Der Kunststoffverarbeiter Plaston Holding verstärkt sein Geschäft in den USA. Wie das Unternehmen Anfang Mai mitteilte, wird die im Bereich der Luftbehandlungsgeräte tätige Tochter Boneco im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie die Aktivitäten des US-Unternehmens Envion übernehmen. Bei dem in Los Angeles ansässigen Unternehmen handle es sich um einen «sehr erfolgreichen Player im Luftreinigungsbereich in den USA», so Plaston.
Seit Juli 2016 verantwortet Michael Leitner als CEO die Geschicke des im Bereich Luftbehandlungsgeräte tätigen Unternehmens Boneco. Bild: zVg.
Boneco CEO Michael Leitner erhofft sich mit der Übernahme vor allem Zugriff auf neue Kunden und Absatzkanäle, eine deutliche Umsatzsteigerung bei praktisch gleichbleibender Mitarbeiterzahl und eine deutliche Verbesserung der Ertragssituation. Boneco besitze in den USA und Kanada bereits einen Marktanteil im Premiumsegment von 10%, «mit Envion erschliessen wir vor allem Absatzkanäle und Preissegmente, die uns mit Boneco bisher verschlossen waren», so Leitner gegenüber schweizeraktien.net.
Kein Problem sieht der CEO beim Firmennamen Envion, der mit dem gleichnamigen Kryptowährungshändler aus Zug, der sich im Konkurs befindet, identisch ist. «Envion war der Name der Unternehmung in den USA, wurde aber nicht als Markenname verwendet. Insofern hat weder dieser Name noch die erwähnte Gegebenheit eine Bedeutung. Mit der Übernahme von Envion gehören die in den USA sehr bekannten Marken Thera Pure, Ionic Pro, Allergy Pro und Four Seasons ebenfalls zu Boneco. Diese 4 Marken werden produkteseitig für unsere Kunden sichtbar sein.»
Bei der Ausrichtung des Unternehmens habe man im vergangenen Jahr grosse Fortschritte erzielt. Es sei gelungen, das Produktesortiment dramatisch zu erneuern. «60% des Umsatzes machen wir heute mit Produkten, die jünger als 3 Jahre sind. Das neue Sortiment trägt klar zur Ertragsverbesserung bei». Die Erneuerung des Sortiments werde im Finanzjahr 2020/21 abgeschlossen sein, so Leitner weiter. Dies bedeute aber auch, dass man sich von älteren Produkten konsequent verabschiede und unrentable Umsätze nicht mehr tätige. Nach Abschluss dieses Prozesses werde Boneco mit einem vollständig erneuerten Sortiment überdurchschnittlich wachsen können.
Das neue Lüftersortiment von Boneco ist in Europa bereits fast ausverkauft. Das Unternehmen bemüht sich, die grosse Nachfrage zu befriedigen. Bild: boneco.com
Besondere Freude bereitet dem Ostschweizer Unternehmen das neue Lüftersortiment. «Wir haben mit dem Design, der Preisgestaltung und der Performance den Nerv der Zeit getroffen. In Europa sind wir bereits fast ausverkauft und bemühen uns, schnellstmöglich die Nachfrage zu befriedigen». Generell liefen die Geschäfte vor allem in Europa gut, aber man sehe durchaus die Möglichkeit, Martkanteile in allen Regionen hinzuzugewinnen.
Dies, weil sowohl bei Boneco als auch der Mutter Plaston in den vergangenen Jahren viel in die Neuausrichtung investiert worden sei. «Plaston hat konsequent den Maschinenpark erneuert und rüstet sich, um im Bereich Industrie 4.0 ganz vorne dabei zu sein.»
Für das kommende Geschäftsjahr geht Leitner von einer leichten Abkühlung bei der Produktion aus. Generell seien aber Auftragseingänge und Neuprojekte auf hohem Niveau. Bei Boneco erwarte er auf Basis der Akquisition von Envion deutliche Umsatzsteigerungen im Geschäftsjahr 2019/20. «Wir blicken mit Optimismus in die kommenden Jahre. Die Neuausrichtung beider Unternehmensbereiche ist weit fortgeschritten und sollte im Finanzjahr 2019/20 abgeschlossen werden.»
Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr der Plaston Holding sowie die Höhe einer allfälligen Dividende wird das Unternehmen an seiner Generalversammlung am 22. August bekannt geben.
Die Beteiligungsgesellschaft Claretta mit Sitz in Cham/ZG weist im Geschäftsjahr 2018 einen Jahresüberschuss von 6.76 Mio. CHF aus.
Einen wesentlichen Einfluss auf das Jahresergebnis hätten die Veräusserungsgewinne aus Aktienverkäufen über die Börse ausgemacht, teilt das Unternehmen in seiner Publikation zur Jahresrechnung mit. So konnten aus Verkäufen 5.5 Mio. mit Royal Dutch Shell, 1.4 Mio. ChF mit Swiss Re, 1.4 Mio. CHF mit Fortum Corporation und 392’000 CHF mit Nestlé eingenommen werden. Mit Dividenden erzielte das Unternehmen überdies Erträge von 1.3 Mio. CHF.
VR-Präsident von Claretta ist Rechtsanwalt Manfred Karl aus Feldkirchen bei München. Karl amtet auch als Vorstand der Custodia Holding in München, in deren Aufsichtsrat u.a. August François von Finck, Luitpold von Finck und Ernst Knut Stahl vertreten sind.
Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Claretta-Aktie. Quelle: otc-x.ch
Der Claretta-Generalversammlung wird die Ausschüttung einer Dividende von 400 CHF beantragt.
An der Generalversammlung der Congress Centre Kursaal Interlaken (CKI) präzisierte der Verwaltungsrat die Pläne für ein Online-Casino. Bild: schweizeraktien.net
Die Casino Interlaken AG (CI), eine 100%-Tochter der Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI), hat die nötigen Partner gefunden, um ein Gesuch für die Erweiterung ihrer Konzession für den Onlinebetrieb bei der Eidgenössischen Spielbankenkommission einreichen zu können.
Wie der VR-Delegierte Oliver Grimm an der GV bekannt gab, wird das Konzessionsgesuch am 4. Juni eingereicht. Partner für das Projekt ist die ACE Casinos Holding, ein Unternehmen, das zur österreichischen Novomatic-Gruppe gehört: ACE wird sich mit knapp 20% an der Casino Interlaken beteiligen.
Die Aktien der CKI werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Letztmalig gingen die Titel zu Preisen von 335 CHF um.
In der Wintersaison habe der Umsatz 26.8 Mio. CHF erreicht nach 26.6 Mio. im Vorjahreszeitraum, hiess es weiter. Die Zahlen seien noch provisorisch. Die Anzahl der Übernachtungen stieg um 200 auf 13’900.
Dabei nahmen die Übernachtungen von Schweizern, die einen Anteil von fast 60% aller Gäste ausmachen, um 1% ab. Denn der Schnee sei erst nach dem Jahreswechsel in grossen Mengen gefallen. Das seien keine idealen Voraussetzungen für kurzfristige Buchungen aus dem Inland gewesen, schrieb Sunstar. Dagegen gab es deutlich mehr Buchungen aus den Benelux-Staaten (+11%), der USA (+33%) sowie den asiatischen Ländern (+18%).
Beim Ertrag blicke die Hotelgruppe auf ein ausgeglichenes Gesamtjahr 2018/19 mit Rekordwerten im Sommer und gut gehaltenen Wintermonaten zurück, hiess es weiter. Allerdings dürfte ein Verlust anfallen wegen der ausserordentlichen Vorausleistungen im Zusammenhang mit der Veräusserung des Sunstar-Hotels in Flims. Das Hotel wird nach 42 Jahren im Rahmen der Konsolidierung des Hotelportfolios verkauft. Die detaillierten Geschäftszahlen will die Gruppe im September vorlegen.
Zum Ausblick erklärte Sunstar, dass ein weiterer Hitzesommer erneut zu überdurchschnittlichen Ergebnissen in den kühlen Bergregionen beitragen könnte. Der Buchungsstand für die Sommersaison liegt aktuell um mehr als 10% über dem Vorjahresniveau.
Marketingmassnahmen in China würden auch in Zukunft zu wachsenden Übernachtungszahlen aus Asien beitragen. Die Geschäftsleitung erwartet bei vergleichbaren Rahmenbedingungen ein verbessertes Geschäftsjahr 2019/20, wie es weiter hiess.
Die Aktien der Hotelgruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Kurs lag bei 850 CHF.
jb/ra
Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom, unter anderen Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.
Die Spielcasinos in Bern und Neuchâtel erwirtschaften fast 50% der Umsätze der Kursaal Bern AG. Bild: kursaal-bern.ch
Die Kongress + Kursaal Bern AG konnte im Jahr 2018 das beste Konzernergebnis seit zehn Jahren erwirtschaften. Wie das Unternehmen seine Aktionäre im neuesten Geschäftsbericht unterrichtet, war das Berichtsjahr ein Jahr der Konsolidierung. Die Einnahmen konnten auf hohem Niveau stabil gehalten werden, während die Fortsetzung des Kostensenkungsprogramms zu niedrigeren Aufwendungen führte. Nicht an den Vorjahresrekord anknüpfen konnte das Hotelgeschäft, was mit der verschärften Konkurrenzsituation in Bern auf der einen und dem Wegfall des günstigen Umfelds im Vorjahr auf der anderen Seite begründet wird. So hat das Hotel Allegro die Wiedereröffnung einiger Häuser in Bern deutlich gespürt. Um denn auch zukünftig den Anforderungen der Gäste zu genügen, steht eine aufwendige Renovation des gesamten Hotels mit einer Totalerneuerung der Zimmer an.
Casino als Haupteinnahmequelle
Im Berichtsjahr erwirtschafteten die beiden Spielcasinobetriebe von Bern und Neuchâtel mit Spielerträgen von 43 Mio. CHF nach 42.5 Mio. CHF im Vorjahr fast 50% der Konzerneinnahmen von 87 Mio. CHF. Während der Betrieb in Bern weiter rückläufige Zahlen verbuchte, wurde in Neuchâtel ein neuer Rekord erzielt. So stieg der Bruttospielertrag um 8,8% an, während die Besucherzahl um 2,2% avancierte. Beim Jahresgewinn wurde mit 2.99 Mio. CHF die von der Geschäftsleitung selbst gesteckte Zielgrösse beinahe erreicht. Der Vorjahreswert wurde übertroffen. Detailliertere Zahlen zu den Spielbetrieben werden nicht publiziert. So wird lediglich die Höhe der Spielbankenabgaben beider Häuser einzeln dargestellt. Dieser Wert betrug für Bern 22.2 Mio. CHF, während in Neuchâtel 10.5 Mio. CHF entrichtet wurden.
