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Ausserbörsliche Aktien: Nebenwerte waren 2022 ein Stabilitätsanker im Portfolio

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Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com
Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: Die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com

Das Jahr 2022 ist bereits seit mehr als zwei Wochen Vergangenheit. Und der Start ins neue Börsenjahr verlief bisher erstaunlich erfolgreich: Der SMI liegt mit rund 6% im Plus. Auch der ausserbörsliche Markt ist mit einem leichten Plus gestartet. Lohnt sich angesichts dieses dynamischen Jahresauftakts ein Blick in den Rückspiegel?

SPI Extra vs. OTC-X
Im Gegensatz zum SPI Extra hielt sich der ausserbörsliche Markt 2022 stabil. Chart: money-net.ch

Auf jeden Fall. Denn im letzten Jahr hat sich der ausserbörsliche Aktienmarkt wieder einmal als Stabilitätsanker behaupten können. Interessant ist allerdings eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Sektoren. Wir haben die Kursdaten von OTC-X ausgewertet und jeweils die fünf Gewinner und Verlierer-Aktien für die zehn Branchen ermittelt. Dabei zeigt sich, dass gerade die Vielzahl der auf OTC-X vertretenen Branchen zur Stabilität des Marktsegments beitragen.

Tourismusaktien mit Nachholbedarf

Nach zwei Corona-bedingt schwachen Jahren ging es 2022 in der Schweizer Tourismusbranche wieder aufwärts, auch wenn in den ersten drei Monaten des Jahres noch einige Einschränkungen zu verzeichnen waren. Dennoch konnten bereits in der Wintersaison Bergbahnen und Hotels eine höhere Auslastung als im Vorjahr verzeichnen. Diese verbesserte sich in den Sommermonaten weiter.

Es überrascht daher nicht, dass der OTC-X-Index Bergbahnen mit einem Plus von 62,7% der grosse Gewinner im letzten Jahr war. Zu der starken Performance haben insbesondere Aktien von kleineren, wenig gehandelten Ausflugsbahnen beigetragen. Auch zog der Kurs der Andermatt-Sedrun Sport AG weiter an, nachdem sich die amerikanische Vail Resorts an der Gesellschaft beteiligt hat. Den Bergbahn-Aktien mit einem Kursplus stehen nur wenige Titel mit einem Minus gegenüber.

Luxushotels sehr gefragt

Unter den Top 5 aus dem Tourismussektor finden sich gleich drei Luxushotels. Auch hier dürfte es sich um einen Nachholeffekt handeln, denn die Aktienkurse der Cresta Palace Celerina, Dolder Hotel AG und Grand Resorts Bad Ragaz waren seit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck. Mittlerweile haben sich die Gästezahlen wieder erholt. Auch sorgt der Immobilienbesitz dieser Firmen für eine gewisse Wertstabilität. Allerdings muss betont werden, dass die Anzahl gehandelter Aktien bei Cresta Palace mit 32 im Jahr 2022 sehr gering war. Interessant ist dennoch, dass die Aktienkurse einiger Luxushotels auch in diesem Jahr weiter zulegen konnten.

Rekordzahlen sorgten bei der Weissen Arena AG in Laax im Jahr 2022 für ein fettes Kursplus von 28,6%. Wieder gefragt waren auch die Aktien der Berner Messegesellschaft Bernexpo AG (+ 13,5%), die nach zwei Jahren hoher Verluste für 2022 wieder schwarze Zahlen in Aussicht gestellt hat. Ebenso fanden sich die Aktien der Bädergesellschaften Zurzach (+ 8,1%) und Bad Schinznach (+ 5,9%) auf der Gewinnerseite. Die Verliererliste wird vom Kongresshaus Zürich angeführt, das 2022 eine Kapitalsanierung durchführen musste. Allerdings befinden sich unter den Verlierern nur 14 der insgesamt 35 auf OTC-X gelisteten Tourismus- und Freizeitwerte.

Banken mehrheitlich im Plus

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 34 Bank- und Finanztiteln. Nur gerade einmal 5 Aktien wiesen 2022 eine negative Performance auf. Die übrigen Bankaktien lagen im Plus, ebenso wie der OTC-X-Index Banken (+ 4,6%). Trotz der schwachen Finanzmärkte finden sich unter den Top 5 vier in der Vermögensverwaltung und im Wertschriftenhandel tätige Institute. Wie die ersten Eckwerte zu den Geschäftszahlen 2022 von Bondpartners zeigen, wird der Einbruch an den Finanzmärkten allerdings seine Spuren in der Jahresrechnung hinterlassen. Ganz anders sieht es für die vielen Regionalbanken aus: Steigende Zinsen führen, zumindest kurzfristig, zu einer Ausweitung der Zinsmargen. Kein Wunder also, dass die meisten Regionalbank-Aktien entgegen dem Markttrend im Jahr 2022 zulegen konnten.

Licht und Schatten bei Energie- und Versorgeraktien

Sehr heterogen entwickelte sich der Energiesektor. Der Index verlor zwar 4,1%. Dass es dennoch in dieser Branche sowohl Gewinnern als auch Verlierer gibt, ist auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle zurückzuführen. Produzenten von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne gehörten zu den Gewinnern. Überdurchschnittlich profitiert haben davon die Valoren der Bündner Repower AG mit einem Plus vom 24,1%. Aber auch die Anteilsscheine kleinerer Grünstromproduzenten wie ADEV Windkraft oder ADEV Wasserkraft waren gefragt, wenn auch bei weitaus geringeren Handelsvolumen.

Unternehmen, die Energie allerdings einkaufen müssen und diese in ihrem Netz nur verteilen, leiden zumindest auf kurze Frist unter den stark gestiegenen Beschaffungspreisen. Dies zeigt ein Blick auf die Verliererseite. Die Kurse der Zuger WWZ verloren 17,4%, die des Westschweizer Gasversorgers Holdigaz sogar 18,1%. Gut möglich allerdings, dass gerade diese Aktien bei einer Entspannung der Lage an den Energiemärkten wieder kräftig zulegen. Bei Holdigaz kommt hinzu, dass das Unternehmen mittlerweile 22% seiner Umsätze mit Gebäudetechnikdienstleistungen und mehr als 7% mit Erneuerbaren Energien erzielt. Die Abhängigkeit vom Gaspreis hat also abgenommen.

Industriefirmen leiden am stärksten

Am stärksten gelitten haben unter der unsicheren konjunkturellen Lage und stark steigenden Kosten die Industrietitel. Der OTC-X Index Industrie mit seinen 24 Titeln verlor binnen Jahresfrist 7,1% und damit mehr als der Liquidity-Index. Besonders stark gefallen sind die Kurse der Industriebeteiligungsgesellschaft Montana Tech. Grund dafür dürften die Kursverluste der börsenkotierten Tochtergesellschaften Varta, Montana Aerospace und Aluflexpack sein, was sich auf die Bewertung der Montana-Tech-Aktie sofort negativ auswirkte und für das Minus von 35,0% sorgte. Zu schaffen macht die unsichere Wirtschaftslage auch anderen Industriefirmen. So mussten die Naturkosmetikfirma Weleda und die Ostschweizer Plaston Gruppe Gewinnwarnungen veröffentlichen, was sich negativ auf die Kurse auswirkte.

Zu den wenigen Gewinnern unter den Industriefirmen zählt die SSE Holding mit einem Plus von 7,0%. Das Walliser Unternehmen steigerte im ersten Halbjahr 2022 Umsatz und Ertrag kräftig und produziert künftig im Chemiegeschäft ein Mittel, das den Methanausstoss von Wiederkäuern um bis zu 35% reduziert. Bei den vier weiteren Industriefirmen, die in der Gewinnerliste mit einem zweistelligen Plus ausgewiesen sind, handelt es sich mehrheitlich um Betriebe, welche ihre industriellen Tätigkeiten aufgegeben haben uns sich um die Verwaltung und Entwicklung ihrer Liegenschaften kümmern.

Immobilienaktien mit schwacher Performance

Ehemalige Industriefirmen, die mittlerweile zu Immobiliengesellschaften transformiert wurden, befinden sich auch unter den 22 Immobilienaktien auf OTC-X. Mit der Reussegg Holding und dem Tonwerk Lausen stehen gleich zwei davon ganz oben auf der Siegerliste für 2022. Bei Reussegg dürfte die abgeschlossene Restrukturierung der Grund für den rasanten Kursanstieg sein. Auch hier jedoch der Hinweis, ebenso wie bei Tonwerk Lausen, dass die Aktien auf OTC-X sehr selten gehandelt werden und mehrheitlich in festen Händen sind. Unter den Top 5 befindet sich auch die SitEX Properties, die erst seit Ende 2021 auf OTC-X gehandelt  wird und ihren Schwerpunkt auf ein US-Entwicklungsprojekt legt.

Dass der OTC-X-Index Immobilien dennoch um 1,7% verloren hat und auch fast die Hälfte der Immobilientitel ein Minuszeichen vor ihrer Jahresperformance ausweisen, hängt auch mit der Zurückhaltung von Investoren vor Immobilienaktien zusammen. Denn es besteht die Angst, dass die steigenden Zinsen negativ auf das Ergebnis sowie auf die Bewertung des Immobilienportfolios wirken. Die Thurella Immobilien AG, die die Verliererliste mit einem Minus von 93,2% anführt, hat 2022 ihre einzige Liegenschaft verkauft und den Verkaufserlös an die Aktionäre ausgeschüttet. Nun steht die Liquidation bevor.

NZZ-Aktie gehört zu den Gewinnern 2022

Kein einheitliches Bild lässt sich angesichts der geringen Anzahl gelisteter Titel bei den Sektoren Medien sowie Nahrung + Getränke ablesen. Grosser Gewinner bei den Medien war die NZZ-Aktie mit einem Plus von 11,4%. Dank dem geplanten Teilverkauf von Anteilen an der CH Media AG dürfen sich die NZZ-Aktionäre an der Generalversammlung vom 15. April 2023 auf die Ausschüttung einer Sonderdividende freuen. Bei der ZT Medien hat sich der Aktienkurs der eher selten gehandelten Aktie auf Vor-Pandemie-Niveau eingependelt.

Im Nahrungsmittelsektor konnte einzig die Patiswiss-Aktie zulegen. Diese steigt nun schon seit über fünf Jahren ununterbrochen. Der Kurs für PS und Namenaktie der Brauerei Schützengarten hat das Corona-Tal noch nicht hinter sich gelassen, obwohl der Bierabsatz im Geschäftsjahr 2021/22 wieder zulegen konnte.

Selten gehandelte «Exoten» im Sektor Transport, Verkehr

Gemessen am Volumen handelt es sich bei den meisten Aktien im Sektor Transport, Verkehr, Logistik um «Exoten». Wenige Ausnahmen bilden hier die Luzerner SGV Holding, die Auto Holding AG Rothenburg oder die Lagerhäuser der Centralschweiz. Andere Gesellschaften, wie die BLS oder die die Matterhorn Gotthard Verkehr AG, befinden sich mehrheitlich in öffentlichen oder halböffentlichen Strukturen. Bei der BLS, dem zweitgrössten Schweizer Bahnunternehmen, besitzen Bund (21,7%) und Kanton Bern (55,75%) die Mehrheit. Aktienkurs und Bewertung spielen daher keine Rolle, da die Minderheitsaktionäre unabhängig vom Geschäftserfolg keine Ausschüttungen erwarten dürfen.

Bei den meisten Transportunternehmen, wie auch der Drahtseilbahn Marzili, handelt es sich daher weniger um ein Investment, sondern vielmehr um sogenannte Liebhabertitel. Allerdings zeigt der Blick auf das Kurstableau, dass auch diese Aktien in schwierigen Zeiten ihren Wert durchaus behalten oder sogar steigern konnten.

Die gesamte Kursliste mit allen Gewinnern und Verlierern aus 2022 können Sie hier herunterladen (alle Angaben ohne Gewähr).

Virtuelle Immobilienrenditen: Metaverse-Sky is the limit!

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Im Kultfilm «Tron» aus den 1980er-Jahren gerät ein Programmierer in die Welt seines eigenen Computerspiels und muss um sein Leben kämpfen. In der Raumschiff-Enterprise-Franchise begibt sich die Mannschaft unter Captain Picard aus Trainingszwecken auf eine Holodeck. Dort ist es möglich, die Weltmeere auf einem traditionellen Skipper zu durchpflügen. Natürlich ist die heute erlebbare virtuelle Realität noch Ionen von diesen Fantasien entfernt. Dennoch haben sich viele Bereiche unserer Umwelt stark virtualisiert.

Einen markanten Schritt in die virtuelle Realität vollzog der Milliarden-Konzern Facebook. Zuerst beschliesst Firmengründer Mark Zuckerberg vor einem Jahr eine Namensänderung in Meta: Klingt wie eine Abkürzung von Metaverse – der generellen Bezeichnung von digitalen Parallelwelten. Andererseits tätigte der immer noch jugendlich scheinende Unternehmer Milliardenbeträge in die Weiterentwicklung von virtuellen Plattformen. Unternehmen zahlreicher Branchen sehen sich seither gefordert, Geschäftsmodelle für das Metaverse zu entwickeln. Der Immobiliensektor scheint hier eine virtuelle Lösung für die Bodenknappheit oder steigende Landpreise gefunden zu haben. Über Plattformen wie Sandbox oder Decentraland kaufen Plattform-Anwender bereits heute Parzellen in einem Paralelluniversum.

Die Registrierung in der Sandbox ist sehr niederschwellig: Zuerst muss der neue Anwender seinen Avatar wählen und ausstatten. Dieser kann sich hüpfend, schreitend oder im Gangman-Style fortbewegen. Der Kontakt mit der monetären Realität ist aber nur ein paar Klicks entfernt. Auf einem grünen Grund mit gleichfarbigen Feldern steht ein oranges Feld für 7’000 USD, d.h. dem Äquivalent von 5.5 Ethereum zum Verkauf. Das entspricht ziemlich genau dem Quadratmeterpreis für eine reale Parzelle zwischen dem Zürcher Hauptbahnhof und dem Paradeplatz. Also die höchste Karte bei Monopoly. Angebote willkommen. Vertrauenserweckend wirkt nicht unbedingt, dass die Gegenpartei nur mit einem Kürzel auftritt und sich als stark verpixelter Roboter porträtieren lässt. Der Avatar steht auf seiner winzigen Parzelle – und was nun?

Keine Fesseln durch Mieterschutz

Der stolze Neubesitzer einer Parzelle erwirbt sich das Recht, diese so zu nutzen, wie es ihm gefällt. Oft ist eine kommerzielle Nutzung im Vordergrund, aber nicht nur. In der Sandbox zum Beispiel darf der Anwender auch Spiele entwickeln, wobei ihn die Plattform dabei mit einer intuitiven Toolbox unterstützt. Wer darauf keinen Wert legt, wird – wie ihm realen Leben – danach trachten, eine anständige Rendite zu erzielen zum Beispiel mit einer Zwischenvermietung an andere Anwender. Für die Festsetzung der Miete gibt es keinerlei Fesseln oder Regeln. In der Anleitung zu Sandbox steht der ermutigende Satz: Landbesitzer können selbst entscheiden, wie hoch die Miete sein soll. Allerdings, so die Anleitung, sollte der Besitzer sich an bestimmten Leitplanken orientieren, zum Beispiel die Nähe zu sogenannten Social Hubs. Der Mieter darf auf seiner Fläche selber Spiele entwickeln, wobei der Vermieter nicht am Gewinn beteiligt ist.

