des Nettoumsatzes von 10,5%. Das ist die höchste Wachstumsrate der letzten fünf Jahre und zeigt den Fortschritt in der strategischen Neu-Ausrichtung als unternehmerisch geführte Beteiligungsgesellschaft.
Der Jahresabschluss 2021 ist von operativen, strategischen und makro-ökonomischen Faktoren geprägt. Hervorzuheben sind die schnelle Erholung und der steigende Auftragseingang in zwei der drei wichtigsten Geschäftsbereichen: Medical Devices und Wire Processing. Nach einem schwierigen Jahr 2020 mit jeweils negativem Betriebsergebnis gelang in beiden Sparten ein kräftiger Sprung zurück zu einem positiven EBIT.
Operative Zahlen
Bei Medical Devices erreichte das EBIT mit 24.6 Mio. CHF den besten Wert seit der Akquisition durch Metall Zug. Der Vorjahreswert betrug noch -4.4 Mio. CHF. Der Umsatz kletterte auf 215.2 Mio. CHF nach 169.6 Mio. CHF im Vorjahr. Ähnlich ist das Bild im Bereich Wire Processing, wo sich der Umsatz von 150 Mio. CHF auf 206.2 Mio. CHF und das EBIT von -6 Mio. CHF auf 14.6 Mio. CHF verbesserten.
Rückläufig fiel dagegen das EBIT im Bereich Infection Control aus. Das Betriebsergebnis sank von 8.9 Mio. CHF auf 2.6 Mio. CHF. Doch der Grossteil des Vorjahreswerts entfiel auf positive Sondereffekte aus Liegenschaftstransaktionen. Der Umsatz nahm jedoch leicht auf 180.2 Mio. CHF zu. Insgesamt lag das EBIT von Metall Zug bei 42.3 Mio. CHF, nach 15.5 Mio. CHF im Vorjahr.
Abspaltungseffekte
Deutlich verbessert hat sich das Finanzergebnis, das von 4.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 17.6 Mio. CHF anstieg. Dazu trug auch das anteilige Konzernergebnis von V-Zug bei, an der Metall Zug eine 30%-Beteiligung hält. Ähnlich wird zukünftig mit der geplanten 25%-Beteiligung an Komax verfahren werden. Im Februar kündigten Komax und Metall Zug an, dass die Schleuniger Group in Komax eingebracht wird und dafür Metall Zug eine 25%-Beteiligung erhält. Dem müssen noch die Komax GV sowie die Kartellbehörden zustimmen.
Metall Zug hat somit die 2019 angekündigte Strategieänderung trotz Pandemie in mehreren Schritten vollzogen. Die Verselbständigung und Abspaltung von V-Zug haben bei Metall Zug zur Fokussierung und bei V-Zug zur Freisetzung neuer Energien geführt. Auch wenn der Aktienkurs von V-Zug mittlerweile im Korrekturmodus ist, die eigenständige Börsenkotierung hat für die Aktionäre Wert geschaffen.
Der Aktienkurs von V-Zug seit Erstnotiz im Juni 2020. Chart: six-group.com
Mit der Komax-Transaktion folgt ein weiterer Meilenstein in der Transformation von Metall Zug hin zu einer Holdinggesellschaft mit substanziellen Beteiligungen an Schweizer Industrieunternehmen. Zukäufe sollen vorwiegend in den bestehenden Geschäftsfeldern getätigt werden. 2021 wurden diverse Beteiligungen der Tochtergesellschaften aufgestockt oder vollständige Übernahmen getätigt.
Die Schleuniger Gruppe soll in Komax eingebracht werden. Abb.: Metall Zug, Investorenpräsentation 15. März 2022
Etwas unter dem Radarschirm bewegt sich noch die Entwicklung des Technologieclusters Zug auf dem eigenen Areal. Hier werden Gebäude errichtet, Infrastrukturen geschaffen und richtungsweisende Lösungen für die Probleme unserer Zeit entwickelt.