Konzerneinnahmen dank Casinos höher
Die Konzerneinnahmen übertrafen mit einem Gesamtwert von 87.1 Mio. CHF den Vorjahreswert von 86.4 Mio. CHF um 0,8%. Positiv entwickelten sich hierbei vor allem die Spielerträge nach Abzug der Spielbankenabgabe, die im Berichtsjahr um 1,2% avancierten. Noch stärker legten die Restaurationserträge mit plus 3,7% auf 26.2 Mio. CHF zu. Im Geschäftsbericht findet sich der Hinweis, dass alle Unternehmen Restaurationsleistungen mit grossen Unterschieden beim Gästesegment und dem Umsatz erbringen, was eine klare Zuordnung der Einnahmen zu den einzelnen Betrieben verunmöglicht. Lediglich der Beherbergungsertrag, der gegenüber dem Vorjahr um 7% auf knapp 8.8 Mio. CHF fiel, kann klar dem Hotel Allegro zugeordnet werden.
Analog präsentiert sich die Situation bei den Aufwendungen. Diese werden gruppenweit dargestellt. Bei den Personalkosten zeigen sich die Auswirkungen der Optimierungen mit einem Kostenminus von 2,2% auf 37 Mio. CHF. Die direkten Aufwendungen stiegen hingegen wegen des übrigen direkten Aufwands bei gehaltenen Warenkosten um 0.4 Mio. CHF auf 10.8 Mio. CHF an. Bei den anderen betrieblichen Aufwendungen fällt ein deutlich höherer Verwaltungsaufwand von 2.1 Mio. CHF nach 1.6 Mio. CHF im Vorjahr auf. Dieser Anstieg konnte durch die um 0.2 Mio. CHF auf 8.1 Mio. CHF gesenkten diversen Betriebsaufwendungen teilweise kompensiert werden. Dennoch stiegen die betrieblichen Aufwendungen gesamthaft um 0.4 Mio. CHF auf 18.7 Mio. CHF an.
Dividende wird deutlich erhöht
Im Ergebnis wurde ein Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 3,4% auf 20.6 Mio. CHF erwirtschaftet. Nach den um 0.2 Mio. CHF tieferen Sachabschreibungen resultierte ein EBIT von 10.2 Mio. CHF nach 9.3 Mio. CHF im Vorjahr. Der geringere Finanzaufwand wurde durch höhere Steueraufwendungen zunichtegemacht. So wurde unter dem Strich ein Reingewinn von 5.6 Mio. CHF nach 4.7 Mio. CHF im Vorjahr erzielt. Die Aktionäre erhalten eine um 2.50 auf 7.50 CHF pro Aktie erhöhte Dividende. Diese wird in der für schweizerische Privatanleger steuerfreien Form der Auszahlung aus Kapitaleinlagereserven bezahlt.
Grosse Investitionen geplant
In den nächsten zwei Jahren sind umfangreiche Investitionen geplant. Diese umfassen den Umbau des Hotelbetriebs, dessen Zimmer nach 20 Jahren an die aktuellen Kundenbedürfnisse angepasst werden. Zudem stehen bedeutende Investitionen in den Online-Spielbetrieb an. Mit der im 2017 gegründeten Tochtergesellschaft Casinos Services AG will sich die Gesellschaft am neuen Online-Casinomarkt in der Schweiz beteiligen.
Fazit
Die Geschäftszahlen der Gesellschaft für 2018 fallen insgesamt gut aus. Sehr bedauernswert ist es, dass keine Zahlen zum Erfolg der einzelnen Geschäftsfelder publiziert werden. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass der Grossteil des Konzerngewinns von 5.6 Mio. CHF aus dem Casinobetrieb erwirtschaftet wird. Untermauert wird diese Vermutung durch einen Blick in den Einzelabschluss der Kursaal Bern, in welchem die Einkünfte der Casinobetriebe lediglich als Beteiligungserträge einfliessen. Deren Höhe liegt wie im Vorjahr bei 4.1 Mio. CHF. Ebenfalls unter den Beteiligungserträgen zu finden sind die Wälchli Feste, die im Berichtsjahr dem Geschäftsbericht zufolge einen schwächeren Gewinn erzielten. Dies dürfte denn auch der Grund für den Rückgang der Beteiligungserträge um gut 80’000 CHF sein. Der ausgewiesene Reingewinn des Kursaals liegt bei 3.7 Mio. CHF.
Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen der Gesellschaft mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 59,3% inklusive und von 52,2% exklusive der Minderheitsanteile. Inwieweit sich diese Zahlen durch die geplanten Investitionen verschlechtern, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht beurteilt werden.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 470 CHF weisen die Titel eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Dividendenrendite von 1,6% auf. Deutlich günstiger erscheinen die Titel auf der Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses KBV mit einem ansehnlichen Discount auf den ausgewiesenen Buchwert von 54% inklusive und von rund 48% exklusive der Minderheitsanteile. Auch das KGV für 2018 ist mit knapp 7 keinesfalls überteuert. Damit erscheinen die Titel für Anleger trotz der Berichterstattung, die auch weiterhin kein Vorbild an Transparenz ist, interessant und können zumindest als Depotbeimischung in Betracht gezogen werden. Die Herausforderungen in der Form grosser Investitionen bleiben allerdings zumindest für die nächsten beiden Jahre bestehen, so dass sich die Papiere vor allem wegen der hohen Substanz zur Anlage mit geringen Verlustrisiken eignen. Die Realisierung dieses Werts erscheint für die Kleinanleger ausgeschlossen.