Wie bei allen frei handelbaren Gütern wird der Wert einer Metaverseparzelle durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je attraktiver ein Stück des digitalen Bodens ist, desto mehr wird dafür bezahlt. Je mehr Spieler sich in der Nähe des eigenen Grundstückes im Schnitt aufhalten, desto mehr Ertrag kann theoretisch mit der Parzelle generiert werden, was wiederum einen höheren Preis rechtfertigt. Lagequalität ist aber auch ein Thema. Als besonders gut gelegen gelten Grundstücke, welche möglichst nahe beim Spieleinstiegsorts liegen oder sich in Gegenden befinden, an welchen sich bereits andere attraktive Spielinhalte und Angebote befinden. In einem Punkt unterscheiden sich reale und virtuelle Immobilien aber deutlich: Während in der realen Welt Land grundsätzlich ein knappes, beschränktes Gut ist, kann im Metaverse quasi per Mausklick einfach neues erschaffen werden. Sei es in der Spielwelt, in der man investiert ist oder über die Entstehung immer neuer, konkurrierender Metaverseprojekte (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Das Metaverse ist in seiner Ausdehnung unbegrenzt. Quelle: Sandbox.

Markt in den Kinderschuhen

Der Markt für virtuelles Land ist derzeit noch überschaubar und handelt mit sehr kleinen Volumen. Getrieben durch den Hype entstehen unweigerlich Preisblasen, wie sie auch bei Kryptowährungen zu beobachten sind. Anfang Januar 2021 wurde beispielsweise in der Sandbox die durchschnittliche Landparzelle noch für unter 150 USD verkauft. Nach einem längeren, stetigen Preisanstieg wurde der virtuelle Boden Ende Oktober für rund 2’500 USD gehandelt, was bereits einem Preisanstieg von etwa 1’550% entspricht. Die Ankündigung einer ersten, öffentlich zugänglichen Alphaversion des Spieles katapultierte die gehandelten Preise auf über 16’000 USD. Einen ordentlichen Reibach durften auch die Landbesitzer beim Mitbewerber Decentraland erleben. Laut dem Creative Director des Unternehmens gingen die ersten Landverkäufe mit einem Preis von 20 USD über die Bühne. Heute ist die billigste Parzelle bereits 3’500 US-Dollar wert. Letztes Jahr kaufte das Krypto-Unternehmen Token.com eine Parzelle in der Nähe der virtuellen Bahnhofstrasse mit vielen Modegeschäften. Zu einen Rekordpreis von 2.49 Millionen USD (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Immobilien im Metaverse. Anzahl Transaktionen und mittlerer Verkaufspreis von Parzellen im Spiel «The Sandbox», 7-Tage Schnitt. Quelle: Raiffeisen Economic Research

Die Blasenbildungen in der Preisentwicklung sollten die Nerven der Anleger noch einige Zeit auf Trab halten, denn das Potenzial von Sandbox, Decentraland und was noch kommen mag, ist bisher nur zu einem geringen Teil ausgeschöpft. Die Welt der Spiele, die das Gros der zahlungswilligen Anwender anziehen soll, befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Zudem ist die Zukunft von den virtuellen Landschaften an die Weiterentwicklung des Metaverses gebunden. Ausschlaggebend ist hier vor allem die Frage, wann das Metaverse massentauglich wird. Das ist nicht zuletzt auch von kulturellen Faktoren abhängig. Gaming hat in Europa noch den Beigeschmack von ungelüfteten Teenager-Buden, während es sich in Asien zu einem wahren Volkssport entwickelt hat. Der Verdacht liegt bei vielen Projekten nahe, dass vor allem der Handel mit digitalem Boden im Vordergrund steht und weniger die Erschaffung eines tatsächlichen Metaverse. Als Käufer, welcher nicht nur auf kurzfristig steigende Preise spekuliert, wettet man schlussendlich darauf, dass in Zukunft tatsächlich ein Produkt entsteht, welches auch Spieler und andere Investoren anziehen wird. Dass grosse Unternehmen wie Meta (Facebook) ihr Interesse an der Entwicklung eigener Metaverseprojekte geäussert haben, könnte ein Hinweis sein, dass sich in Zukunft tatsächlich rege genutzte, digitale Parallelwelten etablieren werden. Heute abzuschätzen, welche dies sind, ist aber schlicht unmöglich. Wer mit viel Glück auf das richtige Pferd setzt, wird stark profitieren können. Die Wahrscheinlichkeit, sein Geld in ein zukunftsloses Projekt zu stecken, ist aber um ein Vielfaches grösser.

KMU-Aktien: Versprechen Schweizer Nebenwerte einen Schutz gegen Marktturbulenzen?

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Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

Das laufende Jahr droht für die Anleger verheerend auszufallen. Global gesehen haben sowohl Aktien als auch Obligationen seit Jahresbeginn rund 20% und mehr verloren. Die Investoren sind auf der Suche nach sicheren Häfen. Da rücken Aktien von heimischen KMU in den Fokus. Diese Art von Titeln wird in der Schweiz am Haupttableau der Schweizer Börse SIX, aber auch ausserbörslich (OTC, over the counter) gehandelt.

Seit Jahresbeginn hat der OTC-X Liquidity-Index (rot) deutlich weniger verloren als der SPI Extra Index (blau). Chart: moneynet.ch

Ein Blick auf die verschiedenen Indizes gibt ein klares Bild. Der Liquidity-Index, der die liquidesten nicht kotierten Aktien umfasst, die auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, hat im laufenden Jahr 6,5% nachgegeben, der Top 50 mit den Aktien-Titeln mit der höchsten Marktkapitalisierung verlor nur 2,6% und der All Share sogar nur 2,1%. Der SPI Extra Index büsste bis zu 24% und mehr ein – dieser Index umfasst die kotierten Schweizer Aktien ohne die 20 SMI-Titel. Der Blue-Chip-Index SMI hat deutlich über 15% an Wert verloren. Man müsste daraus schliessen, dass KMU am stabilsten sind, vor Blue-Chip-Titeln wie Nestlé und ABB, und dass mittelgrosse kotierte Unternehmen am unsichersten sind.

Geringere Handelbarkeit

Doch dieser «kurzfristige» Blick hat einen Haken. Das Nebensegment wird von den Anlegern eher stiefmütterlich behandelt. Verglichen mit SIX kotierten Aktien ist die Liquidität oft geringer. Bei einigen Titeln muss ein Verkäufer oder teilweise auch ein Käufer Tage oder Wochen warten, bis sich eine Gegenpartei findet. Dies gelte vor allem für die sogenannten Liebhaberwerte, nicht aber für die liquidesten Aktien, betont Sascha Hitz, Aktienhändler der BEKB. Damit reagieren die KMU-Aktien viel langsamer auf Marktveränderungen. Dies gilt im ausserbörslichen Bereich in jeder Marktsituation – auch in Haussen. Im OTC-Markt lassen sich nur in Einzelfällen kurzfristige Gewinne realisieren. Für den Anlagerfolg braucht es Geduld. Spezialisierte Händler sprechen von einem Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren.

«Im Markt fehlen weitgehend institutionelle Investoren wie Fonds, die gezwungen sind, in Baisse-Zeiten Aktien abzustossen», erklärt Hitz, der für den Handel auf OTC-X zuständig ist. Auch derivative Instrumente und Short Selling, welche negative Trends an der Hauptbörse verstärken würden, gebe es nicht. «KMU weisen ein Aktionariat von Anlegern und nicht von Investoren, beziehungsweise Tradern auf», sagt Hans Peter Diethelm, externer Vermögensverwalter aus Uster. Es gebe Studien, wonach Familienunternehmen die erfolgreichsten Unternehmen sind, nicht die grossen börsenkotierten Firmen. Manager tendierten dazu, kurzfristig zu denken. Ein Familienmitglied wolle, dass das Unternehmen auch in 20, 30 Jahren noch erfolgreich ist.

Sektoren, die der SPI nicht kennt

KMU-Aktien reagieren gemäss Diethelm auch mit sinkenden Notierungen auf Inflation, Zinserhöhungen und Rezession, jedoch nicht im gleichen Umfang. Das liege auch am Aktionariat, das keine Fantasiepreise, respektive zu hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse bezahle. Das Aktionariat, oft Immobilien-Besitzer, sei an einer jährlich wiederkehrenden «erfreulichen» Dividendenhöhe – vielfach höher als bei den SPI-Titeln – interessiert, begrüsse eine physische Generalversammlung mit genussvollem Nachtessen und schätze bei einigen Firmen noch das Naturalgeschenk. Wer ausserbörsliche Aktien-Titel hält, der erlitt dank der Dividendenhöhe im laufenden Jahr 2022 noch keinen Verlust, sagt Diethelm.

Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

«Der Vorteil des ausserbörslichen Marktes ist neben der tiefen Volatilität die grosse Breite an Sektoren», sagt Sascha Hitz. «Tourismus- und Freizeitwerte haben sich, ebenso wie Regionalbanken, sogar positiv entwickelt, während der Industriesektor wie an der Hauptbörse gelitten hat.» Tourismus- und Regionalbankaktien sind im SPI so gut wie nicht vertreten. Im Industriesektor leiden gemäss Hitz einzelne Firmen unter dem Ukrainekrieg und der Inflation im Euroraum. Der Rückschlag finde nur bei diesen Unternehmen statt, nicht aber im gesamten ausserbörslichen Markt.

Institutionelle Anleger zieren sich

«Der Sektor der kleinkapitalisierten Unternehmen reagiert wegen der fehlenden Liquidität mit Verzögerung auf die Marktbewegungen der Blue Chips», sagt Eugen Perger von den Research Partners, ein auf Schweizer börsenkotierte Aktien spezialisiertes Analysehaus. Zwar sei die Tagesvolatilität bei den kleinen börsenkotierten Aktien weniger heftig, auf lange Sicht fielen die Korrekturen aber nicht weniger stark aus. Auch in diesem Segment müssten Investoren, die mit Lombardkrediten auf Kredit kauften, die Positionen abstossen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. In kleinkapitalisierte Unternehmen könne man immer investieren, wieder rauszukommen, sie dagegen schwieriger, so Perger. Diese „Trägheit“ der Titel halte viele Investoren von einem Engagement ab.

Perger weist darauf hin, dass Research Partners keine OTC-Titel und aus dem SIX-Haupttableau nur Unternehmen abdecke, die eine gewisse Liquidität aufweisen würden. «Zu kleine Unternehmen aus dem SPI sind für unsere Kunden wie Banken und Vermögensverwalter zu klein und zu wenig attraktiv». Es gebe einen grossen Unterschied zwischen den Unternehmen aus dem SPI, den Research-Partners abdeckten, und den OTC-Werten. Während Fonds- und institutionelle Anleger meist nicht in OTC-Werte investieren dürften, seien diese in «seinem Segment» auch vertreten. Was fehlten, seien teilweise die grossen angelsächsischen Asset-Manager und Hedge Funds.

Geografisch weniger breit diversifiziert

Die KMU-Aktien sind kein homogenes Feld, es gibt wie unter den Konzernen unterschiedlichste Strukturen und Ausrichtungen. Die Stabilität des OTC-Indizes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der ausserbörsliche Bereich heterogen ist. «Der Markt, beziehungsweise die daran gehandelten Gesellschaften, sind in sehr unterschiedlichen Branchen tätig und auch untereinander zum Teil sehr unterschiedlich aufgestellt», erklärt Markus Rüegsegger von Quantex, der einen ausserbörslichen Fonds betreibt. Es müsste also jedes Unternehmen einzeln angeschaut und mit einem ähnlich gelagerten kotierten Unternehmen verglichen werden.

Der grösste Unterschied zu kotierten Unternehmen liegt gemäss Quantex-Manager Rüegsegger in der geografisch weniger diversifizierten Ausrichtung vieler KMU. Dies könne etwa Einfluss auf die Margen haben. So seien beispielsweise die Energiepreise vor allem in Europa eklatant gestiegen. Schweizer KMU, die auf dem freien Energiemarkt sind oder mit Gas produzieren, haben explodierende Energiekosten zu tragen. Die Rezession sei auch nicht in allen Ländern gleich ausgeprägt. Zudem ist nach Ansicht von Rüegsegger das politische Risiko für Fehlentscheidungen in Europa – und damit auch in der Schweiz – doch wesentlich höher, zumal hier die Anspruchsgesellschaft am ausgeprägtesten scheint.

Grossaktionäre bevorzugt

Im aktuellen Umfeld sind nach Ansicht von Perger nur die steigenden Zinsen für die von ihm analysierten Unternehmen aus dem SPI eine Bedrohung. Für die Schweiz halte sich diese Zinsbewegung aber noch im Rahmen. Eine Rezession müsse länger andauern, um die Wirtschaft spürbar zurückzuwerfen, nicht nur ein oder zwei Quartale. Die aktuelle Konjunkturabschwächung sei nicht mit der Finanz- oder anderen Krisen zu vergleichen. Die Nachfrage bleibe etwa in der Industrie hoch, viele Branchen wie etwa Unterhaltung und Reisen hätten nach der Pandemie weiterhin Aufholbedarf. Viele Schweizer Unternehmen seien international «kleine Stars», die für Investoren attraktiv seien. Diese Firmen weisen eine hohe Wertschöpfung auf und besitzen in einer Inflation auch Preissetzungsmacht – teilweise mit etwas Verzögerung.

Doch Aktien im Nebensegment weisen Risiken auf, die grosskapitalisierte Titel nicht zeigen. Rüegsegger sieht die Risiken klar in den gegenüber der Schweizer Börse fehlenden Regulierung und der Intransparenz. «Es geht hier weniger um die Pflicht zur Publikation von Quartals- oder Halbjahresberichten sowie deren Detailierungsgrad, sondern vielmehr um die Gleichstellung der Aktionäre», sagt der Quantex-Fondsmanager. Im OTC-Markt sei es nicht zu verhindern, dass wichtige und grosse Aktionärsgruppen anders – d.h. besser, früher oder auch detaillierter – informiert würden. Kleinere Aktionäre werden teilweise nicht zeitgleich oder gar nicht informiert. Auch bestehen bei den OTC-Gesellschaften viele Gross- bzw. Mehrheitsaktionäre, denen der Kleinaktionär auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist (u.a. bei einem Aktienpaketverkauf). Das letztgenannte Risiko kann gemäss Rüegsegger auch bei kotierten Unternehmen vorkommen. Das habe der Fall Sika vor einigen Jahren gezeigt hat, allerdings mit gutem Ausgang.

Nur mit Limite handeln

OTC-Aktien weisen gemäss Hans Peter Diethelm bei Handelbarkeit und der Preissetzung Nachteile auf. Die Spanne zwischen Geld- und Brief-Kurs ist deutlich höher als an der Börse. «Daher halten wir in unserem News-Letter stets fest: Ausserbörsliche Aktien dürfen nur mittels Limite gekauft oder verkauft werden, wegen allfälligen grösseren Schwankungen», sagt der Vermögensverwalter. Anleger müssten Geduld mitbringen.

Auf welchen Aktien setzen die Experten in der aktuellen angespannten Börsensituation? Rüegsegger agiert bei den Nebenwerten aufgrund der «aktuellen Lage» ähnlich wie bei den kotierten Aktien: Er empfiehlt eine Übergewichtung von Gesellschaften mit tiefer konjunktureller Abhängigkeit wie Versorger, Nahrungsmittelhersteller, Gesundheitsdienstleister und Produzenten von Basiskonsumgütern. Die Unternehmen müssten ein gutes Management und eine langfristige Strategie aufweisen. Bei der Auswahl achtet der Quantex-Fondsmanager auf solide Bilanzkennzahlen, d.h. eine tiefe oder keine Verschuldung, eine konservative Bewertung der Aktiven, keinen oder kaum Goodwill bzw. immaterielle Werte und wie erwähnt transparent berichtende Gesellschaften.

