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Ausserbörsliche Aktien: Nebenwerte waren 2022 ein Stabilitätsanker im Portfolio

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Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com
Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: Die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com

Das Jahr 2022 ist bereits seit mehr als zwei Wochen Vergangenheit. Und der Start ins neue Börsenjahr verlief bisher erstaunlich erfolgreich: Der SMI liegt mit rund 6% im Plus. Auch der ausserbörsliche Markt ist mit einem leichten Plus gestartet. Lohnt sich angesichts dieses dynamischen Jahresauftakts ein Blick in den Rückspiegel?

SPI Extra vs. OTC-X
Im Gegensatz zum SPI Extra hielt sich der ausserbörsliche Markt 2022 stabil. Chart: money-net.ch

Auf jeden Fall. Denn im letzten Jahr hat sich der ausserbörsliche Aktienmarkt wieder einmal als Stabilitätsanker behaupten können. Interessant ist allerdings eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Sektoren. Wir haben die Kursdaten von OTC-X ausgewertet und jeweils die fünf Gewinner und Verlierer-Aktien für die zehn Branchen ermittelt. Dabei zeigt sich, dass gerade die Vielzahl der auf OTC-X vertretenen Branchen zur Stabilität des Marktsegments beitragen.

Tourismusaktien mit Nachholbedarf

Nach zwei Corona-bedingt schwachen Jahren ging es 2022 in der Schweizer Tourismusbranche wieder aufwärts, auch wenn in den ersten drei Monaten des Jahres noch einige Einschränkungen zu verzeichnen waren. Dennoch konnten bereits in der Wintersaison Bergbahnen und Hotels eine höhere Auslastung als im Vorjahr verzeichnen. Diese verbesserte sich in den Sommermonaten weiter.

Es überrascht daher nicht, dass der OTC-X-Index Bergbahnen mit einem Plus von 62,7% der grosse Gewinner im letzten Jahr war. Zu der starken Performance haben insbesondere Aktien von kleineren, wenig gehandelten Ausflugsbahnen beigetragen. Auch zog der Kurs der Andermatt-Sedrun Sport AG weiter an, nachdem sich die amerikanische Vail Resorts an der Gesellschaft beteiligt hat. Den Bergbahn-Aktien mit einem Kursplus stehen nur wenige Titel mit einem Minus gegenüber.

Luxushotels sehr gefragt

Unter den Top 5 aus dem Tourismussektor finden sich gleich drei Luxushotels. Auch hier dürfte es sich um einen Nachholeffekt handeln, denn die Aktienkurse der Cresta Palace Celerina, Dolder Hotel AG und Grand Resorts Bad Ragaz waren seit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck. Mittlerweile haben sich die Gästezahlen wieder erholt. Auch sorgt der Immobilienbesitz dieser Firmen für eine gewisse Wertstabilität. Allerdings muss betont werden, dass die Anzahl gehandelter Aktien bei Cresta Palace mit 32 im Jahr 2022 sehr gering war. Interessant ist dennoch, dass die Aktienkurse einiger Luxushotels auch in diesem Jahr weiter zulegen konnten.

Rekordzahlen sorgten bei der Weissen Arena AG in Laax im Jahr 2022 für ein fettes Kursplus von 28,6%. Wieder gefragt waren auch die Aktien der Berner Messegesellschaft Bernexpo AG (+ 13,5%), die nach zwei Jahren hoher Verluste für 2022 wieder schwarze Zahlen in Aussicht gestellt hat. Ebenso fanden sich die Aktien der Bädergesellschaften Zurzach (+ 8,1%) und Bad Schinznach (+ 5,9%) auf der Gewinnerseite. Die Verliererliste wird vom Kongresshaus Zürich angeführt, das 2022 eine Kapitalsanierung durchführen musste. Allerdings befinden sich unter den Verlierern nur 14 der insgesamt 35 auf OTC-X gelisteten Tourismus- und Freizeitwerte.

Banken mehrheitlich im Plus

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 34 Bank- und Finanztiteln. Nur gerade einmal 5 Aktien wiesen 2022 eine negative Performance auf. Die übrigen Bankaktien lagen im Plus, ebenso wie der OTC-X-Index Banken (+ 4,6%). Trotz der schwachen Finanzmärkte finden sich unter den Top 5 vier in der Vermögensverwaltung und im Wertschriftenhandel tätige Institute. Wie die ersten Eckwerte zu den Geschäftszahlen 2022 von Bondpartners zeigen, wird der Einbruch an den Finanzmärkten allerdings seine Spuren in der Jahresrechnung hinterlassen. Ganz anders sieht es für die vielen Regionalbanken aus: Steigende Zinsen führen, zumindest kurzfristig, zu einer Ausweitung der Zinsmargen. Kein Wunder also, dass die meisten Regionalbank-Aktien entgegen dem Markttrend im Jahr 2022 zulegen konnten.

Licht und Schatten bei Energie- und Versorgeraktien

Sehr heterogen entwickelte sich der Energiesektor. Der Index verlor zwar 4,1%. Dass es dennoch in dieser Branche sowohl Gewinnern als auch Verlierer gibt, ist auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle zurückzuführen. Produzenten von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne gehörten zu den Gewinnern. Überdurchschnittlich profitiert haben davon die Valoren der Bündner Repower AG mit einem Plus vom 24,1%. Aber auch die Anteilsscheine kleinerer Grünstromproduzenten wie ADEV Windkraft oder ADEV Wasserkraft waren gefragt, wenn auch bei weitaus geringeren Handelsvolumen.

Unternehmen, die Energie allerdings einkaufen müssen und diese in ihrem Netz nur verteilen, leiden zumindest auf kurze Frist unter den stark gestiegenen Beschaffungspreisen. Dies zeigt ein Blick auf die Verliererseite. Die Kurse der Zuger WWZ verloren 17,4%, die des Westschweizer Gasversorgers Holdigaz sogar 18,1%. Gut möglich allerdings, dass gerade diese Aktien bei einer Entspannung der Lage an den Energiemärkten wieder kräftig zulegen. Bei Holdigaz kommt hinzu, dass das Unternehmen mittlerweile 22% seiner Umsätze mit Gebäudetechnikdienstleistungen und mehr als 7% mit Erneuerbaren Energien erzielt. Die Abhängigkeit vom Gaspreis hat also abgenommen.

Industriefirmen leiden am stärksten

Am stärksten gelitten haben unter der unsicheren konjunkturellen Lage und stark steigenden Kosten die Industrietitel. Der OTC-X Index Industrie mit seinen 24 Titeln verlor binnen Jahresfrist 7,1% und damit mehr als der Liquidity-Index. Besonders stark gefallen sind die Kurse der Industriebeteiligungsgesellschaft Montana Tech. Grund dafür dürften die Kursverluste der börsenkotierten Tochtergesellschaften Varta, Montana Aerospace und Aluflexpack sein, was sich auf die Bewertung der Montana-Tech-Aktie sofort negativ auswirkte und für das Minus von 35,0% sorgte. Zu schaffen macht die unsichere Wirtschaftslage auch anderen Industriefirmen. So mussten die Naturkosmetikfirma Weleda und die Ostschweizer Plaston Gruppe Gewinnwarnungen veröffentlichen, was sich negativ auf die Kurse auswirkte.

Zu den wenigen Gewinnern unter den Industriefirmen zählt die SSE Holding mit einem Plus von 7,0%. Das Walliser Unternehmen steigerte im ersten Halbjahr 2022 Umsatz und Ertrag kräftig und produziert künftig im Chemiegeschäft ein Mittel, das den Methanausstoss von Wiederkäuern um bis zu 35% reduziert. Bei den vier weiteren Industriefirmen, die in der Gewinnerliste mit einem zweistelligen Plus ausgewiesen sind, handelt es sich mehrheitlich um Betriebe, welche ihre industriellen Tätigkeiten aufgegeben haben uns sich um die Verwaltung und Entwicklung ihrer Liegenschaften kümmern.

Immobilienaktien mit schwacher Performance

Ehemalige Industriefirmen, die mittlerweile zu Immobiliengesellschaften transformiert wurden, befinden sich auch unter den 22 Immobilienaktien auf OTC-X. Mit der Reussegg Holding und dem Tonwerk Lausen stehen gleich zwei davon ganz oben auf der Siegerliste für 2022. Bei Reussegg dürfte die abgeschlossene Restrukturierung der Grund für den rasanten Kursanstieg sein. Auch hier jedoch der Hinweis, ebenso wie bei Tonwerk Lausen, dass die Aktien auf OTC-X sehr selten gehandelt werden und mehrheitlich in festen Händen sind. Unter den Top 5 befindet sich auch die SitEX Properties, die erst seit Ende 2021 auf OTC-X gehandelt  wird und ihren Schwerpunkt auf ein US-Entwicklungsprojekt legt.

Dass der OTC-X-Index Immobilien dennoch um 1,7% verloren hat und auch fast die Hälfte der Immobilientitel ein Minuszeichen vor ihrer Jahresperformance ausweisen, hängt auch mit der Zurückhaltung von Investoren vor Immobilienaktien zusammen. Denn es besteht die Angst, dass die steigenden Zinsen negativ auf das Ergebnis sowie auf die Bewertung des Immobilienportfolios wirken. Die Thurella Immobilien AG, die die Verliererliste mit einem Minus von 93,2% anführt, hat 2022 ihre einzige Liegenschaft verkauft und den Verkaufserlös an die Aktionäre ausgeschüttet. Nun steht die Liquidation bevor.

NZZ-Aktie gehört zu den Gewinnern 2022

Kein einheitliches Bild lässt sich angesichts der geringen Anzahl gelisteter Titel bei den Sektoren Medien sowie Nahrung + Getränke ablesen. Grosser Gewinner bei den Medien war die NZZ-Aktie mit einem Plus von 11,4%. Dank dem geplanten Teilverkauf von Anteilen an der CH Media AG dürfen sich die NZZ-Aktionäre an der Generalversammlung vom 15. April 2023 auf die Ausschüttung einer Sonderdividende freuen. Bei der ZT Medien hat sich der Aktienkurs der eher selten gehandelten Aktie auf Vor-Pandemie-Niveau eingependelt.

Im Nahrungsmittelsektor konnte einzig die Patiswiss-Aktie zulegen. Diese steigt nun schon seit über fünf Jahren ununterbrochen. Der Kurs für PS und Namenaktie der Brauerei Schützengarten hat das Corona-Tal noch nicht hinter sich gelassen, obwohl der Bierabsatz im Geschäftsjahr 2021/22 wieder zulegen konnte.

Selten gehandelte «Exoten» im Sektor Transport, Verkehr

Gemessen am Volumen handelt es sich bei den meisten Aktien im Sektor Transport, Verkehr, Logistik um «Exoten». Wenige Ausnahmen bilden hier die Luzerner SGV Holding, die Auto Holding AG Rothenburg oder die Lagerhäuser der Centralschweiz. Andere Gesellschaften, wie die BLS oder die die Matterhorn Gotthard Verkehr AG, befinden sich mehrheitlich in öffentlichen oder halböffentlichen Strukturen. Bei der BLS, dem zweitgrössten Schweizer Bahnunternehmen, besitzen Bund (21,7%) und Kanton Bern (55,75%) die Mehrheit. Aktienkurs und Bewertung spielen daher keine Rolle, da die Minderheitsaktionäre unabhängig vom Geschäftserfolg keine Ausschüttungen erwarten dürfen.

Bei den meisten Transportunternehmen, wie auch der Drahtseilbahn Marzili, handelt es sich daher weniger um ein Investment, sondern vielmehr um sogenannte Liebhabertitel. Allerdings zeigt der Blick auf das Kurstableau, dass auch diese Aktien in schwierigen Zeiten ihren Wert durchaus behalten oder sogar steigern konnten.

Die gesamte Kursliste mit allen Gewinnern und Verlierern aus 2022 können Sie hier herunterladen (alle Angaben ohne Gewähr).

Virtuelle Immobilienrenditen: Metaverse-Sky is the limit!

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Im Kultfilm «Tron» aus den 1980er-Jahren gerät ein Programmierer in die Welt seines eigenen Computerspiels und muss um sein Leben kämpfen. In der Raumschiff-Enterprise-Franchise begibt sich die Mannschaft unter Captain Picard aus Trainingszwecken auf eine Holodeck. Dort ist es möglich, die Weltmeere auf einem traditionellen Skipper zu durchpflügen. Natürlich ist die heute erlebbare virtuelle Realität noch Ionen von diesen Fantasien entfernt. Dennoch haben sich viele Bereiche unserer Umwelt stark virtualisiert.

Einen markanten Schritt in die virtuelle Realität vollzog der Milliarden-Konzern Facebook. Zuerst beschliesst Firmengründer Mark Zuckerberg vor einem Jahr eine Namensänderung in Meta: Klingt wie eine Abkürzung von Metaverse – der generellen Bezeichnung von digitalen Parallelwelten. Andererseits tätigte der immer noch jugendlich scheinende Unternehmer Milliardenbeträge in die Weiterentwicklung von virtuellen Plattformen. Unternehmen zahlreicher Branchen sehen sich seither gefordert, Geschäftsmodelle für das Metaverse zu entwickeln. Der Immobiliensektor scheint hier eine virtuelle Lösung für die Bodenknappheit oder steigende Landpreise gefunden zu haben. Über Plattformen wie Sandbox oder Decentraland kaufen Plattform-Anwender bereits heute Parzellen in einem Paralelluniversum.

Die Registrierung in der Sandbox ist sehr niederschwellig: Zuerst muss der neue Anwender seinen Avatar wählen und ausstatten. Dieser kann sich hüpfend, schreitend oder im Gangman-Style fortbewegen. Der Kontakt mit der monetären Realität ist aber nur ein paar Klicks entfernt. Auf einem grünen Grund mit gleichfarbigen Feldern steht ein oranges Feld für 7’000 USD, d.h. dem Äquivalent von 5.5 Ethereum zum Verkauf. Das entspricht ziemlich genau dem Quadratmeterpreis für eine reale Parzelle zwischen dem Zürcher Hauptbahnhof und dem Paradeplatz. Also die höchste Karte bei Monopoly. Angebote willkommen. Vertrauenserweckend wirkt nicht unbedingt, dass die Gegenpartei nur mit einem Kürzel auftritt und sich als stark verpixelter Roboter porträtieren lässt. Der Avatar steht auf seiner winzigen Parzelle – und was nun?

Keine Fesseln durch Mieterschutz

Der stolze Neubesitzer einer Parzelle erwirbt sich das Recht, diese so zu nutzen, wie es ihm gefällt. Oft ist eine kommerzielle Nutzung im Vordergrund, aber nicht nur. In der Sandbox zum Beispiel darf der Anwender auch Spiele entwickeln, wobei ihn die Plattform dabei mit einer intuitiven Toolbox unterstützt. Wer darauf keinen Wert legt, wird – wie ihm realen Leben – danach trachten, eine anständige Rendite zu erzielen zum Beispiel mit einer Zwischenvermietung an andere Anwender. Für die Festsetzung der Miete gibt es keinerlei Fesseln oder Regeln. In der Anleitung zu Sandbox steht der ermutigende Satz: Landbesitzer können selbst entscheiden, wie hoch die Miete sein soll. Allerdings, so die Anleitung, sollte der Besitzer sich an bestimmten Leitplanken orientieren, zum Beispiel die Nähe zu sogenannten Social Hubs. Der Mieter darf auf seiner Fläche selber Spiele entwickeln, wobei der Vermieter nicht am Gewinn beteiligt ist.

Wie bei allen frei handelbaren Gütern wird der Wert einer Metaverseparzelle durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je attraktiver ein Stück des digitalen Bodens ist, desto mehr wird dafür bezahlt. Je mehr Spieler sich in der Nähe des eigenen Grundstückes im Schnitt aufhalten, desto mehr Ertrag kann theoretisch mit der Parzelle generiert werden, was wiederum einen höheren Preis rechtfertigt. Lagequalität ist aber auch ein Thema. Als besonders gut gelegen gelten Grundstücke, welche möglichst nahe beim Spieleinstiegsorts liegen oder sich in Gegenden befinden, an welchen sich bereits andere attraktive Spielinhalte und Angebote befinden. In einem Punkt unterscheiden sich reale und virtuelle Immobilien aber deutlich: Während in der realen Welt Land grundsätzlich ein knappes, beschränktes Gut ist, kann im Metaverse quasi per Mausklick einfach neues erschaffen werden. Sei es in der Spielwelt, in der man investiert ist oder über die Entstehung immer neuer, konkurrierender Metaverseprojekte (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Das Metaverse ist in seiner Ausdehnung unbegrenzt. Quelle: Sandbox.