Tech Cluster Zug in Zahlen
Metall Zug setzt neben Solarenergie auch auf Abwärme, Seewasser und Grundwasser. Auf dem Areal können daher die Mieter in der kommenden Heizperiode 2022/2023 vollständig mit CO2-neutraler Energie versorgt werden. Einige Projekte werden bereits 2022 abgeschlossen werden, andere bis spätestens 2026. Es gibt auch Verzögerungen. Das ursprünglich als reines Holzhaus geplante Gebäude für Wohnungsmieter wurde so nicht genehmigt und wird nun in einer Holz-Beton-Version realisiert, allerdings erst ein Jahr später fertiggestellt. Das Gebäude für die VZ Depotbank wird dagegen nach Fertigstellung an die Bank verkauft. Ebenso sind ausgesuchte Apartments für den Verkauf vorgesehen. Wohnraum, Parkplätze und Gewerberäume bringen dagegen Mieteinnahmen. Bis 2025 liegen allein die jährlichen Investitionen in Renditeliegenschaften zwischen 18 Mio. CHF und 24 Mio. CHF, insgesamt rund 107 Mio. CHF. Ab 2025 werden dann Mieterlöse von über 5 Mio. CHF p.a. prognostiziert.
Innovations-Hub
Gegenwärtig zeigt sich noch wenig von dem Mega-Investitionsprojekt Tech Cluster Zug in den Zahlen. Doch das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Noch bedeutsamer ist aber die Positionierung als Hightech-Cluster mit neutralem CO2-Fussabdruck. Das wird junge innovative Unternehmen anziehen, den Standort sehr viel attraktiver machen und durch die angestrebte Vernetzung auch vielfältige neue Geschäftsmöglichkeiten erschliessen.
Investitionskosten über die Nutzungsdauer eines Assets verteilt. Abb.: Metall Zug, Investorenpräsentation 15. März 2022
CO2-Absorption
Die Standorte von Metall Zug in der Schweiz sind bereits CO2-neutral, und obwohl das Unternehmen von jeher eine nachhaltige Geschäftspolitik verfolgt, wurde doch in den letzten Jahren das verantwortungsvolle Handeln noch stärker in den Fokus der Entwicklung gerückt. Interessant ist hierbei, dass die Mitarbeitenden voll in den Prozess integriert sind und dass das Unternehmen starke eigene Akzente setzt. Beispielsweise wird Absorptionsprojekten gegenüber Kompensationsschemata in der CO2-Reduktion der klare Vorzug gegeben. Als Beispiel nennt Metall Zug standortgerechte Aufforstung und Carbon-Capture-Technologien.
Grüner Wasserstoff
Richtungsweisend ist das mit WWZ gegründete Joint Venture Multi Energy Zug AG. Sie soll neue nachhaltige Energieversorgungslösungen durch Sektor-Kopplung schaffen. Neben Solaranlagen und Energiespeicherlösungen wird auch eine Wasserstoffproduktionsanlege für grünen Wasserstoff konzipiert.
Fazit
Die Ergebnisse des Jahres 2021 dokumentieren, dass Metall Zug in den Vorjahren die Weichen richtig gestellt hat. Das ermöglicht es auch, die Dividende von 1.70 CHF im Vorjahr auf 3 CHF anzuheben. Die Pandemie konnte niemand vorhersehen, umso mehr überzeugen der kraftvolle Turnaround und die Rückkehr der wichtigen Geschäftseinheiten in die Gewinnzone. Der Aktienkurs hat die positive Geschäftsentwicklung bereits seit 2020 antizipiert und den vorherigen mehrjährigen Abwärtstrend der Aktie umgekehrt. Doch seit einem Jahr läuft der Kurs bei etwas über 200 CHF für die auf OTC-X gehandelte A-Aktie seitwärts. Bei 11.85 CHF Gewinn je A-Aktie in 2021 errechnet sich aktuell ein KGV von 17,9. Die Ankündigung der Komax-Transaktion sorgte nur kurzzeitig für ein Kursfeuerwerk, das mit Beginn der Ukraine-Invasion schnell abgeklungen ist. Die Umsatzanteile in Russland, Belarus und Ukraine liegen bei unter 1%, doch die stärkere Bedrohung geht von einem global verschlechterten Investitionsklima und einer erwarteten Abschwächung der Wachstumsraten aus. Für die allgemeinen Risiken ist Metall Zug mit einer unverändert starken Bilanz gut gerüstet. Die von den Tochter- und Beteiligungsgesellschaften bearbeiteten Geschäftsfelder weisen weiterhin gute Nachfragetrends auf, sodass sich der Ausblick trotz zahlreicher Wolken durchaus positiv darstellt.