Wegen tiefer Verschuldung wenig zinssensitiv

«Die KMU-Unternehmen sind in der Regel weniger stark verschuldet, weisen eine hohe Eigenkapitalquote und geringe Nettoverschuldung auf», sagt Sascha Hitz. Dies mache sie bei Krisen resilienter. Dank der geringen Verschuldung seien die Gesellschaften von Zinserhöhungen weniger stark betroffen. Aufgrund ihrer Grösse seien sie zudem agiler und könnten in der Regel schneller auf Entwicklungen wie Inflation und Rezession reagieren.

Aktuell mag Perger die Aktien aus dem Medtech- und dem Pharmabereich. Diese Unternehmen hätten ihre Prognosen kaum anpassen müssen. Auch Tech-Aktien hätten übertriebene Rückschläge hinnehmen müssen und seien oft wieder attraktiv. Finanztitel erachtet der Analyst als zu wenig spannend. Er glaubt aber nicht, dass die steigenden Zinsen grosse Verluste im Hypothekar- oder Kreditgeschäft bringen werden. Dafür seien die Polster zu gross. «Beim Thema Energie ist die Fantasie jedoch schon eingepreist», so der Analyst von Research Partners. Auch im Bereich «neue Energien» zu denen Perger Windkraftausrüster Gurit oder den Solarausrüster Meyer Burger zählt, gibt es für ihn wenig attraktive Anlagen.

«Die Auswahl ist im OTC-Bereich etwas eingeschränkt, zumal ein Grossteil der gehandelten Aktien, geschätzt ein Drittel, aus den Branchen Banken sowie Tourismus und hier vor allem Bergbahnen stammt», so Rüegsegger. Übergewichten würde er die Versorger CKW und Repower, die von den hohen Energiekosten in den nächsten Jahren profitieren werden und antizyklisch Holdigaz und Wasserwerke Zug (WWZ), Diese Gesellschaften würden zwar mittelfristig unter hohen Gestehungskosen leiden, mittelfristig die Preise aber weitergeben können und die erwähnten Kriterien erfüllen.

«Im Moment keine Aktien kaufen»

Absolute «Buys» sind für den Quantex-Fondsmanager Griesser und Weiss+Appetito, wenn diese auch etwas zyklischer seien. Reishauer empfiehlt er – trotz hoher Konjunkturabhängigkeit – wegen des starken Kursrückgangs ebenfalls. Die Gesellschaft sei völlig überfinanziert, sodass sie in den letzten Jahren noch jede Krise problemlos «überstehen» konnte. Diese drei Unternehmen empfehlen sich zudem in der längerfristigen Optik und auch, falls man davon ausgehe, dass die Rezession weniger schlimm ausfalle als angenommen.

Hans Peter Diethelm empfiehlt im Moment keine Aktien zum Kauf, denn «die Zinsen dürften noch steigen, auch wenn die US-Inflation gerade auf 7,7 % zurückging». Die Gewinne würden sich wegen den stark gestiegenen Energiekosten weiter reduzieren wie etwa jüngst bei Geberit. Der Vermögensverwalter legt momentan nicht in ausserbörsliche Aktien an, hat aber diverse Titel-Aufträge im Orderbuch der Banken platziert. Das KGV dieser «Geld-Kurse» sei vernünftig. «Für kurzfristiges Traden eignen sich OTC-Titel aber überhaupt nicht.»

schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – Juni-Zwischenbilanz

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Die meisten repräsentativen Aktien-Indizes bleiben auf Rekordkurs, vereinzelt, wie in Japan, geht es aber auch nur seitwärts. Die Unternehmensgewinne liegen zumeist über den Erwartungen, der Renditeanstieg an den Anleihemärkten hat sich zuletzt wieder abgeflacht. Alles bestens also? Kommt auf die Auswahl an, denn ein Favoritenwechsel liegt in der Luft.

Das erste Halbjahr ist zu Ende. Das ist traditionell auch die Zeit für eine Zwischenbilanz. Das laufende Jahr ist jedoch in vielerlei Hinsicht atypisch. In den Wintermonaten war noch ein weitreichender Lockdown installiert, erst allmählich kehrte im Frühjahr eine Normalisierung der Bedingungen ein. Die veröffentlichten Zahlen sprechen für sich. So zeigt die Fremdenverkehrsbilanz für 2020 einen Rückgang der Umsätze um 47,8% auf 9.4 Mrd. CHF, so das Bundesamt für Statistik.

Schweizer Börse in Rekordlaune

Doch die Börse scheint das alles bisher wenig zu kümmern. Der SPI kletterte seit Jahresbeginn um weitere 15%, der SMI um 12%. Allerdings verläuft die Kursentwicklung einzelner Aktien und Industrien durchaus differenziert. Das Luxusgüter-Segment übernahm die Führung: Richemont legte um über 40% in den ersten sechs Monaten zu, Swatch um über 30% und Givaudan um immerhin 16%. Partners Group zählte mit einem Plus von 35% zu den besten Performern. Aber auch Schwergewichte wie Nestlé mit 11% gewannen deutlich. Fast alle Aktien legten zu, doch CS liegt um mehr als 12% hinten. Die Archegos- und Greensill-Debakel waren wohl doch zu viel des Schlechten. So entfällt mehr als die Hälfte der von der Finanzindustrie erlittenen Verluste durch das Archegos-Desaster allein auf CS.

Alternative Szenarien denkbar

Dabei ist aber im hohen Kursniveau und in den oft ambitionierten Bewertungen bereits die beste aller Welten eskomptiert. Die BIZ in Basel hat zwei weitere Szenarien entwickelt: Die Inflation könnte doch höher als gemeinhin angenommen ausfallen und länger andauern oder, alternativ, das Virus könnte die Weltwirtschaft länger und stärker im Griff behalten, als es sich in den gegenwärtig optimistischen Annahmen widerspiegelt, was die wirtschaftliche Erholung verzögern würde. Sollte die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne zu wünschen übrig lassen, wäre die Börse für signifikante Korrekturen anfällig.

Geringe Schwankungen der Favoriten

Doch ob nun zyklische Aktien ihren Gipfelsturm fortsetzen oder sich die beginnende Wiederentdeckung defensiver Aktien verstärkt, am Ende kommt es bei der Performance doch auf die Auswahl und die Perspektiven der Einzeltitel an. Im Juni kam es bei den Valoren der Favoritenliste von schweizeraktien.net nur zu geringen Kursveränderungen in beide Richtungen. Während Ypsomed wieder zurückgefallen ist, konnte Barry Callebaut Boden gutmachen. Die beiden Starperformer Swissquote und Coltene haben sich trotz Gewinnmitnahmen auf dem erhöhten Niveau halten können. Der Ausblick bei beiden Unternehmen bleibt positiv. Das gilt bei allen Favoriten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So sollte die Tatsache, dass inzwischen fast alle US-Amerikaner geimpft sind, dazu führen, dass die durch die Pandemie aufgehaltene Markteinführung der YpsoPump durch den Partner Eli Lilly in den USA nun beschleunigt von statten gehen wird.

Kursverlauf der Ypsomed-Aktie während der letzten zwei Jahre. Chart: money-net.ch
Durchschnitts-Performance

Bei den kotierten Aktien der Favoritenliste liegt die durchschnittliche Performance nach sechs Monaten bei 24,7%, bei den ausserbörslich gehandelten Aktien beträgt sie 11,7%, bezogen auf alle Titel sind es 18,9%. Dividenden bleiben unberücksichtigt.

Einstiegschance bei Vifor Pharma

Gibt es Gelegenheiten für das Portfolio, so sollte man sie nutzen. Das ist gegenwärtig angesichts des allgemein hohen Kursniveaus nicht einfach. Doch beim Pharma-Konzern Vifor bietet sich eine solche Einstiegschance. Die Aktie ist nach mehreren Durchstartversuchen doch immer wieder zurückgefallen. So auch zuletzt. Der Kurs rutschte kurzzeitig unter 120 CHF. Am 24. Juni meldete Vifor, dass der bisherige CEO Stefan Schulze zurücktritt und am 16. August sein Nachfolger Abbas Hussain übernimmt. Vielleicht gab es Differenzen zur weiteren Strategie. Doch der neue CEO ist ein ausgewiesener Pharma Executive mit langjährigen Stationen bei Eli Lilly und GSK. Dort war er in den letzten fünf Jahren Global President Pharmaceuticals and Vaccines.

Der Kurs der Vifor-Aktie rutschte zuletzt kurzzeitig unter 120 CHF. Chart: money-net.ch
Neue Besen kehren gut

Bei der Globalisierung von Vifor, schlagkräftigen Partnerschaften und der Skalierung des Produktportfolios könnte er nun den Sprung aufs nächste Level bewirken. Hilfreich könnte dabei auch der Private-Equity-Hintergrund des Kandidaten sein. Mehr zum Unternehmen findet sich in der schweizeraktien.net Evaluierung „Vifor Pharma: Wachgeküsst?“ von Ende November 2020. Die Aktie wird mit einem 2-Jahres-Anlagehorizont per Anfang Juli der Favoritenliste 2021 hinzugefügt.

Dividendenstrategie 2021: Die Herausforderungen für Anleger steigen

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Banking and finance, Saving money for future growth concept: Pours water from a watering can, Green sprout on bucket full of coins and graph growth business investment .

Jahrelang sind die jährlichen Ausschüttungssummen der börsenkotierten Unternehmen stetig gestiegen, zuletzt auf 1.428 Bio. USD. Doch 2020 sorgt nun die Pandemie in den meisten Industrien für eine abgeschwächte Nachfrage oder sogar echten Stress. Vielfach steht die Dividendenfähigkeit ernsthaft in Frage. Sind nun mit Blick auf ein wohl schwieriges Jahr 2021 Anpassungen im Dividendenportfolio angebracht?

Steigende Unternehmensgewinne und Dividenden sind Ausdruck einer gesunden und wachsenden Wirtschaft. Für 2016 lagen die globalen Ausschüttungen bei 1.164 Bio. USD und zeigten in den beiden Folgejahren Zuwächse von 8% und 9,8%. Für 2019 betrug der Zuwachs immerhin nochmals beachtliche 3,6% – so jedenfalls die global aktive Fondsgesellschaft Janus Henderson.

Ausschüttungssumme im zweiten Quartal um 20% gefallen

Bereits seit 2009 führt die Gesellschaft den aus den globalen Top 1’200, nach Marktkapitalisierung gerankten, Dividendenzahlern zusammengestellten Janus Henderson Global Dividend Index. Der zeigt nun im zweiten Quartal 2020 zum ersten Mal einen Rückgang um rund 20% an. Als Summe ausgedrückt fielen die Ausschüttungen um 108.1 Mrd. USD auf 383.2 Mrd. USD. Das ist das schwächste Quartal seit 2012! Volle 27% der ausschüttenden Unternehmen kürzten oder strichen die Dividende.

Globale Dividenden (in Mrd. USD)
Globale Dividenden (in Mrd. USD). Quelle: Janus Henderson
Schweiz und Nordamerika in Sonderstellung

Allerdings sind die Dividendenkürzungen und -streichungen nach Ländern, Regionen und Industrien höchst unterschiedlich verteilt. Europa kommt besonders schlecht weg. In Frankreich, dem europäischen Land mit den höchsten Dividendenausschüttungen, fiel die Summe auf den tiefsten Stand seit mindestens 10 Jahren. In den USA und insbesondere Kanada blieben die aggregierten Dividendenzahlungen dagegen nahezu unverändert. Die gute Nachricht ist, dass die Ausschüttungssumme in der Schweiz im zweiten Quartal auf bereinigter Basis nicht zurückgegangen ist. Die Bereinigung bezieht sich auf Wechselkursveränderungen und die für UBS und CS angeordnete Zurückstellung der hälftigen Ausschüttung.

Schweizer Unternehmen schütten 23.2 Mrd. USD im zweiten Quartal aus

In Summe zahlten die Schweizer börsenkotierten Gesellschaften im zweiten Quartal beachtliche 23.2 Mrd. USD an Dividenden. Mit 8.23 Mrd. USD führt Nestlé nicht nur die Liste der Schweizer Top-Dividendenzahler an, sondern ist weltweit der führende Dividendenzahler. Auf Rang 2 in der Schweiz folgt Zurich Insurance mit 3.1 Mrd. USD; weltweit liegt Zurich Insurance damit immerhin auf Rang 14. Swiss Re zahlte 1.99 Mrd. USD und belegt damit Rang 3 in der Schweiz und Rang 28 in der globalen Liste. Sowohl Nestlé als auch Swiss Re befinden sich bereits seit November 2018 in der Auswahl-Liste der jährlichen schweizeraktien.net Dividendenstrategie.

Sistierte und gekürzte Dividenden in der Schweiz

Nur Sonova hat die Dividende für 2019 ganz gestrichen, Swiss Life und Swatch haben die Ausschüttung gekürzt. Im Verlauf des dritten Quartals hat sich das Bild aber weiter eingetrübt. Mikron kürzte von 3.3 Mio. CHF Ausschüttungssumme auf 1 Mio. CHF. Valora und Aevis Victoria strichen die Ausschüttungen zwischenzeitlich ganz. Sonova setzte auch das Aktienrückkaufprogramm aus. Die Banken stehen weiterhin unter dem wachen Auge der Finma, die vor allem eine Krise des Finanzsystems abwenden und keinesfalls eine Verschlechterung der Eigenmittelausstattung der systemrelevanten Finanzintermediäre riskieren will. Bei vielen weiteren Unternehmen steht eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2020 durchaus ernsthaft infrage, denn wichtiger als die Dividende dürfte es auch für die Aktionäre sein, die Liquidität zu schonen – und vor allem das Überleben sicherzustellen.

Top Spot für Healthcare

Die unerwartete Krise zeigt, dass nicht jede sogenannte Dividenden-Strategie wirklich langfristig funktioniert. Wie in allen Investmentangelegenheiten zahlt es sich aus, kritisch an die Aktien-Auswahl heranzugehen und diese immer wieder auf Herz und Nieren zu prüfen. Wie sich zeigt, ist die in den Vorjahren getroffene Auswahl soweit ganz gut über die Krise gekommen. Dabei ist der mit 5:4 auf den Healthcare-Sektor gelegte Schwerpunkt generell positiv mit Blick auf die Dividendenhöhe und -sicherheit zu bewerten. Dies vor allem, weil die Gewinnentwicklung der gewählten Aktien nicht wirklich leidet und damit die relative Attraktivität der Aktien zunimmt versus Aktien aus zyklischen Industrien oder Branchen, die von der Pandemie stärker betroffen sind.

Consumer Staples – noch ein Fels in der Brandung

Die relative Attraktivität gilt auch für den Weltmarktführer in der Nahrungsmittelindustrie, Nestlé. Untenstehende Grafik zeigt am Beispiel des amerikanischen S&P 500 Index, welche Veränderungen in der Gewinnentwicklung der einzelnen Sektoren die Analysten für das dritte Quartal erwarten. Wie schnell ersichtlich wird, sind Healthcare und nicht zyklische Konsumgüter die Sektoren, die neben Technologie die geringsten Einbussen zu erwarten haben. Die nachhaltige Dividendenfähigkeit dieser Sektoren steht somit kaum infrage.

     

Neun Aktien – neunmal Dividendenerhöhung in 2020

Ausnahmslos alle neun Titel, die im November 2018 respektive November 2019 in das Dividenden-Portfolio aufgenommen worden waren, erhöhten im laufenden Jahr die Ausschüttung pro Aktie, z. T. deutlich. Dies steht im Kontrast zu den meist nur gehaltenen oder sogar gekürzten oder gestrichenen Dividenden in der Schweiz und weltweit. Jedes dividendenorientierte Portfolio sollte nicht nur die absolute Höhe der Ausschüttungen der infrage kommenden Aktien in Betracht ziehen, sondern vor allem die Perspektiven für fortgesetzte Gewinnsteigerungen und damit Dividendenkontinuität sowie -steigerungspotenzial. Dabei sind die Empfehlungen von Banken und Börsenratgebern nicht immer hilfreich. Ein Rückblick auf die vor einem Jahr populären Tipps hinsichtlich Dividendenaktien offenbart das ganze Ausmass der Schieflagen. Demgegenüber beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der auf schweizeraktien.net ausgewählten neun Aktien aktuell trotz der teilweise erhöhten Kursbasis überdurchschnittliche 4,2%.