Markt in den Kinderschuhen

Der Markt für virtuelles Land ist derzeit noch überschaubar und handelt mit sehr kleinen Volumen. Getrieben durch den Hype entstehen unweigerlich Preisblasen, wie sie auch bei Kryptowährungen zu beobachten sind. Anfang Januar 2021 wurde beispielsweise in der Sandbox die durchschnittliche Landparzelle noch für unter 150 USD verkauft. Nach einem längeren, stetigen Preisanstieg wurde der virtuelle Boden Ende Oktober für rund 2’500 USD gehandelt, was bereits einem Preisanstieg von etwa 1’550% entspricht. Die Ankündigung einer ersten, öffentlich zugänglichen Alphaversion des Spieles katapultierte die gehandelten Preise auf über 16’000 USD. Einen ordentlichen Reibach durften auch die Landbesitzer beim Mitbewerber Decentraland erleben. Laut dem Creative Director des Unternehmens gingen die ersten Landverkäufe mit einem Preis von 20 USD über die Bühne. Heute ist die billigste Parzelle bereits 3’500 US-Dollar wert. Letztes Jahr kaufte das Krypto-Unternehmen Token.com eine Parzelle in der Nähe der virtuellen Bahnhofstrasse mit vielen Modegeschäften. Zu einen Rekordpreis von 2.49 Millionen USD (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Immobilien im Metaverse. Anzahl Transaktionen und mittlerer Verkaufspreis von Parzellen im Spiel «The Sandbox», 7-Tage Schnitt. Quelle: Raiffeisen Economic Research

Die Blasenbildungen in der Preisentwicklung sollten die Nerven der Anleger noch einige Zeit auf Trab halten, denn das Potenzial von Sandbox, Decentraland und was noch kommen mag, ist bisher nur zu einem geringen Teil ausgeschöpft. Die Welt der Spiele, die das Gros der zahlungswilligen Anwender anziehen soll, befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Zudem ist die Zukunft von den virtuellen Landschaften an die Weiterentwicklung des Metaverses gebunden. Ausschlaggebend ist hier vor allem die Frage, wann das Metaverse massentauglich wird. Das ist nicht zuletzt auch von kulturellen Faktoren abhängig. Gaming hat in Europa noch den Beigeschmack von ungelüfteten Teenager-Buden, während es sich in Asien zu einem wahren Volkssport entwickelt hat. Der Verdacht liegt bei vielen Projekten nahe, dass vor allem der Handel mit digitalem Boden im Vordergrund steht und weniger die Erschaffung eines tatsächlichen Metaverse. Als Käufer, welcher nicht nur auf kurzfristig steigende Preise spekuliert, wettet man schlussendlich darauf, dass in Zukunft tatsächlich ein Produkt entsteht, welches auch Spieler und andere Investoren anziehen wird. Dass grosse Unternehmen wie Meta (Facebook) ihr Interesse an der Entwicklung eigener Metaverseprojekte geäussert haben, könnte ein Hinweis sein, dass sich in Zukunft tatsächlich rege genutzte, digitale Parallelwelten etablieren werden. Heute abzuschätzen, welche dies sind, ist aber schlicht unmöglich. Wer mit viel Glück auf das richtige Pferd setzt, wird stark profitieren können. Die Wahrscheinlichkeit, sein Geld in ein zukunftsloses Projekt zu stecken, ist aber um ein Vielfaches grösser.

KMU-Aktien: Versprechen Schweizer Nebenwerte einen Schutz gegen Marktturbulenzen?

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Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

Das laufende Jahr droht für die Anleger verheerend auszufallen. Global gesehen haben sowohl Aktien als auch Obligationen seit Jahresbeginn rund 20% und mehr verloren. Die Investoren sind auf der Suche nach sicheren Häfen. Da rücken Aktien von heimischen KMU in den Fokus. Diese Art von Titeln wird in der Schweiz am Haupttableau der Schweizer Börse SIX, aber auch ausserbörslich (OTC, over the counter) gehandelt.

Seit Jahresbeginn hat der OTC-X Liquidity-Index (rot) deutlich weniger verloren als der SPI Extra Index (blau). Chart: moneynet.ch

Ein Blick auf die verschiedenen Indizes gibt ein klares Bild. Der Liquidity-Index, der die liquidesten nicht kotierten Aktien umfasst, die auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, hat im laufenden Jahr 6,5% nachgegeben, der Top 50 mit den Aktien-Titeln mit der höchsten Marktkapitalisierung verlor nur 2,6% und der All Share sogar nur 2,1%. Der SPI Extra Index büsste bis zu 24% und mehr ein – dieser Index umfasst die kotierten Schweizer Aktien ohne die 20 SMI-Titel. Der Blue-Chip-Index SMI hat deutlich über 15% an Wert verloren. Man müsste daraus schliessen, dass KMU am stabilsten sind, vor Blue-Chip-Titeln wie Nestlé und ABB, und dass mittelgrosse kotierte Unternehmen am unsichersten sind.

Geringere Handelbarkeit

Doch dieser «kurzfristige» Blick hat einen Haken. Das Nebensegment wird von den Anlegern eher stiefmütterlich behandelt. Verglichen mit SIX kotierten Aktien ist die Liquidität oft geringer. Bei einigen Titeln muss ein Verkäufer oder teilweise auch ein Käufer Tage oder Wochen warten, bis sich eine Gegenpartei findet. Dies gelte vor allem für die sogenannten Liebhaberwerte, nicht aber für die liquidesten Aktien, betont Sascha Hitz, Aktienhändler der BEKB. Damit reagieren die KMU-Aktien viel langsamer auf Marktveränderungen. Dies gilt im ausserbörslichen Bereich in jeder Marktsituation – auch in Haussen. Im OTC-Markt lassen sich nur in Einzelfällen kurzfristige Gewinne realisieren. Für den Anlagerfolg braucht es Geduld. Spezialisierte Händler sprechen von einem Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren.

«Im Markt fehlen weitgehend institutionelle Investoren wie Fonds, die gezwungen sind, in Baisse-Zeiten Aktien abzustossen», erklärt Hitz, der für den Handel auf OTC-X zuständig ist. Auch derivative Instrumente und Short Selling, welche negative Trends an der Hauptbörse verstärken würden, gebe es nicht. «KMU weisen ein Aktionariat von Anlegern und nicht von Investoren, beziehungsweise Tradern auf», sagt Hans Peter Diethelm, externer Vermögensverwalter aus Uster. Es gebe Studien, wonach Familienunternehmen die erfolgreichsten Unternehmen sind, nicht die grossen börsenkotierten Firmen. Manager tendierten dazu, kurzfristig zu denken. Ein Familienmitglied wolle, dass das Unternehmen auch in 20, 30 Jahren noch erfolgreich ist.

Sektoren, die der SPI nicht kennt

KMU-Aktien reagieren gemäss Diethelm auch mit sinkenden Notierungen auf Inflation, Zinserhöhungen und Rezession, jedoch nicht im gleichen Umfang. Das liege auch am Aktionariat, das keine Fantasiepreise, respektive zu hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse bezahle. Das Aktionariat, oft Immobilien-Besitzer, sei an einer jährlich wiederkehrenden «erfreulichen» Dividendenhöhe – vielfach höher als bei den SPI-Titeln – interessiert, begrüsse eine physische Generalversammlung mit genussvollem Nachtessen und schätze bei einigen Firmen noch das Naturalgeschenk. Wer ausserbörsliche Aktien-Titel hält, der erlitt dank der Dividendenhöhe im laufenden Jahr 2022 noch keinen Verlust, sagt Diethelm.

Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

«Der Vorteil des ausserbörslichen Marktes ist neben der tiefen Volatilität die grosse Breite an Sektoren», sagt Sascha Hitz. «Tourismus- und Freizeitwerte haben sich, ebenso wie Regionalbanken, sogar positiv entwickelt, während der Industriesektor wie an der Hauptbörse gelitten hat.» Tourismus- und Regionalbankaktien sind im SPI so gut wie nicht vertreten. Im Industriesektor leiden gemäss Hitz einzelne Firmen unter dem Ukrainekrieg und der Inflation im Euroraum. Der Rückschlag finde nur bei diesen Unternehmen statt, nicht aber im gesamten ausserbörslichen Markt.

Institutionelle Anleger zieren sich

«Der Sektor der kleinkapitalisierten Unternehmen reagiert wegen der fehlenden Liquidität mit Verzögerung auf die Marktbewegungen der Blue Chips», sagt Eugen Perger von den Research Partners, ein auf Schweizer börsenkotierte Aktien spezialisiertes Analysehaus. Zwar sei die Tagesvolatilität bei den kleinen börsenkotierten Aktien weniger heftig, auf lange Sicht fielen die Korrekturen aber nicht weniger stark aus. Auch in diesem Segment müssten Investoren, die mit Lombardkrediten auf Kredit kauften, die Positionen abstossen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. In kleinkapitalisierte Unternehmen könne man immer investieren, wieder rauszukommen, sie dagegen schwieriger, so Perger. Diese „Trägheit“ der Titel halte viele Investoren von einem Engagement ab.

Perger weist darauf hin, dass Research Partners keine OTC-Titel und aus dem SIX-Haupttableau nur Unternehmen abdecke, die eine gewisse Liquidität aufweisen würden. «Zu kleine Unternehmen aus dem SPI sind für unsere Kunden wie Banken und Vermögensverwalter zu klein und zu wenig attraktiv». Es gebe einen grossen Unterschied zwischen den Unternehmen aus dem SPI, den Research-Partners abdeckten, und den OTC-Werten. Während Fonds- und institutionelle Anleger meist nicht in OTC-Werte investieren dürften, seien diese in «seinem Segment» auch vertreten. Was fehlten, seien teilweise die grossen angelsächsischen Asset-Manager und Hedge Funds.

Geografisch weniger breit diversifiziert

Die KMU-Aktien sind kein homogenes Feld, es gibt wie unter den Konzernen unterschiedlichste Strukturen und Ausrichtungen. Die Stabilität des OTC-Indizes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der ausserbörsliche Bereich heterogen ist. «Der Markt, beziehungsweise die daran gehandelten Gesellschaften, sind in sehr unterschiedlichen Branchen tätig und auch untereinander zum Teil sehr unterschiedlich aufgestellt», erklärt Markus Rüegsegger von Quantex, der einen ausserbörslichen Fonds betreibt. Es müsste also jedes Unternehmen einzeln angeschaut und mit einem ähnlich gelagerten kotierten Unternehmen verglichen werden.

Der grösste Unterschied zu kotierten Unternehmen liegt gemäss Quantex-Manager Rüegsegger in der geografisch weniger diversifizierten Ausrichtung vieler KMU. Dies könne etwa Einfluss auf die Margen haben. So seien beispielsweise die Energiepreise vor allem in Europa eklatant gestiegen. Schweizer KMU, die auf dem freien Energiemarkt sind oder mit Gas produzieren, haben explodierende Energiekosten zu tragen. Die Rezession sei auch nicht in allen Ländern gleich ausgeprägt. Zudem ist nach Ansicht von Rüegsegger das politische Risiko für Fehlentscheidungen in Europa – und damit auch in der Schweiz – doch wesentlich höher, zumal hier die Anspruchsgesellschaft am ausgeprägtesten scheint.

Grossaktionäre bevorzugt

Im aktuellen Umfeld sind nach Ansicht von Perger nur die steigenden Zinsen für die von ihm analysierten Unternehmen aus dem SPI eine Bedrohung. Für die Schweiz halte sich diese Zinsbewegung aber noch im Rahmen. Eine Rezession müsse länger andauern, um die Wirtschaft spürbar zurückzuwerfen, nicht nur ein oder zwei Quartale. Die aktuelle Konjunkturabschwächung sei nicht mit der Finanz- oder anderen Krisen zu vergleichen. Die Nachfrage bleibe etwa in der Industrie hoch, viele Branchen wie etwa Unterhaltung und Reisen hätten nach der Pandemie weiterhin Aufholbedarf. Viele Schweizer Unternehmen seien international «kleine Stars», die für Investoren attraktiv seien. Diese Firmen weisen eine hohe Wertschöpfung auf und besitzen in einer Inflation auch Preissetzungsmacht – teilweise mit etwas Verzögerung.

Doch Aktien im Nebensegment weisen Risiken auf, die grosskapitalisierte Titel nicht zeigen. Rüegsegger sieht die Risiken klar in den gegenüber der Schweizer Börse fehlenden Regulierung und der Intransparenz. «Es geht hier weniger um die Pflicht zur Publikation von Quartals- oder Halbjahresberichten sowie deren Detailierungsgrad, sondern vielmehr um die Gleichstellung der Aktionäre», sagt der Quantex-Fondsmanager. Im OTC-Markt sei es nicht zu verhindern, dass wichtige und grosse Aktionärsgruppen anders – d.h. besser, früher oder auch detaillierter – informiert würden. Kleinere Aktionäre werden teilweise nicht zeitgleich oder gar nicht informiert. Auch bestehen bei den OTC-Gesellschaften viele Gross- bzw. Mehrheitsaktionäre, denen der Kleinaktionär auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist (u.a. bei einem Aktienpaketverkauf). Das letztgenannte Risiko kann gemäss Rüegsegger auch bei kotierten Unternehmen vorkommen. Das habe der Fall Sika vor einigen Jahren gezeigt hat, allerdings mit gutem Ausgang.

Nur mit Limite handeln

OTC-Aktien weisen gemäss Hans Peter Diethelm bei Handelbarkeit und der Preissetzung Nachteile auf. Die Spanne zwischen Geld- und Brief-Kurs ist deutlich höher als an der Börse. «Daher halten wir in unserem News-Letter stets fest: Ausserbörsliche Aktien dürfen nur mittels Limite gekauft oder verkauft werden, wegen allfälligen grösseren Schwankungen», sagt der Vermögensverwalter. Anleger müssten Geduld mitbringen.

Auf welchen Aktien setzen die Experten in der aktuellen angespannten Börsensituation? Rüegsegger agiert bei den Nebenwerten aufgrund der «aktuellen Lage» ähnlich wie bei den kotierten Aktien: Er empfiehlt eine Übergewichtung von Gesellschaften mit tiefer konjunktureller Abhängigkeit wie Versorger, Nahrungsmittelhersteller, Gesundheitsdienstleister und Produzenten von Basiskonsumgütern. Die Unternehmen müssten ein gutes Management und eine langfristige Strategie aufweisen. Bei der Auswahl achtet der Quantex-Fondsmanager auf solide Bilanzkennzahlen, d.h. eine tiefe oder keine Verschuldung, eine konservative Bewertung der Aktiven, keinen oder kaum Goodwill bzw. immaterielle Werte und wie erwähnt transparent berichtende Gesellschaften.

Wegen tiefer Verschuldung wenig zinssensitiv

«Die KMU-Unternehmen sind in der Regel weniger stark verschuldet, weisen eine hohe Eigenkapitalquote und geringe Nettoverschuldung auf», sagt Sascha Hitz. Dies mache sie bei Krisen resilienter. Dank der geringen Verschuldung seien die Gesellschaften von Zinserhöhungen weniger stark betroffen. Aufgrund ihrer Grösse seien sie zudem agiler und könnten in der Regel schneller auf Entwicklungen wie Inflation und Rezession reagieren.

Aktuell mag Perger die Aktien aus dem Medtech- und dem Pharmabereich. Diese Unternehmen hätten ihre Prognosen kaum anpassen müssen. Auch Tech-Aktien hätten übertriebene Rückschläge hinnehmen müssen und seien oft wieder attraktiv. Finanztitel erachtet der Analyst als zu wenig spannend. Er glaubt aber nicht, dass die steigenden Zinsen grosse Verluste im Hypothekar- oder Kreditgeschäft bringen werden. Dafür seien die Polster zu gross. «Beim Thema Energie ist die Fantasie jedoch schon eingepreist», so der Analyst von Research Partners. Auch im Bereich «neue Energien» zu denen Perger Windkraftausrüster Gurit oder den Solarausrüster Meyer Burger zählt, gibt es für ihn wenig attraktive Anlagen.

«Die Auswahl ist im OTC-Bereich etwas eingeschränkt, zumal ein Grossteil der gehandelten Aktien, geschätzt ein Drittel, aus den Branchen Banken sowie Tourismus und hier vor allem Bergbahnen stammt», so Rüegsegger. Übergewichten würde er die Versorger CKW und Repower, die von den hohen Energiekosten in den nächsten Jahren profitieren werden und antizyklisch Holdigaz und Wasserwerke Zug (WWZ), Diese Gesellschaften würden zwar mittelfristig unter hohen Gestehungskosen leiden, mittelfristig die Preise aber weitergeben können und die erwähnten Kriterien erfüllen.

«Im Moment keine Aktien kaufen»

Absolute «Buys» sind für den Quantex-Fondsmanager Griesser und Weiss+Appetito, wenn diese auch etwas zyklischer seien. Reishauer empfiehlt er – trotz hoher Konjunkturabhängigkeit – wegen des starken Kursrückgangs ebenfalls. Die Gesellschaft sei völlig überfinanziert, sodass sie in den letzten Jahren noch jede Krise problemlos «überstehen» konnte. Diese drei Unternehmen empfehlen sich zudem in der längerfristigen Optik und auch, falls man davon ausgehe, dass die Rezession weniger schlimm ausfalle als angenommen.

Hans Peter Diethelm empfiehlt im Moment keine Aktien zum Kauf, denn «die Zinsen dürften noch steigen, auch wenn die US-Inflation gerade auf 7,7 % zurückging». Die Gewinne würden sich wegen den stark gestiegenen Energiekosten weiter reduzieren wie etwa jüngst bei Geberit. Der Vermögensverwalter legt momentan nicht in ausserbörsliche Aktien an, hat aber diverse Titel-Aufträge im Orderbuch der Banken platziert. Das KGV dieser «Geld-Kurse» sei vernünftig. «Für kurzfristiges Traden eignen sich OTC-Titel aber überhaupt nicht.»

schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – Juni-Zwischenbilanz

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Die meisten repräsentativen Aktien-Indizes bleiben auf Rekordkurs, vereinzelt, wie in Japan, geht es aber auch nur seitwärts. Die Unternehmensgewinne liegen zumeist über den Erwartungen, der Renditeanstieg an den Anleihemärkten hat sich zuletzt wieder abgeflacht. Alles bestens also? Kommt auf die Auswahl an, denn ein Favoritenwechsel liegt in der Luft.