Tag oder Nacht? Die Entwicklung an Börsen ist derzeit auch ein Stochern im Nebel. Bild: stock.adobe.com
Tag oder Nacht? Die Entwicklung an den Börsen ist derzeit auch ein Stochern im Nebel. Bild: stock.adobe.com
Ein Schritt vor, einer zurück – die Wechselbäder für Börsianer setzten sich im März weiterhin fort. Die Volatilität steigt, und das wirtschaftliche Umfeld erscheint weniger inspirierend als noch vor einigen Monaten. Das hat vor allem mit der hartnäckigen Inflation und den inzwischen anziehenden Zinsen zu tun. Wie schlagen sich die Favoriten von schweizeraktien.net?
Vom Anlage-Notstand ist inzwischen nicht mehr soviel zu hören, dafür ist öfter vom Inflationsgespenst und Zinserhöhungen die Rede. Plötzlich stehen wieder die Fed-Sitzungen im Mittelpunkt, und jeder Marktteilnehmer hat wenigstens eine Zahl der möglichen Schritte bei den zu erwartenden Leitzinserhöhungen im Kopf. Wie leicht es doch heute ist, vom Pandemie-Experten zum Ukraine-Experten und dann über Nacht zum Fed-Watcher zu werden. Noch im 20. Jahrhundert galt, dass der Expertise-Prozess erst nach 10 Jahren intensiver Beschäftigung mit einer Materie zu Expertise führt!
Zeitenwende?
Im März haben zwar die meisten Metalle, Gold und auch Öl einen Teil der zuvor erzielten Gewinne wieder preisgegeben, doch die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen ist trotzdem im März von 1,7% auf über 2,5% geklettert, die der deutschen 10-jährigen Bunds ist von null Prozent auf 0,65% in der Spitze geklettert. Zeitenwende ist der Begriff, der nun oft und gerne verwendet wird, um die wohl strukturelle Trendumkehr bei Inflation und Zinsen zu beschreiben.
Aufstieg und Fall an den Weltbörsen
An den Aktienmärkten ist einmal mehr eine differenzierte Entwicklung zu beobachten. Während die Indizes S&P 500 sowie Nikkei seit Jahresbeginn um rund 4% verloren haben, wiegen die Verluste in Europa schwerer. Der DAX liegt mit über 8% im Minus, der SPI Extra mit über 9%. Weniger stark fällt der SMI mit -5%, doch der enthält auch Schwergewichte der Finanzindustrie wie Zürich, UBS und Swiss Life, die im März zulegen konnten. Zu den schwächsten Performern zählen viele Lieblinge der Boom-Zeit davor wie Sika, Lonza, Geberit und Partners Group, die zwischen 11% und 25% im ersten Quartal verloren. Dass es auch noch schlimmer geht, zeigt sich an den einst vielgeliebten SPI-Aktien PolyPeptide, Zur Rose und Montana Aerospace, die seit Jahresbeginn um zwischen 40% und 50% fielen.
Komax im Brennpunkt
Demgegenüber sind die fünf an der SIX kotierten Aktien auf unserer Favoritenlisten ganz gut durch den März und das erste Quartal gekommen. Komax konnte die Vormonatsverluste weitgehend ausgleichen. Die Zahlen für 2021 sind überzeugend ausgefallen. Das EBIT vervierfachte sich auf 44.8 Mio. CHF, der Reingewinn belief sich auf 30.4 Mio. CHF. Die in den beiden Vorjahren ausgesetzte Dividendenzahlung soll wieder aufgenommen werden. Der GV werden am 13. April vom Verwaltungsrat 4.50 CHF je Aktie beantragt. Die GV wird auch darüber befinden, ob die Übernahme der Schleuniger Group von Metall Zug durchgeführt werden soll. Bei einer Zustimmung des Aktionariats wird Metall Zug zukünftig mit 25% an Komax beteiligt sein, vorbehältlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden.
Intakte Perspektiven und rationale Bewertungen
Die kotierten Aktien zeigen am Ende des ersten Quartals mit durchschnittlich -4,6% eine negative Performance, die aber verkraftbar erscheint. Ermutigend ist zudem, dass Komax den Rückschlag aufgeholt hat und nun ein positives Vorzeichen trägt. Ebenso haben die vier anderen Aktien ihre Jahrestiefs hinter sich gelassen. Die Perspektiven erscheinen trotz der gestiegenen Risiken gut, und die Bewertungen waren wohl schon zum Jahresbeginn relativ attraktiv, da wirklich starke Kursrückgänge nicht zu verzeichnen sind. Ein Faktor ist auch, dass Anlagekapital in von Unsicherheiten überschatteten Marktphasen eher in Large Caps fliesst und Small- und Mid-Cap Engagements eher zurückgefahren werden.