Transparenzhinweis: Der Autor hält Aktien des Unternehmens.
Die Aktionärinnen und Aktionäre haben an der 68. Generalversammlung der Bernexpo Holding AG mit Pascale Bruderer und Peter Stähli zwei neue Verwaltungsräte gewählt. Sie ersetzen die 2019 und 2018 zurückgetretenen Ines Pöschel und Daniel Schafer.
Bruderer (41) ist noch bis im Herbst dieses Jahres Ständerätin des Kantons Aargau sowie Teilhaberin beim IT-Start-up Crossiety. Stähli (55) ist Geschäftsführer der Swiss Entrepreneurs Foundation und Mitgründer des Swiss Economic Forum.
Auch Messepark AG mit neuen Verwaltungsräten
Neuer VR-Präsident der Messepark Bern AG und damit Nachfolger von Daniel Kramer wird Jürg Stöckli. Der 49-Jährige war bis Ende 2018 Leiter Immobilien und Mitglied der Konzernleitung der SBB. Neu auch Dominique Schmid: Er ersetzt im VR Andreas Rickenbacher, der in den Verwaltungsrat der Bernexpo Holding gewählt wurde.
Arne-Christian Faisst und Marco Zingg letzte Woche am Swiss Economic Forum. Bild: NZZ Networking Galleries
Arne-Christian Faisst und Marco Zingg letzte Woche am Swiss Economic Forum. Bild: NZZ Networking Galleries
Paukenschlag bei dem Bieler Edelmetallverarbeiter Cendres+Métaux SA (CMSA): In einem Brief an die Aktionäre teilte die Verwaltungsrats-Vizepräsidentin Carole Hübscher mit, dass der bisherige VR-Präsident Marco Zingg aus gesundheitlichen Gründen per sofort zurücktritt. Zingg konnte schon an der kürzlich durchgeführten Generalversammlung nicht teilnehmen. Carole Hübscher wird das Amt von Zingg interimistisch übernehmen. Zingg war seit 2014 VR-Präsident der Gruppe.
Gleichzeitig mit dem Rücktritt von Marco Zingg gab auch Arne-Christian Faisst bekannt, dass er per sofort sein Verwaltungsratsmandat bei Cendres+Métaux sowie bei der Tochterfirma Diavantis niederlegt. Er wolle sich auf seine eigenen Aktivitäten konzentrieren, heisst es weiter. Der Verwaltungsrat habe Massnahmen ergriffen, um die ordnungsgemässe Geschäftsführung der Gruppe sicherzustellen. Die beiden Divisionen Medtech und Luxus werden von den operativen Geschäftsleitungsmitgliedern weitergeführt. „Wir sind überzeugt, dass das Unternehmen mit der neuen Organisation und der Umsetzung der definierten Strategie gestärkt wird“, so der Brief weiter.
Das letzte Geschäftsjahr schloss CMSA mit einem Verlust von 1.9 Mio. CHF ab. An der Generalversammlung vom 9. Mai zeichnete der Verwaltungsrat allerdings ein positives Bild vom Start ins Geschäftsjahr 2019. Zudem wurden die Pläne für die Abspaltung von Diavantis konkretisiert; in diesen Tagen haben die Aktionäre eine entsprechenden Information erhalten.
Die Aktien von CMSA werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 6’200 CHF gezahlt. Binnen Jahresfrist haben die CMSA-Aktien um rund 20% verloren.
Den Lavendel preist Weleda als „entspannend und beruhigend“ an. Eine „beruhigende“ Wirkung auf ein diversifiziertes Wertschriftendepot dürfte auch der Weleda Partizipationsschein haben. Bild: weleda.ch
In den zurückliegenden Wochen hatten wir an dieser Stelle über verschiedene Eckdaten zum Geschäftsjahr 2018 sowie aktuelle Entwicklungen im Unternehmen berichtet. Was bisher noch fehlte, waren konkrete Informationen zur Ergebnisentwicklung bei Weleda im Geschäftsjahr 2018. Weleda hatte lediglich mitgeteilt, dass das Ergebnis „voraussichtlich stabil“ bleibt.
Mit Vorlage des Geschäftsberichts 2018 vor wenigen Tagen hat die Weleda AG den Zahlenschleier nun gelüftet. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 war Weleda operativ erfolgreich in den Zielmärkten unterwegs.
Internationalisierung trägt Früchte
DieHerstellerin von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimittelnkonnte den Gesamtumsatz 2018 um 2,8% auf 412.3 Mio. EUR steigern. Wechselkursbereinigt lag das Umsatzwachstum sogar bei 4,4%. Die Gesamtleistung einschliesslich der Bestandsänderung an unfertigen und fertigen Erzeugnissen verbesserte sich um knapp 4,1% auf 423 Mio. Euro.
50% der Umsätze (Vj. 51%) wurden in der D-A-CH-Region erwirtschaftet. Während der Umsatz in der wettbewerbsintensiven und zugleich preissensitiven D-A-CH-Region nur leicht um 0,3% auf 204 Mio. Euro zulegen konnte, verbesserte sich der Umsatz in Frankreich um 2,9% auf 93.4 Mio. Euro. Überproportional zulegen konnte Weleda auch in den übrigen Regionen: In diesen Märkten, darunter die wichtigen Auslandsmärkte USA, Niederlande, Brasilien, Italien, UK und Spanien, kletterten die Umsatzerträge um +7,6% auf 115 Mio. Euro. Prozentual am stärksten zulegen konnten – allerdings von tiefer Umsatzbasis aus – die Ländergesellschaften in der Ukraine (+74,7% auf ca. 1 Mio. Euro) sowie Argentinien (+60,5% auf 2.7 Mio. Euro). Ausgehend von dieser heterogenen Entwicklung in den einzelnen Ländermärkten zeigt sich, dass sich die von der Weleda AG eingeschlagene Internationalisierungsstrategie angesichts des aktuell nur noch schwachen Marktwachstums in den D-A-CH-Märkten bezahlt macht und das Unternehmenswachstum insgesamt unterstützt.