Das erste Halbjahr ist zu Ende. Das ist traditionell auch die Zeit für eine Zwischenbilanz. Das laufende Jahr ist jedoch in vielerlei Hinsicht atypisch. In den Wintermonaten war noch ein weitreichender Lockdown installiert, erst allmählich kehrte im Frühjahr eine Normalisierung der Bedingungen ein. Die veröffentlichten Zahlen sprechen für sich. So zeigt die Fremdenverkehrsbilanz für 2020 einen Rückgang der Umsätze um 47,8% auf 9.4 Mrd. CHF, so das Bundesamt für Statistik.

Schweizer Börse in Rekordlaune

Doch die Börse scheint das alles bisher wenig zu kümmern. Der SPI kletterte seit Jahresbeginn um weitere 15%, der SMI um 12%. Allerdings verläuft die Kursentwicklung einzelner Aktien und Industrien durchaus differenziert. Das Luxusgüter-Segment übernahm die Führung: Richemont legte um über 40% in den ersten sechs Monaten zu, Swatch um über 30% und Givaudan um immerhin 16%. Partners Group zählte mit einem Plus von 35% zu den besten Performern. Aber auch Schwergewichte wie Nestlé mit 11% gewannen deutlich. Fast alle Aktien legten zu, doch CS liegt um mehr als 12% hinten. Die Archegos- und Greensill-Debakel waren wohl doch zu viel des Schlechten. So entfällt mehr als die Hälfte der von der Finanzindustrie erlittenen Verluste durch das Archegos-Desaster allein auf CS.

Alternative Szenarien denkbar

Dabei ist aber im hohen Kursniveau und in den oft ambitionierten Bewertungen bereits die beste aller Welten eskomptiert. Die BIZ in Basel hat zwei weitere Szenarien entwickelt: Die Inflation könnte doch höher als gemeinhin angenommen ausfallen und länger andauern oder, alternativ, das Virus könnte die Weltwirtschaft länger und stärker im Griff behalten, als es sich in den gegenwärtig optimistischen Annahmen widerspiegelt, was die wirtschaftliche Erholung verzögern würde. Sollte die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne zu wünschen übrig lassen, wäre die Börse für signifikante Korrekturen anfällig.

Geringe Schwankungen der Favoriten

Doch ob nun zyklische Aktien ihren Gipfelsturm fortsetzen oder sich die beginnende Wiederentdeckung defensiver Aktien verstärkt, am Ende kommt es bei der Performance doch auf die Auswahl und die Perspektiven der Einzeltitel an. Im Juni kam es bei den Valoren der Favoritenliste von schweizeraktien.net nur zu geringen Kursveränderungen in beide Richtungen. Während Ypsomed wieder zurückgefallen ist, konnte Barry Callebaut Boden gutmachen. Die beiden Starperformer Swissquote und Coltene haben sich trotz Gewinnmitnahmen auf dem erhöhten Niveau halten können. Der Ausblick bei beiden Unternehmen bleibt positiv. Das gilt bei allen Favoriten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So sollte die Tatsache, dass inzwischen fast alle US-Amerikaner geimpft sind, dazu führen, dass die durch die Pandemie aufgehaltene Markteinführung der YpsoPump durch den Partner Eli Lilly in den USA nun beschleunigt von statten gehen wird.

Kursverlauf der Ypsomed-Aktie während der letzten zwei Jahre. Chart: money-net.ch
Durchschnitts-Performance

Bei den kotierten Aktien der Favoritenliste liegt die durchschnittliche Performance nach sechs Monaten bei 24,7%, bei den ausserbörslich gehandelten Aktien beträgt sie 11,7%, bezogen auf alle Titel sind es 18,9%. Dividenden bleiben unberücksichtigt.

Einstiegschance bei Vifor Pharma

Gibt es Gelegenheiten für das Portfolio, so sollte man sie nutzen. Das ist gegenwärtig angesichts des allgemein hohen Kursniveaus nicht einfach. Doch beim Pharma-Konzern Vifor bietet sich eine solche Einstiegschance. Die Aktie ist nach mehreren Durchstartversuchen doch immer wieder zurückgefallen. So auch zuletzt. Der Kurs rutschte kurzzeitig unter 120 CHF. Am 24. Juni meldete Vifor, dass der bisherige CEO Stefan Schulze zurücktritt und am 16. August sein Nachfolger Abbas Hussain übernimmt. Vielleicht gab es Differenzen zur weiteren Strategie. Doch der neue CEO ist ein ausgewiesener Pharma Executive mit langjährigen Stationen bei Eli Lilly und GSK. Dort war er in den letzten fünf Jahren Global President Pharmaceuticals and Vaccines.

Der Kurs der Vifor-Aktie rutschte zuletzt kurzzeitig unter 120 CHF. Chart: money-net.ch
Neue Besen kehren gut

Bei der Globalisierung von Vifor, schlagkräftigen Partnerschaften und der Skalierung des Produktportfolios könnte er nun den Sprung aufs nächste Level bewirken. Hilfreich könnte dabei auch der Private-Equity-Hintergrund des Kandidaten sein. Mehr zum Unternehmen findet sich in der schweizeraktien.net Evaluierung „Vifor Pharma: Wachgeküsst?“ von Ende November 2020. Die Aktie wird mit einem 2-Jahres-Anlagehorizont per Anfang Juli der Favoritenliste 2021 hinzugefügt.

Dividendenstrategie 2021: Die Herausforderungen für Anleger steigen

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Banking and finance, Saving money for future growth concept: Pours water from a watering can, Green sprout on bucket full of coins and graph growth business investment .

Jahrelang sind die jährlichen Ausschüttungssummen der börsenkotierten Unternehmen stetig gestiegen, zuletzt auf 1.428 Bio. USD. Doch 2020 sorgt nun die Pandemie in den meisten Industrien für eine abgeschwächte Nachfrage oder sogar echten Stress. Vielfach steht die Dividendenfähigkeit ernsthaft in Frage. Sind nun mit Blick auf ein wohl schwieriges Jahr 2021 Anpassungen im Dividendenportfolio angebracht?

Steigende Unternehmensgewinne und Dividenden sind Ausdruck einer gesunden und wachsenden Wirtschaft. Für 2016 lagen die globalen Ausschüttungen bei 1.164 Bio. USD und zeigten in den beiden Folgejahren Zuwächse von 8% und 9,8%. Für 2019 betrug der Zuwachs immerhin nochmals beachtliche 3,6% – so jedenfalls die global aktive Fondsgesellschaft Janus Henderson.

Ausschüttungssumme im zweiten Quartal um 20% gefallen

Bereits seit 2009 führt die Gesellschaft den aus den globalen Top 1’200, nach Marktkapitalisierung gerankten, Dividendenzahlern zusammengestellten Janus Henderson Global Dividend Index. Der zeigt nun im zweiten Quartal 2020 zum ersten Mal einen Rückgang um rund 20% an. Als Summe ausgedrückt fielen die Ausschüttungen um 108.1 Mrd. USD auf 383.2 Mrd. USD. Das ist das schwächste Quartal seit 2012! Volle 27% der ausschüttenden Unternehmen kürzten oder strichen die Dividende.

Globale Dividenden (in Mrd. USD)
Globale Dividenden (in Mrd. USD). Quelle: Janus Henderson
Schweiz und Nordamerika in Sonderstellung

Allerdings sind die Dividendenkürzungen und -streichungen nach Ländern, Regionen und Industrien höchst unterschiedlich verteilt. Europa kommt besonders schlecht weg. In Frankreich, dem europäischen Land mit den höchsten Dividendenausschüttungen, fiel die Summe auf den tiefsten Stand seit mindestens 10 Jahren. In den USA und insbesondere Kanada blieben die aggregierten Dividendenzahlungen dagegen nahezu unverändert. Die gute Nachricht ist, dass die Ausschüttungssumme in der Schweiz im zweiten Quartal auf bereinigter Basis nicht zurückgegangen ist. Die Bereinigung bezieht sich auf Wechselkursveränderungen und die für UBS und CS angeordnete Zurückstellung der hälftigen Ausschüttung.

Schweizer Unternehmen schütten 23.2 Mrd. USD im zweiten Quartal aus

In Summe zahlten die Schweizer börsenkotierten Gesellschaften im zweiten Quartal beachtliche 23.2 Mrd. USD an Dividenden. Mit 8.23 Mrd. USD führt Nestlé nicht nur die Liste der Schweizer Top-Dividendenzahler an, sondern ist weltweit der führende Dividendenzahler. Auf Rang 2 in der Schweiz folgt Zurich Insurance mit 3.1 Mrd. USD; weltweit liegt Zurich Insurance damit immerhin auf Rang 14. Swiss Re zahlte 1.99 Mrd. USD und belegt damit Rang 3 in der Schweiz und Rang 28 in der globalen Liste. Sowohl Nestlé als auch Swiss Re befinden sich bereits seit November 2018 in der Auswahl-Liste der jährlichen schweizeraktien.net Dividendenstrategie.

Sistierte und gekürzte Dividenden in der Schweiz

Nur Sonova hat die Dividende für 2019 ganz gestrichen, Swiss Life und Swatch haben die Ausschüttung gekürzt. Im Verlauf des dritten Quartals hat sich das Bild aber weiter eingetrübt. Mikron kürzte von 3.3 Mio. CHF Ausschüttungssumme auf 1 Mio. CHF. Valora und Aevis Victoria strichen die Ausschüttungen zwischenzeitlich ganz. Sonova setzte auch das Aktienrückkaufprogramm aus. Die Banken stehen weiterhin unter dem wachen Auge der Finma, die vor allem eine Krise des Finanzsystems abwenden und keinesfalls eine Verschlechterung der Eigenmittelausstattung der systemrelevanten Finanzintermediäre riskieren will. Bei vielen weiteren Unternehmen steht eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2020 durchaus ernsthaft infrage, denn wichtiger als die Dividende dürfte es auch für die Aktionäre sein, die Liquidität zu schonen – und vor allem das Überleben sicherzustellen.

Top Spot für Healthcare

Die unerwartete Krise zeigt, dass nicht jede sogenannte Dividenden-Strategie wirklich langfristig funktioniert. Wie in allen Investmentangelegenheiten zahlt es sich aus, kritisch an die Aktien-Auswahl heranzugehen und diese immer wieder auf Herz und Nieren zu prüfen. Wie sich zeigt, ist die in den Vorjahren getroffene Auswahl soweit ganz gut über die Krise gekommen. Dabei ist der mit 5:4 auf den Healthcare-Sektor gelegte Schwerpunkt generell positiv mit Blick auf die Dividendenhöhe und -sicherheit zu bewerten. Dies vor allem, weil die Gewinnentwicklung der gewählten Aktien nicht wirklich leidet und damit die relative Attraktivität der Aktien zunimmt versus Aktien aus zyklischen Industrien oder Branchen, die von der Pandemie stärker betroffen sind.

Consumer Staples – noch ein Fels in der Brandung

Die relative Attraktivität gilt auch für den Weltmarktführer in der Nahrungsmittelindustrie, Nestlé. Untenstehende Grafik zeigt am Beispiel des amerikanischen S&P 500 Index, welche Veränderungen in der Gewinnentwicklung der einzelnen Sektoren die Analysten für das dritte Quartal erwarten. Wie schnell ersichtlich wird, sind Healthcare und nicht zyklische Konsumgüter die Sektoren, die neben Technologie die geringsten Einbussen zu erwarten haben. Die nachhaltige Dividendenfähigkeit dieser Sektoren steht somit kaum infrage.

     

Neun Aktien – neunmal Dividendenerhöhung in 2020

Ausnahmslos alle neun Titel, die im November 2018 respektive November 2019 in das Dividenden-Portfolio aufgenommen worden waren, erhöhten im laufenden Jahr die Ausschüttung pro Aktie, z. T. deutlich. Dies steht im Kontrast zu den meist nur gehaltenen oder sogar gekürzten oder gestrichenen Dividenden in der Schweiz und weltweit. Jedes dividendenorientierte Portfolio sollte nicht nur die absolute Höhe der Ausschüttungen der infrage kommenden Aktien in Betracht ziehen, sondern vor allem die Perspektiven für fortgesetzte Gewinnsteigerungen und damit Dividendenkontinuität sowie -steigerungspotenzial. Dabei sind die Empfehlungen von Banken und Börsenratgebern nicht immer hilfreich. Ein Rückblick auf die vor einem Jahr populären Tipps hinsichtlich Dividendenaktien offenbart das ganze Ausmass der Schieflagen. Demgegenüber beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der auf schweizeraktien.net ausgewählten neun Aktien aktuell trotz der teilweise erhöhten Kursbasis überdurchschnittliche 4,2%.

 

Vorstellungskurs

Kurs 22.10.20 Performance Aktuelle Dividenden- rendite (2020)
Nestlé 85.14 106.32 24.90% 2.50%
Novartis 80.4 76.63 -4.70% 3.90%
Roche 257.20 298.40 16.00% 3%
Galenica 46.42 60.30 29.90% 3.00%
Landis & Gyr 62.05 52.35 -15.60% 6.00%
Swiss Re  91.26 67.48 -26% 8.70%
BB Biotech 64.20 60.85 -5.20% 5.60%
SIG Combibloc 14.16 19.27 36.10% 2.00%
HBM Healthcare 200.00 273.00 36.50% 2.80%
Durchschnitt     10.40% 4.20%
Vorstellungskurs für alle Aktien ist der 26.11.18 ausser HBM Healthcare und SIG Combibloc, bei denen es der 11.11.19 ist. Quelle: SIX Swiss Exchange
         
Trennung von Landis + Gyr

Auch wenn nicht alle Aktien im Plus liegen, die durchschnittliche Performance der Aktien liegt mit 10,4% deutlich im positiven Bereich. Dazu kommen die Dividenden, sodass der Total Return p.a. bei rund 9% liegt. Die Auswahl ist langfristig angelegt, dennoch ist festzustellen, dass die Auswirkungen der Pandemie zumindest im Fall Landis + Gyr so gravierend sind, dass es spätestens jetzt besser ist, sich von der Aktie zu trennen. Auftragseingang, Umsatz, Projektentwicklung – alle wichtigen Parameter zeigen prozentual zweistellige Rückgänge. Bereits im November 2019 waren Gewinnmitnahmen nahegelegt worden, nachdem die Aktie innert eines Jahres um 78% zugelegt hatte.

Chart LandisGyr
Seit dem Absturz im März hat sich die Landis-Aktie nicht mehr erholt. Chart: moneynet.ch
Mega-Caps auf Kurs

Die drei Mega-Caps Nestlé, Novartis und Roche bleiben auf Erfolgskurs, auch wenn die breit diversifizierten Aktivitäten zum Teil zeitweilig mehr oder weniger unter den von der Pandemie geprägten Bedingungen leiden. Dem stehen jedoch Konzernbereinigungen wie bei Nestlé gegenüber, die das Ziel haben, sich auf wachstums- und margenstärkere Segmente zu konzentrieren. Novartis hat die Tochter Alcon erfolgreich an die Aktionäre als Sachdividende verteilt, was, beiläufig bemerkt, die Rendite der Aktie erheblich besser aussehen lässt als die blosse Kursveränderung der letzten zwei Jahre. Roche ist auf Onkologie und Immunologie spezialisiert, wo die Erkenntnisse der Forschung und die technologischen Möglichkeiten zu bahnbrechenden, aber auch teuren neuen Diagnostika und Therapeutika führen. Es gibt keinen erkennbaren Grund, von diesen drei Aktien als Nukleus eines Schweizer Dividenden-Portfolios abzurücken.

Galenica mit stetiger Geschäftsentwicklung

Das gilt auch für Galenica, den 1927 gegründeten Apothekenbetreiber und -grossisten, bei dem sich auch für 2020 ein Umsatzanstieg von gut 4% abzeichnet. Während EBIT und Gewinn stagnieren, dürfte die Dividende dennoch um 4% erhöht werden. Das sagt jedenfalls der Konsens von 11 Analysten, die die Galenica-Aktie abdecken. Für die beiden Folgejahre wird erwartet, dass EBIT und Gewinn kräftiger als der Umsatz zunehmen und jeweils Anhebungen der Ausschüttungen im mittleren einstelligen Prozentbereich vorgenommen werden. Die Analystenschätzungen weisen eine geringe Streuung auf, was charakteristisch für das hochgradig prognostizierbare Geschäft von Galenica ist. Das Unternehmen hat wenig Konkurrenz und baut systematisch das Beauty- und Eigenmarkengeschäft aus, das höhere Margen bietet.