 

Vorstellungskurs

Kurs 22.10.20 Performance Aktuelle Dividenden- rendite (2020)
Nestlé 85.14 106.32 24.90% 2.50%
Novartis 80.4 76.63 -4.70% 3.90%
Roche 257.20 298.40 16.00% 3%
Galenica 46.42 60.30 29.90% 3.00%
Landis & Gyr 62.05 52.35 -15.60% 6.00%
Swiss Re  91.26 67.48 -26% 8.70%
BB Biotech 64.20 60.85 -5.20% 5.60%
SIG Combibloc 14.16 19.27 36.10% 2.00%
HBM Healthcare 200.00 273.00 36.50% 2.80%
Durchschnitt     10.40% 4.20%
Vorstellungskurs für alle Aktien ist der 26.11.18 ausser HBM Healthcare und SIG Combibloc, bei denen es der 11.11.19 ist. Quelle: SIX Swiss Exchange
         
Trennung von Landis + Gyr

Auch wenn nicht alle Aktien im Plus liegen, die durchschnittliche Performance der Aktien liegt mit 10,4% deutlich im positiven Bereich. Dazu kommen die Dividenden, sodass der Total Return p.a. bei rund 9% liegt. Die Auswahl ist langfristig angelegt, dennoch ist festzustellen, dass die Auswirkungen der Pandemie zumindest im Fall Landis + Gyr so gravierend sind, dass es spätestens jetzt besser ist, sich von der Aktie zu trennen. Auftragseingang, Umsatz, Projektentwicklung – alle wichtigen Parameter zeigen prozentual zweistellige Rückgänge. Bereits im November 2019 waren Gewinnmitnahmen nahegelegt worden, nachdem die Aktie innert eines Jahres um 78% zugelegt hatte.

Chart LandisGyr
Seit dem Absturz im März hat sich die Landis-Aktie nicht mehr erholt. Chart: moneynet.ch
Mega-Caps auf Kurs

Die drei Mega-Caps Nestlé, Novartis und Roche bleiben auf Erfolgskurs, auch wenn die breit diversifizierten Aktivitäten zum Teil zeitweilig mehr oder weniger unter den von der Pandemie geprägten Bedingungen leiden. Dem stehen jedoch Konzernbereinigungen wie bei Nestlé gegenüber, die das Ziel haben, sich auf wachstums- und margenstärkere Segmente zu konzentrieren. Novartis hat die Tochter Alcon erfolgreich an die Aktionäre als Sachdividende verteilt, was, beiläufig bemerkt, die Rendite der Aktie erheblich besser aussehen lässt als die blosse Kursveränderung der letzten zwei Jahre. Roche ist auf Onkologie und Immunologie spezialisiert, wo die Erkenntnisse der Forschung und die technologischen Möglichkeiten zu bahnbrechenden, aber auch teuren neuen Diagnostika und Therapeutika führen. Es gibt keinen erkennbaren Grund, von diesen drei Aktien als Nukleus eines Schweizer Dividenden-Portfolios abzurücken.

Galenica mit stetiger Geschäftsentwicklung

Das gilt auch für Galenica, den 1927 gegründeten Apothekenbetreiber und -grossisten, bei dem sich auch für 2020 ein Umsatzanstieg von gut 4% abzeichnet. Während EBIT und Gewinn stagnieren, dürfte die Dividende dennoch um 4% erhöht werden. Das sagt jedenfalls der Konsens von 11 Analysten, die die Galenica-Aktie abdecken. Für die beiden Folgejahre wird erwartet, dass EBIT und Gewinn kräftiger als der Umsatz zunehmen und jeweils Anhebungen der Ausschüttungen im mittleren einstelligen Prozentbereich vorgenommen werden. Die Analystenschätzungen weisen eine geringe Streuung auf, was charakteristisch für das hochgradig prognostizierbare Geschäft von Galenica ist. Das Unternehmen hat wenig Konkurrenz und baut systematisch das Beauty- und Eigenmarkengeschäft aus, das höhere Margen bietet.

Biotech – Wachstum und Dividenden

Zwei Investments sind im Biotech- respektive Healthcare-Sektor angesiedelt. Es handelt sich um die Beteiligungsgesellschaften BB Biotech, seit November 2018 im Portfolio, sowie HBM Healthcare, der vor einem Jahr der Vorzug gegeben worden war. Zwischenzeitlich kletterte der Kurs um 36%, die Dividendenrendite ist daher trotz Erhöhung auf 2,8% gesunken. Die Gesellschaften verfolgen unterschiedliche Investmentansätze und Strategien. Während BB Biotech schwerpunktmässig auf etablierte und profitable Biotech-Grössen und auch innovative Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe setzt, kommt der über die letzten Jahre hohe Gewinnanstieg bei HBM Healthcare davon, dass Beteiligungen, die teilweise vor über 10 Jahren initiiert wurden, nun zur Börsenreife gelangt sind oder lukrative Angebote von grösseren Playern auf sich ziehen. Allein die Beteiligung Cathay brachte bei ihrem Börsengang in Hongkong Bewertungsgewinne von über 400 Mio. CHF. CEO Wicki erläuterte im August im schweizeraktien-Interview, warum noch viel Raum zur Expansion besteht. Das BB Biotech-Investment bleibt trotz der wenig inspirierenden Kursentwicklung fortbestehen, denn es bietet gut gewählte Exposure zur chancenreichen US-Biotechnologie, eine Wachstumsindustrie mit und ohne Pandemie.

Bei Performance und Dividende können die Aktien von HBM überzeugen. Chart: moneynet.ch
SIG Combibloc

Ebenfalls um 36% brachte die Neuaufnahme des vorigen Jahres, SIG Combibloc. Das Wachstumstempo wird zwar durch die Pandemie in einzelnen Regionen vorübergehend gedämpft, doch an den Tendenzen zur Müllvermeidung und Nutzung von Recyclingmaterialien ändert sich nichts. Die Kreislaufwirtschaft steht weltweit auf der Agenda weit oben.

Gute Performance trotz Krise: die Aktie von SIG Combibloc. Chart: moneynet.ch
Swiss Re

Swiss Re zahlt eine hohe Dividende, dafür muss der Aktionär die Risiken des Rückversicherungsgeschäftes mittragen. Im ersten Halbjahr 2020 lag das Prämienwachstum bei 10%, der Gewinn lag bei 865 Mio. USD vor Covid-bezogenen Schadenfällen und Rückstellungen. Diese beliefen sich auf 2.5 Mrd. USD, wodurch ein Verlust von 1.1 Mrd. USD entstand. Die Solvenz des globalen Top-Rückversicherers liegt über dem Industriestandard und den regulatorisch geforderten Quoten. Der nicht überraschende und vorübergehende Kursrückgang ist hinzunehmen.

Fazit

Krisen, externe Schocks und rezessive Tendenzen sind für einkommensorientierte Anleger immer grosse Herausforderungen, denn es gilt, sowohl das Kapital zu erhalten als auch nachhaltige Dividendeneinkünfte zu erzielen. Unnötige Risiken sind zu vermeiden. Solange es keine stichhaltigen Gründe für massiv verschlechterte Perspektiven bei den Einzeltiteln gibt oder sich die Dividendenperspektiven für bislang nicht berücksichtigte Sektoren oder Unternehmen signifikant verbessern, gibt es keinen Anlass für Änderungen in der Zusammensetzung. Die Lage kann natürlich in sechs Monaten oder einem Jahr anders sein.

Novartis, Nestlé & Co.: Comeback der defensiven Aktien

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Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Ab Mitte 2016 waren defensive Aktien aus den Sektoren Pharma, Nahrungsmittel, Tabak in einem relativen Abwärtstrend, da sich plötzlich die davor jahrelang herrschende Eurosklerose als Folge der Liquiditätsschöpfung und der historisch tiefen Zinsen in einen Wachstumsboom verwandelt hatte. Zyklische Aktien waren plötzlich gefragt und zeigten bis Anfang 2018 auch eine überzeugende Outperformance. Doch der im März vom US-Präsidenten angekündigte internationale Zoll- und Handelskrieg ist inzwischen in vollem Schwung – und die Rotation in defensive Aktien ebenfalls.

Die meisten Investoren bleiben jedoch weitgehend unverändert auf globales Wachstum eingestellt, und ihre Portfolien sind immer noch entsprechend positioniert. Das hat jedoch weitsichtige Anleger nicht davon abgehalten, die günstigen Bewertungen der nicht zyklischen Aktien im Frühjahr zum Aufbau von Positionen zu nutzen. Die Wiederentdeckung erfolgte allerdings nicht überall zeitgleich. Während die in London kotierte GSK Glaxo SmithKline bereits seit März eine sichtbare Umkehrformation mit gut 20% Kursgewinn vollzogen hat, wurden die Schweizer Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé erst gegen Ende Juni aus ihrer Seitwärtsbewegung gerissen und drehten dann kraftvoll nach oben. Zur Überraschung vieler Anleger, denn die drei Blue Chips galten zuletzt als lahme Enten.

Devisenmärkte in Bewegung

Bei der Betrachtung von GSK vs. Novartis drängt sich auf, die Entwicklung an den Devisenmärkten mit ins Kalkül zu ziehen. Während das britische Pfund nach einer Erholungsphase in 2017 dieses Jahr erneut zur Schwäche tendiert, hat der Franken nach einer Seitwärtsbewegung in den ersten Monaten des Jahres einen neuen Höhenflug gestartet, allerdings nicht in USD. Da aber der USD seinerseits Stärke zeigt, sind USD und CHF die härtesten Währungen und ziehen folglich Kapital aus den anderen Währungsräumen an.

Vergleich der Kursentwicklung GSK Glaxo SmithKline (blaue Linie) mit Novartis (schwarze Linie) im Jahr 2018. Quelle: marketwatch.com

Vorteile von Dividendenaktien

Die Motive der Käufer von defensiven Aktien sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dividende. Zum einen sind ihre Höhe und auch die langfristige Steigerungsfähigkeit entscheidende Kriterien für Investoren, die Einkommen generieren wollen. Zum anderen bietet eine hohe Dividendenrendite zum Einstiegszeitpunkt auch eine gewisse Sicherheit für ein über kurz oder lang zu befürchtendes weniger günstiges Börsenumfeld.

Protektionismus verdirbt Börsenparty

Genau das ist in den letzten Monaten jedoch brachial in das „Goldlöckchen-Szenario“ der Anlegerschaft eingedrungen, und zwar in Form von Zöllen und Handelsschranken. Zyklische Aktien aus den Bereichen Automobil, Investitionsgüter etc. beendeten an der Börse ihren Aufwärtstrend abrupt und verloren in 2018 bisher zweistellig, z.B. Daimler von 76 EUR auf 54 EUR und Caterpillar als Leitaktie im Dow-Jones vom All-Time High bei 173 USD auf 132 USD.

Kursentwicklung von Caterpillar (blaue Linie ) im Vergleich zum Dow Jones (schwarze Linie). Quelle: marketwatch.com

Setzt sich der Wachstumstrend fort?

Gegenwärtig scheint es bei den Investoren zwei Lager zu geben. Das grössere der beiden bleibt von der Fortsetzung des Wachstumskurses der letzten Jahre überzeugt und interpretiert Trumps sprunghaftes „Geschäftsgebaren“ als Taktiererei, um mehr für sich und seine Wiederwahlchancen und die USA herauszuholen. „Ein Sturm im Wasserglas“, so liesse sich die Betrachtungsweise der Mehrheit zusammenfassen. In den Portfolios der Investoren, die eine solche Perspektive einnehmen, sind und bleiben defensive Sektoren untergewichtet – noch.

Oder sind rezessive Tendenzen zu erwarten?

Das andere Lager ist weniger optimistisch, was die weiteren Perspektiven für das globale Wachstum anbelangt. Solche Portfolios spiegeln in unterschiedlichem Ausmass die Vorsicht wider, und defensive Sektoren und Value-Aktien sind höher gewichtet. Und manche Investoren bewegen sich dazwischen und schichten nach und nach entsprechend der Branchenrotation um.

Das Revival der defensiven Aktien. Die Linie setzt die defensiven Aktien im Verhältnis zu den zyklischen. Das Balkendiagramm zeigt das Bruttoinlandprodukt in der Eurozone in den letzten fünf Jahren. Quelle: ukreuters.com

September und Oktober im Blickfeld

Noch ist offen, ob sich das globale Wirtschaftswachstum weiter abkühlen wird oder doch noch einmal beschleunigt. Abgesehen von den verschiedenen Frühindikatoren gilt es vor allem, die politische Bühne im Blick zu behalten. Bisher gingen die Impulse für protektionistische Massnahmen überwiegend von Trump aus. Die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt können als vielleicht einziges Land wegen der wirtschaftlichen Dominanz ihre Agenda auch durchsetzen. Ob es sich bei den weitergehenden Androhungen von neuen Zöllen nur um Einschüchterungsversuche handelt oder diese tatsächlich auch vollumfänglich umgesetzt werden, wird sich im September und Oktober zeigen. Die China angedrohten Zölle auf ein weiteres Exportvolumen von 200 Mrd. USD werden bis Anfang September entweder verworfen, abgeändert oder aber eingeführt. Ähnlich verhält es sich mit den der EU angedrohten Zöllen auf Automobile. Hier ist der Oktober voraussichtlich der Monat der Entscheidung.

Branchenrotation im Gang

Wie die Dinge liegen, ist wohl von einer weiteren Eskalation auszugehen und damit einer weiteren Abkühlung des Wachstumstempos und des Investitionsklimas. Fall-out wie der Türkei-Crash und die weitergehenden Effekte an den Devisenmärkten dämpfen die Wachstumserwartungen zusätzlich. Für die Börse ist daher zu erwarten, dass die Branchenrotation in defensive Aktien und Sektoren andauert. Da zumindest bei den Titeln mit hoher Marktkapitalisierung ausländische institutionelle Anleger die Kurse machen, ist deren Einschätzung massgebend.

Schwergewichte mit erstaunlicher Trendwende

Die jüngste Kursentwicklung zeigt, dass die Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé gar nicht so schwer sind, wenn nur ausreichend Nachfrage bei den Aktien herrscht. Roche ist um gut 20% seit Juni gestiegen, Novartis und Nestlé jeweils um rund 15%. Bei Novartis hat dieses Jahr ein neuer CEO den Taktstock übernommen. Er will sich von margen- und wachstumsschwachen Bereichen trennen und Novartis auf das Kerngeschäft Arzneimittel refokussieren. Ein wichtiger Meilenstein wird der Spin-off von Alcon, dem Ophtalmologiebereich, im kommenden Jahr werden, wenn, wie erwartet, die GV im Februar 2019 zustimmt.

Management hat Kerngeschäft im Fokus

Refokussierung auf das Kerngeschäft und Steigerung der Margen ist auch das Rezept bei Nestlé, wo ebenfalls ein neuer CEO für frischen Wind sorgt. Beide Aktien waren auf schweizeraktien.net bereits vor dem letzten Jahreswechsel und danach als aussichtsreich dargestellt worden. Die Aktionäre brauchen jedoch Geduld, denn wie sich der Kurs eines Ozeandampfers nicht so plötzlich ändern lässt, so braucht es bei grossen Konzernen auch ein wenig Zeit. Für beide Aktien spricht neben dem Managementaspekt und der Branchenrotation in defensive Titel die hohe und steigerungsfähige Dividendenrendite sowie eine immer noch relativ attraktive Bewertung.