Naturkosmetik als Wachstumstreiber
Mit Naturkosmetik – der wichtigsten Säule des Traditionsunternehmens – setzte das in Arlesheim in der Nähe von Basel ansässige Unternehmen 5,2% mehr um als 2017 (ohne Wechselkurseinflüsse 6,7%), insgesamt knapp 308 Mio. EUR. Etwa 75% des Gesamtumsatzes entfielen 2018 auf die Naturkosmetik, die anderen 25% auf Arzneimittel. Dabei war die Internationalisierung der wesentliche Wachstumstreiber in der Naturkosmetik. Während die Umsätze im D-A-CH-Raum nur um rund 1% zulegten, betrug das Umsatzwachstum in allen anderen Ländern insgesamt rund 10%. Die wichtigsten Wachstumsregionen in der Naturkosmetik waren Westeuropa mit Frankreich, den Niederlanden und UK sowie Nordamerika und Zentral-/Osteuropa.
Bei den Arzneimitteln war Weleda 2018 allerdings mit Umsatzeinbussen konfrontiert. In diesem Geschäftsfeld musste ein Umsatzrückgang um -3.6% auf rund 105 Mio. EUR. hingenommen werden. Die Rückgänge fielen in erster Linie in Europa an, während die Region Südamerika – insbesondere Brasilien – wechselkursbereinigt um über 15% zulegen konnte. Soviel zur Umsatzentwicklung der einzelnen Weleda-Geschäftsfelder.
Betriebsergebnis und Reingewinn legen prozentual zweistellig zu
Das Betriebsergebnis (EBIT) konnte 2018 bei einem leicht unterproportionalen Anstieg des Betriebsaufwands um +11,6% auf 21.1 Mio. EUR zulegen.
Beim Betriebsaufwand fällt auf, dass in den mit 143.3 Mio. EUR bilanzierten „übrigen betrieblichen Aufwendungen“ in der Position „übriger Aufwand„ eine gewinnschmälernde, nicht näher definierte „Rückstellung für strategische Projekte“ im Umfang von 5.5 Mio. EUR als Aufwandsposten verbucht wurde. Ohne diese „Rückstellung für strategische Projekte“ im Betriebsaufwand wäre der Zuwachs beim EBIT noch deutlich höher ausgefallen.
Bei einem Finanzergebnis im Bereich des Vorjahres verbesserte sich das Jahresergebnis vor Steuern um +13,2% auf 19.9 Mio. EUR.
Höchste Steuerlast in Deutschland
Die Steuerquote in der Gruppe erhöhte sich von 26,3% auf 28,1%. In absoluten Grössen bedeutete dies eine Zunahme um rund 1 Mio. EUR beim Steueraufwand auf zuletzt 5.6 Mio. EUR. Ursächlich ist die unterschiedliche Gewinnverteilung innerhalb der einzelnen Ländergesellschaften. Mit 3.4 Mio. EUR (Vj. 1.7 Mio. Euro) entfiel der grösste Teil der Ertragsteuern (61%) auf Deutschland, obwohl die deutsche Ländergesellschaft in Schwäbisch Gmünd nur für etwa 42% der Umsätze stand.
Das auf die Gesellschafter – also Aktionäre und Partizipanten – entfallende konsolidierte Jahresergebnis verbesserte sich von 12.9 Mio. EUR auf fast 14.3 Mio. EUR oder etwa 16.1 Mio. CHF auf Basis aktueller Wechselkurse, ein Zuwachs um +10,5% zum Vorjahr.
Nennwertadjustiert würde das anteilige Ergebnis je Partizipationsschein (PS) à 500 CHF nominal bei einem aktuellen Wechselkurs von 1.1285 CHF/EUR und rechnerisch 28’500 vereinheitlichten „Anteilsscheinen“ rund 565 CHF/PS betragen, entsprechend einem optisch sehr preiswerten KGV von 6.5x auf Basis zuletzt bezahlter Preise um 3’700 CHF.
Verkauf von eigenen Partizipationsscheinen mit Gewinn
Gemäss Informationen aus dem Geschäftsbericht 2018 hat Weleda im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 insgesamt 520 eigene PS zu durchschnittlich 3’476 CHF mit Gewinn verkauft. Diese standen mit insgesamt rund 640’000 CHF in den Büchern, entsprechend rund 1’250 CHF je PS oder 250% vom nominal. Zum Jahresende 2018 hatte die Gesellschaft noch 195 Weleda-PS im Eigenbestand (Buchwert: 244 TCHF, entspricht 1’250 CHF/PS).
Aufgrund der 2013 geänderten Bilanzierungsrichtlinien für eigene Aktien / Partizipationsscheine sind eigene Beteiligungstitel als Minusposten zu ihrem Buchwert im Eigenkapital zu erfassen und schmälern dieses – in Abhängigkeit vom Einstand – „technisch“. Verkäufe eigener Beteiligungstitel – auch wenn diese zu einem analytisch günstigen Kurs erfolgen – können so aus einer rein bilanziellen Perspektive bei Verkäufen mit (erheblichem) Gewinn einen deutlich positiven, „technischen“ (Einmal-)Effekt auf die prozentuale Eigenkapitalquote haben.