Biotech – Wachstum und Dividenden

Zwei Investments sind im Biotech- respektive Healthcare-Sektor angesiedelt. Es handelt sich um die Beteiligungsgesellschaften BB Biotech, seit November 2018 im Portfolio, sowie HBM Healthcare, der vor einem Jahr der Vorzug gegeben worden war. Zwischenzeitlich kletterte der Kurs um 36%, die Dividendenrendite ist daher trotz Erhöhung auf 2,8% gesunken. Die Gesellschaften verfolgen unterschiedliche Investmentansätze und Strategien. Während BB Biotech schwerpunktmässig auf etablierte und profitable Biotech-Grössen und auch innovative Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe setzt, kommt der über die letzten Jahre hohe Gewinnanstieg bei HBM Healthcare davon, dass Beteiligungen, die teilweise vor über 10 Jahren initiiert wurden, nun zur Börsenreife gelangt sind oder lukrative Angebote von grösseren Playern auf sich ziehen. Allein die Beteiligung Cathay brachte bei ihrem Börsengang in Hongkong Bewertungsgewinne von über 400 Mio. CHF. CEO Wicki erläuterte im August im schweizeraktien-Interview, warum noch viel Raum zur Expansion besteht. Das BB Biotech-Investment bleibt trotz der wenig inspirierenden Kursentwicklung fortbestehen, denn es bietet gut gewählte Exposure zur chancenreichen US-Biotechnologie, eine Wachstumsindustrie mit und ohne Pandemie.

Bei Performance und Dividende können die Aktien von HBM überzeugen. Chart: moneynet.ch
SIG Combibloc

Ebenfalls um 36% brachte die Neuaufnahme des vorigen Jahres, SIG Combibloc. Das Wachstumstempo wird zwar durch die Pandemie in einzelnen Regionen vorübergehend gedämpft, doch an den Tendenzen zur Müllvermeidung und Nutzung von Recyclingmaterialien ändert sich nichts. Die Kreislaufwirtschaft steht weltweit auf der Agenda weit oben.

Gute Performance trotz Krise: die Aktie von SIG Combibloc. Chart: moneynet.ch
Swiss Re

Swiss Re zahlt eine hohe Dividende, dafür muss der Aktionär die Risiken des Rückversicherungsgeschäftes mittragen. Im ersten Halbjahr 2020 lag das Prämienwachstum bei 10%, der Gewinn lag bei 865 Mio. USD vor Covid-bezogenen Schadenfällen und Rückstellungen. Diese beliefen sich auf 2.5 Mrd. USD, wodurch ein Verlust von 1.1 Mrd. USD entstand. Die Solvenz des globalen Top-Rückversicherers liegt über dem Industriestandard und den regulatorisch geforderten Quoten. Der nicht überraschende und vorübergehende Kursrückgang ist hinzunehmen.

Fazit

Krisen, externe Schocks und rezessive Tendenzen sind für einkommensorientierte Anleger immer grosse Herausforderungen, denn es gilt, sowohl das Kapital zu erhalten als auch nachhaltige Dividendeneinkünfte zu erzielen. Unnötige Risiken sind zu vermeiden. Solange es keine stichhaltigen Gründe für massiv verschlechterte Perspektiven bei den Einzeltiteln gibt oder sich die Dividendenperspektiven für bislang nicht berücksichtigte Sektoren oder Unternehmen signifikant verbessern, gibt es keinen Anlass für Änderungen in der Zusammensetzung. Die Lage kann natürlich in sechs Monaten oder einem Jahr anders sein.

Novartis, Nestlé & Co.: Comeback der defensiven Aktien

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Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Ab Mitte 2016 waren defensive Aktien aus den Sektoren Pharma, Nahrungsmittel, Tabak in einem relativen Abwärtstrend, da sich plötzlich die davor jahrelang herrschende Eurosklerose als Folge der Liquiditätsschöpfung und der historisch tiefen Zinsen in einen Wachstumsboom verwandelt hatte. Zyklische Aktien waren plötzlich gefragt und zeigten bis Anfang 2018 auch eine überzeugende Outperformance. Doch der im März vom US-Präsidenten angekündigte internationale Zoll- und Handelskrieg ist inzwischen in vollem Schwung – und die Rotation in defensive Aktien ebenfalls.

Die meisten Investoren bleiben jedoch weitgehend unverändert auf globales Wachstum eingestellt, und ihre Portfolien sind immer noch entsprechend positioniert. Das hat jedoch weitsichtige Anleger nicht davon abgehalten, die günstigen Bewertungen der nicht zyklischen Aktien im Frühjahr zum Aufbau von Positionen zu nutzen. Die Wiederentdeckung erfolgte allerdings nicht überall zeitgleich. Während die in London kotierte GSK Glaxo SmithKline bereits seit März eine sichtbare Umkehrformation mit gut 20% Kursgewinn vollzogen hat, wurden die Schweizer Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé erst gegen Ende Juni aus ihrer Seitwärtsbewegung gerissen und drehten dann kraftvoll nach oben. Zur Überraschung vieler Anleger, denn die drei Blue Chips galten zuletzt als lahme Enten.

Devisenmärkte in Bewegung

Bei der Betrachtung von GSK vs. Novartis drängt sich auf, die Entwicklung an den Devisenmärkten mit ins Kalkül zu ziehen. Während das britische Pfund nach einer Erholungsphase in 2017 dieses Jahr erneut zur Schwäche tendiert, hat der Franken nach einer Seitwärtsbewegung in den ersten Monaten des Jahres einen neuen Höhenflug gestartet, allerdings nicht in USD. Da aber der USD seinerseits Stärke zeigt, sind USD und CHF die härtesten Währungen und ziehen folglich Kapital aus den anderen Währungsräumen an.

Vergleich der Kursentwicklung GSK Glaxo SmithKline (blaue Linie) mit Novartis (schwarze Linie) im Jahr 2018. Quelle: marketwatch.com

Vorteile von Dividendenaktien

Die Motive der Käufer von defensiven Aktien sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dividende. Zum einen sind ihre Höhe und auch die langfristige Steigerungsfähigkeit entscheidende Kriterien für Investoren, die Einkommen generieren wollen. Zum anderen bietet eine hohe Dividendenrendite zum Einstiegszeitpunkt auch eine gewisse Sicherheit für ein über kurz oder lang zu befürchtendes weniger günstiges Börsenumfeld.

Protektionismus verdirbt Börsenparty

Genau das ist in den letzten Monaten jedoch brachial in das „Goldlöckchen-Szenario“ der Anlegerschaft eingedrungen, und zwar in Form von Zöllen und Handelsschranken. Zyklische Aktien aus den Bereichen Automobil, Investitionsgüter etc. beendeten an der Börse ihren Aufwärtstrend abrupt und verloren in 2018 bisher zweistellig, z.B. Daimler von 76 EUR auf 54 EUR und Caterpillar als Leitaktie im Dow-Jones vom All-Time High bei 173 USD auf 132 USD.

Kursentwicklung von Caterpillar (blaue Linie ) im Vergleich zum Dow Jones (schwarze Linie). Quelle: marketwatch.com

Setzt sich der Wachstumstrend fort?

Gegenwärtig scheint es bei den Investoren zwei Lager zu geben. Das grössere der beiden bleibt von der Fortsetzung des Wachstumskurses der letzten Jahre überzeugt und interpretiert Trumps sprunghaftes „Geschäftsgebaren“ als Taktiererei, um mehr für sich und seine Wiederwahlchancen und die USA herauszuholen. „Ein Sturm im Wasserglas“, so liesse sich die Betrachtungsweise der Mehrheit zusammenfassen. In den Portfolios der Investoren, die eine solche Perspektive einnehmen, sind und bleiben defensive Sektoren untergewichtet – noch.

Oder sind rezessive Tendenzen zu erwarten?

Das andere Lager ist weniger optimistisch, was die weiteren Perspektiven für das globale Wachstum anbelangt. Solche Portfolios spiegeln in unterschiedlichem Ausmass die Vorsicht wider, und defensive Sektoren und Value-Aktien sind höher gewichtet. Und manche Investoren bewegen sich dazwischen und schichten nach und nach entsprechend der Branchenrotation um.

Das Revival der defensiven Aktien. Die Linie setzt die defensiven Aktien im Verhältnis zu den zyklischen. Das Balkendiagramm zeigt das Bruttoinlandprodukt in der Eurozone in den letzten fünf Jahren. Quelle: ukreuters.com

September und Oktober im Blickfeld

Noch ist offen, ob sich das globale Wirtschaftswachstum weiter abkühlen wird oder doch noch einmal beschleunigt. Abgesehen von den verschiedenen Frühindikatoren gilt es vor allem, die politische Bühne im Blick zu behalten. Bisher gingen die Impulse für protektionistische Massnahmen überwiegend von Trump aus. Die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt können als vielleicht einziges Land wegen der wirtschaftlichen Dominanz ihre Agenda auch durchsetzen. Ob es sich bei den weitergehenden Androhungen von neuen Zöllen nur um Einschüchterungsversuche handelt oder diese tatsächlich auch vollumfänglich umgesetzt werden, wird sich im September und Oktober zeigen. Die China angedrohten Zölle auf ein weiteres Exportvolumen von 200 Mrd. USD werden bis Anfang September entweder verworfen, abgeändert oder aber eingeführt. Ähnlich verhält es sich mit den der EU angedrohten Zöllen auf Automobile. Hier ist der Oktober voraussichtlich der Monat der Entscheidung.

Branchenrotation im Gang

Wie die Dinge liegen, ist wohl von einer weiteren Eskalation auszugehen und damit einer weiteren Abkühlung des Wachstumstempos und des Investitionsklimas. Fall-out wie der Türkei-Crash und die weitergehenden Effekte an den Devisenmärkten dämpfen die Wachstumserwartungen zusätzlich. Für die Börse ist daher zu erwarten, dass die Branchenrotation in defensive Aktien und Sektoren andauert. Da zumindest bei den Titeln mit hoher Marktkapitalisierung ausländische institutionelle Anleger die Kurse machen, ist deren Einschätzung massgebend.

Schwergewichte mit erstaunlicher Trendwende

Die jüngste Kursentwicklung zeigt, dass die Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé gar nicht so schwer sind, wenn nur ausreichend Nachfrage bei den Aktien herrscht. Roche ist um gut 20% seit Juni gestiegen, Novartis und Nestlé jeweils um rund 15%. Bei Novartis hat dieses Jahr ein neuer CEO den Taktstock übernommen. Er will sich von margen- und wachstumsschwachen Bereichen trennen und Novartis auf das Kerngeschäft Arzneimittel refokussieren. Ein wichtiger Meilenstein wird der Spin-off von Alcon, dem Ophtalmologiebereich, im kommenden Jahr werden, wenn, wie erwartet, die GV im Februar 2019 zustimmt.

Management hat Kerngeschäft im Fokus

Refokussierung auf das Kerngeschäft und Steigerung der Margen ist auch das Rezept bei Nestlé, wo ebenfalls ein neuer CEO für frischen Wind sorgt. Beide Aktien waren auf schweizeraktien.net bereits vor dem letzten Jahreswechsel und danach als aussichtsreich dargestellt worden. Die Aktionäre brauchen jedoch Geduld, denn wie sich der Kurs eines Ozeandampfers nicht so plötzlich ändern lässt, so braucht es bei grossen Konzernen auch ein wenig Zeit. Für beide Aktien spricht neben dem Managementaspekt und der Branchenrotation in defensive Titel die hohe und steigerungsfähige Dividendenrendite sowie eine immer noch relativ attraktive Bewertung.

Schilthornbahn: 55. Generalversammlung im Zeichen des Jubiläums – Sonderdividende beschlossen, Rekordbesuch mit 346 Aktionären

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Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Die Schilthornbahn hat Grund zum Feiern: Vor genau 50 Jahren wurde die durch James Bond weltbekannt gewordene Bahn im Berner Oberland in Betrieb genommen. Auch die Aktionäre der Schilthornbahn AG feierten anlässlich der Jubiläums-Generalversammlung mit. Insgesamt nahmen 346 Aktionäre an der 55. Generalversammlung teil. Gegründet wurde die Gesellschaft bereits fünf Jahre vor der Eröffnung der Bahn. Verwaltungsratspräsident Peter Feuz zeigte sich bei der Begrüssung der Aktionäre und Gäste erfreut über die grosse Teilnehmerzahl und das damit gezeigte Interesse der Anteilseigner an ihrem Unternehmen. Denn gegenüber dem Vorjahr, in dem nur 240 Aktionäre die Versammlung besuchten, stellte die Aktionärszahl einen markanten Anstieg dar.

Stolzer Rückblick auf 50 Jahre Schilthornbahn

Nicht ohne Stolz berichtete Peter Feuz anlässlich des Jubiläums über die wichtigsten Meilensteine in der Firmengeschichte. Am 12. Juni 1967 begann mit der Inbetriebnahme des letzten Teilstücks Birg-Schilthorn die Erfolgsgeschichte der Bahn. Gleichzeitig startete mit der Eröffnung des ersten Drehrestaurants Piz Gloria auch eine neue Epoche der Berggastronomie in den Alpen. Die anfänglich von zahlreichen Kritikern vorgebrachten Einwände und deren Skepsis gegenüber dem Projekt erwiesen sich rasch als Makulatur. Trotz der schwierigen Finanzierungssituation, die mehrere Kapitalerhöhungen erforderte, erreichte die Bahn bereits im vierten Jahr die Gewinnzone. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Projektes leisteten die Dreharbeiten zum James-Bond-Film «Im Geheimdienst ihrer Majestät», der 1969 in die Kinos kam, und von dem die Bahn noch heute profitiert. Zu den belastenden Faktoren gehörten damals die aufwendigen Bauarbeiten und die starke Bauteuerung. Doch schon 1974 war es der Gesellschaft möglich, den Aktionären eine Dividende auszuzahlen.

Übernahme weiterer Bahnen

Die Schilthornbahn besteht nicht nur aus der legendären Bahn auf das Schilthorn, sondern aus zahlreichen weiteren Bahnen. Diese konnten alle von den früheren Eigentümern übernommen werden. Neben den zahlreichen Gondelbahnen, die ab dem Jahr 1993 durch Neubauten ersetzt wurden und damit die Attraktivität des Skigebiets steigerten, erwarb die Schilthornbahn auch die Standseilbahn Mürren-Allmendhubel von der Jungfraubahn. Diese für Mürren sehr wichtige Bahn durfte nicht abgebrochen werden. Feuz beteuerte auch die Wichtigkeit der Qualität der Anlagen und deren Benutzerfreundlichkeit. In den letzten Jahren habe die Gesellschaft daher nicht nur in die Erneuerung der Bahnen, sondern auch massiv in die Verbesserung der Pistenqualität investiert. Essenziell für den Erfolg sei die künstliche Beschneiung der Pisten geworden, ergänzte der VR-Präsident. Die Unternehmensgeschichte von der Gründung bis zum 50-jährigen Jubiläum hat die Bahn in einem Buch zusammengefasst, das die GV-Besucher am Ende der Versammlung als Geschenk mitnehmen durften.

2016 mit zahlreichen Höhepunkten

CEO Christoph Egger (r.) und VRP Peter Feuz. Bild: schweizeraktien.net

Über den Geschäftsgang im 2016 und das laufende Jahr informierte CEO Christoph Egger die Aktionäre im Anschluss an das Referat von Peter Feuz. Ein Höhepunkt sei die Inbetriebnahme des komplett sanierten Gipfelgebäudes am 9. Dezember 2016 gewesen, berichtete Egger. Bereits in der Wintersaison 2015/16 hätten die Besucher vom neuen, deutlich komfortableren Skiausgang auf Piz Gloria profitieren können. Das absolute Highlight sei jedoch die Eröffnung des Thrill Walk bei der Mittelstation Birg am 7. Juli 2016 gewesen. Der neue Felsensteg werde von den Gästen sehr positiv aufgenommen, so Egger. Dies zeigte sich auch in den Besuchsfrequenzen des Restaurants Birg, das nun wesentlich besser genutzt werde. Egger verwies dabei auf die markant höheren Umsätze.

37’000 zusätzliche Besucher dank UBS-Aktion

Einen starken Besucheransturm brachte die Aktion der Schweizer Grossbank UBS, die es ihren Kunden durch ein Sponsoring ermöglichte, für 10 CHF auf den Berg zu fahren. Von dieser Aktion machten im Sommer 2016 über 37‘000 Personen Gebrauch. «Das Schilthorn war der meistbesuchte Berg der gesamten UBS-Aktion, noch vor dem Pilatus und dem Gornergrat», erklärt Christoph Egger sichtlich erfreut. Der grosse Ansturm hatte aber auch Schattenseiten: So mussten die Besucher an Spitzentagen an allen Stationen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ebenfalls zu den Höhepunkten des letzten Jahres gehörte die Neugestaltung des Flower Trails auf dem Allmendhubel. Als richtig erwiesen hat sich nach Informationen von Egger auch die Verlängerung der Betriebszeiten der Bahn während der Sommermonate in die Abendstunden hinein. Vor allem die Besucher aus Asien und den arabischen Ländern reisen oft erst abends an und können dank der verlängerten Betriebszeiten noch auf das Schilthorn fahren. Gleichzeitig wird ihnen ein einmaliges Naturerlebnis mit dem Sonnenuntergang auf dem Berg geboten.

Gute Geschäftszahlen im Berichtsjahr

Die Umsätze in 2016 erreichten mit 26.7 Mio. CHF das Vorjahresniveau und übertrafen damit zum zweiten Mal in der Unternehmensgeschichte die Marke von 25 Mio. CHF. Sehr erfreulich entwickelte sich das Sommergeschäft mit einem vierten Rekord in Folge. So legten die Frequenzen der Luftseilbahn um 12.7% zu. Allerdings konnte sich die Schilthornbahn dem Negativtrend im Wintersportgeschäft nicht entziehen. So gingen die Winterfrequenzen um 6% zurück. Nur dank der maschinellen Beschneiung der Pisten war ein Wintersportbetrieb über die Festtage möglich. Der Verkehrsertrag litt zudem unter den nochmals tieferen Abgeltungsleistungen für die öffentliche Erschliessung von Gimmelwald und Mürren. Trotz diesen belastenden Faktoren konnte der Verkehrsertrag um 0.3% gesteigert werden. Auf der Aufwandseite schlug sich die Frequenzsteigerung bei den Restaurants in einem deutlichen Plus des Warenaufwands um 17.3% nieder. Auch der Personalaufwand legte um 4.4% zu. So fiel der Reingewinn mit 1.9 Mio. CHF um 3.7% tiefer aus als im Vorjahr. Wegen des Jubiläums erhalten die Aktionäre eine Sonderdividende von 14 CHF zusätzlich zur regulären Ausschüttung von 36 CHF.