Ausserbörslicher Aktienmarkt mit hoher Stabilität
Im Bereich der ausserbörslich gehandelten Aktien ist das Bild etwas anders. Zwar liegen die Handelsumsätze auf OTC-X mit bisher 41 Mio. CHF in 2022 deutlich unter dem Vorjahreswert, doch die Kapitalisierung der 248 Aktien hat sich mit aktuell 18.5 Mrd. CHF kaum verändert. Die Performance der repräsentativen Indizes liegt zwischen -1,9% beim Liquidity-Index und 1,6% beim All-Share-Index.
Portfolio-Performance von -2,9% im ersten Quartal
Im Durchschnitt zeigen die fünf OTC-X Aktien unter den Favoriten eine Wertentwicklung von 1,7%. Nur eine Aktie zeigt ein minimales Minus. Die Nachrichtenlage ist eher dünn, immerhin hat Weleda berichtet, dass das Umsatzniveau des Vorjahres gehalten werden konnte. Die Gewinnzahlen werden erst später publiziert. Insgesamt liegt die Performance der 10 Favoriten nach dem ersten Quartal bei durchschnittlich -2,9%. Das scheint recht passabel, vor allem im Vergleich zu entsprechenden Finanzprodukten, für deren höhere Verluste die Spezialisten zusätzlich Gebühren berechnen.
Victor Steimle, VR-Präsident, und Jürg von Allmen, CEO der SB Saanen Bank. Bild: zvg
Victor Steimle, VR-Präsident, und Jürg von Allmen, CEO der SB Saanen Bank. Bild: zvg
Für die im Berner Oberland domizilierte Saanen Bank lief es auch 2021 wieder sehr gut. Wie die Regionalbank in ihrem Geschäftsbericht mitteilte, sei sie in allen Geschäftssparten gewachsen und habe den Ertrag sowie das Geschäftsvolumen massgeblich steigern können. Unter dem Strich verblieb ein Geschäftserfolg von 7.3 Mio. CHF (+ 2,6%). Der Jahresgewinn in Höhe von 2.7 Mio. CHF (+ 2,3%) erlaubt es, der Generalversammlung vom 8. April 2022 eine Dividendenerhöhung um 3.00 auf 36.00 CHF pro Aktie zu beantragen.
Ausleihungen wachsen um 7,5%
In den letzten zehn Jahren gelang es der Saanen Bank, die Bilanzsumme kontinuierlich zu steigern. Auch 2021 erhöhte sich diese wiederum um stolze 12,8% auf 1’762 Mio. CHF. Dabei ist die Bilanz auf beiden Seiten kräftig gewachsen, wobei die Kundengelder mit 14,9% oder 182.4 Mio. CHF noch stärker zulegten als die Ausleihungen mit 93.3 Mio. CHF (+ 7,5%). Im wichtigen Hypothekargeschäft wuchs die Saanen Bank überdurchschnittlich um 7,5% auf 1’227 Mio. CHF. In der Pandemie zeigte sich die Attraktivität der Region um Gstaad und Saanen. «Viele Gäste wählten das Saanenland kurzfristig zum vorübergehenden Dauerwohnsitz», wird VR-Präsident Victor Steimle im Geschäftsbericht zitiert. Der Kundendeckungsgrad erhöhte sich weiter auf komfortable 105,8%.
Nicht nur im traditionellen Zinsengeschäft, auch in der Vermögensverwaltung erzielte das Finanzinstitut 2021 ein kräftiges Wachstum. Das Depotvolumen konnte dank der guten Marktbedingungen um 35,7% auf 623.1 Mio. CHF gesteigert werden. «Mit der erfolgreichen Vermögensverwaltung hat die Bedeutung des Wertschriftengeschäftes nochmals zugenommen», so die Bank in einer Medienmitteilung.