Steigerung der wirtschaftlichen Resilienz weiter gefestigt
2018 konnte Weleda die bilanzielle Eigenkapitalquote auf über 51% (Vj. 46.7%) erhöhen und das selbst gesetzte Ziel einer Steigerung der wirtschaftlichen Resilienz weiter festigen.
Das bilanzielle Eigenkapital in der Weleda-Gruppe (ohne Minderheitsanteile) erhöhte sich um 15.3 Mio. Euro – über dem ausgewiesenen Jahresgewinn von 14.3 Mio. EUR liegend – oder 13% auf 133.2 Mio. EUR. Umgerechnet zu einem aktuellen Wechselkurs von 1.1285 CHF/EUR und rechnerisch 28’500 vereinheitlichten „Anteilsscheinen“ entspricht dies einem anteiligen bilanziellen Eigenkapital von 5’275 CHF/PS.
Gewinne oder Verluste aus eigenen Beteiligungsrechten werden bei einer Veräusserung bilanziell nicht (mehr) der Erfolgsrechnung gutgeschrieben oder belastet, sondern direkt mit dem Eigenkapital verrechnet. Deshalb erhöhte sich das Weleda-Eigenkapital durch den erfolgten Verkauf von Weleda-PS mit Gewinn deutlich über Buchwert auch über den Zuwachs beim Jahresergebnis hinaus.
Dividende bleibt konstant
Der kommenden Generalversammlung vom 7. Juni 2019 wird eine unveränderte Ausschüttung von 35 CHF je PS vorgeschlagen, entsprechend einer Rendite unter 1% auf Basis zuletzt bezahlter OTC-Preise. Aus der Einladung zur Generalversammlung ergibt sich, dass die Ausschüttung in diesem Jahr erstmals aus den Kapitaleinlagereserven, d.h. ohne Abzug der Verrechnungssteuer, erfolgen soll.
Allerdings – und das ist auch im OTC-Markt eher unüblich – ist die Ausschüttung bereits mit der in der Vergangenheit liegenden Schliessung des PS-Registers (vergleichbar dem Aktienregister) aus dem Partizipationsschein „abgeflossen“. Ex-Datum für die Ausschüttung war bereits der zurückliegende 14. Mai 2019. Dem Verfasser bekannt ist, dass die AG für Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ein vergleichbares Dividendenreglement hat, während viele OTC-Gesellschaften – sofern sie Dividenden ausschütten – die Auszahlung der Dividende technisch mehr und mehr an den Marktstandard für kotierte Gesellschaften anpassen. Sofern auch noch andere OTC-X-Gesellschaften ein analoges Dividendenreglement wie die NZZ oder Weleda haben, freuen wir uns über Hinweise aus dem Leserkreis an info@schweizeraktien.net.
Diese Regelung bedeutet aber auch: Anleger, die nach dem 14. Mai 2019, aber vor der Generalversammlung am 7. Juni 2019 Weleda-PS kaufen, erwerben für das Geschäftsjahr 2018 keinen Ausschüttungsanspruch mehr. Dieser Ausschüttungsanspruch für das zurückliegende Geschäftsjahr gehört bei Transaktionen im Zeitfenster zwischen Schliessung des Registers und GV dem PS-Verkäufer, der bei Schliessung des Registers in diesem Verzeichnis eingetragen war.
Fazit
Die aktuellen Nachrichten und die Zahlen aus dem Hause Weleda stimmen zuversichtlich für die Zukunft, die Perspektiven bleiben intakt. „Schnelles“ Wachstum sollten Partizipanten angesichts eines intensiven Wettbewerbs und des Eintritts neuer Wettbewerber in den angestammten D-A-CH-Märkten gleichwohl nicht erwarten, ebensowenig – auch mit Blick auf die anstehenden Investitionen in Schwäbisch Gmünd – grössere Dividendenschritte.
Auf der anderen Seite dürfte der Weleda PS – und das ist der Brückenschlag zu unserem Eingangsbild – auch in turbulenten Marktphasen, wie wir sie zuletzt häufiger an den Finanzmärkten erlebt haben, eine „beruhigende“ Wirkung auf ein diversifiziertes Wertschriftendepot haben.
Mittel- bis längerfristiges Wachstumspotenzial ergibt sich insbesondere aus weiteren Erfolgen der eingeschlagenen Internationalisierungsstrategie auf der Basis eines starken, etablierten Markenkerns. Auch ist Weleda mittlerweile dank einer umsichtigen Unternehmensführung in den letzten Jahren finanziell wieder sehr solide aufgestellt und auch bilanziell bereit für die nächsten Wachstumsschritte. Der Schwerpunkt der Weleda AG wird in Zukunft – mehr denn je – auf der internationalen Weiterentwicklung der Naturkosmetik-Sparte liegen.