Erfolgreicher Start ins 2017

Zu Jahresbeginn 2017 entwickelte sich das Geschäft wegen des warmen und trockenen Wetters schwierig, besserte sich aber in den Folgemonaten deutlich. Massive Zuwächse erzielten die Bereiche Gastronomie mit plus 34.7% und die Shops mit plus 29.7%. Aber auch die Bahnfrequenzen stiegen um deutlich mehr als 10% im Vergleich zum Vorjahr an.

Abstimmungen erfolgten einstimmig

Unterhaltung für die Aktionäre mit Sängerin Michele Ryser. Bild: schweizeraktien.net

Im Anschluss übernahm wieder VR-Präsident Feuz das Zepter. Er führte durch die anstehenden Abstimmungen, die allesamt einstimmig zugunsten der Anträge des Verwaltungsrats erfolgten. So wurden der Geschäftsbericht, die Ausschüttung der Dividende, die Entlastung des Verwaltungsrats und dessen Wiederwahl sowie die Wahl der Revisionsstelle von den Aktionären gutgeheissen.

Im Anschluss an die GV feierten die Aktionäre das Jubiläum in einem Festzelt bei einem Apéro riche und einer musikalischen Darbietung der bekannten Sängerin Michele Ryser.

Fotogalerie der Generalversammlung

Auto AG Group: Zufriedende Aktionäre an der 107. Generalversammlung

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Die Auto AG Group aus Rothenburg erzielte im vergangenen Jahr zahlreiche Fortschritte. Dazu zählt auch die Übernahme der Firma Nepple mit Niederlassungen in Basel und dem Tessin. An der 107. Generalversammlung präsentierten VR-Präsident Walter Huber und CEO Marc Ziegler den 182 anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre ein gutes Geschäftsergebnis. Diese stimmten dem Antrag des Verwaltungsrates auf Ausschüttung einer Dividende von 14 CHF pro Aktie zu.

Einen ausführlichen Bericht über die Generalversammlung lesen Sie in den kommenden Tagen an dieser Stelle.

Säntis Schwebebahn: Finanzierung des Projekts «Schwebebahn 2026» gesichert

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Anlieferung von Sägmehl auf der Schwägalp: Die Schwägalp-Schwinget ist einen fester Bestandteil im Jahresprogramm der Säntis-Schwebebahn AG. Bild: saentis.ch

Das Geschäftsjahr 2024 der Säntis-Schwebebahn war geprägt von herausfordernden Wetterbedingungen. Stürmische Winde, viel Regen und durchzogenes Sommerwetter – oftmals an den Wochenenden – hätten sich spürbar auf den Tagestourismus ausgewirkt, schreibt das Unternehmen im Geschäftsbericht. Ein stabiler Spätherbst sowie ein schneereicher und sonniger Dezember sorgten jedoch für eine erfreuliche Entwicklung in den letzten Monaten des Jahres.

Insgesamt blickt das Unternehmen auf ein solides Geschäftsjahr zurück. Besonders positiv hätten sich die Aktivitäten im B2B-Bereich sowie die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern entwickelt.

Besucherfrequenz in Höhe des Vorjahrs

Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete die Schwebebahn 367’348 Passagierfrequenzen, praktisch gleich viele wie im Vorjahr. Der Bahnumsatz beläuft sich auf 6.4 Mio. CHF (plus 2,3 %). Die Gastronomie und Hotellerie generierten gemeinsam einen leicht höheren Spartenumsatz von 13.1 Mio. CHF, ein Plus von 0,1% gegenüber dem Vorjahr. Obwohl das Hotel einen Rückgang der Auslastung auf 61,5% hinnehmen musste, hätte der Spartenertrag der Hotellerie dank optimiertem Personaleinsatz und tieferen Energiekosten leicht gesteigert werden können, schreibt die Säntis Schwebebahn.

Mit einem Betriebsertrag aus allen Geschäftsfeldern von 21.8 Mio. CHF und einem daraus abgeleiteten EBITDA von 3.0 Mio. CHF nimmt die Säntis-Schwebebahn AG auch 2024 die betriebsnotwendigen Abschreibungen von 2.6 Mio. CHF und zusätzlich auch Rückstellungen für das Bahnprojekt von 0.3 Mio. CHF vor.

Projekt «Schwebebahn 2026»

Die Planungsarbeiten für den Neubau der Säntisbahn seien im vergangenen Jahr intensiv vorangetrieben worden. Die Finanzierung des Generationenprojekts sei gesichert, freuen sich die Verantwortlichen. Erste Bauarbeiten haben Anfang 2025 begonnen und können bis Ende April 2026 parallel zum laufenden Bahnbetrieb durchgeführt werden. Bis Ende April 2026 werden Fahrgäste wie gewohnt befördert. In der Hauptbauphase – von Mai bis Spätherbst 2026 – ist der Betrieb eingestellt. Ende 2026 sollen dann die ersten Gäste mit der neuen Seilbahn auf den Säntisgipfel fahren.

Neue Verwaltungsräte

Mit dem plötzlichen Tod von Peter Eisenhut und dem Rückzug von Gavin Schmid, der sich im Juni 2026 nach vielen Jahren nicht mehr zur Wiederwahl stellt, müssen zwei Verwaltungsratsposten neu besetzt werden. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung deshalb vor, bereits 2025 Caroline Derungs und Marcel Walker in den Verwaltungsrat zu wählen.

Keine Dividende

Im Jahr 2024 erhöhte sich der Aktionärskreis für die 48’000 Aktien von 18’850 auf 19’269 Aktionärinnen und Aktionäre. Damit sei die Säntis-Schwebebahn AG breit abgestützt und geniesse das Vertrauen vieler Menschen aus der Region und darüber hinaus, schreibt das Unternehmen. Der Gewinn von 1.6 Mio. CHF (- 0.8 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr) bzw. der daraus resultierende Bilanzgewinn soll auf die neue Rechnung vorgetragen werden. Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten somit wie im Vorjahr keine Dividende.

Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Aktie der Säntis Schwebebahn über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

 

SGV Holding: Rekordgewinn in 2024 – Erstes Dampfschiff fährt mit Solartreibstoff

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Gianluca Ambrosetti (Co-CEO & Mitgründer, Synhelion), Philipp Furler (Co-CEO & Mitgründer, Synhelion), Stefan Schulthess (Geschäftsführer, SGV) und Michel Scheurer (Leiter Nautik, SGV) betanken gemeinsam das Dampfschiff «Gallia» mit dem ersten Fass Solartreibstoff von Synhelion. Bild: Synhelion

Gianluca Ambrosetti (Co-CEO & Mitgründer, Synhelion), Philipp Furler (Co-CEO & Mitgründer, Synhelion), Stefan Schulthess (Geschäftsführer, SGV) und Michel Scheurer (Leiter Nautik, SGV) betanken gemeinsam das Dampfschiff «Gallia» mit dem ersten Fass Solartreibstoff von
Synhelion. Bild: Synhelion

Bei der Luzerner SGV-Gruppe läuft es derzeit rund. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Gesellschaft mit 92.0 Mio. CHF den dritthöchsten Umsatz in der Geschichte und einen rekordhohen Jahresgewinn von 9.6 Mio. CHF. Dieser ist allerdings auf die Auflösung einer Rückstellung aus der Pandemiezeit zurückzuführen. Positiv zu erwähnen ist zudem, dass es der Tochter Shiptec gelungen ist, wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Auch punkto Nachhaltigkeit sorgt das Unternehmen für gute Neuigkeiten: Erstmals konnte das Dampfschiff «Gallia» mit Solartreibstoff der Firma Synhelion betankt werden.

Solar-Diesel erst ab 2027 voll im Einsatz

Allerdings war diese Erstbetankung des 110 Jahre alten Dampfschiffes mehr eine symbolische Aktion, denn bei dem synthetischen Treibstoff handelte es sich nur um ein einziges Fass, das in einer Pilotanlage im deutschen Jülich hergestellt wurde. Die SGV wird erst ab 2027 jährlich knapp 100’000 Liter Solar-Diesel von Synhelion kaufen und als weltweit erstes Schifffahrtsunternehmen diesen Treibstoff dann einsetzen. «Nachhaltigkeit ist uns ein zentrales Anliegen. Synhelions Solartreibstoff bietet uns eine konkrete Lösung zur CO2-Reduktion», wird Stefan Schulthess, CEO der SGV-Gruppe, in einer Medienmitteilung zitiert.

Nachhaltigkeit als zentrales Anliegen

Dass Nachhaltigkeit für das Luzerner Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, wird auch im Jahresbericht deutlich. So konnte die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee im Jahr 2024 die CO2-Emissionen gegenüber 2019 um 8% reduzieren, bis 2026 sollen diese um 20% gesenkt werden. Neben dem Solartreibstoff sind die Elektrifizierung der Flotte sowie die Umrüstung des MS Saphir auf einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb wichtige Schritte in der Dekarbonisierung. Bei der Cateringtochter Tavolago setzt die Gruppe auf Regionalität beim Einkauf und bei der Beschaffung im Food- und Non-Food-Bereich.

92 Mio. CHF Umsatz im Jahr 2024

Dass Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg kein Gegensatz sein müssen, zeigt der Jahresabschluss der SGV Holding AG für 2024. Dank wiederum 3.1 Mio. Passagieren, welche auf den Dampf- und Motorschiffen der SGV AG transportiert wurden, erreichte der Umsatz in der Sparte Schifffahrt 41.2 Mio. CHF (+2,7%). Während sich der Betriebsertrag der Tavolago AG in der Gastronomie und Hotellerie mit 33.6 Mio. CHF auf Vorjahresniveau bewegte, gingen die Umsätze der Shiptec AG im Schiffbau um 34,6% auf knapp 12 Mio. CHF zurück, was auf weniger Fremdaufträge zurückzuführen ist.

Umsatzentwicklung der SGV-Gruppe während der letzten zehn Jahre. Abb. Geschäftsbericht 2024/ sgvgruppe.ch

Insgesamt erzielte die SGV-Gruppe einen konsolidierten Jahresumsatz von 92 Mio. CHF (Vorjahr: 96.1 Mio. CHF). Der Betriebsaufwand fiel mit 79.4 Mio. CHF deutlich geringer aus als im Vorjahr. Dies ist vor allem auf den geringeren Materialaufwand im Zusammenhang mit dem Schiffbau zurückzuführen. Hingegen bewegten sich die Aufwendungen fürs Personal mit 45.9 Mio. CHF auf Vorjahresniveau, die EBITDA-Marge verbesserte sich um drei Prozentpunkte auf 13,8%. Das EBITDA erreichte mit 12.7 Mio. CHF einen Rekordwert. Positiv auf die Erfolgsrechnung wirkte sich die Auflösung einer Rückstellung für die im Zusammenhang mit der Pandemie 2020/21 erhaltene Härtefallentschädigung für die Tavolago AG in Höhe von 3.5 Mio. CHF aus. Die geleistete Entschädigung, die À-fonds-perdu ausbezahlt wurde, soll nach Absprache mit dem Kanton einen grossen Teil der während des Lockdowns entstandenen Verluste decken. Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn in Höhe von 9.6 Mio. CHF.

Investitionen über 100 Mio. CHF stehen an

Angesichts einer Nettoliquidität von über 25 Mio. CHF und einer Eigenkapitalquote von 51,7% (Vorjahr: 39,3%) wäre es durchaus denkbar, dass die Gesellschaft ihren Aktionären eine Dividende ausschüttet. Dies ist für 2024 allerdings nicht vorgesehen, auch wenn sich der Verwaltungsrat nach Aussagen der Geschäftsleitung regelmässig mit dieser Frage beschäftigt. Die Aktionäre erhalten jedoch als Naturaldividende Aktionärs-Wertkarten zum vergünstigten Bezug von Billetten sowie ab 14 Aktien gestaffelt nach Anzahl Aktien Freifahrten. Zudem erhält jeder Aktionär mit der Einladung zur Generalversammlung (GV) eine Tageskarte 1. Klasse, welche in der Woche der GV an einem Werktag eingelöst werden kann.

Angesichts der anstehenden Investitionen in Höhe von rund 100 Mio. CHF stellt sich die Gesellschaft auch die Frage, ob Bardividenden überhaupt notwendig sind. Investiert werden soll in den kommenden Jahren nicht nur in die Dekarbonisierung der Schiffsflotte, sondern auch in ein neues 3-Sterne-superior-Stadthotel mit 150 Zimmern, für das die Tavolago AG den Betrieb übernimmt. Ausserdem steht die Sanierung der Schiffswerft an.

Fazit

Die SGV-Gruppe zeigt seit vielen Jahren, wie sich die Binnenschifffahrt auf Schweizer Seen rentabel betreiben lässt. Offenbar ist es auch ein Vorteil, dass sämtliche Leistungen aus einer Hand angeboten werden. Beim Schiffbau hat sich das Unternehmen zudem eine Kompetenz erarbeitet, die gerade beim Umbau der Schifffahrt hin zu fossilfreien Antrieben von Vorteil ist. Allerdings haben die vergangenen Jahre mit dem Projekt für die Westschweizer CGN auch gezeigt, wie riskant das Projektgeschäft für Dritte sein kann.

Der Aktienkurs der SGV bewegt sich um die 250 CHF. Chart: otc-x.ch

Zuletzt wurden die Aktien auf OTC-X für 264 CHF gehandelt. Gemessen an den klassischen Kennzahlen wie KGV und KBV scheint die Aktie nicht zu teuer. Für 2024 liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis – bereinigt um den a.o. Effekt von 3.5 Mio. CHF – bei 7. Der ausgewiesene Buchwert liegt bei 240 CHF je Aktie.

Solange die Gesellschaft allerdings kein Bardividende ausrichtet, ist die Aktie vor allem für private Anleger interessant, die einen Bezug zur Region haben und von den Naturaldividenden profitieren können. Der Preis für die Tageskarte 1. Klasse liegt (ohne Ermässigung) bei 134 CHF, was einer attraktiven Rendite entspricht.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für den Emittenten.

RealUnit Schweiz: Kapitalerhöhung über 6 Mio. Aktien läuft bis zum 28. Mai

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Die Investmentgesellschaft RealUnit Schweiz AG reagiert auf die anhaltend hohe Nachfrage nach ihren Aktien und führt eine ordentliche Kapitalerhöhung im Umfang von bis zu 6 Mio. CHF durch. Der Verwaltungsrat hat den Ausgabepreis auf 1.20 CHF pro Inhaberaktie festgelegt.

Im Rahmen des im April 2024 beschlossenen Kapitalbandes werden bis zu 6 Millionen neue Inhaberaktien mit einem Nennwert von je 1.00 CHF emittiert. Die Bezugsfrist läuft vom 15. bis 23. Mai 2025. Fünf bisherige Aktien berechtigen zum Bezug einer neuen. Ein Handel der Bezugsrechte findet nicht statt; nicht ausgeübte Rechte sollen verfallen.

Die freie Zeichnung ist vom 15. bis 28. Mai 2025 möglich, wobei ein Mindestzeichnungsbetrag von 10’000 CHF gilt. Teilnahmeberechtigt sind Investoren mit Wohnsitz in der Schweiz, Liechtenstein oder Deutschland. Die Liberierung der neuen Aktien muss bis spätestens 28. Mai erfolgen.

Der Aktienkurs von RealUnit Schweiz hat in den letzten Monaten kräftig zugelegt. Chart: bxswiss.ch

Die Aktien der RealUnit Schweiz werden an der BX Swiss gehandelt sowie als digitale Token direkt bei der Gesellschaft. Binnen Jahresfrist ist der Aktienkurs um knapp 20% gestiegen, was auch auf den hohen Anteil Gold am Portfolio zurückzuführen ist.

Kursaal Bern: Aktionäre können sich endlich wieder über eine Dividende freuen

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Das Auditorium im Kursaal in Bern ist bei grossen Kongresse beliebt. Bild: zvg

Mitten in der Pandemie, im Juni 2021, wagte die Kursaal Bern AG den Schritt an die Börse BX Swiss. Dies verbunden mit einer Kapitalerhöhung über rund 14 Mio. CHF, welche in das Wachstum des Berner Unternehmens mit seinen Casinos, dem Kongressgeschäft und dem Swissôtel fliessen sollten. Obwohl das Timing nicht ideal schien und – neben der Bewältigung der Pandemie – grosse Investitionen u.a. auch in neue Konzessionen für die Casinos anstanden, war Verwaltungsratspräsident Daniel Buser überzeugt, dass die Aktien eines Tages eine Dividendenperle sein würden. Sein Versprechen hat er gehalten: Die Kursaal Bern AG erzielte 2024 mit 76.6 Mio. CHF zwar 1,2% weniger Betriebsertrag als im Vorjahr. Doch dank Effizienzmassnahmen stieg die EBITDA-Marge auf über 17%, und der Reingewinn erreichte 4.2 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 22 CHF je Aktie erhalten, die zu 50% aus den Kapitaleinlagereserven gezahlt wird.