Schilthornbahn: 55. Generalversammlung im Zeichen des Jubiläums – Sonderdividende beschlossen, Rekordbesuch mit 346 Aktionären

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Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Die Schilthornbahn hat Grund zum Feiern: Vor genau 50 Jahren wurde die durch James Bond weltbekannt gewordene Bahn im Berner Oberland in Betrieb genommen. Auch die Aktionäre der Schilthornbahn AG feierten anlässlich der Jubiläums-Generalversammlung mit. Insgesamt nahmen 346 Aktionäre an der 55. Generalversammlung teil. Gegründet wurde die Gesellschaft bereits fünf Jahre vor der Eröffnung der Bahn. Verwaltungsratspräsident Peter Feuz zeigte sich bei der Begrüssung der Aktionäre und Gäste erfreut über die grosse Teilnehmerzahl und das damit gezeigte Interesse der Anteilseigner an ihrem Unternehmen. Denn gegenüber dem Vorjahr, in dem nur 240 Aktionäre die Versammlung besuchten, stellte die Aktionärszahl einen markanten Anstieg dar.

Stolzer Rückblick auf 50 Jahre Schilthornbahn

Nicht ohne Stolz berichtete Peter Feuz anlässlich des Jubiläums über die wichtigsten Meilensteine in der Firmengeschichte. Am 12. Juni 1967 begann mit der Inbetriebnahme des letzten Teilstücks Birg-Schilthorn die Erfolgsgeschichte der Bahn. Gleichzeitig startete mit der Eröffnung des ersten Drehrestaurants Piz Gloria auch eine neue Epoche der Berggastronomie in den Alpen. Die anfänglich von zahlreichen Kritikern vorgebrachten Einwände und deren Skepsis gegenüber dem Projekt erwiesen sich rasch als Makulatur. Trotz der schwierigen Finanzierungssituation, die mehrere Kapitalerhöhungen erforderte, erreichte die Bahn bereits im vierten Jahr die Gewinnzone. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Projektes leisteten die Dreharbeiten zum James-Bond-Film «Im Geheimdienst ihrer Majestät», der 1969 in die Kinos kam, und von dem die Bahn noch heute profitiert. Zu den belastenden Faktoren gehörten damals die aufwendigen Bauarbeiten und die starke Bauteuerung. Doch schon 1974 war es der Gesellschaft möglich, den Aktionären eine Dividende auszuzahlen.

Übernahme weiterer Bahnen

Die Schilthornbahn besteht nicht nur aus der legendären Bahn auf das Schilthorn, sondern aus zahlreichen weiteren Bahnen. Diese konnten alle von den früheren Eigentümern übernommen werden. Neben den zahlreichen Gondelbahnen, die ab dem Jahr 1993 durch Neubauten ersetzt wurden und damit die Attraktivität des Skigebiets steigerten, erwarb die Schilthornbahn auch die Standseilbahn Mürren-Allmendhubel von der Jungfraubahn. Diese für Mürren sehr wichtige Bahn durfte nicht abgebrochen werden. Feuz beteuerte auch die Wichtigkeit der Qualität der Anlagen und deren Benutzerfreundlichkeit. In den letzten Jahren habe die Gesellschaft daher nicht nur in die Erneuerung der Bahnen, sondern auch massiv in die Verbesserung der Pistenqualität investiert. Essenziell für den Erfolg sei die künstliche Beschneiung der Pisten geworden, ergänzte der VR-Präsident. Die Unternehmensgeschichte von der Gründung bis zum 50-jährigen Jubiläum hat die Bahn in einem Buch zusammengefasst, das die GV-Besucher am Ende der Versammlung als Geschenk mitnehmen durften.

2016 mit zahlreichen Höhepunkten

CEO Christoph Egger (r.) und VRP Peter Feuz. Bild: schweizeraktien.net

Über den Geschäftsgang im 2016 und das laufende Jahr informierte CEO Christoph Egger die Aktionäre im Anschluss an das Referat von Peter Feuz. Ein Höhepunkt sei die Inbetriebnahme des komplett sanierten Gipfelgebäudes am 9. Dezember 2016 gewesen, berichtete Egger. Bereits in der Wintersaison 2015/16 hätten die Besucher vom neuen, deutlich komfortableren Skiausgang auf Piz Gloria profitieren können. Das absolute Highlight sei jedoch die Eröffnung des Thrill Walk bei der Mittelstation Birg am 7. Juli 2016 gewesen. Der neue Felsensteg werde von den Gästen sehr positiv aufgenommen, so Egger. Dies zeigte sich auch in den Besuchsfrequenzen des Restaurants Birg, das nun wesentlich besser genutzt werde. Egger verwies dabei auf die markant höheren Umsätze.

37’000 zusätzliche Besucher dank UBS-Aktion

Einen starken Besucheransturm brachte die Aktion der Schweizer Grossbank UBS, die es ihren Kunden durch ein Sponsoring ermöglichte, für 10 CHF auf den Berg zu fahren. Von dieser Aktion machten im Sommer 2016 über 37‘000 Personen Gebrauch. «Das Schilthorn war der meistbesuchte Berg der gesamten UBS-Aktion, noch vor dem Pilatus und dem Gornergrat», erklärt Christoph Egger sichtlich erfreut. Der grosse Ansturm hatte aber auch Schattenseiten: So mussten die Besucher an Spitzentagen an allen Stationen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ebenfalls zu den Höhepunkten des letzten Jahres gehörte die Neugestaltung des Flower Trails auf dem Allmendhubel. Als richtig erwiesen hat sich nach Informationen von Egger auch die Verlängerung der Betriebszeiten der Bahn während der Sommermonate in die Abendstunden hinein. Vor allem die Besucher aus Asien und den arabischen Ländern reisen oft erst abends an und können dank der verlängerten Betriebszeiten noch auf das Schilthorn fahren. Gleichzeitig wird ihnen ein einmaliges Naturerlebnis mit dem Sonnenuntergang auf dem Berg geboten.

Gute Geschäftszahlen im Berichtsjahr

Die Umsätze in 2016 erreichten mit 26.7 Mio. CHF das Vorjahresniveau und übertrafen damit zum zweiten Mal in der Unternehmensgeschichte die Marke von 25 Mio. CHF. Sehr erfreulich entwickelte sich das Sommergeschäft mit einem vierten Rekord in Folge. So legten die Frequenzen der Luftseilbahn um 12.7% zu. Allerdings konnte sich die Schilthornbahn dem Negativtrend im Wintersportgeschäft nicht entziehen. So gingen die Winterfrequenzen um 6% zurück. Nur dank der maschinellen Beschneiung der Pisten war ein Wintersportbetrieb über die Festtage möglich. Der Verkehrsertrag litt zudem unter den nochmals tieferen Abgeltungsleistungen für die öffentliche Erschliessung von Gimmelwald und Mürren. Trotz diesen belastenden Faktoren konnte der Verkehrsertrag um 0.3% gesteigert werden. Auf der Aufwandseite schlug sich die Frequenzsteigerung bei den Restaurants in einem deutlichen Plus des Warenaufwands um 17.3% nieder. Auch der Personalaufwand legte um 4.4% zu. So fiel der Reingewinn mit 1.9 Mio. CHF um 3.7% tiefer aus als im Vorjahr. Wegen des Jubiläums erhalten die Aktionäre eine Sonderdividende von 14 CHF zusätzlich zur regulären Ausschüttung von 36 CHF.

Erfolgreicher Start ins 2017

Zu Jahresbeginn 2017 entwickelte sich das Geschäft wegen des warmen und trockenen Wetters schwierig, besserte sich aber in den Folgemonaten deutlich. Massive Zuwächse erzielten die Bereiche Gastronomie mit plus 34.7% und die Shops mit plus 29.7%. Aber auch die Bahnfrequenzen stiegen um deutlich mehr als 10% im Vergleich zum Vorjahr an.

Abstimmungen erfolgten einstimmig

Unterhaltung für die Aktionäre mit Sängerin Michele Ryser. Bild: schweizeraktien.net

Im Anschluss übernahm wieder VR-Präsident Feuz das Zepter. Er führte durch die anstehenden Abstimmungen, die allesamt einstimmig zugunsten der Anträge des Verwaltungsrats erfolgten. So wurden der Geschäftsbericht, die Ausschüttung der Dividende, die Entlastung des Verwaltungsrats und dessen Wiederwahl sowie die Wahl der Revisionsstelle von den Aktionären gutgeheissen.

Im Anschluss an die GV feierten die Aktionäre das Jubiläum in einem Festzelt bei einem Apéro riche und einer musikalischen Darbietung der bekannten Sängerin Michele Ryser.

Fotogalerie der Generalversammlung

Immobilienanlagen im Fokus: Nachfrage bei indirekten Immobilienanlagen ungebrochen

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Im aktuellen Tiefzinsumfeld gewinnen indirekte Immobilieninvestitionen an Attraktivität. Bildquelle: KI-generiert mit OpenAI DALL·E

Zum vierten Mal in Folge hat die US-Notenbank ­Federal Reserve den Leitzins unverändert belassen. Die Entscheidungsträger agieren weiterhin vorsichtig, um flexibel auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Massnahmen reagieren zu können. Zwar haben sich die Aussichten zuletzt leicht verbessert, doch warnt die Fed vor der ­weiterhin anhaltenden Unsicherheit und hält für das laufende Jahr vorerst am bestehenden Kurs fest – ggf. mit zwei Zinssenkungen.
Die Schweizer Nationalbank hat den Leitzins erwartungsgemäss um 0,25 Prozentpunkte auf 0 Prozent gesenkt. Für weitere Zinssenkungen lässt sich die SNB alle Optionen offen. Sie kündigt an, die wirtschaftliche Entwicklung genau zu beobachten und bei Bedarf geldpolitische Anpassungen vorzunehmen. «Die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz bleiben unsicher. Entwicklungen im Ausland stellen weiterhin das Hauptrisiko dar», betont die SNB.

REAL Index

Im anhaltenden Tiefzinsumfeld bleibt der Fokus der Investoren auf Schweizer Immobilienaktien und -fonds gerichtet. Der REAL Index hat im Juni nach einer längeren Seitwärtsbewegung wieder zugelegt und dabei ein neues Allzeithoch erreicht. Am 18. Juni 2025 schloss der Index für kotierte Schweizer Immobilienaktien bei 4’366.75 Punkten und verzeichnet eine Jahresperformance von +19,12%. Spitzenreiter im Index bleibt weiterhin die Aktie von Hiag mit einem Jahresplus von aktuell 35,35%. Dahinter folgen Züblin und Swiss Prime Site mit Kursgewinnen von jeweils rund 25%.
Sämtliche im REAL Index enthaltenen Titel weisen für das laufende Jahr eine positive Performance aus. Auch die europäischen Immobilienaktien haben in den letzten Tagen an Wert zugelegt: Der EPRA notiert aktuell bei 1’702.44 Punkten (+6,48%, nicht währungsbereinigt), nur 5 Punkte unter dem bisherigen Jahreshöchstwert.

SWIIT-Index

Nach leichten Kursrückgängen Ende Mai haben die kotierten Immobilienfonds im Juni an Wert gewonnen – trotz der weiterhin hohen Kapitalnachfrage am Primärmarkt. Der SWIIT Index weist aktuell eine Jahresperformance von +4,88% aus und liegt damit nur knapp unter dem bisherigen Höchststand vom 23. Mai 2025 (+5,49%). Noch im Juni starteten zwei weitere Emissionen kotierter Immobilienfonds, wobei man für den Patrimonium Swiss Real Estate Fund 104 Mio. CHF und den Realstone RSF 200 Mio. CHF aufnehmen will.
Nach Abschluss dieser Transaktionen gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor Mitte Juli die nächste grössere Emission folgt – die Kapitalerhöhung des Edmond de Rothschild Real Estate SICAV mit einem Volumen von 395 Mio. CHF. Im dritten Quartal 2025 wird zudem die Lancierung neuer Fonds vorangetrieben. Ende Juli soll der BLKB (CH) Sustainable Property Fund an den Markt gebracht werden. In der Erstemission ist die Ausgabe von Anteilen im Wert von bis zu 160 Mio. CHF geplant. Der Erlös dient für den Kauf eines Startportfolios mit einem geschätzten Marktwert von rund 177 Mio. CHF. Dieses Portfolio besteht aus Liegenschaften der BLKB, weist einen hohen Wohnanteil auf und zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz aus.
Die Cronos Finance SA plant, im September ihren zweiten Immobilienfonds zu lancieren. Der Fokus beim Cronos Immo Fund 2 liegt auf Wohnimmobilien in der Romandie. Das Immobilienportfolio soll zum Start einen Wert zwischen 50 und 75 Mio. CHF aufweisen.

Text: Thomas Marti und Florian Lemberger, Swiss Finance & Property Group

Der Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

Thomas Huber, CEO SKAN Group: «Nervös sind wir nicht, wir haben keine Mitbewerber mit Produktion in den USA»

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Thomas Huber ist seit dem 1. Juli 2017 CEO der SKAN Group AG. Seine Laufbahn bei dem Healthcare-Unternehmen startete Huber 1996 als Sales Engineer. Später stieg er zum Director of Sales auf, bevor er 2009 schliesslich stv. CEO der SKAN Group wurde. Thomas Huber verfügt über einen Master of Science in Electrical Engineering der ETH Zürich. Bild: zvg

Thomas Huber ist seit dem 1. Juli 2017 CEO der SKAN Group AG. Seine Laufbahn bei dem Healthcare-Unternehmen startete Huber 1996 als Sales Engineer. Später stieg er zum Director of Sales auf, bevor er 2009 schliesslich stv. CEO der SKAN Group wurde. Thomas Huber verfügt über einen Master of Science in Electrical Engineering der ETH Zürich. Bild: zvg

Seit 2021, dem Jahr des Börsengangs, erhöhte die SKAN Group den Umsatz um 50% auf 361.3 Mio. CHF und den Jahresgewinn um mehr als das Doppelte auf 46.8 Mio. CHF. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt CEO Thomas Huber die Ursachen für die anhaltende Dynamik im Geschäftsfeld aseptische Abfüllung und Verpackung. Zudem erläutert er die Gründe für eine gerade angekündigte Akquisition und die industrielle Logik innovativer Dienstleistungen für die anspruchsvolle Pharma- und Biotech-Industrie. Huber will ein weiterhin hohes Wachstumstempo erzielen und die bereits auskömmlichen Margen weiter steigern. Trotz mancher Risiken sieht sich der Weltmarktführer in der Isolatorentechnologie in einer starken Wettbewerbsposition.

Das Geschäftsjahr 2024 lief ja prima, Herr Huber. Wie kam es in dem nicht gerade idealen wirtschaftlichen Umfeld zu der imposanten Gewinnsteigerung um 46% auf 40.8 Mio. CHF, zumal Umsatz und EBITDA nicht ganz so stark angestiegen sind?

Wenn wir auf das Geschäftsjahr 2024 zurückblicken, fällt vor allem das starke zweite Halbjahr ins Gewicht. Die SKAN Gruppe erzielte erhebliche Fortschritte auf den Kundenprojekten, was sich in Umsatz- und Ertragswachstum niederschlug. Darüber hinaus lief das höhermargige Service-Geschäft sehr gut.

Spielt dabei eine Rolle, dass das margenstärkere Service-Geschäft inzwischen einen höheren Anteil zum Gruppenumsatz beisteuert?

Im vergangenen Jahr hat sicherlich beides – die Projektfortschritte und der Zuwachs des Service-Geschäfts – eine Rolle gespielt.