Zuletzt wurden die Partizipationsscheine der unverändert analytisch günstig bewerteten Weleda AG auf OTC-X zu 3’700 CHF umgesetzt. Die Titel werden aktuell zu 3’700 CHF gesucht und zu 3’750 CHF angeboten (Kurse vom 22. Mai 2019). Das Dividendenrecht für das Geschäftsjahr 2018 ist bereits aus den aktuellen Kursen abgeflossen (Ex-Tag 14. Mai 2019). Hinsichtlich der in vielerlei „speziellen“ Kapitalstruktur der Weleda AG, die ein zentraler Grund für die tiefe Bewertung auf Basis gängiger Kennzahlen sein dürfte, verweisen wir – wie schon bisher – auf unsere früheren Blog-Beiträge zum Thema. Aufgrund von statutarischen Eintragungsbeschränkungen für die Namenaktien – Anrecht auf Eintragung im Aktienregister haben nur die Mitglieder der AAG – werden auf OTC-X nur die Namenpartizipationsscheine frei gehandelt.
Transparenzhinweis: Der Verfasser ist an der Gesellschaft beteiligt.
«Servir et disparaître!» Gerne wird Friedrich der Grosse zitiert, wenn es zum Abschied aus einem Regierungsamt oder Unternehmen kommt. Manchmal passt dieses Zitat, öfter nicht. Ganz sicher aber haben die knapp 100 anwesenden Aktionäre an der 18. Generalversammlung der Espace Real Estate ihrem langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Christoph M. Müller die Worte «Dienen und Abtreten» abgenommen: Er, der seit 2007 dem in Solothurn beheimateten Immobilienunternehmen zunächst als Verwaltungsrat, dann seit 2010 als Präsident des Gremiums diente, tritt nun ab und macht der nächsten Generation Platz.
Familie Müller ist eine der beiden Ankeraktionärinnen der Espace Real Estate. Vater Christoph M. Müller zieht sich aus dem Verwaltungsrat zurück, Sohn Stephan A. Müller wird sein Nachfolger. Bild: Piotr Wiwowarski, schweizeraktien.net
Kein Pathos, keine Tränen – der eine Müller geht, der andere kommt. Der jüngste Spross der Familie, Stephan A. Müller, wurde als Nachfolger seines Vaters in den VR gewählt. «Neue Ideen, ein neuer Approach – mein Sohn hat die entsprechende Ausbildung und Erfahrung, ich werde mich nicht einmischen, das kann er sehr gut alleine machen, ganz im Sinne meines Mottos „Servir et disparaître“», sagt Müller am Rande der GV über die zukünftige Rollenverteilung zwischen Vater und Sohn.
Der Sohn sieht strategisch weniger die Notwendigkeit von Veränderungen als die von Ergänzungen: «Offene Unternehmenskultur, Fokus auf die Opportunitäten, das hat sehr gut geklappt in der Vergangenheit, und das möchte ich in meinem Einflussbereich weiterführen. Die Digitalisierung der Vermarktung voranzutreiben, da kann ich mit meiner Erfahrung und innovativen Konzepten einen Beitrag leisten», so Müller junior.
CEO blickt auf erstes «eigenes» Geschäftsjahr zurück
Der Generationenwechsel bei Espace Real Estate erstreckt sich aber nicht nur auf den Verwaltungsrat, sondern wurde auch bereits vor einem guten Jahr auf operativer Ebene vollzogen. Lars Egger, 44, blickte an der GV zum ersten Mal als CEO auf ein «eigenes» Geschäftsjahr zurück. Egger freute sich insbesondere darüber, dass es dem Unternehmen gelungen ist, 2018 die Leerstandsquote von 9,9% auf 7,3% zu senken, und dies in einem durchaus fordernden Marktumfeld. Allerdings hält die Gesellschaft den Prozentsatz für noch immer unbefriedigend. Im Bereich der Gewerbeimmobilien sei der Leerstand noch zu hoch, während er bei Wohnobjekten auf 3,3% gesunken sei. Die Lage auf dem Immobilienmarkt bleibe angespannt, insbesondere was den Bau von Renditeliegenschaften anbelangt.
Spannungsfeld Neubau versus Sanierung
Das erste «eigene» Jahr als Geschäftsführer: Lars Egger freut sich über den gelungen Einstand. Bild: Piotr Wiwowarski, schweizeraktien.net
Die Investitionen von 35.1 Mio. CHF in Neubauprojekte waren 2018 der Haupttreiber der Wertsteigerung des Immobilienportfolios, dessen Marktwert 2018 um 5% auf 671.8 Mio. CHF stieg. So viel wie 2018 mit 230 Wohnungen habe Espace noch nie gebaut, dazu sei die Erschliessung von 5’000m² Gewerbefläche gekommen, so Egger an der GV. «Es war ein aufregendes Jahr. Ich habe ein Unternehmen übernommen, das sehr gut aufgestellt ist und das hervorragend läuft. Aber ich habe auch festgestellt, dass es noch unglaubliches Potenzial für die Firma gibt. In meinem ersten Jahr konnten wir nur einen kleinen Teil dieses Potenzials abrufen. Wir haben viele Ideen, was wir künftig noch machen können», sagt Egger.
Und er gab auch gleich mit dem Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019 einen Einblick in das Potenzial, das er für Espace Real Estate sieht. An mehreren Beispielen zeigte Egger den Aktionären, was zusätzlich zu Neubauten denkbar ist: Sanierung, Aufstockung, Verdichtung und Anbauen an bestehende Immobilien – in dem Spannungsfeld von Sanierung vs. Neubau werde man sich künftig bewegen.