Kongresse und Swissôtel laufen gut

Die drei Segmente entwickelten sich im vergangenen Jahr allerdings unterschiedlich. Das Kongresszentrum des Kursaal Bern erzielte mit 17.0 Mio. CHF einen um 3,6% höheren Betriebsertrag als im Vorjahr. Die vorgegebenen Ziele seien alle mehr als erfüllt worden, so das Unternehmen. Der November war dabei ein Rekord-Monat mit 54 Anlässen in nur einer Woche.

Auch im Swissôtel Kursaal Bern sowie den Restaurants steigerte die Unternehmensgruppe den Betriebsertrag von 15.4 auf 16.6 Mio. CHF – ein Plus von 7,5%. Die Anzahl Logiernächte in dem 4-Sterne-Haus sei zwar leicht tiefer ausgefallen, so CFO Lorenz Perren im Gespräch mit schweizeraktien.net. Jedoch habe der Betriebsertrag durch ein professionelles Revenue-Management erneut gesteigert werden können. Das Hotel profitiert hier vom Netzwerk der Accor-Gruppe, in das es eingebunden ist.

Rückläufige Erträge bei den Spielbanken

Weniger gut lief es hingegen bei den Spielbanken. Der Gesamtertrag lag in diesem Segment bei 41.7 Mio. CHF, was 6,5% weniger als im Vorjahr sind. Während die terrestrischen Casinos in Bern (-10,2% auf 38.0 Mio. CHF) und Neuenburg (-9,4% auf 18.3 Mio. CHF) deutlich weniger Erträge als im Vorjahr verbuchten, gelang es, im Online Casino 7melons.ch den Ertrag auf 8.1 Mio. CHF (+24,6%) zu steigern. Angesichts des sehr marketingintensiven Geschäfts ist es jedoch eine Herausforderung, das Glücksspiel im Internet rentabel zu betreiben.

Über alle Geschäftsbereiche hinweg erreichte der konsolidierte Betriebsertrag der Kursaal Bern Gruppe 76.6 Mio. CHF.

Fokus auf Kostenmanagement

Dass das Ergebnis trotz des leichten Umsatzrückgangs gegenüber dem Vorjahr kräftig gesteigert werden konnte, ist vor allem auf die hohe Kostendisziplin zurückzuführen. Lorenz Perren betrachtet Kostenmanagement auch nicht als eine einmalige, sondern als eine tägliche Aufgabe. Nahezu sämtliche Aufwandpositionen lagen tiefer als im Vorjahr, wobei vor allem der Personalaufwand mit nur noch 34.3 Mio. CHF (-6,6%) und der Werbeaufwand mit 8.2 Mio. CHF (-12.7%) ins Gewicht fallen. Insgesamt ging der Betriebsaufwand um 6,1% auf 63.5 Mio. CHF zurück, das EBITDA erreichte 13.0 Mio. CHF und die Marge 17,0% (Vorjahr: 12,6%). Das konsolidierte Jahresergebnis erreichte 4.8 Mio. CHF, nach Abzug der Minderheitsanteile am Gewinn – das Grand Casino in Bern gehört nur zu 68,5% zur Gruppe – verbleiben 4.2 Mio. CHF. Davon sollen 2.6 Mio. CHF oder rund 60% als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Verbessert hat sich im Geschäftsjahr 2024 nicht nur der Gewinn, sondern auch die Bilanz. So konnten die Hypothekarschulden um 4 Mio. CHF auf nur noch 20 Mio. CHF reduziert werden. Die Eigenkapitalquote fiel mit 67,8% leicht höher als im Vorjahr aus.

Wirtschaftliches Umfeld belastet

Der Start ins laufende Geschäftsjahr ist durchzogen verlaufen. So spürt der Kursaal Bern im Kongressgeschäft eine gewisse Zurückhaltung. Auch fallen bei Firmenevents die Gastronomieumsätze aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen niedriger aus. In den zwei Casinos in Bern und Neuenburg setzt sich der im letzten Jahr feststellbare Abwärtstrend fort. Mit verschiedenen Initiativen versucht der Kursaal Bern, bei der aktuellen Entwicklung Gegensteuer zu geben. Dazu gehören mehr eigene Events, die unter dem Label «Kultursaal» mit dem Partner Bierhübeli in Bern durchgeführt werden.

In den kommenden Monaten stehen zwei wichtige Wechsel im Management an: So wird der Direktor des Grand Casino Bern Ende Oktober in Pension gehen. Im kommenden Jahr folgt dann Kevin Kunz, der Direktor des Kursaals. Mit den zwei Wechseln auf der obersten Führungsstufe findet auch ein Generationenwechsel in dem Berner Traditionsunternehmen statt.

Fazit

Dass die Kursaal Bern AG für 2024 wieder eine Dividende ausschüttet, ist für die Aktionäre sehr erfreulich, aber nicht selbstverständlich. Denn die Erträge aus dem Spielbankengeschäft waren rückläufig, im Onlinegaming ist die Gewinnschwelle noch nicht ganz erreicht. Zudem sind die guten Zeiten, in denen die Gewinne aus dem Spielbankengeschäft sprudelten, vorbei. Daher war es richtig und wichtig, den Fokus auf die Profitabilität der Segmente Kongresse sowie Hotellerie & Gastronomie zu legen. Dank des im letzten Jahr gestarteten Kostenmanagements ist es gelungen, die Ausgabenseite im Griff zu behalten. In einem schwieriger werdenden Umfeld wird es für die Kursaal Bern AG umso wichtiger werden, die Effizienz zu verbessern.

Seit der Bekanntgabe des Jahresabschlusses 2024 hat sich der Aktienkurs der Kursaal-Bern-Aktie von den Tiefstständen gelöst. Chart: bxswiss.ch

Gemessen an den aktuellen Kennzahlen sind die Aktien der Kursaal Bern AG, die an der BX Swiss gehandelt werden, nicht zu teuer. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt bei Kursen von 380 CHF je Aktie bei 11, die Dividendenrendite beträgt attraktive 5,7%. Auch in den kommenden Jahren sollen mindestens 60% des Gewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Jedoch dürfen die Aktionäre auch nicht unterschätzen, dass für den Betrieb des Kursaals mit seinem All-in-one-Angebot immer wieder hohe Investitionen anstehen, damit es à jour bleibt. Angesichts der soliden Bilanz dürfte dies zwar kein Problem sein. Dennoch ist es nicht auszuschliessen, dass die Dividenden auch einmal etwas niedriger ausfallen könnten. Angesichts eines Buchwerts, der bei 678 CHF je Aktie liegt, ist der Aktienkurs auf dem aktuellen Kursniveau gut abgesichert. Der Titel eignet sich vor allem für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte.

Schweizer Aktienhandel an EU-Börsen: Alles auf Neu-Start?

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Trotz moderater Umsätze in der EU signalisiert die Marktöffnung für Schweizer Aktien neue Chancen für europäische Anleger. Bild: erstellt mit ChatGPT, mit Hilfe des DALL·E-Bildgenerators von OpenAI

Seit Anfang Mai können Schweizer Aktien wieder an den Börsenplätzen in den Euro-Ländern gehandelt werden. Die «Börsenäquivalenz» war der SIX im Juli 2019 unvermittelt aberkannt worden. Zeitweilig vereinigte die SIX fast 100% des Aktienumsatzes mit Schweizer Titeln auf sich. Kommt nun ein Nachfrageschub aus den EU-Ländern oder bleibt alles beim Alten?

Nestlé ist zweifellos die international bekannteste Schweizer Marke und auch eine der umsatzstärksten Aktien. Am 9. Mai, also eine Woche nach der Wiederaufnahme des Handels Schweizer Aktien an den EU-Börsen, ist die Bilanz ernüchternd. An der Zürcher Börse wurden Nestlé-Aktien im Volumen von 171.4 Mio. CHF gehandelt. An der Börse London waren es 2.6 Mio. GBP. Doch an allen deutschen Handelsplätzen wurden zusammengenommen weniger als 1 Mio. Euro umgesetzt. An den Börsen Mailand und Wien wurden keine Umsätze verzeichnet. Ähnlich ist das Bild bei dem weiteren Mega-Cap Novartis. An deutschen Börsen lag der Tagesumsatz bei weniger als 0.4 Mio. Euro, in London bei 0.15 Mio. GBP und in Zürich bei 283 Mio. CHF.

Aktienumsätze an der Null-Linie

Bei den in Deutschland meistgesuchten Schweizer Aktien sind auch zahlreiche Mid-Caps vertreten wie Geberit oder Sandoz, doch auch bei diesen Valoren sind die Relationen nicht anders. Kaum 0.1 Mio. Euro Tagesumsatz verzeichnet Sandoz an deutschen Handelsplätzen versus 40.6 Mio. CHF in Zürich. Bei Geberit sind es einige zehntausend Euro versus 33.7 Mio. CHF an der SIX.

Nach Aussage der SIX hat sich der globale Marktanteil am Handel mit Schweizer Aktien allerdings wieder bei rund 70% eingependelt. Als Grund werden alternative Handelsplattformen in Grossbritannien genannt, die seit einem Abkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien florieren. Es ist anzunehmen, dass institutionelle Investoren aufgrund der geringen Transaktionskosten ihr Block-Trading dorthin verlagert und dadurch auch Markttiefe hergestellt haben.

Positives Signal

Der Schuss der EU von 2019 ist somit, soweit sich das bisher beurteilen lässt, nach hinten losgegangen. Die Marktanteile im Handel mit Schweizer Aktien, die von den EU-Börsen bis 2019 aufgebaut worden waren, sind nach Zürich und London gewandert – und dürften wohl nur langfristig wieder wachsen. Anzumerken ist, dass die Aberkennung der Börsenäquivalenz durch die EU in 2019 in überhaupt keiner Beziehung zu dem immer noch nicht abgeschlossenen Rahmenabkommen steht, sondern vielmehr als anachronistische Drohgeste in der Schweiz wahrgenommen wurde, was wohl auch der Intention entsprach.

Für den Schweizer Aktienmarkt ist die Wiederaufnahme des Handels an den EU-Börsen dennoch positiv zu bewerten, auch wenn es eine Woche nach dem erneuten Handelsstart wenig Anlass zu Euphorie gibt. Grundsätzlich können Privatanleger in Deutschland und dem Rest der EU jetzt wieder Schweizer Aktien handeln, ohne exzessive Transaktionskosten in Kauf nehmen zu müssen. Das durchaus vorhandene Interesse an Weltmarkt- und Innovationsführern sowie Hidden Champions mit Schweizer Provenienz wird nun bei diesem Anlegerkreis zumindest nicht mehr abschreckend belastet.

Marktkapitalisierung auf deutscher Höhe

Die ZKB erwartet für 2025, dass die Unternehmensgewinne der börsenkotierten Schweizer Gesellschaften um 26% ansteigen. Damit errechnet sich auf aktueller Kursbasis ein Markt-KGV von 18. Das ist zwar weniger als in den USA, aber doch nicht wirklich attraktiv. Die Marktkapitalisierung der Schweizer Börse bewegt sich bei rund 2 Billionen USD und damit auf Höhe der Börsenkapitalisierung Deutschlands. Die Bevölkerungszahl der Schweiz liegt allerdings mit erstmals über 9 Mio. bei nur 10,8% der 83.5 Mio. im nördlichen Nachbarland. In beiden Ländern sind die Geburtenraten jedoch stark rückläufig. Das Bevölkerungswachstum, ein entscheidender Faktor für positive Wachstumsraten in der Zukunft, entsteht jeweils durch Zuwanderung.

Warum Schweizer Aktien interessant sind

Aus Sicht des Anlegers aus der EU sind Schweizer Aktien zwar kein Muss, stellen aber doch eine erhebliche Ausweitung der Optionen dar. Viele Schweizer Aktien sind unique, und wer auf ausgesuchte wachstums- und gewinnstarke Trends setzen will, wird zwangsläufig auf die Schweizer CDMO-Aktien wie Lonza, Siegfried und Bachem stossen, die vom Outsourcing von Entwicklung und Produktion durch Big Pharma profitieren.

Daten- und Rechenzentren sind ein Boom-Segment, da sie für KI-Anwendungen unverzichtbar sind. Sowohl der nachhaltig operierende Baukonzern Implenia wie auch der Innovationsführer bei Klappenantrieben, Ventilen und Sensoren für die Heizungs-, Lüftungs- und Kühlungsindustrie Belimo profitieren von dem Boom. Belimo steigerte den Umsatz im ersten Quartal 2025 um 23,6% – in allen Regionen boomte das Geschäft.

Chart Belimo Mai 25
Belimo profitiert vom KI-Boom. Chart: six-group.com

Hohe Gewinnmargen zeigen in aller Regel auch eine starke Marktstellung an. Wo die Burggräben tief sind, sprudeln die Gewinne auch in der Zukunft. Geberit ist so ein Fall. Die Nettoumsatzrendite bewegt sich bei rund 20%. Beim Luxusgüter-Konzern Richemont blieben 2024 fast 19% vom Umsatz als Gewinn übrig. Marken wie Cartier und Van Cleef & Arpels sind eben nicht vervielfältigbar.

Defensive Qualitäten

Zwar sind die Schweizer Unternehmen ebenso makro-ökonomischen Einflussfaktoren unterworfen, aber eben auf spezifische Art, nicht zuletzt durch den langfristigen Aufwertungstrend der Währung. Wegen der hohen Gewichtung der Mega-Caps aus den Sektoren Pharma und Nahrungsmittel gilt der Schweizer Aktienmarkt im internationalen Vergleich zurecht als defensiv, was die Attraktivität zumindest in stürmischen Börsenepisoden erhöht. Ein anderer Faktor ist die spezifische Zusammensetzung der an der Börse vertretenen Aktien.

Anpassungsfähigkeit statt Abhängigkeit

Die Schweiz hat keine Automobilhersteller, lediglich Zulieferer. Die sind zwar auch von der Nachfrageschwäche betroffen, haben aber andere Optionen. Der Weltmarktführer bei Kabelbäumen Komax profitiert von der sehr schnellen Marktpenetration der E-Mobile in China. In der E-Mobility sind mehr Kabelbäume erforderlich. Zudem baut Komax das Geschäft mit der Telekomindustrie sowie Daten- und Rechenzentren aus. Die abgestürzte Aktie des einzigartigen und elementaren Zulieferers für kabelintensive Industrien kann auch von versierten Investoren aus der EU als vielversprechender Turnaround identifiziert werden.

Chart Komax Mai 25
Seit 3 Jahren rückläufige Tendenz: die Aktie von Komax. Chart: six-group.com

Das einzigartige Healthcare-Universum der SIX

Als Hauptattraktion der Schweizer Börse kann aber für Anleger aus der EU die Markttiefe und -breite im Healthcare-Sektor gelten. Hier finden sich neben Roche und Novartis zahlreiche Spezialitäten, die an EU-Börsen vergeblich gesucht werden, wie beispielsweise die verschiedenen CDMO-Vertreter. Straumann ist Weltmarktführer bei Dentalimplantaten und weist hohe Margen auf. Die SKAN Group ist Weltmarktführer bei Isolatoren für die keimfreie Abfüllung von injizierbaren Therapeutika und Vakzinen. Die Wachstumsraten liegen im zweistelligen Bereich, die Margen sind mehr als auskömmlich.

Chart Galderma Mai 25
Entwicklung des Aktienkurses von Galderma seit IPO. Chart. six-group.com

Aktien für alle Fälle

Und Galderma, eines der weltweit grössten IPOs in 2024, ist Spezialist für medizinische Hautpflege und ästhetische Botox-Therapien. Das Wachstum ist aussergewöhnlich. Nur wenige Prozent des Umsatzes entfallen auf verschreibungspflichtige Produkte, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Galderma von dem Druck auf Medikamentenpreise allenfalls marginal betroffen ist. Diese neueste schlagzeilenträchtige Initiative der Trump Administration hat am Anfang der laufenden Woche die Aktien der Pharma-Industrie in einem Abwärtssog gefangen. Roche verlor am Montag zuächst fast 5%, Novartis 3%. Beide Aktien erholten sich zum Handelsschluss hin, da die Wall Street nach der Börsenöffnung in Euphorie verfiel, nachdem die Zoll-Eskalation zwischen den USA und China fürs Erste ein Ende gefunden zu haben scheint. Galderma schloss den Handelstag mit einem Plus ab. Galenica ist dagegen binnenorientiert und von internationalen Einflussfaktoren nur wenig betroffen. Trotz der Schwäche im Healthcare-Sektor legte die Aktie im letzten Jahr 19% zu und bewegt sich nur wenig unter dem historischen Hoch.

Krise = Chance

Wenn auch der Healthcare-Sektor seit Monaten mit starken Gegenwinden zu kämpfen hat, so sprechen doch der demografische Faktor, die effektivere Frühdiagnostik und die durch Forschung entwickelten hocheffizienten und personalisierten Therapien für einen fortgesetzt langfristigen Aufwärtstrend. Einige der globalen Innovationsführer sind forschungsintensive Schweizer Unternehmen, deren positive Perspektiven auch phasenweise nicht in den Aktienbewertungen reflektiert sind. Und das gilt auch für börsenkotierte Champions der Schweiz aus anderen Industrien, deren Geschäftsstrategien nicht jeder Investor auf den ersten Blick verstehen kann.