Erst im Mai hat die SKAN Group die mehrheitliche Übernahme der slowenischen Metronik angekündigt. Der Automatisierungs- und Digitalisierungsexperte stärkt Ihr Service-Geschäft. Was können Sie unseren Lesern dazu sagen?

Wir haben immer gesagt: Wenn wir eine Übernahme tätigen, muss diese erstens strategiekonform unser Segment Services & Consumables stärken, zweitens unsere Kompetenz in den Bereichen Software oder Robotik erweitern und, drittens, das Margenprofil des Unternehmens verbessern. Metronik erfüllt alle diese Anforderungen.

Als führende Anbieterin von Softwarelösungen für das Produktionsmanagement und die Prozesssteuerung mit einem starken Fokus auf den regulierten Life-Sciences-Sektor bietet Metronik eine attraktive Angebotserweiterung für unsere Kunden. Die nahtlose Einbindung der Metronik-Software in die Produktionsprozesse unserer Kunden ermöglicht es, deren Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu steigern. Zudem wird uns Metronik helfen, unsere eigenen Digitalisierungsinitiativen wie die papierlose Pharmaproduktion schneller voranzubringen.

«Metronik wird uns helfen, unsere eigenen Digitalisierungsinitiativen wie die papierlose Pharmaproduktion schneller voranzubringen»

In Ihrer Medienmitteilung zum ersten Kapitalmarkttag im Mai sprechen Sie vom Austausch mit und der Schulung von Regulatoren. Würden Sie das zum besseren Verständnis bitte für unsere Leser präzisieren?

Jede unserer Anlagen für das aseptische – d.h. keimfreie – Abfüllen biopharmazeutischer Wirkstoffe muss von den zuständigen Regulatoren wie der FDA oder Swissmedic abgenommen werden, bevor sie kommerziell eingesetzt werden darf. Deshalb ist ein gutes Verhältnis zu den Regulatoren wichtig, damit wir als Hersteller ganz genau verstehen, welche Anforderungen gelten und in welche Richtung sie sich weiterentwickeln.

Der wichtigste Wachstumstreiber für die aseptische Isolatorentechnik ist ja die wachsende Anzahl an neuen Therapeutika, die injiziert werden müssen. Bei unserem letzten Interview im September 2023, also vor 21 Monaten, lag die Anzahl der installierten Isolatoren bei rund 1000. Wo steht der Marktführer SKAN Group heute?

Wir liefern pro Jahr rund 100 Isolatoren an unsere Kunden; entsprechend müssten wir aktuell bei etwa 1150 liegen. Da Isolatoren im Preis sehr stark variieren können, ist für uns die Umsatzzahl wichtiger als die Stückzahl. Viele kleine Isolatoren sind für uns genauso wertvoll wie ein paar wenige grosse, insbesondere, da die installierte Basis das Service-Geschäft antreibt.

Das forsche Wachstumstempo der SKAN Group zeigt sich bisher noch nicht in der Kursentwicklung. Chart: six-group.com

Ein weiterer Entwicklungsmesser ist die Anzahl der zugelassenen Arzneimittel, die mittels Ihrer aseptischen Closed-Vials Technologie verpackt werden. Vor 21 Monate waren es fünf Bio-Pharmazeutika. 400 weitere Kandidaten befanden sich damals in den klinischen Versuchsreihen. Wie lauten die Vergleichswerte heute?

Heute liegen wir bei acht Medikamenten, die von den Gesundheitsbehörden in 17 Regionen die Zulassungen erhalten haben. Die Pipeline ist schwierig zu erfassen. Wir gehen davon aus, dass sie in der Grössenordnung von über 400 liegt. Entsprechend dürfte sich das Verkaufsvolumen an Closed Vials sowie damit verbundener Verbrauchsmaterialien, wie Abfüllsets, künftig weiter erhöhen.

Inwieweit ist die SKAN Group von der veränderten Politik der Trump Administration betroffen, beispielsweise mit Blick auf Zölle und die Bereitstellung und Bezahlung von Impfprogrammen in den USA, aber auch weltweit durch die Einstellung von USAid?

Wir verfolgen die Entwicklung aufmerksam und bewerten laufend die möglichen Auswirkungen auf SKAN, unsere Kunden und unsere Partner. Nervös sind wir aber nicht, denn wir haben keine Mitbewerber mit Produktion in den USA. Alle unsere Mitbewerber sind in Deutschland ansässig. Wir glauben, dass wir mit unserer Tochtergesellschaft in Deutschland und dem derzeit in Deutschland entstehenden Zentrallager strategisch gut aufgestellt sind. Auf dieser Grundlage gehen wir davon aus, dass wir mindestens die gleichen Bedingungen wie unsere europäischen Wettbewerber erhalten könnten. Hinzu kommt unsere Servicegesellschaft in den USA, die neben dem Service auch «on site»-Aktivitäten für Projekte vor Ort übernimmt. Und nicht zuletzt haben wir schon früher angekündigt, dass wir eine lokale Fertigung in den USA aufbauen wollen.

«Wir haben schon früher angekündigt, dass wir eine lokale Fertigung in den USA aufbauen wollen»

Wie werten Sie die Aussagen und Handlungen des US-Gesundheitsministers Robert Kennedy Jr. mit Blick auf den Umgang mit Infektionskrankheiten respektive deren Vermeidung und die Vorbehalte gegenüber der mRNA-Technologie? Und wie gehen Ihre Kunden aus der Life Sciences Industrie mit den Unsicherheiten um?

Dies dürfte sicherlich diese Industrie etwas zurückwerfen. Wahrscheinlich ist, dass in Zukunft neue Modalitäten eher zuerst in Europa und Asien eingeführt werden und nicht wie früher in USA.

Wie viele andere US-Behörden musste auch die FDA einen breiten Personalabbau und Kündigungen leitender Mitarbeiter verkraften. Wie schätzen Sie als zentraler Zulieferer für die forschungsintensive Life Sciences Industrie die Funktionsfähigkeit und das Tempo der FDA bei weiteren Zulassungsprozedere  innovativer Arzneimittel ein?

Aus dem Medical-Device-Bereich hört man, dass es dort wegen Personalmangel zu deutlichen Verzögerungen bei neuen Zulassungen kommt.

Welche Rolle spielen Roboter und Automatisierung bei der Expansion?

Zwar gilt die Pharma-Branche als eher konservativ aufgrund der langen Entwicklungszyklen und der Tendenz, an bewährten Prozessen festzuhalten. Aber wir sind überzeugt, dass auch in der aseptischen Abfüllung technologische Fortschritte adaptiert werden. Entsprechend werden Automatisierung und Digitalisierung künftig immer wichtiger, und die SKAN treibt die Entwicklung dieser Kompetenzen voran.

Inzwischen bieten Sie ihren Kunden nicht nur After-Sales Dienstleistungen, sondern auch Ersatzteile, Verbrauchsmaterialien und in Zukunft  sogenannte Pre-approved Services an. Würden Sie bitte für unsere Leser kurz die industrielle Logik und die Auswirkungen auf das Zahlenwerk zusammenfassen?

Bevor ein Medikament zugelassen wird, muss der Hersteller Stabilitätsdaten vorlegen. Diese Datengenerierung benötigt sehr viel Zeit und blockiert kommerzielle Produktionskapazitäten beim Kunden. Durch unsere Pre-Approved-Dienstleistung, die wir 2026 lancieren werden, wird der Kunde diese Datengenerierung an uns auslagern können, während wir parallel seine Anlage bauen. Das wird es dem Kunden ermöglichen, sein Produkt bis zu zwölf Monate früher auf den Markt zu bringen. Bei einem Blockbuster-Produkt stellt diese Zeitersparnis einen enormen Wert dar.

Ihre strategischen Ziele sind ambitioniert. Die EBITDA-Marge soll bis in den hohen 10%-Bereich angehoben werden, und mehr als 50% des EBITDA-Ergebnisses soll aus wiederkehrenden Einnahmeströmen bestehen. Was begründet den grossen Optimismus?

Dies hat wenig mit Optimismus zu tun. Wir stärken das Service-Geschäft durch selbst entwickelte neue Dienstleistungen, wie eben die Pre-approved-Services, oder zum Beispiel durch den Zukauf von Metronik. Mittelfristig werden wir damit einen 50%-Anteil der Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien an unserem Portfolio erreichen und damit auch das Margenprofil erhöhen.

Wird es nach der Metronik-Übernahme weitere M&A Transaktionen geben, um auch anorganisches Wachstum zu generieren und die Marktdurchdringung so zu beschleunigen?

Wir verfolgen weiterhin eine opportunistische M&A Strategie und werden auch in Zukunft strategisch und finanziell gut passende Gelegenheiten ergreifen.

«Wir verfolgen weiterhin eine opportunistische M&A Strategie»

Das Aktionariat der SKAN Group ist, soweit bekannt, breit gestreut. Es sticht jedoch ins Auge, dass zwar mehrere Schweizer institutionelle Investoren nennenswerten Anteilsbesitz aufgebaut haben, aber internationale Adressen nicht in Erscheinung treten. Was können Sie mit Blick auf die Veränderungen des Anteilsbesitzes im Lauf der Zeit und auch perspektivisch sagen?

Die SKAN-Aktien sind mehrheitlich im Besitz von langfristig denkenden Investoren. Daher ist das Handelsvolumen eher gering und erfüllt nicht immer die Liquiditätsanforderungen grosser internationaler Investoren. Das ist auch gut so, denn unser langfristiges Projektgeschäft, das immer wieder Schwankungen unterliegt, eignet sich nicht für kurzfristig denkende Investoren. Entsprechend sind wir glücklich, dass wir zufriedene Aktionäre haben, die uns langfristig treu bleiben.

 Vielen Dank, Herr Huber, für die erhellenden Antworten.

Sitex Properties: Immobilienverkauf in Muttenz beeinflusst Jahresrechnung 2024

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Das Sitex Powerhouse in Muttenz wurde im letzten Jahr verkauft. Bild: sitex-powerhouse.ch

Das Sitex Powerhouse in Muttenz bei Basel wurde im letzten Jahr verkauft. Bild: sitex-powerhouse.ch

Die in der Schweiz und den USA tätige Immobiliengesellschaft Sitex Properties musste im Geschäftsjahr 2024 einen konsolidierten Verlust von 3.0 Mio. CHF ausweisen. Als Grund führt das Unternehmen in seinem Jahresabschluss den Verkauf einer Liegenschaft in Muttenz, das Sitex Powerhouse, an. Die im Rahmen des Verkaufs vorgenommene einmalige Anpassung der Neubewertung der Immobilienanlagen habe die Rechnung mit 7.9 Mio. CHF belastet, heisst es im Geschäftsbericht.

Wie das Unternehmen weiter schreibt, seien die Erträge der übrigen Geschäftsbereiche, hier handelt es sich insbesondere um Erträge aus Landverkäufen und Mieteinnahmen, stabil geblieben und hätten zu einem positiven operativen Ergebnis beigetragen. Auch für die übrigen Liegenschaften und Grundstücke in der Schweiz und den USA sollen keine wesentlichen Auf- oder Abwertungen erfolgt sein. Insgesamt erzielte Sitex 2024 Erträge in Höhe von 17.7 Mio. CHF. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA erreichte 189’000 CHF (Vorjahr: 16.9 Mio. CHF).

Verkaufspreis für Powerhouse unter dem Buchwert

Das Gebäude in Muttenz hatte Sitex in den Jahren 2012 und 2015 in zwei Schritten übernommen und umfangreich saniert. In dieser Zeit wurde der Leerstand von anfänglich 50% auf rund 2,5% gesenkt. Dennoch lag der nun erzielte Verkaufspreis mit 127 Mio. CHF unter dem fairen Wert von 134.9 Mio. CHF, der zuletzt in der Bilanz ausgewiesen wurde. Die Eigentumsübertragung sei gemäss Geschäftsbericht erst im Mai 2025 erfolgt. Die durch den Verkauf zugeflossenen Mittel wurden im Juni 2025 zur Rückzahlung eines an der SIX gelisteten Bonds in Höhe von 50 Mio. CHF verwendet. Nach der Rückzahlung soll die Eigenkapitalquote wieder auf über 50% steigen.

Liquidität soll durch weitere Verkäufe gestärkt werden

Der Bond wurde vor fünf Jahren zur Finanzierung der Sanierung des Sitex Powerhouse sowie für den Erwerb des Projektes Avalon Park Daytona, USA, aufgenommen. Das Projekt in den USA befindet sich nach Angaben der Gesellschaft weiterhin «in einer frühen Aufbauphase». Im laufenden Geschäftsjahr will die Gesellschaft weitere Darlehen tilgen und zur Stärkung der Liquidität Liegenschaften in der Schweiz in den Verkaufsprozess überführen. Das Jahr 2025 werde daher ein Übergangsjahr, heisst es im Geschäftsbericht. Ziel sei es, eine Basis für substanzielle Monetarisierungsschritte zu schaffen, um mittel- und langfristig den inneren Wert der Sitex-Aktie an die Aktionäre zurückzuführen. Als Optionen nennt die Gesellschaft hier Nennwertreduktionen oder Aktienrückkäufe.

Binnen Jahresfrist ist der Aktienkurs der Sitex Properties Holding stark zurückgekommen. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Sitex Properties Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 84 CHF für eine Aktie bezahlt. Eine Dividende wurde für 2024 nicht ausgeschüttet.

Kantonalbanken: Zwischen Kreditportfolios und der Herausforderung einer adäquaten Eigenkapitalrendite

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Das Geschäft mit Hypothekarkrediten ist das Kerngeschäft der Schweizer Kantonalbanken. Bild: stock.adobe,com

Das Geschäft mit Hypothekarkrediten ist das Kerngeschäft der Schweizer Kantonalbanken. Bild: stock.adobe.com

Seit der Schweizer Immobilienkrise Anfang der 1990er Jahre gibt es 24 Kantonalbanken – trotz 26 Kantonen. Die Kantonalbanken von Solothurn und Appenzell Ausserrhoden mussten damals aufgelöst bzw. verkauft werden. Die Berner, Waadtländer, Genfer sowie die Glaner KB wurden gerettet, verloren aber mehrheitlich ihre Staatsgarantien. Von diesen 24 Schweizer Kantonalbanken sind aktuell 13 an der Schweizer Börse kotiert. Einige davon als Folge der Schweizer Immobilienkrise bzw. deren Rettungsaktionen zur breiteren Risiko- und Gewinnteilung sowie Reduktion der Haftungsrisiken der Kantone; ein Thema, das aktuell im Kontext von kantonalen Klumpenrisiken in Bezug auf die Bilanzsummen vs. kantonalen Bruttoinlandprodukten (BIP) immer wieder für Diskussionen sorgt.

Schweizer Kantonalbanken als Investment Case?  

Als Investorin und Investor von Kantonalbanken investiert man indirekt faktisch in ein «Kreditportfolio» beziehungsweise genauer noch in ein «Hypothekarportfolio». Im Median betrugen 2024 Hypothekarforderungen 66% des Bilanzvolumens von Kantonalbanken, wobei das Zinsengeschäft einen Ertragsanteil von 68% zum Gesamterfolg beisteuerte.