Projekt «Volaare» kommt zum Fliegen
Espace analysiert laut Geschäftsbericht laufend die Mikro-Entwicklung des heimischen Immobilienmarktes, insbesondere am Jurasüdfuss, und strebt damit eine Erhöhung der Gesamtrendite an. Ein Beispiel dafür ist das Projekt «Volaare» in Zuchwil. Im Herbst werden dort die ersten Mieter einziehen, bereits heute sind laut Egger 55 der 83 Wohnungen vermietet. Dieser Erfolg sei nicht zuletzt auf den Bedarf nach Wohnraum von Mitarbeitenden der Firma Biogen zurückzuführen, die Ende 2019 mit 600 neuen Arbeitsplätzen ihren Betrieb im direkt benachbarten Luterbach aufnehmen wird. Was dazu führt, dass auch die Nachfrage nach leer stehenden Gewerbeflächen auf dem Espace-Areal an der Nordstrasse belebt wird. Hier baut das Unternehmen den neuen Hauptsitz der Schaffner Gruppe, der Mitte 2019 bezugsfertig sein wird.
Gewollter Leerstand
Gewisse Räumlichkeiten werden bewusst nicht vermietet, um sie in naher Zukunft zu sanieren oder umzubauen. In der Liegenschaft Zuchwilerstrasse 41/43, in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof Solothurn, werden die kommerziellen Flächen leer belassen, um diese für neue Mieter umbauen zu können. Die Gebäude, die ein wenig an die Büromöbel USM Haller erinnern, wurden vollumfänglich saniert und strahlen in neuem Glanz. Hier bietet Espace vier Service-Appartements an, Unterkünfte auf Zeit, die den Mietern den gleichen Komfort wie in einem Hotel bieten. Die Nachfrage danach sei gross, alle Appartements konnten in kürzester Zeit vermietet werden, sagt Egger.
Die beiden Gebäude Zuchwilerstrasse 41/43 am Solothurner Bahnhof wurden von einem Schüler des legendären Architekten Fritz Haller erbaut. Nicht zufällig erinnern sie an das modulare Einrichtungssystem USM Haller. Unter anderem finden sich hier auch die Büros von Espace Real Estate. Bild: zVg.
Solche Trends aufzuspüren, darin sieht Egger auch den Vorteil des Generationenwechsels bei Espace. «Die Jungen, zu denen ich mich auch zähle, sind näher dran an den Mietern, vielleicht verstehen wir die Bedürfnisse einen jungen Familie etwas besser und können deshalb die entsprechenden Produkte anbieten. Die Erfahrung der Älteren hilft uns aber, wenn nötig den Übermut etwas zu zügeln und uns wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.»
Erfahrung der Älteren
Der neue VRP der Espace Real Estate, Andreas Hauswirth. Bild: Piotr Wiwowarski, schweizeraktien.net
Grosse Erfahrung bringt der neu gewählte Verwaltungsrat Ueli Winzenried mit, Geschäftsführer der Gebäudeversicherung Bern und Verwaltungsrat der Jungfraubahnen. Er ersetzt Jürg Kaufmann, mit dem ein weiterer langjähriger VR das Unternehmen aus Altersgründen verlässt. Das Gremium des VR wird nach dem Rückzug von Müller nun von Andreas Hauswirth präsidiert, der den Ankeraktionär Artemis Real Estate vertritt. Müller habe in den vergangenen Jahren die Strategie massgeblich geprägt, es sei die pure Freude gewesen, mit einem Mann arbeiten zu dürfen, der stets Konsens gesucht, Humor verbreitet und Freude an der Arbeit gepredigt hat, so Hauswirth.
Alle Anträge werden angenommen
Das um 1722 erbaute Landhaus Solothurn liegt direkt an der Aare und diente als würdiger Rahmen für die 18. Generalversammlung von Espace Real Estate. Bild: Piotr Wiwowarski, schweizeraktien.net
Alle Anträge des Verwaltungsrats wurden im altehrwürdigen Gemäuer des Landhauses Solothurn von den 99 Aktionären, die 79,6% der Stimmen repräsentierten, mit überwältigendem Mehr angenommen. Die Dividende verbleibt bei 4.75 CHF pro Aktie, vergleichsweise hohe 70% des Gewinns von 13.1 Mio. CHF werden damit ausgeschüttet.
Die einzige Wortmeldung kam von einer Aktionärin, die wissen wollte, warum keine Frau in den Verwaltungsrat Einzug halte. Noch-VRP Müller würde eine Verwaltungsrätin begrüssen, es habe auch schon Gespräche mit einer potenziellen Besetzung gegeben, aber schliesslich habe die Kandidatin abgesagt, so die Antwort von Müller.
Die rundum harmonische GV endete nach fast zwei Stunden, die vielen Wahlen und Tagesordnungspunkte hatten hungrig und durstig gemacht. Das Palais Besenval lud zum dreigängigen Lunch mit gutem Wein. Vertiefende Gespräche zwischen Aktionären, Gästen sowie Mitarbeitenden und Verwaltungsrat von Espace dauerten bis in den Nachmittag.
An der Generalversammlung der Immobiliengesellschaft Espace Real Estate AG blickten die Aktionäre auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2018. Obwohl die Gesamterträge um 4,3% auf 32.2 Mio. CHF zurückgingen, konnte die Gesellschaft ein Plus beim Reingewinn um 9,2% auf 13.1 Mio. CHF erzielen. Die Dividende blieb bei 4.75 CHF pro Aktie. Ausserdem kam es an der GV zu einem Wechsel an der Spitze: Der langjährige Verwaltungsratspräsident Christoph M. Müller übergab sein Amt an Andreas Hauswirth.
Einen ausführlichen Bericht über die Generalversammlung der Espace Real Estate veröffentlichen wir morgen auf schweizeraktien.net