Die Saanen Bank ist in den letzten 10 Jahren konstant gewachsen. Bild: Geschäftsbericht 2021
Starkes Vermögensverwaltungsgeschäft
Dass sich die gute Entwicklung in allen Geschäftsbereichen nicht eins zu eins in der Erfolgsrechnung niederschlägt, ist vor allem auf die weitere Zinsmargenerosion zurückzuführen. Obwohl die Ausleihungen um 7,5% zulegten, lag der Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft mit 15.1 Mio. CHF um 0,5% unter dem Vorjahresniveau. Auch der Netto-Erfolg lag mit 15.2 Mio. CHF nur knapp über dem Vorjahreswert. Dafür konnte die Saanen Bank im indifferenten Geschäft glänzen. Der Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft stieg auf 3.6 Mio. CHF (+ 13,5%), der Erfolg aus dem Handelsgeschäft auf 1.5 Mio. CHF (+ 33,2%) und der übrige Erfolg sogar um 46,4% auf 625’000 CHF an. Rund 38% der gesamten Erträge der Bank stammen somit aus dem zinsunabhängigen Geschäft, was im Vergleich mit anderen Regionalbanken und insbesondere vor dem Hintergrund des Margendrucks auf der Zinsseite von Vorteil ist. Zwar stieg der Geschäftsaufwand aufgrund von um 7,5% höheren Personalkosten auf 10.4 Mio. CHF an. Dennoch bleibt die Cost/Income-Ratio mit 50,4% auf einem niedrigen Wert. «Dank dem guten Geschäftsgang werden die Reserven und Rückstellungen grosszügig dotiert und somit die Substanz der Bank nochmals deutlich gestärkt», schreibt die Bank in ihrem Bericht. Die anrechenbaren Eigenmittel stiegen um 5,7% auf 128.8 Mio. CHF an.
Herausforderung Personalrekrutierung
Positiv entwickelte sich 2021 auch der Aktienkurs der Saanen-Bank-Aktie mit einem Plus um 18,3%. Dieser Kursanstieg spiegle die Thesaurierung der Eigenmittel wider, heisst es. Ein höheres Risiko sieht CEO Jürg von Allmen in dem starken Kursanstieg der Aktie jedoch nicht. «Im letzten Jahr hatte unsere Aktie jedoch Aufholpotenzial, deshalb denke ich nicht, dass unsere Aktie aktuell mit einer Bewertung von zwei Dritteln der ausgewiesenen Eigenmittel ein erhöhtes Risiko ausweist», wird er im Geschäftsbericht zitiert. Auf der Risikoseite nennt von Allmen neben den allgemeinen Marktrisiken vor allem die Herausforderungen im Umgang mit ausländischen Kunden und bei der Personalrekrutierung. Es werde sehr entscheidend sein, weiterhin sehr gute Leute zu finden, welche bereits Wurzeln in der Region haben oder bereit sind, sich dort einzuleben und niederzulassen.
Fazit
Der Saanen Bank ist es gelungen, auch in einem schwierigen Marktumfeld zu wachsen. Hier kommt der Regionalbank sicherlich auch die Lage in der bekannten Tourismusregion rund um Gstaad zugute, wo die Bank den Gewerbetreibenden oder Landwirt ebenso betreut wie vermögende Privatkunden. Für die Ertragsdiversifikation ist dies sicherlich ein Vorteil, da so die Abhängigkeit vom Zinsengeschäft weniger gross ist als bei anderen Instituten. Wie das Geschäftsjahr 2021 zeigt, war es trotz eines soliden Wachstums im Hypothekargeschäft von 7,5% kaum möglich, die Erträge aus dem Zinsengeschäft zu erhöhen. Positiv zu erwähnen ist auch die nach wie vor eher tiefe Cost/Income-Ratio; dies insbesondere mit Blick auf den im Vergleich zum Zinsengeschäft eher kostenintensiven Ertragsanteil aus dem Vermögensverwaltungsgeschäft.
2021 hat der Aktienkurs kräftig zugelegt. Chart: otc-x.ch
Mittlerweile zeigt sich die konstant gute Entwicklung auch im gestiegenen Aktienkurs. Zuletzt wurden auf OTC-X für eine Aktie der SB Saanen Bank 4’050 CHF bezahlt – ein Plus von fast 5% seit Jahresbeginn. Trotz der um 3 CHF erhöhten Dividende von 36 CHF beträgt die Dividendenrendite nur 0,9%. Das Kurs-/Buchwert-Verhältnis ist mit knapp 0,7 etwas höher als das Mittel der Vergleichsgruppe. Daher sind grosse Kurssteigerungen in den kommenden Monaten wohl nicht mehr zu erwarten. Allerdings dürfte sich der Aktienkurs in den nächsten Jahren im Gleichschritt mit den steigenden Eigenmitteln bewegen. Auf OTC-X gibt es derzeit kein Angebot; auch hat der Eigenbestand an Aktien laut Geschäftsbericht stark abgenommen. Interessierte Aktionäre müssen sich daher wohl etwas gedulden, um Aktien erwerben zu können.