Kantonalbanken
Quellen: Jahresberichte, Investor Relations Präsentationen, Offenlegungsberichte, S&P Capital IQ, MarketScreener [Juni 2025]
Mit Blick auf die Risiko- und Ertragscharakteristiken von Kantonalbaken sind die Haupttreiber dieser «Hypothekarportfolios» die zugrunde liegende Kreditqualität, Zinsmarge sowie die Zinssensitivität. Durch die regulatorischen sowie volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. der Immobilienpreisentwicklung weisen die Kantonalbanken aktuell Hypothekarausfallraten aus, die gegen null tendieren. Während in der Vergangenheit Kantonalbanken eine Nettozinsmarge, also die Differenz zwischen Kundenzinssatz vs. Refinanzierungs- und Kreditkosten, von bis zu 1,5% aufweisen konnten, ist diese durch das volatile bzw. reduzierte CHF-Zinsumfeld sowie zunehmende Konkurrenz per Ende 2024 auf durchschnittlich rund 1,20% gesunken. In Kombination mit der Fälligkeitsstruktur der Hypothekarportfolios, welche bei Kantonalbanken mit knapp 50% des Volumens bei über 5 Jahren Kreditlaufzeiten liegen, sind sie zudem einer erhöhten Anfälligkeit der Zinsmarge bei Veränderungen des Zinsniveaus und somit Zinssensitivität ausgesetzt, was sich aktuell ebenfalls zeigt.

Fokus auf dem Hypothekargeschäft

Aufgrund dieser oftmals regional beschränkten und stark auf das Hypothekargeschäft ausgerichteten Haupttätigkeit sowie starren Kosten vs. beschränkten Skalenvorteilen, gerade bei kleineren Kantonalbanken, scheint es kaum möglich, eine adäquate Rendite für den Eigentümer über den Eigenkapitalkosten zu erzielen. Auch bei tiefen Cost of Equity (CoE) Annahmen von 6 bis 8% p.a. erwirtschaften nur eine Handvoll Kantonalbanken einen Return on Equity (RoE), welcher nachhaltig darüber liegt. Ausnahmen sind oft Kantonalbanken, welche ein breiter abgestütztes Geschäftsmodell bzw. Kreditportfolio und/oder ausgeprägteres direktes oder durch Beteiligungen gehaltenes indirektes Kommissionsgeschäft aufweisen, wie z.B. BCV, Genfer, Graubündner oder Zuger KB.

Kantonalbanken
Quellen: Jahresberichte, Investor Relations Präsentationen, Offenlegungsberichte, S&P Capital IQ, MarketScreener [Juni 2025]
Durch zentrale, zukünftige Herausforderungen von Kantonalbanken dürften sich die Rentabilitätserwartungen aus Investorensicht kaum verbessern. Trotz Wachstums des Hypothekarvolumens von 3,1% p.a. über die letzten 20 Jahre ist die Privatpersonen-Wohneigentumsquote, welche für Kantonalbanken als Hypothekar-Hauptzielkunden zentral ist, von knapp 40% auf 35% gesunken. Parallel ist der Anteil an institutionellen Eigentümern auf über 50% gestiegen. Gerade bei der Finanzierung von institutionellen Immobilienportfolios spielen Versicherungen, Pensionskassen oder Grossbanken eine zentralere Rolle bzw. sind der Margendruck und die Wachstumsmöglichkeiten für kleinere und regional orientierte Kantonalbanken zunehmend schwierig.

Durch die hohe Möglichkeit der Standardisierung sowie Automatisierung des Prozesses bzw. Fungibilität der Hypothekarkreditvergabe an Privatpersonen dürften zudem automatische Angebote von Hypothekenvermittlungen und -plattformen eine viel stärkere Rolle einnehmen. Dies würde zusätzlichen Druck auf das «Kerngeschäft» vieler Kantonalbanken ausüben.

Konzentration auf den jeweiligen Kanton

Obwohl Kantonalbanken grundsätzlich über die Kantonsgrenzen hinaus Geschäfte machen können, konzentrieren sich die Portfolios durch die Konkurrenzsituation oft zu 80% auf den jeweiligen Kanton. Dies ist nicht nur eine Risikokonzentration, sondern beschränkt ebenfalls die Skalenvorteile durch potenzielles Wachstum bei einer eher starren Kostenbasis enorm.

Weiter dürfte der eingangs kurz erwähnte politische Druck auf eines der durch die Kantonalbanken oft und gerne vorgebrachtes Verkaufs- und Brandinginstrumente, die «Staatsgarantie», kaum abflachen. Bei vielen Kantonalbanken übersteigt die Kredit- bzw. Bilanzsumme das kantonale BIP mittlerweile stark. Dadurch ergeben sich durch die Staatsgarantien der Kantone zusätzliche Haftungsrisiken. Dies führt zunehmend zu politischen Diskussionen und Vorstössen, diese Garantien einzuschränken oder gar abzuschaffen.

Fazit

Die sehr konzentrierte Kerntätigkeit der meisten Kantonalbanken auf das regionale Hypothekargeschäft in Kombination mit den erwähnten Risiken sowie zukünftigen Herausforderungen schränken das Wachstums- und Renditepotenzial von Kantonalbanken aus einer Investment-Perspektive substanziell ein. Für Anlegerinnen und Anleger mit einem längeren Anlagehorizont und somit meist auch höherer Risikotoleranz sind dies kaum vielversprechende Aussichten.

Dennoch ist im Portfoliokontext von möglicherweise defensiveren Anlegerprofilen die tiefe Marktsensitivität infolge der kantonalen Eigentumsverhältnisses in Kombination mit dem Fokus auf stabilen, zunehmenden Dividendenausschüttungen von einzelnen Kantonalbanken mit einer Dividendenrendite von >4% bzw. Dividenden-Wachstum von >3% p.a. ebenfalls zu erwähnen. Trotzdem sollten auch da die strukturellen Herausforderungen von Kantonalbanken mittel- und langfristig nicht unterschätzt werden.

Zum Autor: Fabian Studach betreibt mit NonBindingOffer über Social Media mit Fokus auf Instagram einen Schweizer Finanzblog mit Informationen & Wissen zum Thema Anlegen, Investieren, Vermögensaufbau sowie Wirtschaft. «Seek to understand the fundamental concepts – This often means follow the cash». 

Schilthornbahn: Start ins Geschäftsjahr 2025 geglückt

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Ehrenpräsident Max Kopp dankte Johannes Stöckli und Christoph Egger für ihre Arbeit im Zusammenhang mit dem Projekt 20XX und überreichte ihnen ein Modell des Drehrestaurants. Bilder: schweizeraktien.net

Die intensive Bauphase der Schilthornbahn fordert das Unternehmen in vielerlei Hinsicht. Verwaltungsratspräsident Johannes Stöckli machte dies an der 63. ordentlichen Generalversammlung deutlich. Deutlich wurde aber auch, dass das gesamte Aktionariat geschlossen hinter dem Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX steht. Es gab weder kritische Voten noch eine nennenswerte Anzahl Gegenstimmen zu den Traktanden. Im Gegenteil: Ehrenpräsident Max Kopp nutzte die Gelegenheit, um CEO Christoph Egger und Johannes Stöckli vor 618 Aktionärinnen und Aktionären für ihren Mut und ihr Engagement bei der Realisierung des Grossprojektes zu danken.

Rascher Baufortschritt beansprucht Liquidität

Johannes Stöckli bezeichnete 2024 als «Prüfstein» für die Schilthornbahn AG. Und er führte aus, dass der rasche Baufortschritt beim Projekt zeitweise die Liquidität des Unternehmens stark beanspruche. Er erwähnte in diesem Zusammenhang den Entscheid des Verwaltungsrats, der die Wahl zwischen Neubau oder Sanierung hatte. Denn die bestehenden Bahnen hätten wegen der Konzessionserneuerung ohnehin erneuert werden müssen. Statt für die Sanierung habe sich der Verwaltungsrat für den Neubau entschieden. «Wir sind All-in gegangen», so Stöckli vor den Aktionären. Dabei verwies er auf die Langfristigkeit und die Wirkung des Projektes für die gesamte Region.

Die Bauarbeiten beeinflussten die Jahresrechnung 2024 und führten zu einem Rückgang der Gesamterträge um 1,7% auf 32.2 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA fiel mit 6.1 Mio. CHF tiefer als erwartet aus, was CEO Christoph Egger mit dem schnellen Baufortschritt, deutlich höheren Personalkosten aufgrund der Aktivierung von Eigenleistungen und massiv höheren Energiepreisen begründete. Der Gewinn lag bei 1.1 Mio. CHF.

Schilthorn-Gipfel wieder erreichbar

Seit dem 15. März 2025 ist der Schilthorn-Gipfel wieder erreichbar, was sich im laufenden Geschäftsjahr bereits positiv in den Frequenzen zeigt. So konnte die Bahn seit der Wiedereröffnung des Gipfels bei den Ausflugsgästen einen Zuwachs von rund 25,7% verzeichnen. Auch in der Wintersaison erzielte die Bahn bei den Ersteintritten ein Plus von 4,4% gegenüber dem Vorjahr. Der Ertrag legte sogar um 5,0% auf knapp 7 Mio. CHF zu. Zum Start der Wintersaison 2025 soll die Bahn die vollen Frequenzen zur Verfügung stellen. Entspannt hat sich nach den Worten von Egger auch die Situation bei der Energiebeschaffung, wo für dieses Jahr mit einer Entlastung gerechnet wird.

Dank an Egger und Stöckli

In seiner Dankesrede an die zwei treibenden Kräfte hinter dem Generationenprojekt ging Max Kopp, der von 1993 bis 2021 den Verwaltungsrat der Bahn präsidierte, auf die über 50-jährige Geschichte der Bahn ein. In dieser Zeit sei die Bahn von Personen geprägt worden, die an den unternehmerischen Erfolg geglaubt und Risiken in Kauf genommen hätten. Ohne diese Personen würde es die Bahn heute nicht geben. Mit Christoph Egger und Johannes Stöckli seien wieder zwei Personen an der Spitze, welche mit ihrem Engagement diese erfolgreiche Geschichte fortschreiben würden.

Er überreichte den beiden ein Modell des Drehrestaurants auf Piz Gloria als Dank.

Der Aktienkurs der Schilthornbahn bewegt sich seit einem Jahr zwischen 1’200 und 1’300 CHF. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Schilthornbahn AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’280 CHF für eine Aktie bezahlt.

Marc E. Possa, SaraSelect: «Vieles ist stabiler als kurzfristig wahrgenommen»

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Der SaraSelect der VV Vermögensverwaltung AG ist ein reiner Aktienfonds und gehört zur Flagship-Palette der Bank J. Safra Sarasin AG. Der Anlagefonds wurde im Jahr 1996 aufgelegt und investiert in Schweizer Nebenwerte, mit Fokus auf Qualität und Stabilität, und hat deshalb einen hohen Bezug zum Small-Cap-Segment. Mit rund 1.3 Mrd. CHF per Ende Mai 2025 gehört der Fonds zu den Schwergewichten in diesem Bereich. Im Gegensatz zu vielen anderen Small-&-Mid-Cap-Fonds wird ein von der Benchmark unabhängiger Ansatz verfolgt.

Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich Portfoliomanager Marc Possa zur Übergewichtung des Fonds in Industrietitel, warum er nicht in Finanzwerte investiert und warum die Musik auf den Märkten weiterspielen wird.

Herr Possa, «Sattle kein Pferd, das Du nicht reiten kannst», dieses Zitat von John Wayne stellen Sie über Ihren Monatsbericht Mai 2025. Nun scheint es, dass zur Zeit viele Pferde gesattelt werden, die noch nicht eingeritten wurden, wie die Zoll-Pferde in den USA. Kann man mit Blick auf die politischen Börsen sagen, dass eher die Pferde die Reiter reiten als umgekehrt?

Es sind herausfordernde Zeiten, in welchen sich vieles neu ordnet; damit ergeben sich aber enorme Chancen für die, die Lösungen für die jeweiligen Kunden bieten. All die Megatrends laufen ja weiter und bedürfen technologischer Lösungen.

«in der Regel ist jedes Risiko auch immer eine Opportunität»

Mit Ihrer starken Übergewichtung in Industrietitel sind Sie mit Ihrem Sara Select Fund exponiert, wenn es um mögliche Zollmassnahmen der US-Regierung geht. Wo sehen Sie bei den von Ihnen gehaltenen Industrietiteln die grössten Risiken?

Die Welt ist voller Risiken, in der Regel ist aber jedes Risiko auch immer eine Opportunität. Die agilen, kleinen Schweizer Gesellschaften sind häufig Weltmeister in der raschen Anpassung auf neue Gegebenheiten. Am Ende geht es praktisch nur darum, wer dem Kunden einen Nutzen stiftet, der ja dann auch bezahlt wird.

Unter Ihren vier grössten Positionen sind Dottikon und Bachem insgesamt mit fast 10% in Ihrem Portfolio gewichtet. Dottikon hat seit Anfang April um mehr als 50% zugelegt. Etwas anders läuft es bei Bachem, deren Kurs nur moderat zugelegt hat. Worin sehen Sie die deutliche Diskrepanz der Performance dieser Unternehmen, die ja beide in der Produktion von Peptiden tätig sind?

Beide sind CDMOs, also mit der Entwicklung und der Produktion von Wirkstoffen beauftragte Hersteller. Bachem macht Peptide, Dottikon «Small Molecules». Beide haben aber die gemeinsame Eigenheit, dass man zuerst in Kapazitäten investieren muss, um dann die gewünschten Umsätze mit seinen Kunden erzielen zu können. Wenn aber ein Franken Capex in den Folgejahren zu einem Franken Umsatz führt, ist ein Investment ein «No-brainer», da der Payback bei EBIT Margen von 30% sehr kurz ist.

Wie schon vor einem Jahr, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, ist Also die grösste Position in Ihrem Portfolio. A la longue sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial und steigende Kurse. Welche Kurse dürfen wir bei Also erwarten?

Der Markt scheint Also zu wenig zu verstehen. Man schaut auf das reine Box-Moving-Geschäft und ist dann der Meinung, dass dieses margenschwache Geschäft auch nicht gross wächst, da die Leute mit dem Kauf von IT-Gütern noch zuwarten. Dabei ist aber das Service- und Solutionsgeschäft für die Also das viel Wichtigere. Hier werden die Margen gemacht, und die Mixverschiebung hin zu diesen beiden Segmenten führt zu einem Anstieg der Also Marge. Es braucht aber für dieses Ökosystem auch das langweilige Box-Moving-Geschäft.

Was überzeugt Sie an Sika, ebenfalls eine der grössten Positionen in Ihrem Portfolio?

Sika hat eine der besten Kulturen, sie machen ziemlich alles richtig und werden auch wieder zu einem schönen organischen Wachstum finden. 2021 und 2022 wuchsen sie ja über 15% und 13%, um dann 2023 und 2024 praktisch nicht mehr organisch zu wachsen. Also auch hier eine Übertreibung während der Covid-Jahre, die dann zu einer Verlangsamung (Destocking Thematik) in den Jahren danach führte.

Sie reiten im Gegensatz zu vielen anderen Investoren immer noch die «Pferde» Meyer Burger und auch Pierer Mobility, beides Aktien, die den Anlegern in letzter Zeit kaum Freude bereitet haben. Meyer Burger ist zu einem Penny Stock verkommen, auch Pierer Mobility musste grosse Verluste verzeichnen und wurde verkauft. Warum halten Sie an diesen Aktien nach wie vor fest? Sind Sie noch immer von einem Turnaround überzeugt?

«Mehrheitseigentümer Stefan Pierer hat die Situation in den USA falsch eingeschätzt»

Meyer Burger ist bis im Juli vom Handel ausgesetzt, also wird diese Pferd weiter geritten. Bei Pierer Mobility ist die Situation eine ganz andere. Der Mehrheitseigentümer Stefan Pierer hat die Situation in den USA falsch eingeschätzt und demzufolge zu lange weiter produziert und viel zu spät gebremst. Dies ist das Resultat der massivsten Verwerfungen der letzten 5 Jahre, wo Covid zuerst die globalen Lieferketten stresste, das Verhalten der Leute änderte (Stichwort Outdoor Sports aber auch Homeofficing u.a.). Als dann in den USA die Zinsen stiegen, hörten viele US Konsumenten auf, Motorräder zu kaufen. In der Regel hat man in den USA 1’000 USD, nimmt 9’000 USD bei einer Bank auf und kauft damit eine KTM Maschine für 10’000 USD. Wenn dann die Zinsen um fast 5% steigen, nimmt die Bereitschaft zur Verschuldung rapide ab. Dies hat die KTM Händler und dann die Pierer Mobility Group stark getroffen.