Fazit

Echter Auftrieb für Schweizer Aktien ist durch die Wiederaufnahme des Aktienhandels an den EU-Börsen nach fast sechs Jahren Unterbrechung nicht zu erwarten. Dennoch stellt der erleichterte Zugang für Investoren aus der EU einen Fortschritt dar, wenn auch nur zu dem, was bereits bis 2019 erreicht worden war. Immerhin ist es ein Schritt in die richtige Richtung, der umso mehr an Gewicht hat, als ja seit einigen Monaten die Uhr zurückzudrehen versucht wird. Zölle sind plötzlich auf der Agenda, und eine allgemeine Rückkehr zu Handelshemmnissen und -konflikten bestimmt den Ton. Da ist ein, wenn auch kleiner Schritt in Richtung Mobilität des Kapitals. Die börsenkotierten Schweizer Unternehmen können ihre Aktionärsbasis nur erweitern, wenn sie über die guten Zahlen hinausgehend den Investoren auch ihre Story verständlich und glaubhaft vermitteln – sowohl in der Schweiz als auch jenseits der Grenzen.

Reishauer Beteiligungen: Maschinenbauer steht vor einem schwierigen Jahr 2025

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Bundesrat Ignazio Cassis und der Schweizer Botschafter in China, Jürg Burri, besuchten den Schweizer Pavillon an der Fachmesse CIMT. Während ihres Besuchs zeigte Reishauer-CEO Marcus Setterberg dem Bundesrat die neuesten Innovationen des Unternehmens. Bild: zvg

Bundesrat Ignazio Cassis und der Schweizer Botschafter in China, Jürg Burri, besuchten den Schweizer Pavillon an der Fachmesse CIMT. Während ihres Besuchs zeigte Reishauer-CEO Marcus Setterberg
dem Bundesrat die neuesten Innovationen des Unternehmens. Bild: zvg

Die Automobilindustrie befindet sich weltweit in einer anspruchsvollen Transformation. Während insbesondere die europäischen Hersteller darunter leiden, läuft es in Asien und hier vor allem in China deutlich besser. Das bekommen auch Maschinenbauer wie die Reishauer Gruppe zu spüren. Nachdem in den Jahren 2023 und 2024 noch Rekordumsätze verzeichnet werden konnten, bricht derzeit der Auftragseingang ein. 2025 wird daher ein schwieriges Jahr. Für 2024 verzeichnete die Gruppe aufgrund des hohe Auftragsvorrats nochmals einen hohen Betriebsertrag von 416 Mio. CHF.

Dass sich dieser hohe Betriebsertrag jedoch nicht auf den Gewinn durchschlägt, ist auf die deutsche Tochter Felsomat zurückzuführen. Diese rutschte in die Verlustzone, da sich das Unternehmen mit der Expansion in das Produktsortiment Statorfertigungslinien für Elektroantriebe vorgewagt hat, aber damit an Grenzen gestossen ist. Das konsolidierte Betriebsergebnis (EBIT) brach daher auf knapp 4 Mio. CHF ein. Nur dank eines soliden Ertrags aus Wertschriftenanlagen gelang es der Gruppe, einen Jahresgewinn von 9.9 Mio. CHF auszuweisen. Die Dividende wurde von 680 auf 720 CHF je Aktie erhöht.

Felsomat in der Reorganisation

Was vor wenigen Jahren noch als Wachstumstreiber angesehen wurde, hat sich in den letzten zwei Jahren zu einer mehrfachen Herausforderung entwickelt: das Geschäft mit den Statorfertigungslinien bei Felsomat. Mittlerweile befindet sich die deutsche Tochter in einer Reorganisation, wie Alex Waser, VR-Präsident der Reishauer Beteiligungen AG, darlegt. Mit dem Aufkommen der Elektromobilität wuchs auch der Bedarf nach Fertigungslinien für Statoren rasant. Felsomat konnte in diesem rasch wachsenden Markt Fuss fassen und gewann Projekte, die erfolgreich abgewickelt werden konnten.

Doch schnell kamen neue und viel grössere Aufträge hinzu, welche für das Unternehmen zu umfangreich wurden. «Im Stammgeschäft mit Werkzeugmaschinen und Automationen erzielte Felsomat einen Umsatz von rund 100 Mio. CHF», erklärt Waser. Mit den Statorfertigungslinien wuchsen die Aufträge schnell auf über 250 Mio. CHF an. Bis ins Jahr 2024 konnte Felsomat eine gute Anzahl der rund 20 Projekte abarbeiten und wird die verbleibenden Aufgaben in diesem und im kommenden Jahr zu Ende bringen. Zurzeit besteht kaum noch Nachfrage nach neuen Statorlinien. Felsomat nimmt auch keine neuen Aufträge mehr an – zumindest nicht mehr in Eigenregie. «Wir prüfen hier Möglichkeiten für eine Partnerschaft», so Waser. Auch ein Abspalten des Bereichs sei denkbar. Im Vordergrund steht für den VR-Präsidenten jedoch, dass die vorhandenen Aufträge sauber abgearbeitet werden.

Break-even bei Felsomat bleibt in 2025 Herausforderung

Er betont im Gespräch mit schweizeraktien.net, dass das Stammgeschäft von Felsomat gut läuft. Per Ende 2024 lag der Auftragsbestand bei Felsomat bei 72 Mio. Euro (Vorjahr: 255 Mio. Euro). Davon entfallen 81% auf Europa, 18% auf Asien und nur 1% auf Nord- und Südamerika. Für das laufende Jahr bleibt das Erreichen des operativen Break-evens gemäss Waser für Felsomat eine Herausforderung. Im deutschen Werk in Königsbach-Stein wurde bereits Kurzarbeit eingeführt. Auch schliesst Alex Waser Restrukturierungsaufwendungen für 2025 in dem Werk nicht aus.

Innovationen helfen Reishauer

Die Reishauer AG in Wallisellen konnte 2024 nochmals vom hohen Auftragseingang der Vorjahre profitieren. Allerdings war auch hier per Jahresende der Bestellungsvorrat unter dem üblichen Niveau, was auf die Unsicherheit bei den Automobilherstellern zurückzuführen ist. Waser verweist jedoch darauf, dass sich die Investitionen der vergangenen Jahre in die Digitalisierung der Services bei Reishauer nun auszuzahlen beginnen. Dazu zählen Dienstleistungen wie das ARGUS-Monitoring System, das die Schleifvorgänge in Echtzeit überwacht und kritische Teile aussortiert. Und die myReishauer-Plattform, welche dem Kunden einen zentralen Zugang zur digitalen Welt von Reishauer bietet. Auch beginnen die damit verbundenen Subskriptionsmodelle zu laufen.

Besonders hebt der VR-Präsident einen Technologiedurchbruch hervor, der mit dem Hartwälzschälen gelungen ist. «Damit erschliessen sich Reishauer neue Anwendungsfelder. Auch Verzahnungen, welche nicht wälzgeschliffen werden können, lassen sich mit dieser Technologie effizient und mit hoher Qualität endbearbeiten», so Waser. Dies sei gerade für elektrisch betriebene Fahrzeuge wichtig.

Obwohl auch bei Reishauer der Auftragseingang per Ende 2024 auf 57 Mio. CHF zurückgegangen ist, bleibt Waser dank der Innovationen optimistisch: «Wir sind bereit für den Aufschwung», so Waser. Da die Bestellfristen in der Vergangenheit immer kürzer geworden sind, wurden Vorkehrungen getroffen, um Maschinen kurzfristig bereitstellen zu können. «Wenn die Märkte drehen, wollen Kunden schnellstmöglich beliefert werden.»

Fokus auf Effizienz gelegt

Bis es soweit ist, könnte es noch einige Zeit dauern. Daher hat die Reishauer Gruppe den Fokus auf Effizienz gelegt. Auch sind die nächsten Investitionsschritte bei der Neubauerweiterung verschoben worden. Mit der Schlüsselübergabe der 2. Bauetappe im August ist diese abgeschlossen. Der Verwaltungsratspräsident ist nach wie vor davon überzeugt, dass sich in Zukunft elektrisch betriebene Fahrzeuge durchsetzen, auch wenn es zurzeit nicht danach aussehe. «Elektromobilität überzeugt auch aufgrund des hohen Wirkungsgrads», so Waser. Die Transformation werde nur etwas länger dauern. Er verweist dabei auf China, wo die Reishauer Gruppe für namhafte Hersteller tätig ist. «In China stellt sich die Frage nach Elektromobilität oder Verbrenner nicht mehr», betont er. Auch drängten die chinesischen OEMs immer mehr auf den europäischen Markt. In den USA sei das Gegenteil der Fall. Reishauer- und Felsomat-Kunden, die auf Elektromobilität gesetzt haben, müssen zurzeit unter Hochgeschwindigkeit eine kostspielige Kehrtwende machen.

Dividendenkontinuität betont

Angesichts des geringen Auftragsbestandes bleibt Waser für das laufende Geschäftsjahr sehr zurückhaltend. Zunächst überrascht es daher, dass die Reishauer Gruppe angesichts des schwierigen Ausblicks für 2024 die Dividende erhöhte. Waser begründet dies mit der Dividendenkontinuität der Gruppe. Er verweist dabei auch auf die starke Bilanz. Das Umlaufvermögen, das im Jahr 2023 aufgrund des hohen Auftragsvolumens förmlich auf 465 Mio. CHF explodiert war, ging 2024 um über 100 Mio. CHF zurück. Ebenso fiel das kurzfristige Fremdkapital um etwa 100 Mio. CHF. Auch wurden Schulden zurückgezahlt. Die Eigenkapitalquote liegt wieder bei soliden 64,6%. Im Vorjahr waren es nur 54,3%.

Fazit

Die Reishauer Gruppe befindet sich nach wie vor in einem auf vielen Ebenen herausfordernden Umfeld. Zwar wurden die Transformation hin zu Elektromobilität frühzeitig antizipiert und die Weichen mit dem Start der Statorfertigung entsprechend gestellt. Allerdings hat die Tochter Felsomat die Komplexität und Projektgrössen in diesem Bereich unterschätzt. Hinzu kamen die marktbedingten Verzögerungen bei der Substitution von Verbrennern durch elektrisch betriebene Fahrzeuge, die sich mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und nach den US-Wahlen nochmals akzentuiert haben.

Positiv zu werten ist, dass gerade im Bereich der Statorfertigung die vorhandenen Projekte – wenn auch mit Verzögerungen – abgewickelt werden. Dies ist auch wichtig, um das Vertrauen bei den Kunden nicht zu verlieren. Ob das erworbene Know-how in eine Partnerschaft gewinnbringend eingebracht werden kann, ist derzeit noch offen.

Schwierig wird es in diesem und voraussichtlich auch im kommenden Jahr für das Stammgeschäft bei Felsomat und Reishauer. Allerdings scheint das Unternehmen für einen Aufschwung der Branche gerüstet und kann Maschinen sowohl für das Schleifen von Zahnrädern in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren als auch mit Hybrid- und Elektroantrieben liefern. Bei Letzteren profitiert Reishauer von höheren Anforderungen an Präzision und Laufruhe, welche einen Vorteil darstellen.

Der Kurs der Reishauer-Aktie hat Anfang 2025 ein neues Allzeittief erreicht. Chart: otc-x.ch

Der Aktienkurs von Reishauer Beteiligungen hat seit Jahresbeginn nochmals knapp 10% nachgegeben. Zuletzt wurden die Aktien auf OTC-X für 19’720 CHF gehandelt. Das KGV liegt bei knapp 20, wobei zu berücksichtigen ist, dass der Gruppengewinn vor allem dem guten Finanzergebnis zu verdanken ist. Ob sich dieses 2025 wiederholen lässt, hängt massgeblich von der Entwicklung der Kapitalmärkte ab. Auch die Ausschüttung der Dividende ist daher vor allem auf das positive Finanzergebnis zurückzuführen. Operativ hat Reishauer die Dividende in 2024 nicht verdient und wird diese voraussichtlich auch 2025 nicht verdienen. Die Dividendenrendite betrug 3,6%. Per Ende 2024 erreichte der Buchwert je Aktie 36’619 CHF.

Angesichts der hohen Substanz dürfte das Unternehmen ein oder zwei weitere schwierige Jahre problemlos überstehen. Für langfristig orientiere Anleger, die an einen Aufschwung der Automobilindustrie in den kommenden Jahren setzen, ist der Titel daher sicherlich nicht teuer. Allerdings ist auch nicht mit einer raschen Erholung zu rechnen

One Swiss Bank: Gonet unterbreitet ein Kaufangebot vor geplanter Fusion

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Im Hinblick auf die bevorstehende Fusion mit der Genfer Privatbank Gonet & Cie SA hat die One Swiss Bank SA am 8. Mai 2025 ein Festpreis-Kaufangebot an ihre verbleibenden Aktionärinnen und Aktionäre publiziert. Gonet SA, die Muttergesellschaft von Gonet & Cie SA, bietet 5.0465 CHF pro Aktie. Das Angebot betrifft maximal 491’648 Aktien, was 3,154% des Aktienkapitals von One entspricht.

Dieses Kaufangebot erfolgt im Rahmen der im November 2024 angekündigten Mehrheitsübernahme von One durch Gonet und der anschliessenden Fusion, die – nach Vorliegen der bereits erteilten Bewilligung durch die FINMA – im zweiten Quartal 2025 vollzogen werden soll. Der Fusionsvertrag wurde am 7. Mai 2025 unterzeichnet, die ausserordentliche Generalversammlung von One zur Genehmigung der Fusion ist auf den 11. Juni 2025 angesetzt.

Die Angebotsfrist dauert vom 9. bis zum 23. Mai 2025 um 14.00 Uhr (CET). Das Ergebnis wird am 26. Mai 2025 vor Börsenbeginn veröffentlicht, die Zahlung des Kaufpreises sowie die Lieferung der Aktien erfolgen am 28. Mai 2025.

Der Handel der One-Aktien auf der OTC-X-Plattform bleibt vom Kaufangebot unberührt. Aktionärinnen und Aktionäre, die das Angebot annehmen möchten, werden gebeten, den Anweisungen ihrer Depotbank zu folgen.

Aktienkurs der One Swiss Bank auf OTC-X. Chart: otc-x.ch

Die One-Aktien wurden bisher in einer Preisspanne von 2.65 und 4 CHF auf OTC-X gehandelt. Zuletzt gingen Aktien für 3 CHF um. Seit der Ankündigung des Kaufangebotes liegt der Geldkurs bei 4.25 CHF und der Briefkurs bei 5.05 CHF.

Medtech & Services: Innovation als Bollwerk gegen politische Unsicherheit

Marcel Fritsch und Stefan Blum, Portfoliomanager Bellevue Medtech & Services. Bild: bellevue.ch

Steigende chirurgische Eingriffszahlen, starke Produktzyklen und gezielte Innovationen treiben den Medtech-&-Services-Sektor 2025 an – trotz geopolitischer Störfeuer und neuer Zollrisiken. Warum strukturelle Trends über kurzfristige Schlagzeilen hinaus entscheidend bleiben. Ein Update von Marcel Fritsch und Stefan Blum, Portfoliomanager Bellevue Medtech & Services.

Der Medtech-&-Services-Sektor ist insgesamt solide ins Jahr 2025 gestartet. Die Ankündigung neuer US-Zölle auf Importe aus China und anderen Ländern hat jedoch ab April die Märkte stark belastet. Bis Ende April konnte sich der Bellevue Medtech & Services (B-USD) mit einem Plus von 2.7% in einem schwierigen Umfeld behaupten. Globale Indizes wie der MSCI World (-0.8%), der amerikanische Leitindex S&P 500 (-4.9%) und der US-Technologieindex Nasdaq (-6.7%) verloren deutlich an Wert (in USD).

Diese Entwicklung unterstreicht einmal mehr die defensiven Qualitäten des Sektors, der sich auch in einem volatilen Marktumfeld robuster präsentiert als viele andere Bereiche. Getragen wurde die relative Stärke insbesondere von grossen Medizintechnikunternehmen wie Abbott, Boston Scientific, EssilorLuxottica und Medtronic. Die meisten der Erstquartalsergebnisse haben die Erwartungen der Investoren deutlich übertroffen. Aber noch entscheidender für die positive Kursperformance ist, dass die Unternehmen die potenziellen Mehrkosten der Zölle quantifizieren und auf tiefem Niveau eingrenzen konnten.

Ungeachtet kurzfristiger Marktschwankungen bleibt die fundamentale Ausgangslage für den Sektor intakt. Neben strukturellen Wachstumstreibern wie die alternde Babyboomer-Generation und das damit verbundene starke Wachstum der Eingriffsvolumen verleihen insbesondere innovative Produktzyklen dem Markt eine nachhaltige Dynamik: In der robotergestützten Chirurgie wurde mit dem neuen da Vinci 5 von Intuitive Surgical ein bedeutendes Upgrade eingeführt – erstmals seit mehr als sechs Jahren. Die operative Effizienz wird um über 20% gesteigert, bei gleichzeitig verbesserten klinischen Ergebnissen.

Im Bereich der Elektrophysiologie setzt Boston Scientific mit der Pulsed-Field-Ablation-Technologie (Farapulse) neue Standards: schneller, sicherer und gewebeschonender als herkömmliche Verfahren bei Vorhofflimmern – ein Markt mit geschätztem Volumen von über 8 Mrd. USD bis 2030.

Auch der Diabetesmarkt entwickelt sich stark: Unternehmen wie Dexcom verzeichnen weiterhin zweistellige Wachstumsraten bei Glukosesensoren, die zunehmend in Versicherungssysteme integriert werden. Die Marktdurchdringung kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) liegt in den USA mittlerweile bei über 50% der insulinpflichtigen Diabetiker – Tendenz steigend. Wir sehen bereits eine Marktausweitung in den Bereich der Typ-2-Diabetiker (noch nicht insulinpflichtig) und sogar in die Diabetesprävention mit deutlich grösserem Markpotenzial. Diese Innovationszyklen sorgen für operative Sichtbarkeit und festigen die strategische Position führender Medtechunternehmen im Markt.

Politischer Kurswechsel im US-Gesundheitswesen?

Zusätzlicher Faktor für 2025 ist die politische Entwicklung in den USA: Robert F. Kennedy Jr. wurde zum neuen Gesundheitsminister berufen. Bekannt für seine kritische Haltung gegenüber etablierten Pharma- und Gesundheitskonzernen sowie für seine kontroversen Ansichten zu Impfstoffen, könnte seine Ernennung regulatorische Unsicherheiten verstärken – insbesondere für den Biopharmasektor.

Für etablierte Anbieter wie Boston Scientific, Abbott oder Stryker dürften die Auswirkungen jedoch begrenzt bleiben. Diese Unternehmen fokussieren sich auf lebensnotwendige Eingriffe und chirurgische Produkte, die regulatorisch weniger angreifbar sind als Präventivlösungen oder neue Therapeutika.

Zölle – ein Thema, aber kein Gamechanger

Die Diskussion um neue US-Zölle auf Importe aus China, Malaysia, der Schweiz und weiteren Ländern sorgt branchenübergreifend für Unsicherheit. Im Vergleich zu Industrie- oder Konsumgütersektoren zeigt sich der Medtech-&-Services-Sektor jedoch bislang deutlich widerstandsfähiger. Der direkte Einfluss auf die operative Entwicklung bleibt begrenzt. Betroffen wären allenfalls ausgewählte Unternehmen:

  • Intuitive Surgical, das Teile seiner Produktion in Mexiko angesiedelt hat, profitiert jedoch vom USMCA-Freihandelsabkommen, sodass die meisten Produkte von Strafzöllen ausgenommen bleiben dürften.
  • Dexcom fertigt einige Komponenten seiner Glukosesensoren in Malaysia – dort könnten theoretisch Belastungen entstehen, wobei Malaysia bis zuletzt eher am Rand der US-Zolldiskussionen stand.

Branchenanalysten beziffern das potenzielle Risiko auf 2% bis 6% Gewinnbelastung pro Aktie – also deutlich moderater als in stärker globalisierten Industriezweigen, wo Effekte von 10% bis 20% möglich erscheinen.

Zudem könnten wesentliche Teile des Produktportfolios durch internationale Vereinbarungen wie das Nairobi-Protokoll geschützt sein. Dieses multilaterale Abkommen befreit medizinische Geräte, die Menschen mit Behinderungen helfen, von Zöllen. Darunter fallen auch Schlüsselprodukte wie kontinuierliche Glukosemesssysteme oder Geräte zur Behandlung von Schlafapnoe, beides wachsende Marktsegmente. Selbst falls neue Zölle eingeführt würden, reduziert die hohe Lokalisierungsrate der Produktion das Risiko signifikant:

  • Viele führende Medtechunternehmen produzieren heute gezielt vor Ort für den US-Markt – teils mit Lokalisierungsquoten von über 70%.
  • Darüber hinaus verfügen sie über flexible Lieferketten und Produktionsnetzwerke, die im Falle regulatorischer Änderungen schnell angepasst werden können.

Die gegenwärtige strategische Aufstellung der Branche – lokale Produktion, Spezialisierung auf kritische Gesundheitsanwendungen und vorausschauende regulatorische Absicherung – bietet damit einen soliden Schutzschild gegen kurzfristige Zollrisiken. Zudem stärkt der tiefere US-Dollar exportorientierte Medizintechnikunternehmen mit hoher lokaler Fertigungstiefe, da ihre Produkte international günstiger und somit wettbewerbsfähiger werden.

Bewertung: Solide aufgestellt mit Aufholpotenzial

Das aktuelle Portfolio zeigt sich relativ konzentriert und defensiv ausgerichtet. Der Fonds investiert derzeit am unteren Ende seiner üblichen Bandbreite von 40 bis 60 Titeln und setzt zu 96% auf grosskapitalisierte Medizintechnikunternehmen. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung der gehaltenen Titel liegt bei rund 60 Mrd USD.

Fundamental überzeugt das Portfolio mit einem erwarteten Umsatzwachstum von über 9% jährlich über die nächsten fünf Jahre. Auf Gewinnbasis wird ein durchschnittliches Wachstum pro Aktie (EPS Growth) von etwa 14% prognostiziert – Werte, die die langfristige strukturelle Stärke der investierten Unternehmen unterstreichen.

In Bezug auf die Bewertung zeigt sich folgendes Bild: Zu Jahresbeginn 2025 sowie Ende Februar handelte der Medtech-&-Services-Sektor noch mit einem spürbaren Bewertungsabschlag gegenüber dem breiten Markt. Im März kam es dann zu einer Korrekturbewegung: Die Bewertungsdifferenz reduzierte sich, da der S&P 500 eine deutliche Multiple-Kontraktion verzeichnete, während Technologieaktien stark korrigierten und damit wieder zum stabileren Medtech-&-Services-Sektor aufschlossen.

Trotz dieser Anpassung handeln grosskapitalisierte Medizintechnikunternehmen derzeit noch mit einem moderaten Abschlag von etwa 1% gegenüber dem S&P 500. Historisch gesehen wurden grosskapitalisierte Medizintechnikfirmen jedoch häufig mit einer Prämie von 10% bis 20% gehandelt. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Bewertung weiterhin attraktiv. Hier erfahren Sie mehr.

Bergbahnen Lenzerheide und Arosa: Zieht am Berg ein Gewitter auf?

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Arosa Lenzerheide
In der vergangenen Wintersaison war der Schneefall unterdurchschnittlich – aber es schneite immer zur richtigen Zeit. Im Bild Tomelihang im Skigebiet Arosa. Bildquelle: arosalenzerheide.swiss

Ein Rekordjahr folgt auf das andere. Die Bergbahnen Arosa Lenzerheide erreichen auch für das Geschäftsjahr 2024/25 ein Spitzenergebnis. Obwohl die Wetterbedingungen im Sommer das Zuschaueraufkommen negativ beeinflussten, konnten die Wintermonate dies mehr als gutmachen. Beide Unternehmen – die Arosa Bergbahnen AG (ABA) sowie die Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB) übertrafen die Rekordwerte des Vorjahres. Sowohl Arosa als auch die Lenzerheide zählten bis Ende März trotz geringer natürlicher Schneemengen starke Besucherzahlen. Der Skigebietsverbund konnte in der vergangenen Skisaison mit 1’421’657 Skierdays (+1,3% gegenüber Vorjahr) erneut zulegen.

Chart BB Arosa Mai 25
Aktienkurs Arosa Bergbahnen AG. Chart: otc-x.ch

Die LBB erwartet für das abgelaufene Geschäftsjahr einen neuen Umsatzrekord – erstmals dürfte der Winterumsatz die Marke von 40 Mio. CHF übertreffen. In Arosa geht man gemäss provisorischer Hochrechnung von einem Gesamtumsatz auf dem Niveau des Vorjahres von über 36 Mio. CHF aus. Trotz gestiegener Kosten durch Energiepreise und Unterhalt rechnen beide Unternehmen mit einem sehr guten Betriebsgewinn.

Chart Lenzerheide BB Mai 25
Aktienkurs Lenzerheide Bergbahnen. Chart: otc-x.ch

Rücktritt auf Rücktritt

Doch mehr zu reden als die Geschäftszahlen geben die personellen Veränderungen. Bereits Anfangs Jahr gaben die LBB bekannt, dass CEO Thomas Küng zum Ende der Wintersaison aufhören werde. Als Grund wurden «unterschiedliche Auffassungen betreffend der Ziele und der Führung der LBB für die Zukunft» genannt. Anfang April dann der nächste Rücktritt. Verwaltungsratspräsident Felix Frei kündete an, an der kommenden Generalversammlung vom 26. September zurückzutreten. «Die unterschiedlichen Auffassungen sind zu gross geworden, weshalb ich mich entschieden habe, meine Funktion zur Verfügung zu stellen», wird Frei in einer Medienmitteilung zitiert. Weniger überraschend ist, dass in Arosa Lorenzo Schmid nach 36 Jahren im Verwaltungsrat – davon 33 Jahre als Präsident – auch im September zurücktritt. Für 2026 ist auch in Arosa ein CEO-Wechsel geplant: Philipp Holenstein wird das Unternehmen nach dann 14 Jahren an der operativen Spitze verlassen.

Diese Differenzen in der strategischen Ausrichtung lassen Raum für Gerüchte. Gibt es Unstimmigkeiten wegen grosser Ausbauprojekte, wegen Bahnenschliessungen? Steht gar, nachdem sich die Zusammenarbeit als erfolgreich erwiesen hat, ein Zusammenschluss der beiden Bergbahngesellschaften an? «Bezüglich der Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss der Bergbahnen Arosa und Lenzerheide möchte ich festhalten, dass mir keine konkreten Informationen oder Pläne in diese Richtung bekannt sind. Es handelt sich um reine Spekulationen», sagt dazu Marc Schlüssel, CEO der Lenzerheide Marketing und Support AG.

Wie andere angefragte Personen verweist auch Schlüssel auf Maurin Malär, den Verwaltungsratsvize der Bergbahnen und Gemeindepräsident von Vaz/Obervaz (das auch Valbella und Lenzerheide umfasst). Malär betont auf Anfrage von schweizeraktien.net, dass sowohl Thomas Küng als auch Felix Frei entscheidenden Anteil daran hätten, dass die LBB heute strukturell und finanziell auf soliden Beinen stünden. Die beiden Abgänge stünden in keinem Zusammenhang zueinander. «Die unterschiedlichen Ansichten bezüglich der strategischen Ausrichtung der LBB AG betreffen keine der von ihnen erwähnten Bereiche: Eine Fusion oder eine Gründung einer Betreiberfirma ist kein Thema», antwortet der Gemeindepräsident auf die Frage nach einer möglichen Fusion. «Bei beiden Abgängen sind es unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung», so Malär.

In Arosa eine Altersfrage

In Arosa ist die Ausgangslage eine andere. An der Generalversammlung im September 2025 gibt Verwaltungsratspräsident Lorenzo Schmid sein Amt nach 36 Jahren Führungstätigkeit im Unternehmen ab. «Unser Unternehmen hat eine Altersguillotine bei 70 Jahren», sagt der ehemalige Spitzeneishockeyaner gegenüber schweizeraktien.net. Auch der CEO werde bald aus Altersgründen zurücktreten. «Ich bedaure die Abgänge im Management der Bergbahnen Lenzerheide, wir haben immer gut zusammengearbeitet», ist das Einzige, was Schmid zu den Abgängen bei der Partnerbahn sagen will.

Als vor zehn Jahren die Verbindung der beiden Bergbahnen erfolgte, sei klar gewesen, dass es zu keiner Fusion und zu keiner Betriebsgesellschaft komme, sagt Schmid. Einzig der Verkehrsertrag der beiden Bergbahnen werde aufgeteilt, so der Arosa VRP. Zudem komme es auch beim Einkauf von Infrastruktur wie Pistenfahrzeugen etc. zu Kooperationen. «Den Gemeinden und den Bergbahnen geht es sehr gut, eine Fusion wäre auch wegen der Besitzverhältnisse nicht möglich.» In der Lenzerheide halte die Gemeinde Vaz/Untervaz rund 35% der Aktien, die Gemeinde Arosa halte rund 20% an den Bergbahnen in ihrer Gemeinde. Zudem gebe es in beiden Gesellschaften viele Liebhaberaktionäre. Alle diese Gruppen wären gemäss Schmid gegen einen Zusammenschluss.

Schon viele Synergien genutzt

«Ein Zusammenschluss wäre sinnvoll, weil die bisherige Zusammenarbeit sehr gut läuft, etwa beim Pricing oder der Tarifverteilung, d.h. egal, wo der Passagier einsteigt, die Einnahmen werden Ende Jahr zu einem fixen Satz aufgeteilt», sagt Philipp Lütolf, Professor an der Hochschule Luzern und Experte für Bergbahnen. Das deutet auf Vertrauen in der Zusammenarbeit hin. In vielen anderen Skigebietsverbindungen sei ein Aufteilen der Erträge nach effektiv realisierten Frequenzen üblich. Dies kann dazu führen, dass die Betreiber Eigeninteressen verfolgen und sich beispielweise nicht besonders beeilen, Verbindungspisten ins Partnergebiet zu öffnen.

Für einen Zusammenschluss gibt es gemäss Lütolf zwei Argumente: Ein besseres Angebot und Kosteneinsparungen. In diesem Punkt seien Lenzerheide und Arosa schon sehr weit, neben dem erwähnten Pricing auch bei gemeinsamem Werbeauftritt sowie Website u.ä. «Hier wäre nicht mehr viel zu holen», sagt er. Anders sieht es bei der Organisation aus; beide Gesellschaften weisen einen grossen VR auf. Zudem könnten Funktionen wie CEO, Chef-HR etc. auf eine Stelle reduziert werden, hier liegen gemäss dem Wirtschaftsprofessor schnell 0,5 bis 1 Mio. CHF Ersparnis drin.

Durch einen Zusammenschluss würde die Gesellschaft zu einer der führenden Schweizer Bergbahnen aufsteigen. Für Skifahrer und andere Gäste ist dies das Gebiet schon, das zwischen 1229 und 2865 Metern über Meer über 225 Pistenkilometer und 18 Talabfahrten verfügt. Im Gegensatz zu anderen Skigebieten wie etwa St. Moritz ist vom grössten Teil der Unterkünfte im Gebiet ein direktes Ski-In/Ski-Out möglich.

Eine Betriebsgesellschaft als Lösung?

Auch Lütolf sieht eine Fusion an der Besitzerstruktur scheitern: «Überspitzt gesagt sind die Bergbahnen in Arosa ein Gemeindebetrieb mit einigen Privataktionären». Anders als etwa familiengeführte Bergbahnen wie Laax oder Davos stünden aus diesem Grund auch nicht nur der betriebswirtschaftliche Erfolg im Fokus. So würde der Reinvestition des Ertrags mehr Gewicht beigemessen als der Ausschüttung über Dividende. Im VR von Arosa sitzt ein Vertreter der Gemeinde.

Wegen dieser Konstellation wäre nach Ansicht von Lütolf die Gründung einer Betriebsgesellschaft eher ein machbarer Weg. Diese Dachgesellschaft würde die beiden Bergbahnen leiten, so wie es etwa Lenk-Adelboden erfolgreich gemacht hat. Die bisherigen Aktionärsstrukturen und der VR würden bestehen bleiben.

Der Winter bleibt entscheidend

Lorenzo Schmid will nicht ausschliessen, dass, wenn sich die wirtschaftliche Lage grundsätzlich verschlechtern würde, die Struktur der Zusammenarbeit neu diskutiert würde. Doch momentan sehe es nicht so aus, und die Bergbahnen hätten in den vergangenen Jahren mit Finanzkrise, Frankenschock und Corona bereits einige schwierige Perioden gut überstanden. «Obwohl wir auch unser Sommerangebot stets ausbauen, bleibt der Winter entscheidend – 95% des Geschäfts wird in dieser Saison erwirtschaftet», sagt Schmid. Dank der Lage auf 1800 Meter und höher sowie der Beschneiung von 70% des Gebietes werde das auch über Jahre noch so bleiben.

Dafür nehmen die Bahnen auch Geld in die Hand, vor allem für den Ausbau der Winterinfrastruktur. Die Lenzerheide Bergbahnen investierten 2024/2025 über 11 Mio. CHF, für das kommende Geschäftsjahr sind Investitionen von 15 Mio. CHF vorgesehen. Die Arosa Bergbahnen werden 2025/2026 rund 7.5 Mio. CHF investieren. In den vergangenen Jahren wurden etwa in der Lenzerheide Photovoltaikanlagen an zehn Standorten erstellt. Zudem wird die Effizienz der Beschneiungsanlagen verbessert, damit in kürzerer Zeit mehr Schnee produziert werden kann, um die immer kürzer werdenden Kältephasen besser zu nutzen. Um die Menge an Wasser zu reduzieren, die den Berg hochgepumpt werden muss, sind neue Speicherseen gebaut worden.

Fazit

Es bleibt also im Dunkeln, welche unterschiedlichen strategischen Ausrichtungen das Management entzweit haben. Doch die Stimmung bei den LBB dürfte nicht so gut sein, wie die Zahlen vermuten lassen. In den kommenden Jahren wird es für die kombinierten Bergbahnen eine Herausforderung sein, mit komplett neuer Spitze an die bisherigen Erfolge anzuknüpfen. Wobei das Wetter und die wirtschaftliche Gesamtlage aber die entscheidenderen Faktoren bleiben. Eine Veränderung der Gesellschaftsform ist nicht in Sicht, und ausser für Bergbahnliebhaber sind diese Aktien nicht zu empfehlen.

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