Am deutlichsten sind Sie mit Ihrem Fonds gegenüber der Benchmark SPI Small & Mid Cap Index in der Branche Finanzdienstleistungen unterinvestiert. Damit verpassen Sie die deutlichen Kursavancen z.B. von Swissquote, aber auch in etwas geringerem Masse der Cembra Money Bank. Ist es Ihrer Meinung nach zu spät für einen Einstieg z.B. bei Swissquote?

Ich bin bei den Finanzwerten nie investiert, weil man da sehr viel mehr Mühe hat, sich Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten. Wir könnten heute eine Bank gründen und mit den bestehenden in Konkurrenz treten. Partnersgroup, Swissquote und VZ sind aber Ansätze, welche grundsätzlich gut aufgestellt und damit investierbar sind.

Bei welchen Investments wären Sie zurzeit vorsichtig?

Grundsätzlich bei allen Investments, wo es ein mediokres Geschäftsmodell, eine schlechte Strategie oder zu wenig Alleinstellungsmerkmale gibt.

«Holcim oder Geberit gehören in jedes Portfolio»

Welche Titel ausser den bereits besprochenen gehören Ihrer Meinung nach unbedingt in ein Portfolio eines Privatanlegers?

Bluechip Firmen wie Holcim oder Geberit gehören meiner Meinung nach in jedes Portfolio, weil sie über hervorragende Führungen und Kulturen verfügen und überdurchschnittlich vieles richtig machen.

Wie sind Ihre Aussichten für das Jahr 2025?

Die Musik muss weiterspielen, die verpolitisierten Zentralbanken werden alles tun, um die Stimmung und Prosperität nicht total abklingen zu lassen. Vieles ist an sich stabiler als kurzfristig wahrgenommen. Das aktuell grösste Risiko, neben dem Ausarten der diversen Konflikte, ist eine synchrone Herausschiebung anstehender Investitions-Entscheidungen und damit eine starke Verlangsamung der Weltwirtschaft, welche sich dann auf die Börsen übersetzen würde.

Herr Possa, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Kursaal Bern: Rupert Ecker wird neuer CEO des Grand Casino Bern

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Ruperz Ecker wird neuer CEO des Grand Casino Bern. Bild: linkedin.com/in/rupert-ecker/

Rupert Ecker wird neuer CEO des Grand Casino Bern. Bild: linkedin.com/in/rupert-ecker/

Am 15. September 2025 kommt es zu einem Wechsel in der Führung der Grand Casino Kursaal Bern AG. Rupert Ecker folgt als CEO auf Ludwig Nehls, der am 31. Oktober in den Ruhestand gehen wird. Damit ist die Nachfolge in der Tochtergesellschaft der Kursaal Bern AG geregelt. Noch nicht bekannt ist, wer im Frühjahr 2026 auf Kevin Kunz, den CEO der Kursaal Bern-Gruppe, folgen wird, der ebenfalls in Pension geht.

«Mit Rupert Ecker konnten wir einen CEO gewinnen, der neue Impulse für das landbasierte Casino in Bern setzt und zugleich unsere Wachstumsstrategie für 7melons.ch mit fundierter iGaming-Expertise und unternehmerischer Führungskraft gezielt weiterentwickelt», wird Ueli Winzenried, Verwaltungsratspräsident der Grand Casino Kursaal Bern AG, in einer Medienmitteilung zitiert.

Der 52-jährige Ecker habe Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsmathematik an der Universität Ulm studiert und verfüge über langjährige internationale operative Erfahrung im iGaming-Sektor, heisst es in der Medienmitteilung. Die Grand Casino Kursaal Bern AG hebt weiter das «tiefgreifende Verständnis für Digitalisierung und ausgeprägte Kenntnisse der Branchendynamik» hervor, mit denen er «Innovation und unternehmerische Entwicklung gezielt vorantreibt».

Zuletzt war Rupert Ecker Managing Director des Schweizer Online-Casinos «PASINO.ch» in Genf. Mit einem Bruttospielertrag von 22.4 Mio. CHF war PASINO.ch 2024 das fünftgrösste Onlinecasino. Das zum Grand Casino Kursaal Bern gehörende 7melons.ch brachte es nur auf 8.1 Mio. CHF.

Die Aktien der Kursaal Bern AG sind an der BX Swiss kotiert. Zuletzt wurden 410 CHF pro Aktie bezahlt.

Kursaal-Casino AG Luzern: Weitere Festigung der Marktposition

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Knapp 700 Aktionärinnen und Aktionäre sowie zahlreiche Gäste nahmen an der 129. Generalversammlung der Kursaal-Casino AG Luzern AG teil. Alle Fotos: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

Der 129. Generalversammlung der Kursaal-Casino AG Luzern war das Wetter hold: Vor der Alpen-Traumkulisse am Vierwaldstättersee strömten die Aktionärinnen und Aktionäre an einem strahlenden Juniabend zu der GV, die immer auch ein gesellschaftlicher Anlass ist. Beim Apéro am Ufer des Sees und beim anschliessenden Abendessen mit exquisitem 3-Gang-Menü in den Restaurants und historischen Räumen der Kursaal-Casino AG Luzern waren die Teilnehmenden voll des Lobes für «ihr» Unternehmen und die guten Geschäftszahlen, die für das vergangene Jahr verkündet wurden.

In der zweiten Reihe mit grossem Applaus bedacht

Zum ersten Mal präsidierte Philipp Gmür als Verwaltungsratspräsident die GV. Und begrüsste seinen Vorgänger Guido Egli mit warmen Worten. «Du sitzt jetzt in der zweiten Reihe», wandte er sich mit einem Augenzwinkern an den langjährigen ehemaligen VR-Vorsitzenden, der eigentlich in der ersten Reihe im Saal sass, aber eben nicht mehr durch den Abend führte.

Der ehemalige Verwaltungsratspräsident Guido Egli wurde für seine Verdienste für die Kursaal-Casino-Luzern-Gruppe mit grossem Applaus bedacht.

Welche Bedeutung Guido Egli für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens hat, wurde durch die Länge und Intensität des Applauses der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich. Unter seiner Ägide ging das erste Onlinecasino mycasino ins Netz und behauptet sich seither als Branchenprimus. Das ist ein entscheidender Baustein dafür, dass die Kursaal-Casino AG Luzern so erfolgreich wirtschaftet.

Drei strategische Ziele

Aber zurück zu seinem Nachfolger. Philipp Gmür umriss in seiner Eröffnungsrede die drei strategischen Ziele, die sich das Unternehmen gesetzt hat. So wolle man erstens die marktführende Stellung im Online-Spielbetrieb halten und ausbauen, zweitens die Attraktivität des landbasierten Casinos durch eine Modernisierung der Räumlichkeiten steigern und drittens die Gastronomie und Unterhaltung optimieren, indem zusätzliche Angebote geprüft werden würden.

Zum ersten Mal präsidierte Verwaltungsratspräsident Philipp Gmür die Gerneralversammlung.

Die Forderung Gmürs, illegale Online-Casinos stärker zu bekämpfen, ist nicht neu, aber aktuell wie nie. Nur konzessionierte Anbieter böten ein Sozialkonzept, förderten verantwortungsvolles Spielen und kümmerten sich um die Suchtprävention, so Gmür. Und sie zahlen in die AHV ein: Allein Luzern hat seit 2002 etwa 600 Mio. CHF aus dem Bruttospielertrag (BSE) als Spielbankenabgabe entrichtet. Im letzten Jahr flossen 51% des Online-BSE und 43% des im landbasierten Casino erzielten BSE von insgesamt 125 Mio. CHF an die AHV.

Dazu passte die Wortmeldung eines Aktionärs, der dazu aufrief, nach der GV im Casino spielen zu gehen, wie er es immer tue. Wenn er gewinne, freue er sich, wenn er verliere, so wisse er, dass er der AHV etwas Gutes tue.

Begehrte Casino Awards gehen nach Luzern

Am Tag der Generalversammlung wurde bekannt, dass dem Grand Casino Luzern zwei begehrte Awards verliehen wurden: für das beste landbasierte, aber auch für das beste Online-Casino der Schweiz. Ein grosser Erfolg für das operative Team rund um CEO Wolfgang Bliem. Bliem bekräftigte an der GV den Willen, die starke Marktposition weiter zu festigen und auszubauen. Die Strategie rund um mycasino sei erfolgreich; um die 4’000 Spiele würden angeboten, bald soll auch Online-Poker dazu kommen.

CEO Wolfgang Bliem freute sich über den erfolgreichen Geschäftsverlauf in 2024 und über einen Award, der sowohl das landbasierte als auch das Online-Casino als bestes Casinos der Schweiz auszeichnete.

Die Nachfrage nach Events in den Räumlichkeiten an der Haldenstrasse sei hoch, freute sich der CEO. So bietet das Haus neu buchbare Spielerklärungen und Turniere für Gruppen an, was sehr gut aufgenommen worden sei.

Als Zückerchen obendrauf kann die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Casinos gewertet werden, die zu Spitzenzeiten bis zu 20% des Strombedarfs abdeckt. «Ein Meilenstein der Nachhaltigkeitsstrategie», freute sich Bliem.

Gewinn gestiegen, Aktionäre erhalten Dividende von 12 Franken

Das zweite «neue» Gesicht auf dem Podium war CFO Roman Baselgia, der zum ersten Mal, seit er die Position des altersbedingt zurückgetretenen Vorgängers Rudolf Widmer übernommen hat, das Geschäftsjahr 2024 in Zahlen vorstellte. Diese fielen insgesamt zufriedenstellend aus: Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen stiegen leicht an. Da sich aber auch die Personalkosten sowie der übrige betriebliche Aufwand erhöhten, wies die Grand Casino Luzern Gruppe ein EBITDA von 4.3 Mio. CHF gegenüber 6 Mio. CHF im Vorjahr aus. Auf Stufe EBIT kletterte das Resultat von 0.6 Mio. CHF auf 1 Mio. CHF, was damit zu tun habe, dass im letzten Jahr Abschreibungen von 2.4 Mio. CHF wegen des Projekts «Sion» getätigt worden seien, so Baselgia. Unter dem Strich erzielte die Kursaal-Casino AG einen Gewinn von 1.03 Mio. CHF nach 255’000 CHF im Vorjahr.

Dieses Ergebnis kommt den Aktionärinnen und Aktionären zugute, die eine Dividende von 12 CHF pro Aktie bzw. Genussschein erhalten.

Zum ersten Mal stellte der neue CFO Roman Baselgia der Generalversammlung die Geschäftszahlen vor.

Statutenänderung, aber kein Verzicht auf physische GV

Zum Schluss führte VR-Präsident Philipp Gmür speditiv durch den statutarischen Teil der Generalversammlung. Sowohl die Revision der Statuten, die nach dem revidierten Aktienrecht notwendig geworden war, wie auch alle anderen Anträge des VR wurden vom Aktionariat grösstmehrheitlich gutgeheissen.

Unter dem neuen statutarischen Regime werden die Kompetenzen des VR leicht erweitert; die Statuten wurden geschlechterneutral formuliert; und dem VR steht es frei, auch digitale oder hybride GVs einzuberufen.

Die Aktionärinnen und Aktionäre können auch in Zukunft die Generalversammlung als physische Veranstaltung wie hier beim Apéro am Vierwaldstättersee erleben.

Aber da konnte Gmür allfällig irritierte Gemüter der Anwesenden gleich besänftigen: Der VR beabsichtige, trotz der Statutenrevision auch in Zukunft physische Generalversammlungen durchzuführen – einen gesellschaftlichen Anlass, den die Gäste so sehr schätzen. Gmür, so zeigte sich, hat das Ohr ganz nah bei den Wünschen seiner Aktionärinnen und Aktionäre.

Stadtcasino Baden: Hubertus Thonhauser ist neuer VR-Präsident

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Hubertus Thonhauser ist neuer VRP der Stadtcasino Baden AG. Bild: zvg

Hubertus Thonhauser ist neuer VRP der Stadtcasino Baden AG. Bild: zvg

An der 40. Generalversammlung der Stadtcasino Baden AG haben die Aktionärinnen und Aktionäre Hubertus Thonhauser zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Er folgt auf Jürg Altorfer, der nach insgesamt 17 Jahren Verwaltungsratsmitgliedschaft, davon 10 Jahre als Präsident, die Leitung der Casinogruppe abgibt.

Unter seiner Führung habe sich die Stadtcasino Baden AG zu einer der innovativsten Casinogruppen des Landes entwickelt, eine weitreichende Transformation erfahren und wichtige neue Geschäftsfelder erschlossen, heisst es in der Medienmitteilung. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Stadtcasino Baden Gruppe einen Bruttoumsatz von 129.5 Mio. CHF und wies einen Konzerngewinn von 3.6 Mio. CHF aus.

Hubertus Thonhauser ist seit 2012 Mitglied des Verwaltungsrats der Stadtcasino Baden Gruppe und war vormals Delegierter des Verwaltungsrates der Casino Austria Gruppe. In der Schweiz gilt es als ein ausgewiesener Branchenkenner. «Ausserdem ist er Finanzexperte und als internationaler Unternehmer und Investor – nicht zuletzt in der Gaming-Industrie – seit vielen Jahren erfolgreich im Tech- und Web 3.0-Bereich tätig», so die Stadtcasino Baden Gruppe in ihrer Medienmitteilung.

Die Aktien der Stadtcasino Baden AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 420 CHF für eine Aktie bezahlt.

Lenzerheide Bergbahnen: Reto Aeschbacher wird neuer CEO

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Reto Aeschbacher wird ab Oktober 2025 neuer CEO der LBB AG. Bild: © Scott Sports SA

Reto Aeschbacher wird ab Oktober 2025 neuer CEO der LBB AG. Bild: © Scott Sports SA

Der Nachfolger von Thomas Küng, dem früheren CEO der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB AG), ist nun bekannt. Wie das Unternehmen mitteilte, wird Reto Aeschbacher ab Oktober 2025 neuer CEO des Bergbahnunternehmens. Küng hatte die LBB AG bereits Ende April aufgrund unterschiedlicher Auffassungen in der Strategie verlassen.

Der Verwaltungsrat der LBB AG habe Aeschbacher einstimmig zum neuen CEO ernannt, heisst es in einer Medienmitteilung. Der 52-jährige Berner sei seit 29 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Scott Sports SA tätig, zuletzt als Chief Marketing Officer (CMO) und Chief Digital Officer (CDO). Bei Scott war der gelernte Landmaschinenmechaniker in verschiedenen Funktionen im Marketing tätig, bevor er zum CMO und CDO ernannt wurde. Dabei sammelte er nationale und internationale Führungserfahrung. Aufgrund seiner Tätigkeiten kenne er auch die Lenzerheide und viele Leistungspartner vor Ort, schreibt die LBB AG.

«Reto Aeschbacher ist eine praxisorientierte, unternehmerische Persönlichkeit mit grosser Erfolgsbilanz und hat fundierte Kenntnisse über Markenführung, Stakeholdermanagement in sehr komplexen Umfeldern, Führung von digitalen Transformationsprozessen und ein sehr kundenfokussiertes, konzeptionelles und zielstrebiges Denken. Zudem bringt er umfassende Kenntnisse und Verbindungen in die nationale und internationale Sport- und Freizeitindustrie mit», wird Verwaltungsratspräsident Felix Frei in der Medienmitteilung zitiert.

Die Aktien der LBB AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 10.25 CHF für eine Aktie bezahlt.

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